Energie
Vorwort
Diese Liste wurde angelegt, damit es eine zentrale Quellenliste für viele der häufigsten Fragen zu regenerativen Energien gibt, ähnlich zu meiner Hardware und Softwareliste.
Extrablatt soll aktuelle Themen behandeln, die im politischen oder medialen Diskurs aufkommen wie unter anderem die Heizungsreform bzw. die Reform des Gebäudeenergiegesetzes.
Die Angaben dort werden nach einer willkürlichen Zahl zu einem normalen Kapitel umgewandelt.
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Es ist eher zu erwarten, dass ich regelmäßig Kapitel ergänzen werde, je nach Fragen von euch und neuen Erkenntnissen.
Die letzten Updates
Geplante Themen
Kapitel: Wahlkampf in Deutschland - Energiepolitik.
Kapitel 14: Energiespeicher
Wahlkampf in Deutschland - Energiepolitik
Ursprünglich sollte dieses Kapitel als Bestandteil einer Bilanz der Ampel-Regierung erscheinen, in der positive und negative Gesetze genau aufgelistet werden.
Durch die vorgezogene Wahl muss das schneller passieren, also findet ihr eine Übersicht über die Energiepolitik im Wahlkampf der Parteien.
Aktuell werden nur Parteien erscheinen, die auch im letzten Bundestag vertreten waren.
Selbstverständlich wird diese Liste bis zur Wahl laufend aktualisiert, da bis zum 23. Februar 2025 einige neue Wahlprogramme aufkommen werden.
CDUs Neue Energie-Agenda für Deutschland.
Historisch ist die CDU beim Thema Energiepolitik in der Vergangenheit nicht positiv aufgefallen.
Sei es mit dem Zickzack Kurs beim Thema Kernkraftverlängerung 2010, um dann kurze Zeit später erneut aus der Kernkraft auszusteigen, damit der Steuerzahler 2,4 Milliarden Euro als Schadensersatz zahlen muss.
Oder wurde auch beim Photovoltaikausbauchaos von 2013 eher als Bremse wahrgenommen.
Die EEG-Fördersummen zu senken, ist tatsächlich sehr sinnvoll gewesen, nur gab es kaum Versuche, Themen wie Smart-Meter-Rollout voranzutreiben.
Da haben die Großen Koalitionen mit Unsinn wie der sicheren Lieferkette aktiv die Energiewende verlangsamt, wodurch Innovationen wie Vehicle 2 Grid in Frankreich aktuell nicht umsetzbar sind in Deutschland.
Glücklicherweise hat die Ampel mit dem Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende diese Probleme behoben und es geht voran.
Dennoch geht es um die Zukunftsambitionen der CDU.
Schauen wir uns das genauer an:
Mit diesem Diskussionspapier auf 12 Seiten erklärt die CDU ihre Vision einer neuen Energieagenda, damit der Strom in Deutschland bezahlbarer wäre.
Fünf konkrete Eckpfeiler benennt die CDU, um dieses Ziel zu erreichen:
Eckpfeiler 1 - Erst Einstieg, dann Ausstieg
Grundsätzlich beginnt der Anfang von Eckpfeiler 1 überschaubar.
Unnötig Kapazität in der Reserve zu halten, treibt die Kosten stärker als aggressiver den Neubau von Kraftwerken voranzutreiben.
2023 gab es bereits Baustart von wasserstofffähigen Gaskraftwerken im Süden Deutschlands und daher ist diese Position nicht sonderlich logisch.
Zusätzlich die Positionierung der CDU bei Biogas oder Wasserstoff im bestehenden Gasnetz ist etwas befremdlich, da suggeriert wird, dass man ernsthaft die aktuellen Gasleitungen für den Zweck nutzen könnte.
Mindestens für das private Heizen wird Wasserstoff und Biogas keine ernsthafte Alternative werden, wie für Wasserstoff in einer Metaanalyse von 54 Studien festgestellt wurde.
Auch in Großbritannien wurden solche Tests gestoppt, da es weder die Vorräte an Wasserstoff noch ein wirtschaftliches Argument bezüglich Wasserstoff fürs private Heizen gibt.
Zusätzlich plant die Union die Stromkosten signifikant zu senken, möchte dann allerdings Wärmepumpen oder Nah- bzw. Fernwärme nicht stärker fördern? Deutschland liegt bei den Wärmepumpenverkaufszahlen pro 1000 Haushalten sehr weit hinten und mit günstigerem Strom würde man automatisch deutlich mehr Wärmepumpen verkaufen.
Da eher auf Biogas oder Wasserstoff zu setzen ist ein absurdes Argument und disqualifiziert die Beiträge der CDU bei der Energiepolitik.
Nun beginnt wieder der typische Unsinn über Kernkraft.
Wer mehr Details über die Kernkraftabschaltung und die Diskussion um die AKW-Files und Habeck sucht, findet diese bei diesem Artikel.
Kurzgefasst zu der Energieagenda:
14.11.2024 äußerte sich E.ON negativ über das Zurückholen der Kernkraft.
Es sei ökonomisch nicht sinnvoll, die Anlagen zurückzuholen.
— Nadia Jakobi (E.ON)
Außerdem ist es wichtig zu betonen, dass laut Preussenelektra der Rückbau bereits zu weit fortgeschritten ist, sodass bereits Kühlmittelpumpen und Dampfleitungen demontiert wurden.
Natürlich heißt das nicht, dass man technisch Kernkraftanlagen nicht mehr zurückholen kann.
Nur steigen die Kosten durch den Rückbau immer weiter an und sorgt dafür, dass es immer absurder wird, auf Kernkraft zu setzen.
Wir sind hierzulande über den Punkt hinaus, an dem wir abgeschaltete Atomkraftwerke wieder zurück ans Netz bringen sollten. Das sei zwar technisch möglich, doch „wenn man sich die Hürden und vor allem die Kosten dahinter anguckt, halte ich das doch für sehr unrealistisch
— Markus Krebber (RWE)
Grundsätzlich deckt sich das auch mit dem dritten und letzten ehemaligen Betreiber von Kernkraftanlagen, EnBW.
Andreas Schell spricht deutliche Worte, dass weder bestehende Anlagen noch neue Kernkraftanlagen eine Lösung für die Energieversorgung in Deutschland sei.
Zu bestehenden Kernkraftanlagen:
Der Block II in Neckarwestheim ist seit Mai im Rückbau, und unsere weiteren vier Kernkraftwerke sind das schon länger. Wir haben für alle Standorte unsere Rückbaugenehmigung bekommen und auch mit dem Rückbau begonnen. Das ist irreversibel, und das ziehen wir jetzt auch durch.
— Andreas Schell (ENBW)
Zu neuen Kernkraftanlagen:
Das ist doch nicht die Lösung der heutigen Energieversorgung. Der Bau und die Planung einer solchen Anlage liegen bei 20 Jahren Minimum. Die Kosten eines großen Kernkraftwerksprojekts in Großbritannien werden auf mittlerweile 40 Milliarden Euro geschätzt. Auch solche Anlagen bedürfen einer massiven Förderung, damit sie überhaupt ans Netz gehen können. Wie damit jemals kostendeckend Strom erzeugt werden soll, ist mir schleierhaft. Es gibt viele Absichtserklärungen zum Bau von Kernkraftwerken, aber die Zuliefererbranche ist sehr klein. Das ist eine rein politische Debatte.
— Andreas Schell (ENBW)
Merkt euch vor allem den Teil mit Absichtserklärungen.
Heiße Luft allein erzeugt leider keinen Strom, sonst könnte man mit den populistischen Forderungen einzelner Politiker den gesamten Strombedarf des Landes füllen, nur konkrete Projekte mit konkreter Planung und einem tatsächlich auftretenden Baustart und Abschluss führen am Ende zur Stromerzeugung.
Aus meiner Sicht bleibt es ein Rätsel, wie man als Partei immer noch für Kernkraft argumentieren kann, wenn wortwörtlich alle Betreiber davon aus ökonomischer Sicht abraten.
Im Artikel spricht Schell davon, dass mit Offshore Anlagen gut Geld verdient werden kann und falls euch erzählt wird, dass das nur dank staatlicher Subventionen möglich sei, gibt es ein recht simples Gegenargument.
2023 und 2024 wurden alle Flächen für Windkraft-auf-See bzw. Offshore-Wind mit Null-Cent-Geboten verteilt. Also keine direkte Mindestvergütung nach dem EEG. Eine sehr positive Nachricht.
Abschließend zu dem Punkt kann man sagen, dass eine Diskussion des Betriebs der zuletzt abgeschalteten Kernkraftwerke unter vertretbaren technischem und finanziellem Aufwand noch möglich sei, bereits abgeschlossen ist.
Jeder Betreiber sagt, es ergibt wenig Sinn, also wozu wird dieser Punkt in einem Diskussionspapier für die kommende Wahl genannt?
Darauffolgend ergibt der Punkt bezüglich Energieunion keinen Sinn.
Europa hat bereits mit dem ENTSO-E eine sehr große Energie-Kooperation und tatsächlich ist etwas unklar, was mit starker europäischer Infrastruktur im Herzen Europas gemeint sein soll.
Generell spricht nichts gegen einen Ausbau der grenzüberschreitbaren Kapazitäten und Netze und sofern sich das darauf konzentriert, ist das völlig in Ordnung. Nur passiert das bereits, wie man bei ACER nachlesen kann.
Außerdem widerspricht die Union auf Seite 10 dieser Forderung durch die Ablehnung einer Teilung der deutschen Stromgebotszone.
Grenzüberschreitende Kooperation würde sowas als Stärkung voraussetzen, damit man mehr Anreize hat, mit den Nachbarländern effizienter zu handeln.
Gemeinsame Energieprojekte mit den Nachbarländern geht ziemlich gegen jeden aktuellen Trend bezüglich regenerativer Energien, da sowas höchstens im Kontext von Kernspaltung oder Kernfusionsprojekten sinnvoll ist und dort gibt es bereits mehrere Projekte.
Daher wirkt das als Forderung recht unnötig, da das bereits der Fall ist.
Inwiefern das die Kosten senken soll, bleibt unklar und wird nicht beleuchtet.
Zum letzten Punkt bezüglich der Entwicklung und Forschung von Kernkraftwerken der vierten oder fünften Generation sowie von SMR kann man weiter nur fragen:
Wie soll das Geld sparen?
Insbesondere kleine modulare Reaktoren haben signifikante Probleme mit Wirtschaftlichkeit und Preisexplosionen, sobald sie tatsächlich gebaut werden oder werden dann sogar während des Baus eingestellt, da es zu teuer geworden ist und die Preisprognosen initial viel zu niedrig waren.
Zusätzlich reden wir bei kleinen modularen Reaktoren laut einer Studie von 2022 von mehr nuklearen Abfall von Faktor 2-30 (!) (je nach Design, eher doppelt so hoch ist realistisch) und das muss man erstmal den Bürgern vermitteln.
Aus meiner Sicht kein unlösbares Problem, nur neben der offensichtlichen Wirtschaftlichkeitsprobleme auch ein Argument, gegen das man im öffentlichen Diskurs nur schwer ankommen wird.
Mittlerweile im Jahr 2024 gehe ich so weit, dass selbst die Forschung für Kernspaltung der vierten und fünften Generation verbranntes Geld ist.
Das gilt explizit nicht für Kernfusion, bei der man sehr viel Geld reinstecken sollte und langfristig durchaus erstrebenswert ist, nur Kernkraftanlagen der vierten und fünften Generation, egal ob reguläre Größe oder SMR, MMR-Konfiguration, wirken auf mich nach Geldverschwendung.
Geringere Betriebskosten (OPEX) und Investitionskosten (CAPEX) bei regenerativen Energien verdrängen Kernkraft auch bei steigenden Strombedarf aus dem Markt wie in Frankreich und sorgen dafür, dass kommende Projekte häufiger gedrosselt werden dank Merit-Order.
Diese Drosselung sorgt zwangsläufig dafür, dass Kernkraftanlagen über ihre Lebenszeit weniger KWh erzeugen und jede erzeugte KWh noch teurer wird.
Jedes kommende Projekt muss sich bei Wirtschaftlichkeit gegenüber den Alternativen beweisen können und bis 2030 werden wir immer häufiger sehen, dass SMR-Betreiber wie Ultra Safe Nuclear Corporation Ende Oktober 2024 Insolvenz anmelden.
Zusammengefasst zum ersten Eckpfeiler:
CDU liefert wiederholt absurd teure Alternativen (Gasnetze für Biogas/Wasserstoff) und verschwendet die Zeit der Wähler mit entweder obsoleten Forderungen (Energieunion), bereits geklärten Debatten (Reaktivierung Kernkraft) und legitimer Geldverschwendung (Forschung an Kernspaltung der vierten und fünften Generation), um … damit Geld zu sparen?
Eckpfeiler 2 - Praxistaugliche und kostengünstige Maßnahmen statt realitätsfremder Idealvorgaben
Die Klima- und Kosteneffizienz der Energiepolitik muss grundlegend gesteigert werden. Schnelle und wirksame Maßnahmen müssen kostspieligen Ideallösungen vorgezogen werden. Also: Die „low hanging fruits“ zuerst und pragmatische Lösungen immer umsetzen.
— CDU
Spannend, dass der erste Abschnitt von Punkt 2 einigen der Forderungen von Punkt 1 direkt widersprechen.
Grade der Fokus auf Wasserstoff und Biogas aus Punkt 1 ist im direkten Widerspruch zu dieser Forderung, denn das ist weder schnell umgesetzt noch wirksam als Maßnahme.
Danach wird es allerdings noch absurder.
In der kurzen Frist ist die sofortige Umsetzbarkeit von Maßnahmen entscheidend. So lassen sich
vor allem beim Netzausbau und im Offshore-Bereich schnell erhebliche Kostenpotenziale heben. Beim Netzausbau sollen die notwendigen HGÜ-Übertragungsnetze künftig in der Regel als Freileitungen geplant und umgesetzt werden, wenn sich dadurch Vorteile bei Bau- und Betriebskosten sowie Planungs- und Umsetzungsgeschwindigkeit ergeben.
— CDU
Einer der drängendsten Gründe, warum man flächendeckend zuerst auf Erdverkabelung gesetzt hat trotz der tatsächlich signifikant teuren Kosten pro KM,
liegt an dem weit geringeren Risiko von Klagen.
Netzausbau wird gern generell mit Klagen übersäht, nur bei Freileitungen ist das Risiko wegen der hohen Sichtbarkeit sehr hoch.
Persönlich bin ich auch ein Fan von Freileitungen, da Erdkabel zwar “nur” doppelt so teuer sind, allerdings kann man Freileitungen deutlich leichter und schneller reparieren.
Daher ist das aus meiner Sicht der erste tatsächlich sinnvolle Vorschlag, falls man Kosten senken möchte.
ABER und dieses Aber ist entscheidend, es gibt sehr gute Gründe, wieso man auf Erdverkabelung gesetzt hat.
Sofern Klagen den Freileitung-Ausbau um Jahre verlängert, dann relativiert sich die Kostenersparnis recht schnell.
Wegen der Klagen wurde der Vorang für Erdverkabelung überhaupt erst eingeführt.
Daher bleibe ich etwas zwiegespalten, wie erfolgreich dieser Punkt umgesetzt werden kann.
Tatsächlich folgt ein vernünftiger Punkt der Energie-Agenda.
Eine gelingende praktische Umsetzung wird vor Ort vor allem durch die Akzeptanz der Bürgerinnen und Bürger sichergestellt. Dafür muss die lokale Bürgerschaft, einschließlich der Kommunen, bei Projekten von Anfang an mitgenommen, transparent informiert und wo möglich auch finanziell beteiligt werden. Mit Konzepten wie Energy Sharing oder Mieterstrommodellen können Bürger nicht nur Stromkosten sparen, sondern selbst aktive Akteure der Energiewende werden.
— CDU
Energy Sharing und Mieterstrom, wie die Ampel Stück für Stück eingeführt hatte, sind sehr spannende und wichtige Konzepte für die Energiewende.
Durch diese Konstruktionen können auch Mieter sehr leicht von deutlich günstigeren Stromkosten profitieren und mit Energy Sharing könnten Gewerbe wie Industrie durch naheliegende Photovoltaik- und Windkraftanlagen profitieren, da man einen deutlichen Teil an Netzentgelten einspart und bei 11,53 Cent/KWh ist das sehr relevant.
Aus meiner Sicht gibt es kein gutes Gegenargument gegen Energy Sharing und Mieterstrom, sofern es bürokratiearm eingeführt wird.
Ohne Sarkasmus eine gute Sache, sofern die Union das nicht wieder direkt nach der Wahl vergessen hat. Kann man positiv hervorheben.
Zusammengefasst zum zweiten Eckpfeiler:
CDU widerspricht sich mit der Forderung nach realistischer Energiebedarfsanalyse und Fokus aufschnellen und wirksamen Maßnahmen mit ihren ersten Punkt, während sie abseits davon kontroverser, wenn auch sinnvolle Forderungen benennen (Freileitungen statt Erdverkabelung) und tatsächlich auch eine gute Idee haben. (Fokus auf Mieterstrom/Energy Sharing)
Eckpfeiler 3. Mit Technologieoffenheit und Innovation alle Potenziale heben
Hinweis an die Union und auch an die Leser.
Insbesondere im Energiebereich ist es nie ratsam, eine sechs Jahre alte Studie als Maßstab für Kostenentwicklungen zu verwenden, wie ich in dieser Quellenliste mehrmals bewiesen habe.
Diese Studien sind methodisch nicht problematisch, nur stürzen die Preise für regenerative Energien deutlich schneller ab als ursprünglich erwartet und das betrifft auch diese Dena-Leitstudie.
Sofern eine Studie älter als 2 Jahre ist, lohnt es sich in jedem Fall, zu überprüfen, ob es mittlerweile aktuellere Zahlen gibt.
Problem 1: Die CDU widerspricht sich schon wieder selbst.
Erst sagen sie, man solle eine realistische Energiebedarfsanalyse erstellen und verwenden dann eine Studie von vor 6 Jahren, welche (zu der Zeit nachvollziehbar!) angenommen hat, dass Akkuspeicher 2050 z. B. signifikant teurer sind als sie es JETZT SCHON sind:
Zur Erinnerung: Aktuelle Akkuspeicher kann man durchaus für 200 Euro/kWh erhalten und die Kosten zum Produzieren sind in China bei mittlerweile unter 50$/kWh (!) gefallen:
Zur Erklärung, wieso das relevant ist:
In Deutschland verbraucht man z. B. im Januar 2024 ca. 1,3-1,6 TWh Strom pro Tag.
Angenommen wir rechnen mit 1 TWh und Deutschland möchte einen gesamten Tag mit Akkuspeichern abdecken, würde es mit der Rechnung der dena-Studie 2050 350 Milliarden Euro kosten.
26 Jahre vorher kostet es nur noch 200 Milliarden/TWh bzw. sehr bald nur noch 100 Euro/kWh also 100 Milliarden für eine TWh bei der Preisentwicklung.
Insbesondere mit Blick auf Natrium-Ion-Akkus, die bereits angewendet werden und noch deutlich günstiger mit 30 Euro/kWh werden als Lithium Eisenphosphat Lösungen.
30 Milliarden Euro pro TWh an Speicherkosten sind doch ein kleiner Unterschied zu 350 Milliarden Euro.
Selbstverständlich rechnet nahezu keine Studie damit, dass man Dunkelflauten pur mit Akkuspeichern abdeckt, nur günstigere Akkuspeicher sorgen für signifikant günstigere Systemkosten, wenn immer mehr Haushalte oder Gewerbe wirtschaftlich ihren Bedarf damit sichern können.
Nahezu alle Annahmen in dieser Studie sind heute gnadenlos veraltet und nutzlos für eine aktuelle Energiebedarfsanalyse und Wirtschaftlichkeitsprüfung.
Aus meiner Sicht ist das eine phänomenale Studie, die durchaus zeigt, wie weit sich die Welt verbessert hat zu der Energiewende und gibt eine aufwändige und sehr lehrreiche Perspektive, sofern man die Werte der dena bzw. des EWI mit aktuellen World Energy Outlook Reports der internationalen Energieagentur vergleicht.
Problem 2: Zur Zeit der Studie waren Oberleitungs-LKW noch ein ernsthaftes Thema für die Dekarbonisierung der LKW.
Mittlerweile weiß man, dass vollelektrische LKWs sich flächendeckend durchsetzen und deutlich günstiger als Oberleitungs-Projekte und Brennstoffzellen Alternativen sind.
Zusätzlich fallen mindestens bei dem Thema sogar mehr Kosten an:
Allerdings zeigen die Modellergebnisse, dass die Nutzung von synthetischen Kraftstoffen ohne hohe Antriebseffizienz zu Kostennachteilen führen kann. So steigen die Kosten des Szenarios mit einem breiten Technologie- und Energieträgermix gegenüber dem Szenario mit einem hohen Grad von vollelektrischen Antrieben in den Jahren 2040 bis 2050 aufgrund des höheren Bedarfs synthetischer Kraftstoffe an.
— dena
Problem 3: Der Haupttreiber dieser 600 Milliarden “Kostenunterschied” ist mit großem Abstand der Gebäudesektor.
Verkehr ist ebenfalls zu teuer gerechnet, da allein die Beschaffungskosten für elektrische LKW und PKW beide signifikant höher 2050 sind, als es jetzt bereits der Fall ist.
Nur der Gebäudesektor ist besonders schräg, da dieser für seine Betrachtung voraussetzt, dass bis 2030 6 Millionen Wärmepumpen verbaut wurden.
Dank absurder Kampagnen gegen Wärmepumpen in Deutschland ist diese Prämisse nicht einmal gegeben und daher kann dieser Kostenwert nicht erreicht werden.
Mit Blick auf den europäischen Zertifikate-Handel halte ich es sogar für absurder auf den Technologiemix zu setzen, da das zu signifikant mehr Kosten führen wird für uns Bürger als die elektrifizierte Alternative.
Erneute Erinnerung, die Studie ist methodisch völlig in Ordnung, nur eben absurd veraltet.
All diese politischen und technologischen Entwicklungen der letzten sechs Jahre fehlen für eine ernsthafte Betrachtung und die CDU zeigt mir allein mit dieser Referenz, wieso Punkt 1 und 2 so schräg geschrieben sind, sofern das ihre Hauptquelle ist.
Es gibt in der Studie sehr viele weitere Probleme bei Betrachtung aus dem Jahr 2024, nur ich schließe das hier ab. Diese drei Punkte sind schon ausreichend für die massiven Schwierigkeiten, diese Primärquelle zu verwenden.
Womit fängt die CDU denn an?
Dies bedeutet, alle erneuerbaren Energien konsequent zu nutzen, auch die Bioenergie mit ihren systemrelevanten Potenzialen. Um einen Verlust der Biogas-Bestandsanlagen zu verhindern, ist kurzfristig die Erhöhung des Ausschreibungsvolumens und mittelfristig die Einbindung in den Kapazitätsmechanismus notwendig. Zudem müssen wir die Potenziale der Holzenergie aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern einbeziehen. Darüber hinaus bestehen weiterhin erhebliche Potenziale bei der Wasserkraft und vor allem neu zu erschließende Potenziale bei der Geothermie oder in Anwendungsfeldern wie der Abwasserwärme als ein Pfeiler zur Dekarbonisierung der Fern- und Nahwärme sowohl in urbanen Metropolen als auch im ländlichen Raum. Der einseitige Fokus der Ampel, der nahezu ausschließlich auf Solar- und Windenergie setzt, war weder notwendig, um weiterhin erneuerbaren Strom am Markt zu etablieren, noch hat er zu nachhaltigem Erfolg geführt. Das zeigt auch der mangelnde Fokus auf die Steigerung der Energieeffizienz und die Integration von Speichern. Nur auf Wind und Sonne zu setzen, macht die Energiewende unnötig teuer und ineffizient.
— CDU
Wo fängt man da an?
Zuerst:
Wasserkraft hat kaum Potenzial und widerspricht erneut der Forderung der CDU, dass es günstiger werden soll:
Wie bereits im Wasserkraftkapitel erklärt, gibt es für Wasserkraft maximal eine “Verdoppelung” der Kapazitäten, die allerdings absurde Summen zum Investieren benötigen.
Es ist völlig unverhältnismäßig nahezu die dreifache Einspeisevergütung für Wasserkraft zu ermöglichen, wenn das Ziel eine Kostensenkung ist.
14-16 Cent/kWh ist nun einfach nicht günstiger als 4,44 - 5,47 Cent/kWh.
Grade mit Hinblick der Tatsache, dass Windkraft-Auf-See keine Förderung benötigt und Photovoltaik heutzutage durchaus ohne Mindestvergütung laufen kann, ist das einfach unverhältnismäßiger Nonsens.
Biomasse/Biogas ist aus meiner Sicht ebenfalls eine sehr unsinnige Investition.
Das beste Beispiel für die Aussage ist:
Pro Hektar an landwirtschaftlicher Verlustfläche geht es darum, dass man mit Windkraft im Vergleich zur Biomasse 720-mal (!) mehr Strom erzeugen kann.
Dabei werden Speicherverluste zur Lastenglättung berücksichtigt.
Photovoltaik sitzt immerhin bei 28-mal mehr Erzeugung als Biomasse.
Bei der Vergütung ähnlich zur Wasserkraft sieht es bei der Einspeisung von Biomasse aus:
Werte für alle bezuschlagten Gebote:
Der niedrigste Gebotswert eines Gebotes, das einen Zuschlag erhielt, beträgt 14,16 ct/kWh.,
Der höchste Gebotswert eines Gebots, das einen Zuschlag erhielt, beträgt 18,48 ct/kWh.
Der durchschnittliche, mengengewichtete Zuschlagswert beträgt 17,80 ct/kWh
— Bundesnetzagentur
Wie kann man das rechtfertigen?
Selbst mit vollen Systemkosten + Backup sind die regenerativen Alternativen mittlerweile signifikant günstiger als Biomasse und Biogas.
Sofern man nur Abfälle, die sowieso abfallen, für Biomasse verwendet, kann man aus meiner Sicht einen Pluspunkt finden.
Nur ist das einfach nicht die Situation:
Der Platzverbrauch von Energiepflanzen, welche häufig für Biomasse oder Biogas verwendet werden, ist absurd hoch.
Ähnlich wie bei Pelletheizungen ist es nicht realitätsnahe, dass man “nur Abfälle” für diese Anlagen verwendet.
Tatsächlich sind die Vergütungen für Biomasseverstromung so hoch, dass es für Landwirte absolut Sinn ergeben kann, eher Ressourcen in die Energiepflanzen zu stecken als andere Rohstoffe anzubauen.
Supermärkte bezahlen deutlich schlechter als Betreiber der Biomasse/Biogasanlagen.
Wir wollen doch die Kosten senken, dachte ich? Wie zur Hölle soll das bei so absurd hohen Werten für Biomasse möglich sein?
Zur Geothermie/Erdwärme habe ich keine Beschwerden.
Kostet an Investitionskosten zwar viel, das rechnet sich durch die nahezu unschlagbar günstigen Betriebskosten allerdings.
Mehr Fokus darauf zu setzen ist vernünftig.
Der einseitige Fokus der Ampel, der nahezu ausschließlich auf Solar- und Windenergie setzt, war weder notwendig, um weiterhin erneuerbaren Strom am Markt zu etablieren, noch hat er zu nachhaltigem Erfolg geführt. Das zeigt auch der mangelnde Fokus auf die Steigerung der Energieeffizienz und die Integration von Speichern. Nur auf Wind und Sonne zu setzen, macht die Energiewende unnötig teuer und ineffizient.
— CDU
Nun zu den Fakten:
Im Gegensatz zur Union hat die Ampel tatsächlich eine faktenbasierte Analyse der Situation durchgeführt und wie weiter oben erklärt, ergibt ein Fokus auf Wasserkraft mit maximal 15 TWh Mehrerzeugungspotenzial und Biomasse einfach wirtschaftlich keinen Sinn.
Eine Frechheit, sowas als Wahlprogramm zu verkaufen, wenn man Wert auf Fakten legt.
Belastenderweise wird es nicht besser:
Inwiefern türkiser oder blauer Wasserstoff beitragen soll, klimaneutral zu werden, bleibt ein Rätsel.
Denn Erdgas + CCS ist eine unfassbar teure Kombination, die zu massiven wirtschaftlichen Problemen führen wird, sofern man die flächendeckend anwenden möchte.
Ja, es ist günstiger als grüner Wasserstoff aus pur regenerativen Energien für paar Jahre, nur das ändert sich sehr schnell.
Ich sehe nicht, wie bei einer industriellen Planung für 10+ Jahre eine solche Quelle erstrebenswert sein soll.
Identisch zum Fracking-Thema in Deutschland, bei der die Expertenkommission deutlich davor warnen, dass man sich dann für 10-15 Jahre mindestens an eine Technik bindet, welche dann durch steigende Kosten immer unsinniger wird.
Zusätzlich zum Punkt des Beschlusses des Wasserstoffkernnetzes:
Ein Kernnetz soll die relevantesten Gebiete abdecken und ein Verteilnetz kann dann, bei Bedarf, alle Gebiete abdecken.
So funktionieren auch die Stromnetze in Deutschland, es gibt die Übertragungsnetzbetreiber und die Verteilnetze, um dann Haushalte, wie Gewerbe anzubinden.
Soll das die Wirtschaftskompetenz der CDU sein? Na großartig.
Eine Europa-Union bei Wasserstoff kann man begrüßen, das ist ein vernünftiger Vorschlag aus meiner Sicht.
Im Gegensatz zur obsoleten Forderung bei den Stromnetzen ist das eine gute Sache, die man vorantreiben sollte.
Ärgerlicherweise ist das auch der einzige gute Vorschlag in diesem gesamten dritten Eckpfeiler.
Nach dieser verhältnismäßig positiven Idee gibts wieder besonders … kreative Ideen.
Okay, also das Neuwagen-Verbrenner-Aus, was die CDU selbst auf EU-Ebene eingebracht hat, zurücknehmen soll also durch Zauberei die Emissionen runterbekommen oder irgendwas bezahlbarer machen?
Im Detail habe ich diesen Unsinn bereits widerlegt, hier fasse ich es kurz zusammen.
Parteien, die aktiv das Neuwagen-Verbrenner-Aus anzweifeln, möchten die deutsche Automobilindustrie zerstören.
Paar Zahlen dazu:
E-Autos nehmen immer mehr zu. Im weltweit größten Markt, China, machen sie über 40% mit Hybrid-Fahrzeugen aus.
Nimmt man ernsthaft an, dass dieser Trend rückläufig sein wird?
Nein. Natürlich nicht.
E-Autos zu fertigen ist günstiger und kann systemdienlicher sein durch Projekte wie Vehicle 2 Grid, bei der der eigene E-Auto-Akku etwas Strom ans Netz abgeben kann und dadurch Geld erhält.
Mit modernen LFP-Akkus ist die Zyklenfestigkeit so hoch, dass das legitim keine ernsthaften Probleme auslöst.
Legitim ein Gamechanger im direkten Vergleich zum Verbrenner.
E-Mobilität hat genug Herausforderungen in Deutschland, da insbesondere die Anschaffungspreise aktuell noch zu problematisch sind, nur daran kann und muss Deutschland arbeiten. Eine Rückkehr zum Verbrenner sorgt dafür, dass wortwörtlich mehr Arbeitsplätze draufgehen werden.
Denn wenn der Rest der Welt die Verbrenner nicht will, was soll das einer Exportnation wie Deutschland bringen?
Um ein Argument vorwegzunehmen: Nein, Länder auf dem afrikanischen Kontinent nehmen dann die Verbrenner nicht zwangsläufig an, denn Länder wie Äthiopien verbieten mittlerweile Verbrenner ebenfalls.
Leicht zu erklären, da Diesel/Benzin zu importieren dort teurer ist als Strom zu erzeugen.
Dieser Trend wird in vielen ärmeren Ländern weitergehen, denn Photovoltaik löst auch in Pakistan viele Probleme der Stromkosten, was sich in Zukunft auf die Akzeptanz von elektrischen Fahrzeugen auswirken wird, da es noch günstiger wird im direkten Vergleich zu Benzin/Diesel.
Deshalb: Jede Partei, die das Neuwagen-Verbrenner-Aus anzweifelt, möchte aktiv die Automobilindustrie zerstören.
In über zwei Jahren konnte keine einzige Person ein überzeugendes Gegenargument liefern gegen all diese Zahlen und Fakten und noch weniger die CDU.
Gehen wir weiter zum nächsten Argument:
Das Gebäudeenergiegesetz ist ein sehr beliebtes Argument gegen die Ampel und wird zu 99% der Zeit ohne jegliche Kenntnis des Gesetzes geführt. Eins der größten Medien- wie Politikversagen der Zeit von 2021-2024.
Dazu habe ich ein vollständiges Kapitel geschrieben, um die Desinformationen aufzuklären.
Kurzgefasst:
Vielen Leuten ist nicht bekannt, das Wärmepumpen absolut in Altbau funktionieren und auch wirtschaftlicher als Öl- oder Gasheizungen sind bis Energieeffizienzklasse F bei Einfamilienhäusern und G bei Mehrfamilienhäusern.
Tatsächlich sind grade mal 1/4 der Eigenheime in einem Bereich, wo die Wärmepumpe keine gute Idee ist.
Und nein, man benötigt keine Fußbodenheizung, auch wenn das für die Effizienz hilfreich ist, noch muss man 120.000 Euro an Sanierung bezahlen in fast allen Fällen.
Ja, es gibt diese Problemfälle und diese benötigen aus meiner Sicht eine entsprechende Hilfe beim Sanieren, nur reden wir eben von einem unfassbar kleinen Teil der Bevölkerung.
Zusätzlich ist das GEG bereits so technologieoffen, wie es nur sein kann:
Wie man im Gesetzesentwurf sehen kann das ist der von April 2023, nicht der finale abgeschwächte Entwurf!, waren mehr als genug Optionen verfügbar.
- Wir reden von Wärmenetzen, was Nah- wie Fernwärmenetze beinhalten.
- Wir reden von Wärmepumpen, das beinhaltet selbstredend auch Geothermie in Form von Sole-Wärmepumpen oder Erdwärmekollektoren.
Außerdem die sehr bekannten Luft-Wasser-Wärmepumpen, welche in Deutschland ohnehin am häufigsten verbaut werden neben Luft-Luft-Wärmepumpen, welche man als (Split-)Klimaanlagen auch kennt. - Wir reden von Stromdirektheizungen, die recht selten (aufgrund absurder Betriebskosten) in Deutschland sind, allerdings in Form von Infrarotheizungen, Heizstrahlern oder auch einem Heizlüfter vorkommen.
- Wir reden von Solarthermie, welche weiterhin eine potenziell spannende Option sein kann.
- Wir reden von Hybridheizungen, mit denen man simpel selbst bestehende Heizungssysteme per Kaskade unterstützen kann.
- Wir reden von Anlagen, die mit grünen/blauen Wasserstoff oder Derivaten davon (… die Mär des eHeizöls) betrieben werden können.
- Wir reden weiterhin auch von Biomasseheizungen, also Biogas oder auch, so sehr dieser Mythos aufrechterhalten wird, Holzheizungen. Ob Pellets, wie Scheitelholz. Die waren nie verboten.
Zur Erinnerung: Das war der Entwurf, über den ganz Deutschland vor Wut seinen Verstand verloren hat.
Was man zu Recht den Grünen ankreiden kann, dass sie es nicht geschafft haben, verdammt nochmal mit den Desinformationen der Opposition außerhalb der Regierung wie auch in der Regierung umzugehen und das aufzuklären.
Ausschließlich auf den CO2-Preis zu gehen ist wahnwitzig.
Heizungen kauft man sich für 20 Jahre in die Zukunft und ein schrittweise steigender Preis soll die Situation entschärfen?!
Mir bleibt es ein absolutes Rätsel, wie man auf die Idee kommen kann, dass das in irgendeiner Welt besser wäre, denn natürlich werden viele Bürger, die nicht jedes Jahr auf ihre Energiekosten und Trends bezüglich CO2-Abgaben schauen, überfordert werden.
Sozialer Ausgleich wie Klimageld möchte die Union ja eher in Senkung der Stromsteuer und Netzentgelte setzen, was legitim kein sozialer Ausgleich per Definition sein kann, wenn jemand mit höherem Verbrauch mehr unterstützt wird als die Haushalte, die grade so über die Runden kommen.
Ab 2027 haut der europäische Zertifikate-Handel auch auf Wärme CO2-Abgaben drauf, das wird richtig übel, falls Bürger darauf nicht vorbereitet sind für die nächsten 20 Jahre.
Absurderweise ist der GEG-Entwurf von Robert Habeck weniger bürokratisch als der GEG-Entwurf der letzten Großen Koalition unter CDU-geführten Wirtschaftsminister. Daher ist diese Forderung mehr als unglaubwürdig.
CCS und CCU sind tatsächlich interessante Themen, ergeben allerdings nur begrenzt Sinn zur aktuellen Zeit.
CCS und CCU kann für die letzten paar Prozent an Emissionen helfen, diese zu kompensieren oder gar mehr einzuspeichern als man auslöst.
Nur das spielt eben erst nennenswert eine Rolle, sofern die meisten Sektoren bereits nahezu vollständig dekarbonisiert sind.
Sowas energisch voranzubringen, wirkt nach bizarrer Priorisierung in der aktuellen Phase der Energiewende.
Tatsächlich wird man bei diesem Punkt etwas sauer, wenn man die Geschichte des Smart-Meter-Rollouts in Deutschland kennt.
Die Architekten hinter der sicheren Lieferkette, welche dazu geführt hat, dass gar nicht erst intelligente Messsysteme bzw. Smart-Meter verteilt wurden, haben einfach nicht die Autorität oder Glaubwürdig in irgendeiner Form von einem “Smart-Meter-Turbo” zu reden.
Wegen der Inkompetenz der letzten großen Koalitionen befindet sich Deutschland erst in dieser Lage und dank des Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende kommt überhaupt Tempo in das Thema rein.
Zusätzlich finde ich den Antrag der CDU, welcher als Referenz genannt wird, absurd. Viele der Forderungen im CDU-Antrag sind sinngemäß: “Hallo Ampel, bitte repariert unseren Mist, den wir selbst über 16 Jahre nicht in den Griff bekommen haben.”
Was tatsächlich durch Novellen des Energiewirtschaftgesetzes und Eichgesetzes auch passiert ist, da pragmatisch gearbeitet wurde.
Okay, der erste an das Netz angeschlossene Fusionsreaktor der Welt soll in Deutschland stehen.
Kernfusion zu erforschen und Tempo reinzubekommen ist durchaus von Interesse, nur wenn ernsthaft dein stärkstes Gegenkonzept zu anderen Parteien KERNFUSION sein soll, wird es langsam wirklich realitätsfern.
Denn auch wenn die letzten Jahre tatsächlich Fortschritte erzielt wurden, kann man die letzten 20 Jahre an Kernfusion so zusammenfassen
Aus meiner Sicht ist der Forschungsfokus richtig und es spricht nichts dagegen, daran zu arbeiten, nur sollte man realistisch an die Erwartung rangehen.
Trotz all der bisherigen Forschung ist Kernfusion noch ein weit entferntes Thema.
Fassen wir den dritten Eckpfeiler zusammen:
Die Union möchte maximal überteuerte Stromerzeugungsformen stärker fördern, um durch mathematische Zauberei dann durch viel zu teure Formen den Strom wie Gas günstiger zu machen, was unmöglich ist.
CDU möchte um jeden Preis in die Vergangenheit zurück, die nicht mehr zurückkommen wird (Neuwagen-Verbrenner-Aus zurücksetzen) (Heizungsgesetz zurücksetzen) und massiv teurer wird.
Abschließend will die Union bizarrerweise Probleme lösen, die sie über 16 Jahre nicht geregelt bekommen haben und denkt, dass das auch nur eine Person ernsthaft abkauft.
Eckpfeiler 4. Mit Marktwirtschaft zum Klimaziel
Aus meiner Sicht ist der ETS eine sinnvolle Teilmaßnahme, dennoch stört es mich deutlich, wie die Union den EU-Emissionshandel präsentiert.
Erstens ist die Aussage, dass die Union den Emissionshandel durch andere Sektoren stärken möchte, etwas merkwürdig, denn genau das passiert mit ETS 2 ab 2027 ohnehin automatisch.
Anscheinend mag die Union obsolete Forderungen, denn das ist mittlerweile die dritte in diesen 12 Seiten.
So kann man Wahlversprechen auch einhalten, wenn man Sachen fordert, die eh kommen, super Politikstil.
Zusätzlich ist ein Emissionshandel mit steigenden CO2-Abgaben nicht kompatibel mit ” (…) keiner sprunghaften Belastung der privaten Verbraucher. (…)” Die Annahme, dass jeder Bürger ohne steigendes Klimageld einen Ausgleich erhält, wirkt recht sinnfrei, wenn die CDU sich dafür nicht aktiv stark macht, sondern eher ohne sozialen Ausgleich für alle Personengruppe die Kosten senken möchte, was dazu führt, dass Großverbraucher deutlich stärker profitieren als die Haushalte, die grade so über die Runden kommen.
Gleichzeitig ist die Aussage, dass man mit freien Zertifikatezuteilungen die energieintensive Industrie stützen möchte, sodass man international wettbewerbsfähig sein möchte, mit einem Emissionshandel exakt 0% kompatibel.
Denn entweder möchte man über den Emissionshandel und CBAM CO2-Emissionen senken oder man fährt diese zweigleisige ineffiziente Nummer.
Ähnlich wie Entbürokratisierungsmaßnahmen wirkt es recht sinnfrei, Aussagen wie Rahmenbedingungen
für alle Unternehmen verbessern zu wollen, ohne ordentlich auszuführen, wie man das meint. Keine
spezifische Kritik an der Union, sondern grundsätzliche Kritik an Wahlprogrammen.
So vage Nummern fördert nur Politikverdrossenheit, da das kaum einer ernstnehmen kann, wenn in Regierungsverantwortung nichts passiert, wofür CDU-geführte Regierungen bekannt waren.
Immerhin eine vernünftige Sache in dieser Agenda.
Im Detail habe ich diesen Vorschlag als Beitrag selbst ausgeführt](#eeg-reform) und ich halte das für notwendig.
Windkraft-Auf-See braucht seit 2023 ohnehin keine Förderung mehr, da alles per Null-Cent-Geboten gelöst wird, quasi ohne Mindestvergütung und Photovoltaik ebenfalls so stark von den Kosten gefallen sind, dass man allein mit den Marktwerten ausreichend die Anlagen finanzieren kann, ist das gut so.
Nur bei Windkraft-Auf-Land ist es ein Problem, da wird man ohne Mindestvergütung nur schwer die entsprechenden Ziele erreichen, auch wenn das mit kommenden Hybridanlagen, also Erzeugungskapazitäten + Speicher, wieder leichter wird.
Zusammengefasst kann man den vierten Eckpfeiler so bewerten:
**Erneut bringt die Union einerseits obsolete Forderungen (andere Sektoren in den ETS einbringen) ins Gespräch, widerspricht sich bei Kernforderungen (ETS darf nicht überfordern, soll aber trotzdem Leute zum Umsteigen bringen) und hat ausnahmsweise eine gute Idee. (*EEG-Förderung stark reformieren*)
Eckpfeiler 5 - Die Stromkosten müssen spürbar runter
Mir bleibt es ein Rätsel, inwiefern sich die CDU vorstellt, dass die Festlegung der Netzentgelte keine rein regulatorische Frage sein soll.
Denn selbstverständlich braucht man eine Grundlage für die Netzentgelte zur Berechnung, der Staat kann durch Reformen besagte Entgelte anpassen. Es erschließt sich durch den Beitrag nicht, inwiefern die Union das besser machen möchte.
Dazu ist die Ablehnung der Netzentgeltbelastung nicht ganz kompatibel zu den wiederholten Forderungen von Smart-Meter-Turbo und netzdienlichen Anwendungen im privaten Raum mit Energy Sharing.
Variable Netzentgelte sind tatsächlich ein relevanter Teil für besagte Konzepte, die die Union einerseits unterstützt, dann allerdings bei diesem Punkt wieder ablehnt.
Wirkt etwas unsinnig, so widersprüchlich aufzutreten.
Auch die Ablehnung der Stromgebotszone ist bizarr, denn die Forderung einer stärkeren Europa-Union beim Stromhandel würde nach ACER diesen Schritt ebenfalls erforderlich machen, da man dadurch zum industriellen Herz Europas werden könnte.
Also genau das, was die Union fordert.
Da Bayern durch den fehlenden Windkraftausbau am stärksten unter Strompreiszonen leiden würde, dürfte das eine reine CSU-Blockade sein, die das begründet und keinen ökonomischen wie ökologischen Grund haben.
Die enormen Summen, die zum Netzausbau notwendig sind, kann nicht der Staat stemmen. Die
Bedingungen für private Investoren müssen attraktiv sein und daher wettbewerbsfähig sowohl im Vergleich zu Eigenkapitalverzinsung bei anderen Infrastrukturprojekten in Europa wie im Vergleich zu kurzfristig verfügbaren Anlagen wie Anleihen oder Tagesgeld. Bei den Netzentgelten macht die Eigenkapitalverzinsung nur einen geringen Anteil aus.
— CDU
Meine erste Frage zu der Forderung ist: “Wieso?”
Warum sollte der Staat grade bei einer der essenziellsten Infrastrukturaufgaben die Summen nicht stemmen können?
Insbesondere bei dieser Thematik würde man doch meinen, dass der Staat seiner Aufgabe nachkommen sollte, damit die Rahmenbedingungen für alle besser werden. Also erneut eine Forderung, bei der die Union sich widerspricht.
Zusätzlich konnte bisher kein CDU-Politiker konkret erklären, inwiefern die Garantie der Verzinsung durch den Staat mit privaten Anlegern besser ist als die Zinszahlungen durch Schuldenaufnahme.
Läuft am Ende auf ein recht ähnliches Resultat aus. Jedenfalls wenn man Staatsanleihen und Fonds vergleichen möchte.
Na, immerhin kann man zustimmen, dass es Vertrauen gekostet hat, dass die Ampel kein Klimageld umgesetzt hat.
Basierend darauf, dass die Union aber zuerst die Stromsteuer senken möchte und die Netzentgelte mindestens halbieren möchte, was wortwörtlich den Großverbrauchern absolut weit stärker entlasten würde und die einkommensschwächeren Haushalte weniger unterstützt, wirkt das nach einer hohlen Nachricht.
Die grundsätzliche Forderung ergibt Sinn, nur die Konsequenzen aus dieser wirken unglaubwürdig.
Außerdem findet sich auch hier eine Nonsensaussage:
”(…) Daher sind die Einnahmen aus der CO2-Bepreisung nicht weiter in milliardenschwere, oft auch fachfremde Subventionsprogramme einzusetzen”
— CDU
”oft auch fachfremde Subventionsprogramme” findet man also?
Hier ist die Liste aller Projekte aus dem KTF:
Wie so oft kann die Union es sich nicht sparen, mit Lügen zu arbeiten, denn außer ggf. Mikroelektronik fällt das doch schon deutlich zur Entlastung bezüglich der Energiewende, sei es relativ oder absolut von der Fördersumme.
Basierend darauf, dass Intel sich für die nächsten zwei Jahre selbst in die Irrelevanz gesprengt hat und das Geld daher gar nicht benutzt werden muss, fällt effektiv das einzige “fremde” Thema raus.
Bisher wurden eben Subventionsprogramme finanziert aus dem KTF, was auch essenziell ist.
Wobei natürlich ein Klimageld besser ist und man kann nur hoffen, dass die nächste Regierung in egal welcher Form eins einführen wird.
Zusammengefasst für den fünften Eckpfeiler:
CDU fordert unsinniges Zeug, was sie nicht ändern sollten (Netzentgeltberechnung + Private Investoren im Stromnetz), widerspricht sich mit vorherigen Punkten (Stromgebotszone), um Söder zu besänftigen und lügt die Wähler an, wie die CO2-Abgaben bisher zurückgegeben werden (KTF)
Abschließend kann ich sagen, die Union hat überwiegend recht sinnfreie dogmatische Positionen drin, die einem ökonomischen Blick nicht standhalten, basiert ihre Agenda auf einer sechs Jahre alten Studie, die heillos veraltet sind und heutzutage unter keinen Umständen benutzt werden sollte.
Merkt man an den konkreten Forderungen nämlich deutlich.
Überraschenderweise finden sich einzelne sinnvolle Vorschläge, nur da hat man den Eindruck, dass das eher aus Versehen passiert ist und nicht, da man ein zusammenhängendes System aufbauen will.
Kapitel 1: Deutschland
Deutschland könnte bis zu neun Kernkraftwerke zurückholen?
Ja, dieser Faktencheck findet sich im Deutschlandkapitel, statt im Kernkraftkapitel, da es konkret um die deutschen Kernkraftanlagen geht und diese Studie der Radiant Energy Group im deutschen Diskurs die Runde macht.
Heute geht es um diese Studie:
Vorab:
Grundsätzlich wird oft in Deutschland darüber gesprochen, dass der Kernkraftausstieg vor dem Kohleausstieg ein Fehler war.
Dem stimme ich uneingeschränkt zu, die Reihenfolge war von Anfang an Unsinn und auch die Situation in Fukushima 2011 auf Deutschland zu übertragen ergab damals wie heute absolut keinen Sinn.
Außer man hatte ernsthaft Angst, im Bodensee entwickelt sich ein Tsunami, was natürlich völlig absurd ist.
Dennoch muss man deutlich sagen, weder gab es 2011 die Mehrheit in der Bevölkerung für einen Weiterbetrieb der Anlagen, noch wäre es leicht gewesen, die Kohlekraftwerke in Sachsen z. B. signifikant früher abzuschalten dank der CDU-geführten Landesregierung.
Aus meiner Sicht war das ein Fehler der Aufklärung zur damaligen Zeit, nur braucht man nicht überrascht zu tun, dass diese Route 2011 erneut eingeschlagen wurde.
Zurück zur Studie:
Aus meiner Sicht arbeitet die Studie teilweise mit sehr befremdlichen Argumenten, was auch recht früh beginnt.
Argument 1:
Das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) wird voraussichtlich das zweite Jahr in Folge sinken.
Die nachlassende wirtschaftliche Aktivität ist auch am Rückgang des Primärenergieverbrauchs
abzulesen. Nach einem Rückgang des Energieverbrauchs um 5,4 % im Jahr 2022, bereits ein
neuer Tiefststand seit der Wiedervereinigung, ging der Verbrauch 2023 um weitere ca. 8 %
zurück. Die Erzeugung von emissionsarmer Elektrizität ging seit dem Höchststand im Jahr
2019 um 12 % zurück, obwohl seit 2019 etwa 60 % mehr Wind- und Solarkapazität
hinzugekommen ist. Im Gegensatz dazu haben die USA ihre saubere Stromerzeugung parallel
zu einer wachsenden Wirtschaft ausgebaut.
— Radiant Energy Group
Zu diesem Argument liefert Radiant Energy Group diese Visualisierung:
Kernkrafterzeugung schrumpft in USA wie Deutschland in dem Bild, während regenerative Energien signifikant steigen.
Nach dieser Grafik und Angabe würde Radiant Energy Group, eine eher Pro-Kernkraft-Gruppe, ironischerweise sich für mehr regenerative Energien aussprechen, da der aggressive Zubau dort gut kombiniert wurde mit Wirtschaftswachstum.
Zusätzlich wird dieser Punkt mit den USA im Aber was ist mit den USA-Beitrag ausführlich behandelt, da insbesondere die USA als Argument kaum passt, wenn man die konkreten Zubauzahlen und Projekte betrachtet.
Nahezu sämtlicher Zubau an Stromerzeugungskapazitäten sind regenerative Energien, trotz anderer Ankündigungen vor zwei Jahren, während manche kleine modularen Kernkraftprojekte wie Nuscales Utah-Projekt eingestellt werden.
Das passt also grundsätzlich gar nicht zur grundsätzlichen Botschaft der Studie.
Argument 2:
Außerdem spricht die Studie an, dass viele Menschen denken, dass Kernenergie ihre Strompreise “etwas” oder “stark” verbilligen würde.
Klar, wenn der Diskurs eher populistisch geprägt ist und weniger auf die Fakten geschaut wird, kann sich so ein Eindruck entwickeln.
Einfachstes Gegenbeispiel für diesen Eindruck ist Großbritannien:
Hinkley Point C wird das nächste neue Kernkraftwerk in Großbritannien und aufgrund der massiven Probleme rechnet man mit einer garantierten Mindestvergütung (nicht nach EEG, sondern nach einem CfD) von 16,7 ct/kWh für den Kernkraftstrom.
Vergleichen wir das mit den letzten Windkraftprojekten auf Land und Photovoltaikprojekten in Deutschland:
Selbst wenn wir Akkuspeicher und Langzeitspeicherung einrechnen, sind 7,33 Cent/kWh für Windkraft Auf Land und 5,11 Cent/kWh doch ein signifikantes Stück günstiger als die 16,7 Cent/kWh für Kernkraft.
Zur Erinnerung: Das ist vor allen Abgaben und Steuern.
Deshalb argumentiere ich seit 10 Jahren eher gegen Kernkraft, weil die Bauzeiten zu lange dauern und bereits jetzt in den meisten Märkten weltweit Kernkraft wirtschaftlich gegen Solar + Akkuspeicher oder Windkraft + Akkuspeicher Hybridprojekte massiv abstinkt und das jedes Jahr nur schwieriger wird.
Bestätigt wird meine Aussage durch die internationale Energieagentur, welche eher pro-Kernkraft eingestellt ist:
Batterien in Kombination mit Photovoltaik sind auch im Vergleich zu anderen emissionsarmen Stromquellen, die heute kommerziell verfügbar sind, äußerst wettbewerbsfähig. Die wertbereinigten Stromgestehungskosten von Photovoltaik plus Batteriespeicher sind in den meisten Märkten heute deutlich niedriger als die von Kernenergie, in China wird diese Schwelle jedoch erst um 2025 überschritten.
— Internationale Energieagentur
Während die Kosten für Kernkraft ärgerlicherweise eher steigen über die Jahre, sinken die Kosten für Photovoltaik / Windkraft und insbesondere 2024 und 2025 Akkuspeicher deutlich.
2024 gab es den größten Preisabsturz seit 2017 mit 20% geringeren Kosten pro kWh.
Ja, es geht spezifisch um E-Auto-Akkus, dennoch fallen auch die Heimspeicher in ähnlicher Dimension, weshalb Hybridprojekte immer wirtschaftlicher werden.
Kernkraft hat eben genau den Vorteil, dass man in der Medienlandschaft die vielen negativen Beiträge über Kernkraft, wie das oben genannte Nuscale-Desaster, nicht mitbekommt und weltweit passt die Aussage von Radiant Energy Group nicht, dass angeblich immer mehr Staaten Interesse anmelden.
Weder bauen alle Nachbarn Deutschlands Kernkraft im großen Stil zu, noch passt das zu kommenden Projekten weltweit.
Mit leeren Ankündigungen ohne konkrete Finanzierungspläne und tatsächliche Baustarts kann man keinen Strom erzeugen.
So sieht es weltweit aus:
2023 waren es 92% Zubau Windkraft und Photovoltaik des globalen Zubaus.
2024 werden es über 95% sein. Kernkraft wird von einer kleinen Zahl von Ländern aufrecht gehalten, da die Wirtschaftlichkeitsrechnungen einfach nicht positiv für Kernkraft ausgehen in den meisten Nationen.
Deshalb ist Argument 2 der Studie bizarr, weil es nur beweist, wie wenig Wissen die Öffentlichkeit über die absurd schnellen Entwicklungen im Energiebereich aktuell verfügt.
Argument 3:
Zentrales Argument ist eine Übersicht über die voraussichtlichen Kosten und Zeitpläne, wie lange es dauert, um bestimmte Kernkraftanlagen zurückzuholen.
Nach Aussage des Beitrages werden die Kategorien so definiert:
- Kategorie 1:
Das Kraftwerk ist abgeschaltet, aber es wurden noch keine wesentlichen Rückbauarbeiten durchgeführt. Es benötigt Wartung, kleinere Reparaturen oder Ersatzteile,Wiedereinstellung von Personal und Beschaffung von Kernbrennstoff. - Kategorie 2:
Der Rückbau wurde begonnen und Teile der Turbinenanlage und des Dampferzeugungssystems wurden bereits demontiert. Viele wesentliche Komponenten wie der Reaktordruckbehälter, die Dampferzeuger und die Belademaschine sind noch intakt und können wiederverwendet werden, sobald fehlende Teile ersetzt sind. - Kategorie 3:
Die meisten nuklearen Großkomponenten, die Turbine und der Generator wurden ausgebaut oder irreparabel beschädigt. Für die Reaktivierung des Kraftwerks ist die Installation eines komplett neuen Dampferzeugungssystem oder zumindest diverser neuer Großkomponenten erforderlich. Gebäude und Containment sind intakt oder können repariert werden. - Kategorie 4:
Das Reaktorgebäude ist entkernt, irreparabel beschädigt oder wurde teilweise oder ganz abgerissen. Der Standort verfügt jedoch noch über Infrastruktur, die den Bau eines neuen Kernkraftwerks erleichtern würde.
Konkret können wir Kategorie 3 und 4 vollständig entfernen aus der Übersicht, da diese Anlagen zu 100% nicht mehr zurückgeholt werden, selbst wenn man die politischen Mehrheiten haben sollte.
Zusätzlich würde ich Projekte, die zur Hälfte in Kategorie 3 und 4 stecken, aus einer realistischen Betrachtung entfernen, da nicht einmal diese anonymen Quellen überzeugt sind, dass diese in unter 8 Jahren gerettet werden können.
Also bleiben uns Brokdorf, Emsland, Grohnde, Krümmel übrig.
Bezeichnend, dass ursprünglich von bis zu 9 Kernkraftanlagen gesprochen wurde, wenn selbst die anonymen Quellen fünf Anlagen davon eher gar nicht ernsthaft betrachten würden.
Darunter fallen übrigens Isar-2 und Neckarwestheim-2, welche ironischerweise zu den letzten Kernkraftanlagen gehörten, die Deutschland aktiv am Netz hatte.
Was kann man zu Kategorie 1 sagen?
Brokdorf befindet sich in Schleswig-Holstein.
Wie zur Hölle kann man argumentieren, dass das Reaktivieren eines Kernkraftwerkes so weit in Norddeutschland Sinn ergibt?
Isar-2 und Neckarwestheim-2 hätte ich von der Stromerzeugung des Bundeslandes noch verstanden und das ist aus meiner Sicht potenziell ein valides Argument, nur wenn es um Brokdorf und Emsland geht, halte ich das für wahnwitzig.
Wie ihr deutlich sehen könnt, ist die Windkrafterzeugung grade im Norden am Explodieren und selbst wenn es nur 1-3 Jahre dauert, Brokdorf zu reaktivieren, kann man das nicht seriös vorschlagen.
Aktuell gibt es in Deutschland immer noch ein Problem des Transportes von Strom über die Höchstspannungsleitungen von Norddeutschland nach Süddeutschland und Kernkraft würde das Problem im Norden eher verschärfen.
Ende November ist die Stromtrasse Wahle-Mecklar endlich ans Netz gegangen und sorgt dafür, dass in Niedersachsen pro Jahr ca. 350 Millionen an Redispatch-Kosten eingespart wird, nur ergibt es deutlich mehr Sinn, die Windkrafterzeugung vom Norden nach Süden zu transportieren als mit Kernkraft die Leitungen auszulasten.
Was kann man zu Kategorie 2 sagen?
Ehrlich gesagt ist die Problematik noch schlimmer, da Kategorie 2 schätzungsweise 4-8 Jahre benötigen.
Betrachtet die Entwicklung weiter oben in Schleswig-Holstein und Krümmel wirkt völlig sinnlos für diesen Diskurs.
Generell auch auf Deutschland bezogen, damit ihr versteht, wieso aus meiner Sicht dieser Gedanke der Reaktivierung genauso sinnlos ist wie ein Neubau von Kapazitäten:
In Deutschland sieht man deutlich, wie der Zubau der regenerativen Energien explodiert ist und durch den Preisabfall der Akkuspeicher, den ich euch weiter oben gezeigt habe und in Deutschland tatsächlich die Batterie-Anschlussanfragen komplett jede Prognose für 2035 weit übertrumpft, können wir mit fortschreitendem Zubau rechnen.
Regenerative Energien haben, wie mit dem Hinkley Point C Beispiel weiter oben gezeigt, signifikant niedrigere Betriebskosten (OPEX) und niedrigere Investitionskosten (CAPEX) als Kernkraft.
Deutschland ist da auch weltweit kein Geisterfahrer, auch wenn euch viele Leute im politischen Diskurs nachweislich damit gerne anlügen wollen.
Selbst in der EU ist das korrekt:
Simple Fragen:
Wenn angeblich Kernkraft so günstig ist, wieso sehen wir nicht überall die Kernkraftbaustarts die letzten Jahre?
Wieso sehen wir flächendeckend in China, USA oder auch in der EU eine Explosion an Erzeugung aus regenerativen Energien?
Persönlich habe ich in der Quellenliste mehrmals ausgeführt, dass ich generell kein Gegner von Kernkraft bin, sich diese Technologie im Wettbewerb wirtschaftlich eben durchsetzen muss.
Mit Betrachtung der Zubauzahlen sämtlicher Länder muss man auch als Gegner von Photovoltaik und Windkraft eingestehen, weltweit dominieren die regenerativen Energien.
Inwiefern bei diesem Trend das Reaktivieren von Kernkraftanlagen, was in Kategorie 2 4-8 Jahre dauert, wirtschaftlich Sinn ergeben soll, bleibt mir ein Rätsel.
Selbst für Dunkelflauten wirken die vielen Milliarden, die reingesteckt werden müssen, für wirtschaftlichen Irrsinn.
Denn ob man jetzt 10-20% Erzeugung aus Kernkraft haben würde oder 0%, du benötigt offensichtlich Ersatz für die restlichen Prozente während der Dunkelflauten.
Für Langzeitspeicherung folgt in dieser Quellenliste sehr bald ein eigenes Kapitel, bei der ich verschiedene Studien zu dieser Frage zusammenfassen werde, um den Irrsinn der Kernkraftfraktion genauer zu erklären.
Wirtschaftlich kann man sich für neue Kernkraft und Reaktivierung der Kernkraft einfach nicht einsetzen, denn das hält die Prüfung nicht stand.
Deshalb wurde eben das NuScale SMR-Kernkraftprojekt in den USA eingestellt, es war einfach zu teuer.
Nun zu Argument 4:
Spannenderweise spricht die Studie an, wie schnell die Kernkraftanlagen mit welcher Jahresproduktion an Strom gegenüber Photovoltaik Parks und Offshore-Windparks angeschlossen werden können.
Okay, unabhängig davon, dass es recht unseriös ist, vollständige Neubauprojekte mitsamt Genehmigungsverfahren gegen Reaktivierung zu stellen, die nicht die Änderung der Gesetze beinhalten nach Methodik, muss man doch sagen, dass diese Argumente nicht grade Kernkraft gut aussehen lassen.
Denn der Reiz von Solarparks ist nun einmal, dass diese sehr schnell an vielen Orten gleichzeitig gebaut werden können und der eigentliche Bau eben nicht sonderlich aufwändig ist.
Ebenso ist Witznitz ein gutes Beispiel, da dieser Energiepark erweitert wird.
Rechnet sich eben und wurde vom Frühling 2024 bis Sommer 2024 durch weitere 45 MWp im Eigenauftrag erweitert. Drei Monate.
Ein neuer Kernkraftblock würde einen Großteil des Prozesses erneut durchlaufen und in Europa wieder ca. 6-9 Jahre brauchen für den Bau.
Abschließendes Fazit:
Tatsächlich habe ich nicht alle Argumente der Studie aufgegriffen, da bestimmte Positionen wie der Unsinn um Three Mile Island bereits im Detail widerlegt wurden in dieser Quellenliste und daher eine Wiederholung ungeeignet ist.
Punkte wie die Brennstoffversorgung widerspreche ich nicht, da das aus meiner Sicht nicht das Problem an der Reaktivierung ist, sondern die grundsätzliche Ökonomie der Projekte.
Zusammengefasst kann man sagen, dass diese Studie mit den anonymen Quellen und teilweise bizarren Schätzungen ein gutes Argument gegen die Reaktivierung ist, da die Rückbauprojekte wie Isar-2 nach den anonymen Quellen eher zu weit fortgeschritten sind und die einzigen Kernkraftanlagen, die tatsächlich schnell zurückkommen könnten, ausgerechnet in den Bundesländern stehen, die am wenigsten davon profitieren.
Nur gehe ich stark davon aus, dass ähnlich wie bei anderen Studien 99% der Menschen im politischen Diskurs nur die Überschrift lesen und nicht die eigentliche Studie im Detail.
Die 600 Milliarden Lüge über die Energiewende
Alle sechs Monate gibt es neue großspurige Aussagen, wie teuer die Energiewende angeblich ist oder was für Kosten auf uns alle zukommen, werden in Zukunft dank der Energiewende.
Mal sind es 1.200 Milliarden Euro bis 2035, bei der Kernkraftalternativen deutlich teurer werden, dann sind es 60 Milliarden für Reservekraftwerke, die in Wahrheit nur 6 Milliarden kosten und heute haben wir diese spannende Nachricht:
Wäre Deutschland bei der Atomenergie geblieben, statt auf erneuerbare Energien zu setzen, hätte es 600 Milliarden Euro gespart und würde mehr CO₂-freien Strom produzieren, zeigt eine Analyse. Sogar eine komplett CO₂-freie Stromversorgung wäre möglich gewesen.
— WELT
Dieses Zitat ist gleich auf mehr als eine Art absurd und objektiv falsch.
Fangen wir mit den Grundlagen an:
22 Seiten beinhaltet dieser Beitrag von Jan Emblemsvåg mit dem Namen What if Germany had invested in nuclear power? A comparison between the German energy policy the last 20 years and an alternative policy of investing in nuclear power und es geht um den Zeitraum von 2002 bis 2022.
Jetzt kommen wir auf das Zitat des Weltartikels zurück.
600 Milliarden Euro hätte es also gespart und man würde mehr CO2-freien (man sollte CO2-arm sagen) Strom erzeugen.
Bevor wir auf die Summe der Finanzierung zurückkommen, überprüft bei Springerverlagen eigentlich jemals irgendeiner irgendwas?
In welcher Welt sind 156,3 TWh Kernkrafterzeugung mehr als 176,8 TWh Windkraft + PV ohne Kernkrafterzeugung?
Egal, wie man das dreht oder wendet, diese Zahl ergibt schon initial überhaupt keinen Sinn, bevor man den mathematischen Unsinn überhaupt aufarbeitet.
Jetzt kommen wir zur 600 Milliarden Zahl.
Diese Daten stammen aus der Dezember 2023 Strompreisanalyse des BDEW.
Erstes signifikantes Problem: Der Autor rechnet alle EEG-Kosten Wind und Solar zu, obwohl ein großer Teil der Kosten durchaus auf Biomasse und ein kleiner Teil auch auf Wasserkraft zurückzuführen ist, ignoriert dann allerdings deren Stromerzeugung seit 2002.
2022 macht das 62,7 TWh Stromerzeugung aus.
Kleines Beispiel aus der Prognose der EEG-Umlage 2020 nach EEV der Netzbetreiber:
Wie ihr sehen könnt, reden wir von guten 6+ Milliarden Euro pro Jahr an manchen Jahren, was natürlich bei teils über 60 TWh Mehrerzeugung einen signifikanten Unterschied ausmacht bei der Berechnung, wie teuer ein Szenario vs. das andere ist.
Zweites signifikantes Problem: Warum wird bei 4.1. folgendes Zitat präsentiert:
Die deutschen KKW hatten 2002 eine Kapazität von 23,5 GW und eine jährliche Produktion von etwa 185,6 TWh/Jahr, wobei ein PCF von 90 % angenommen wurde, was mit den US-amerikanischen KKW unter LTO vergleichbar ist.
— Die Studie
Wozu wird in dieser Studie ein Kapazitätsfaktor (Power Capacity Factor) von 90% angenommen und die Stromerzeugung unnötig geschätzt?
In der Studie wird Energy Charts mehrmals als Datengrundlage verwendet, wieso schaut man nicht einfach nach?
Bei 156,3 TWh statt der 185,6 TWh reden wir von einer Lücke an Jahresstromerzeugung von mehr als drei neuen AKW nach OLKILUOTO-3 Vorbild, eins der neusten AKW in Europa nach 17 Jahren Bauzeit.
Immer ein gutes Zeichen, wenn man schon solche groben Schnitzer auf den ersten Blick sieht, die sich spielend auf über 100 Milliarden Euro Diskrepanz addieren könnten unter der Annahme, dass die drei AKW durch Zauberhand herbeigezaubert werden nach den Kosten von Olkiluoto-3.
Drittes signifikantes Problem, was so deutlich ist, dass gleich drei Fraunhofer-Institute IEG, ISE und ISI eine gemeinsame Pressemitteilung präsentieren:
Dieses Doppelzählungsproblem kommentiert der Studienautor sogar in der Studie selbst und macht es dann trotzdem:
Kleiner Hinweis: Aus meiner Sicht wirkt es so, als ob der Studienautor zwischendurch vergessen hat, worum es ihm überhaupt geht. Figure 3 zeigt die Bruttostromerzeugung, also die Stromerzeugung, was auch Netzverluste 2023 waren das 28 TWh und den Eigenbedarf der Kraftwerke selbst beinhaltet.
Unterschied der Erzeugung beträgt 2022 für die Bruttostromerzeugung (544,3 TWh) und Nettostromerzeugung (492,2 TWh) insgesamt 52,1 TWh.
In Deutschland wird ausschließlich mit Nettogrößen gearbeitet, das gilt für die deutsche Strombörse EEX, wie auch die Netzberechnung der Netzbetreiber und auch Kraftwerkseinsatzplanung.
Der Autor verweist in anderen Figures und Tables wiederholt auf Nettogrößen, da wirkt es durchaus plausibel anzunehmen neben all den signifikanten Schnitzern, dass sich jemand verzettelt hat.
Dabei könnten die Editoren des Journals helfen, also in dem Fall vom International Journal of Sustainable Energy.
Wer gehört denn zu diesen Journal Editoren?
Oh. Der Studienautor selbst gehört zum Editorial Board des Journals, in dem er diese irreführende Studie veröffentlicht.
Absolut gar nicht potenziell problematisch.
Erklärt für mich persönlich mehr als es sollte.
Zusätzlich sprechen die Wissenschaftler der Fraunhofer-Institute einen wichtigen Punkt an:
In dieser Stellungnahme haben wir uns allein auf den grundlegenden methodischen Ansatz in der Analyse von Emblemsvåg konzentriert, ohne die verwendeten Daten und vorgenommenen Rechnungen im Detail zu prüfen. Allerdings zeigen sich auch im Hinblick auf die verwendeten Daten mögliche Fehler, z.B. scheinen die Investitionen für die Windenergie im Jahr 2002 deutlich (etwa um den Faktor vier) überschätzt zu sein (siehe Tabelle 2). Aufgrund des falschen methodischen Vorgehens erscheint jedoch eine Detailanalyse der Daten nicht zielführend.
— Prof. Dr. Martin Wietschel + Dr. Barbara Breitschopf + Prof. Dr. Mario Ragwitz + Dr. Benjamin Pfluger + Prof. Hans-Martin Henning
Es mag nicht zielführend sein, nur wenn ich schon dabei bin.
Schauen wir uns doch einmal den Punkt an, den sie ansprechen:
Der Studienautor bezieht sich auf diese IRENA-Studie und vermutlich (da ich bei mehrfachen Lesen nicht genau herauslesen kann, welche Datengrundlage er sonst genutzt haben kann, die meisten Daten der Studie fangen nicht einmal 2002 an) Figure 2.5 auf Seite 74, nur mit der Visualisierung würde der fünf Mal höhere CAPEX-Wert (Investitionskosten) 2002 mit 40,8 Milliarden Euro gegenüber 2003 mit 8 Milliarden Euro keinen Sinn ergeben.
Ja, 2002 wurde etwas mehr Windkraft zugebaut als 2003, nur reden wir von unter 20% Unterschied, ohne dass das EEG zwischen 2002 und 2003 geändert wurde, während der Autor von gleich 40,8 Milliarden auf 8 Milliarden fällt.
Wie um Himmels Willen der Autor generell auf diese CAPEX und OPEX-Werte gekommen ist, bleibt mir ein Rätsel.
Da reden wir erneut von ggf. 25-30 Milliarden Fehleinschätzung und Fehlrechnung für ein Jahr.
Keine der Zahlen wirken nachvollziehbar, sofern man die durchschnittlichen Berichte der deutschen Windguard als Vergleichsmaterial verwendet.
Bei der IRENA-Studie gibt es für manche der Zeiträume gar nicht die entsprechenden Datensätze, um diese Rechnung der Tabelle überhaupt zu erfassen.
Selbstverständlich scheitert diese Studie nicht an dieser Detailfrage, da gibt es genug andere Punkte, nur muss man deutlich kritisieren, wie unsauber zitiert bzw. die Rechnung erklärt wird.
Zurück zum methodischen Unsinn:
Das Doppelzählungsproblem wird vom Autor angesprochen, dann trotzdem gemacht, um zu diesem Ergebnis zu kommen:
Grundlegend nimmt der Autor, auch wenn diese Zahlen um mindestens 100 Milliarden Euro falsch sein werden, neben des Doppelzählungsfehlers mit 309,5 Milliarden Euro für die EEG-Subventionen, dass die Energiewende seit 2002 bis 2022 696 Milliarden Euro gekostet hat und eine Route mit Kernkraft 364 Milliarden Euro kosten würde.
Jetzt kommt der signifikante Punkt, der diese gesamte Studie ad absurdum führt.
Kapitel 4.2
Zur Erklärung:
Der Studienautor nimmt an, dass Deutschland imstande wäre, 2002 mit chinesischer Geschwindigkeit Kernkraftwerke zu bauen, um 2002 bis 2010 das erste Kernkraftwerk zum Laufen zu bringen.
Als Ursache nimmt die Studie diese Quelle an:
Trotz der großen Unterschiede bei den Bauzeiten von Reaktoren hat sich die mittlere Bauzeit für Reaktoren, die 2022 ans Netz gingen, gegenüber 2021 kaum verändert und ist mit 89 Monaten (World Nuclear Association 2023) oder sieben Jahren und fünf Monaten einen Monat länger. Das Modell geht also von einer durchschnittlichen Leistung der Deutschen in dieser Hinsicht aus, was nicht unrealistisch ist.
— Die Studie
Entschuldigung, jetzt wird es wirklich lächerlich.
Schauen wir uns im Schnelldurchlauf ALLE Kernkraftanlagen 2022 an, es geht schnell, keine Sorge:
Wenn man sich die Daten stumpf anschaut, insbesondere wenn man das für mehr als ein Jahr bei Kernkraftanlagen macht, stellt man schnell fest, dass kaum einer Kernkraftanlagen aktuell baut und dass diese Projekte in vielen Ländern lange brauchen.
Die Annahme, Deutschland sollte einfach in Chinageschwindigkeit bitte neue Kernkraftanlagen in knapp unter sieben Jahren aufbauen, obwohl das letzte Kernkraftwerk Greifswald-5 November 1989 ans Netz gegangen ist, wirkt völlig realitätsfern.
Selbst ohne grundsätzliche Anti-AKW-Bewegung zurzeit gibt es in Europa keine positiven Erfahrungen im Zeitraum 2000-2010 mit schnellgebauten Kernkraftanlagen.
Selbst Südkorea und USA, Nationen ohne grundsätzliche Kernkraft-Aus Stimmung, konnten kaum diese unter acht Jahre Bauzeit fertigstellen, da redet man eher von zehn Jahren.
2011 hätte Fukushima das Momentum ohnehin gebrochen, da in Deutschland zu der Zeit ebenfalls Angst vor Kernkraftanlagen ausgebrochen ist, selbst wenn diese zu der Zeit meiner Auffassung nach völlig unangemessen war. Denn Tsunamigefahr vom Bodensee war jetzt eher unwahrscheinlich.
Dennoch muss man klar sagen, es gibt kein Szenario in Deutschland, bei dem die angenommene Chinageschwindigkeit in Deutschland umgesetzt werden kann.
Dadurch wären die Stromerzeugungsmengen an Kernkraft niemals erreicht worden und die Rechnung wäre deutlich teurer geworden bei weniger Stromerzeugung in der Praxis.
Ein Land wie Deutschland mit Erfahrungen bei Großprojekten wie Stuttgart 21, dem Flughafen BER oder der Elbphilharmonie soll also 16 AKW in 20 Jahren bauen. Pünktlich.
Klar.
Aus meiner Sicht ist diese Studie nur wieder ein Paradebeispiel für den faktenfreien Diskurs zu Energie in Deutschland.
Abschließend möchte ich zwei Studien zitieren, die die Realität zeigen:
Kernkraft erkennt man mittlerweile nicht einmal mehr beim Zubau der regenerativen Energien, da der Anteil von Kernkraft unter ein Prozent gefallen ist.
Trotz des niedrigeren Volllaststunden bzw. Kapazitätsfaktor setzen sich regenerative Energien durch, da sie einfach deutlich günstiger sind.
Weltweit.
Nicht nur bei Stromerzeugung, sondern auch bei Stromspeichern wird Kernkraft abgehängt:
Seit 2023 ist das Investitionsvolumen von Akkuspeichern höher als Kernkraft weltweit.
Es gibt kein Szenario mehr, bei der Kernkraft regenerative Energien einholen kann.
Dafür fallen die Kosten jedes Jahr zu stark bei Photovoltaik und Windkraft inklusive Akkuspeichern.
Das war der Grund, weshalb ich 2014 von einer ehemals Pro-Kernkraft-Position zu einer Anti-Kernkraft-Position gewechselt bin.
Auch jetzt würde ich sagen, dass das vorzeitige Abschalten der Kernkraftanlagen damals ein Fehler war und ein Kohle-Aus zuerst, dann ein Kernkraft-aus wie in Spanien ratsamer gewesen wäre.
Nur mit den Braunkohle-Hochburgen in Deutschland und CDU-Regierungen wäre das damals politisch kaum vorziehbar gewesen aus meiner Sicht.
Jetzt ist es eh vorbei und mehr Milliarden in Kernkraft zu verbrennen ist es einfach nicht wert.
Zeichen der Zeit damals haben die wirtschaftlichen Probleme der Kernkraft gezeigt und wir sehen jetzt immer deutlicher, wohin die Reise geht.
Ohne Bremse in Richtung der regenerativen Energien.
Deshalb ist aus meiner Sicht diese Studie nur eine weitere irreführende Nebelkerze, die einer fachlich ernsthaften Betrachtung einfach nicht standhält.
Sollte man die EEG-Subventionen abschaffen?
Dank des Preisverfalls von regenerativen Energien kommt immer häufiger das Thema auf, dass man die EEG-Förderung abschaffen sollte wie z. B. in der Wirtschaftsinitiative der Ampel-Regierung:
Grundsätzlich ist dieser Gedanke nur logisch.
Wenn bestimmte Produkte oder Projekte ohne Förderung konkurrenzfähig sind, kann man darüber nachdenken, die bestehenden Förderungen zu senken oder gar abzuschaffen, um dieses Geld in andere neue potenziell lohnende Branchen zu verlagern.
Kurzfassung zur Erklärung der EEG-Förderung:
Mit der EEG-Förderung garantiert der Staat eine Minimumvergütung von 8,03 Cent pro eingespeiste Kilowattstunde (sofern es nur teilweise eingespeist wird).
Sofern der Marktwert niedriger als diesen Wert ist, würde der Staat einspringen und die Differenz erstatten.
Damit sollte Planungssicherheit geschafft werden, damit keiner in die regenerativen Energien investiert und auf den Kosten sitzen bleibt.
Nun zum Problem:
Je mehr Photovoltaik zugebaut wird und der erzeugte Strom nicht durch Akkuspeicher oder in Wasserstofferzeugung gespeichert werden kann, desto häufiger treten Stunden mit negativen Preisen an der Börse auf, da klassische Dach- oder Freiflächenanlagen so ausgerichtet sind, dass mittags zur Spitzenzeit, der meiste Strom erzeugt wird.
Stromnetze allein können keinen Strom speichern, also ist das Angebot höher als die Nachfrage und es wird Menschen Geld angeboten, dass sie den Strom abnehmen.
Falls euch Leute übrigens erzählen, dass nur Deutschland dieses Problem haben sollte, zeigt ihnen einfach mal die Übersicht vom Spotmarkt oben oder diese folgende Übersicht:
Negative Strompreise sind in der EU recht präsent durch den gewaltigen Zubau von regenerativen Energien.
Deutschland ist nicht einmal in den Top 3 der Stunden mit negativen Strompreisen, ironischerweise ist Finnland mit 44.2% Kernkraft und 19.4% Laufwasser Anteil an der Stromerzeugung ungeschlagene Nummer 1.
Hier könnten die Solarzäune oder auch nach Osten/Westen ausgerichtete Photovoltaikanlagen inklusive flächendeckenden Akkuspeicher durch die gleichmäßigere Erzeugung morgens und abends aushelfen.
Bevor wir zu meinen Lösungsvorschlägen bei diesem Thema kommen, etwas Wissen zur aktuellen Lage bei regenerativen Energien.
Schauen wir uns also zuerst die preislichen Entwicklungen verschiedener regenerative Energien als Grundlage:
Bei Photovoltaik gab es die letzten 20 Jahre einen absurden Preisabsturz, welchen ihr hier seht:
Hinweis: Das erste Beispiel ist eine 5 kWp-Anlage und das sind natürlich Durchschnittswerte, dementsprechend gibt es immer günstigere und teurere Anlagen und das zweite Beispiel sind drei Monatswerte in Dollar pro Wattpeak.
Je größer ihr eure Dachanlagen bzw. Freiflächenanlagen dimensioniert, desto günstiger dank Skaleneffekte sind diese pro kWp.
Ebenso senken sich die Preise für Akkuspeicher, welche netzdienlich integriert werden können:
Konkret zeigt diese Grafik + der Text auf Seite 22, welcher davon spricht, dass in den ersten Monaten 2024 die Preise bereits weit unter 100$/kWh gefallen sind, was insbesondere bei E-Auto-Akkus extrem auffällt.
Dort wird angenommen, dass 2025 die Akkupreise bei 36$/kWh einpendeln.
Somit könnten mit Akkuspeichern der Strom aus Photovoltaikanlagen eingespeichert und abends bzw. nachts verwendet werden, wodurch der Wert der Anlagen weiter steigt und die Erlöse aus Marktpreisen steigen können.
Bestätigt wird das durch BloombergNEFs Berichterstattung, welche im März 2024 die fallenden Fertigungskosten für LFP-Akkus bei 44$/kWh einstufen.
Phänomenaler Trend meiner Meinung nach.
Je günstiger die regenerativen Energien werden, desto mehr Leute können davon durch kreative Anwendungen profitieren, siehe hier:
Im ersten Moment mag das etwas absurd wirken, dass man einen Zaun mit Photovoltaik ausschmücken würde, dennoch ergibt es tatsächlich Sinn.
Heutzutage sind viele Photovoltaikmodule bifazial, was einfach nur zweigesichtig bedeutet und Vorder- wie Hinterseite Strom erzeugen kann.
Durch die Verwendung als Zaun hat man morgens und abends “mehr” Strom und einen gleichmäßigeren Ertrag, dessen Spitze nicht mittags ist.
Vom Gesamtertrag her sind solche Installationen etwas im Nachteil, wir reden da aber von ggf. 10% Unterschied und eine bessere Verteilung über den Tag, rechnet sich daher trotzdem.
Falls durch den Preisverfall Photovoltaikmodule günstiger ist als anderes Zaunmaterial, wieso nicht gleich verwenden?
Zurück zum eigentlichen Thema der EEG-Förderung.
Dieser ganze Exkurs der Preisentwicklung soll diesen Punkt bestätigen:
Immer mehr regenerative Anlagen werden förderfrei, also ohne direkte staatliche Subventionen, gebaut.
Ja, knapp 2 GWp ohne staatliche Förderung.
Geht aus meiner Sicht in die richtige Richtung.
Selbstverständlich würde ich mir wünschen, dass im besten Fall über 75% des Zubaus förderfrei ist.
Das dürfte noch einige Jahre dauern.
Dennoch gibt es eben große bekannte Beispiele:
Aus meiner Sicht zeigen all diese Entwicklungen für Photovoltaik, dass man definitiv über eine Absenkung der Förderung sprechen muss.
Dank der fallenden Preise sollte es immer häufiger umsetzbar sein, mit geringerer Förderung dennoch Photovoltaik aufs Dach oder in den Garten zu platzieren.
Wirtschaftlich bleiben diese Konfigurationen weiterhin insbesondere mit Blick auf Großverbraucher wie E-Autos oder Wärmepumpen, welche auch teilweise (im Herbst oder Frühling) durch die Photovoltaikanlage unschlagbar günstig betrieben können werden.
Zur Erinnerung, warum Deutschland immer noch diese Menge an Geld für EEG-Förderung bei Photovoltaik ausgibt:
EEG-Förderung gibt es immer für 20 Jahre und um das Problem zu zeigen, eine Übersicht der durchschnittlichen EEG-Vergütung in Euro-Cent pro Kilowattstunde:
Ja, tatsächlich lag die EEG-Vergütung 2022 durchschnittlich bei 21,3 Cent/kWh.
Das hängt damit zusammen, dass Altanlagen wie z. B. Anlagen 2004 bis 30 kWp mit 57,40 (!) Cent/kWh vergütet wurden.
Daran bemerkt ihr, wie weit sich Photovotoltaik entwickelt hat.
Ende 2024 fallen die teuersten Anlagen aus der Förderung raus und diese Durchschnittspreise gleichen sich jedes Jahr mehr der Neuförderung an.
Damit die Belastung für den Staat geringer wird und wir als Bevölkerung immer deutlicher sehen, wie sinnvoll die frühere Förderung war, brauchen wir Veränderung.
Mein Vorschlag:
Sofern man nicht einfach die Marktwerte als Vergütung anbieten will, was heutzutage auch durchaus ausreichen sollte, wäre 3-4 Cent/kWh ein besserer Wert.
Damit kann man Planungssicherheit erzeugen und statt Paragraf 49 EEG 2023, welches mit 1% geringerer Vergütung alle sechs Monate arbeitet, schlage ich 5% alle sechs Monate vor.
Mit der kommenden Überproduktionskrise im Akkuspeicherbereich rechne ich damit, dass man eine hohe Prozentzahl rechtfertigen kann, da Eigenverbrauch in Kombination mit größeren Akkuspeicher dominieren sollte im privaten Haushalt.
Trotz dieser Verringerung würde dennoch der Ausbau eine kleinere Delle erhalten, nur auf hohes Niveau verbleiben.
Denn Photovoltaik rechnet sich immer mehr, selbst für Industrie oder Gewerbekunden ohne großartige Förderung.
Politisch kann man genug weitere Anreize setzen, dass sich Städte/Dörfer oder gar ganze Landkreise besser versorgen können. Mehr dazu später.
Nächster Schritt - Windkraft
Gute Nachrichten gibt es beim Thema EEG-Förderung und Windkraft-Auf-See (/ Offshore Windkraft):
Seit 2023 werden Flächen für neue Offshore-Windparks für null Cent/kWh Mindestvergütung ausgegeben.
2023 gab es für die Nordsee-Flächen acht und für die Ostseefläche neun Gebote zu 0 Cent/kWh, sogenannte Null-Cent-Gebote, ab jetzt förderfrei.
Zusätzlich musste ein dynamisches Gebotsverfahren durchgeführt werden, wodurch der Staat 12,6 Milliarden 2023 einnehmen konnte, welche zu 90% in die Stromkostensenkung und zu jeweils fünf Prozent in Meeresnaturschutz und Förderung der umweltschonenden Fischerei.
Windkraft-Auf-See ist also schon im Idealzustand, dennoch ist vielen Bürgern in Deutschland gar nicht bekannt, dass Offshore-Anlagen gar keine Förderung mehr brauchen.
Auch 2024 sieht es sehr ähnlich aus:
Ebenfalls förderfreie Anlagen. Erneut einige Milliarden, die die Kosten für die Anbindung der Offshore Anlagen verringern.
Für Windkraft-Auf-See Anlagen ergibt die Diskussion also wenig Sinn, da es ohnehin 100% unerheblich ist, ob es die Förderung gibt oder nicht, die rechnen sich auf jeden Fall.
So klar sieht das bei Windkraft auf Land nicht aus:
Bei Windkraft-Auf-Land-Anlagen sieht man aktuell keine nennenswerte Senkung der Förderung.
Schauen wir uns neben der Übersicht von Windguard auch die aktuelle Ausschreibung der Bundesnetzagentur an:
Spezifisch in dieser Ausschreibung wurden die meisten Gebote für Anlagen in Bayern ausgegeben, da kann man argumentieren, dass Windkraft mit ihren geringeren Volllaststunden eine höhere Förderung braucht, um Planungssicherheit zu bieten.
Bei Windkraft-Auf-Land habe ich ehrlich gesagt keinen guten Vorschlag, wie man die Kosten signifikant senkt, außer eine Pflicht für Akkuspeicher zu inkludieren.
Investitionskosten werden dadurch selbstverständlich gesteigert, gleichzeitig der Wert des Stroms erhöht, sodass in windstilleren Zeiten durch die Akkuspeicher netzdienlicher eingespeist werden kann.
Früher wurde ein großer Teil, der EEG-Finanzierung durch die EEG-Umlage des Strompreises bezahlt, welche seit 1. Juli 2022 abgeschafft wurde.
Heutzutage wird es ausschließlich durch den Steuerzahler und den Haushalt des Bundes bezahlt.
Netzbetreiber müssen in Deutschland eine Prognose abgeben, welchen EEG-Finanzierungsbedarf sie sehen.
Oktober 2023 sollte dieser Wert für 2024 bei 10,6 Milliarden Euro liegen, dennoch ist schon Anfang 2024 klar gewesen, dass der deutsche Staat 7,8 Milliarden Euro mehr benötigen werde.
Kurze Erinnerung: EEG-Finanzierung bedeutet, dass den Betreibern pro kWh eine Mindestvergütung garantiert wird.
Als Beispiel die Ergebnisse vom 23.07.2024 der Bundesnetzagentur für Solaranlagen auf Gebäuden und Lärmschutzwänden gibt es einen mengengewichteten durchschnittlichen Zuschlagswert von 8,94 ct/kWh.
Wenn der Marktwert Solar im Juli bei 3,55 Cent/kWh liegt, muss diese Differenz von 5,39 Cent/kWh vom Steuerzahler bezahlt werden.
Der Grund für die 7,8 Milliarden mehr lag ganz einfach daran, dass die Börsenstrompreise schneller gefallen sind, als bei der Energiekrise von 2022 befürchtet wurde.
Eine gleichzeitig gute wie ungünstige Nachricht, da selbstredend der Steuerzahler mehr aus dem Bundeshaushalt für die Stromerzeugung bezahlen muss als durch den Preisverfall notwendig sein sollte.
Was wären meine Lösungsvorschläge?
EEG-Förderung für Solar an Marktwerte koppeln oder eine deutlich niedrigere Mindestvergütung ansetzen (3-4 Cent/kWh)
EEG-Förderung grundsätzlich mit Akkuspeichern verknüpfen. Verringert signifikant die Systemkosten, wenn Anlagen auch abends Strom ins Netz abgeben.
Dynamische Stromtarife flächendeckend bewerben und Reize für Haushalte und Industrie schaffen. Habeck hat bereits mit dem Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende die Option geschaffen, dass alle Stromanbieter ab 2025 dynamische Stromtarife anbieten müssen.
Dynamische Netzentgelte flächendeckend einführen. Meines Wissens geht die Bundesnetzagentur bereits mit der Integration von steuerbaren Verbrauchseinrichtungen in diese Richtung, allerdings geht es bei diesem Thema um eine lokale Überlastung des Netzes und Rabatte, falls deine Großverbraucher sich dimmen lassen. Daher variable Netzentgelte, um Anreize für netzdienlichere Verbrauche zu schaffen. Spart wieder Systemkosten.
Grundlagen schaffen, dass auch Privathaushalte komfortabel und leichter erst mittags anfangen ihren Heimspeicher aufzuladen (falls man direkt morgens anfängt, kann er mittags bereits voll sein) und dann abends ins Netz wieder einzuspeisen. Damit könnte man den Marktwert von Solar immens steigern, wenn man die Bürger mitnimmt.
Vehicle to Home / Vehicle To Grid / Vehicle To Business aggressiver vorantreiben. Die kommenden Jahre werden deutlich mehr Millionen E-Autos durch die Straßen rollen und mit entsprechend weitsichtiger Planung könnte man einen nicht kleinen Teil der Speicherleistung auch damit verbinden. Es gibt zwar bereits einen Entwurf zur Modernisierung und zum Bürokratieabbau im Strom- und Energiesteuerrecht, nur dieser allein wird die meisten Hürden nicht abbauen. Mehr Anreize werden eine gute Idee.
Energy Sharing endlich umsetzen. Energy Sharing bedeutet, dass z. B. eine Windenergieanlage in 5-10 KM-Entfernung so zu begünstigen, dass Bürger in direkter Umgebung teilweise durch diese versorgt werden und durch die Nichtverwendung von bestimmten Netzebenen Netzentgelte sparen können. Netzentgelte machen 11,53 Cent/kWh aus und wenn man da 25%-50% sparen könnte, wäre das ein gewaltiger Anreiz, lokal vor Ort mehr regenerative Energien auszubauen und diese netzdienlich zu verwenden.
Zusammengefasst:
Ja, mindestens für Photovoltaik sollte die EEG-Förderung massiv gesenkt werden. Für die erzeugte Menge an Strom und den gefallenen Investitionenskosten sind die absoluten Summen verglichen mit Windkraft einfach nicht mehr zu rechtfertigen.
Nein, für Windkraft-Auf-Land wäre das Abschaffen aktuell nicht gut, eher eine Anforderung von Akkuspeicher inkludieren.
Ja, bei Windkraft-Auf-See spielt das legitim keine Rolle, ob die Förderung besteht, diese kann dafür abgeschafft werden.
Nein, wenn wir über Biomasse reden ist das etwas kompliziert und aktuell nicht realistisch ohne Förderung. Entweder wollen wir Stromerzeugung aus Biomasse oder nicht, das muss ein Land entscheiden.
Eine weitsichtige Regierung hat genug Probleme abseits der Förderung anzugehen und auch wenn diese Ampelregierung aus meiner Sicht im Energiebereich die beste Arbeit in 30 Jahren erledigt, wenn man diese mit Vorgängerregierungen vergleicht, gibt es noch immens viel zu erledigen.
Man würde sich wünschen, die Ampelregierung würde diesen öffentlichen unsinnigen Kindergarten alle zwei Wochen beenden und aktiver an den Problemen arbeiten.
Sei es Entbürokratisierung durch Praxis Checks oder eben Implementierung neuer politischer Werkzeuge.
Es gibt genug zu tun.
Ein Land der Tüftler und Erfinder sollte sich um diese Herausforderungen kümmern, um weltweit nicht zurückzufallen.
Wie teuer ist es Mitte 2024, eine kWh Strom zu produzieren?
Die Gestehungskosten (Stromproduktionskosten) für verschiedene Energiequellen von Juli 2024.
Selbst in Deutschland wird festgestellt, dass PV-Freiflächenanlagen mit Akkuspeicher günstiger sind als Braun- und Steinkohle oder Erdgas, was sich mit den Erkenntnissen der internationalen Energieagentur für nahezu jede Region des Planetens deckt.
Dank der niedrigeren Systemkosten bzw. Vollkosten durch Akkuspeicher, welche teures Einspeisemangement und Redispatchmaßnahmen verringert ist das auch logisch zu erklären.
Sofern Akkuspeicher es ermöglichen, dass PV-Strom über den Tag eingespeichert und über die Nacht ausgespeichert wird, spart das signifikante Kosten für Backupkraftwerke.
Zum ersten Mal sehen wir vom Fraunhofer Institut ISE Berechnungen für Agri-PV, Wasserstoffkraftwerke und neue Kernkraftanlagen.
Grundsätzlich wären nach der Studie PV-Freiflächenanlagen und Onshore-Windenergieanlage mit Kosten von 4,1 Cent/KWh bis 9,2 Cent/KWh am günstigsten.
Detailliert werden die Kosten so aufgelistet:
- Stromgestehungskosten von PV-Anlagen zwischen 4,1 und 14,4 €Cent/kWh variieren.
- PV-Batteriesysteme variieren zwischen 6,0 und 22,5 €Cent/kWh.
- Onshore-Windenergieanlagen (WEA) liegen im Jahr 2024 zwischen 4,3 und 9,2 €Cent/kWh.
- Offshore-Windanlagen kosten zwischen 5,5 und 10,3 €Cent/kWh.
- Biogas liegen bei Substratkosten von 8,8 €Cent/kWh zwischen 20,2 und 32,5 €Cent/kWh.
- Mit fester Biomasse sind die Stromgestehungskosten mit Werten zwischen 11,5 und 23,5 €Cent/kWh geringer.
- Neue Braunkohlekraftwerke würden die Stromgestehungskosten heute zwischen 15,1 und 25,7 €Cent/kWh liegen.
- Große Steinkohlekraftwerke liegen etwas höher, zwischen 17,3 und 29,3 €Cent/kWh.
- GuD-Kraftwerke weisen günstigere Stromgestehungskosten auf, zwischen 10,9 und 18,1 €Cent/kWh.
- Gasturbinenkraftwerke für den kurzfristigen flexiblen Einsatz haben Stromgestehungskosten zwischen 15,4 und 32,6 €Cent/kWh.
- Gas- zu Wasserstoffkraftwerken/Turbinen liegen zwischen 20,4 und 35,6 €Cent/kWh.
- Neu zu bauende Kernkraftwerken befinden sich zu 13,6 bis 49,0 €Cent/kWh (zur Erinnerung, die Zahlen sind nicht plausibel und führe ich weiter unten aus.)
Wie setzen sich diese Zahlen zusammen?
Wird ebenfalls in der Studie so erklärt:
Paar Gedanken dazu:
- Zu Beginn Akkuspeicherpreise rechnen mit 500 Euro Investitionskosten pro kWh für kleine Anlagen unter 30 kWp 1:1 (*das bedeutet z. B. 20 kWp Anlage mit 20 kWh Speicher),
450 Euro pro kWh für 2:1 (das bedeutet z. B. 100 kWp Anlage mit 50 kWp) Anlagen zwischen 30 kWp bis 1 MWp und 400 Euro pro kWh für 3:2 Anlagen über 1 MWp.
Zusätzlich wie schon im Kapitel über die Studie der Wirtschaftsweisen Grimm erklärt, sind diese Annahmen für Akkuspeicher bereits im Jahr 2024 massiv überbewertet und sorgen für ein zu pessimistisches Bild der Kosten.
Selbst in den USA findet man Preise von 139$/kWh 2023 und in China sind die Preise sogar noch deutlich niedriger:
Versteht mich nicht falsch, natürlich sind das eben nicht die aktuellen Preise für Deutschland.
Bis 2026 erwarte ich persönlich, dass auch die Preise in Deutschland so drastisch abstürzen werden.
Nur gibt es einen Ausblick wie schnell und drastisch die Kosten fallen werden.
Denn wenn die Investitionskosten für Akkuspeicher von 500 Euro die kWh auf unter 100 Euro fallen, lösen sich die Energiespeicherprobleme von selbst, denn schon jetzt findet man energieintensive Unternehmen, welche zusätzlich zu gigantischen PV-Anlagen einen großen Akkuspeicher zusätzlich bauen.
Jetzt noch ein paar Worte zu den Kernkraftanlagen:
Einigen Leuten wird die absurd breite Spanne an Stromgestehungskosten für neue Kernkraftanlagen ins Auge gesprungen sein.
Eine Beschwerde meinerseits: 45 Jahren an Lebensdauer für ein Kernkraftwerk ist heutzutage etwas gering eingeschätzt und sollte höher sein bei 60 Jahren.
Wenn die Lebensdauer höher ist, kann mehr Strom erzeugt werden und die höheren Investitionssummen können durch niedrigere Strompreise pro kWh über die längere Lebenszeit verteilt werden.
In dieser Studie wird mit den Variationen der Volllaststunden argumentiert:
“Volllast” als Wert ist recht einfach zu verstehen, denn damit spricht man von der Zeit, die eine Anlage in Stunden im Jahr mit der Solleistung, also Volllast, laufen würde.
Fraunhofer spricht da auf einen Trend an, den man insbesondere in Frankreich häufiger sieht:
Bereits im Jahr 2024 müssen Kernkraftanlagen in Frankreich häufiger runtergefahren werden oder gar abgeschaltet werden, da die Preise zu niedrig abstürzen durch die regenerativen Energien.
Diese Entwicklung ist ein Wirtschaftlichkeitsproblem für bestehende und neue Kernkraftanlagen.
Neue Kernkraftanlagen haben immens hohe Investitionskosten, welche normalerweise über die lange Lebenszeit der Anlagen wieder eingespielt werden.
Falls allerdings immer mehr Kernkraftanlagen runtergedrosselt oder gar abgeschaltet werden müssen, da die geringeren OPEX (Betriebskosten) und Investitionskosten von Wind- und Solarenergie die Strompreise zu stark senken, reden wir von richtigen Kostengräben.
Daher nimmt das Fraunhofer Institut solche immensen Spannen an, da selbstverständlich je nach Hoch/Niedrig Szenario über die Jahre 2024, 2035 und 2045 über die ganzen Jahre absurd unterschiedliche Mengen an erzeugten Strom entstehen, welche dann die Investitionskosten kompensieren müssten.
Genau dieses Problem ist der Grund, warum ich schon vor einigen Jahren von einer Pro-Kernkraft-Position zu einer Anti-Kernkraft-Position gewechselt habe.
Photovoltaik und Windenergieanlagen mitsamt Akkuspeicher werden deutlich günstiger, bringen technische Weiterentwicklungen in kürzester Zeit in die Produktion und sind leichter in eine Kreislaufwirtschaft zu überführen.
Kernkraft kann das systemisch und zeitlich einfach nicht.
Bauzeiten sind immens lang, brauchen gerne mal über 10 Jahren zur Fertigstellung, neue Generationen benötigen gerne mal ein Demonstrationskraftwerk, ein Testkraftwerk (mit geringerer Leistung) und dann eine kommerzielle Version, welche alle erst einmal gebaut werden müssen und eine ernstzunehmende Recyclingmethode für den Großteil des Mülls ist bisher nicht gefunden. (Nein, Dual Fluid ist nicht einmal der Demonstrationsreaktor fertig, der muss erstmal gebaut werden.)
Quasi 20 Jahre Entwicklungszeit für Kernkraftgenerationen vs. 1,5 Jahre bei PV und 3 Jahren bei Windkraftweiterentwicklungen.
Was wirkt wohl zuverlässiger und besser?
Hat einen Grund, warum selbst die USA mittlerweile von April 24 bis April 25 über 99% (!) Zubau von PV/Windkraft und Akkuspeichern erreicht haben.
Ja. Über 99%. Ernsthaft. USA verfügt über keine CO2-Abgabe flächendeckend und selbst über Kohlereserven, die sie abbauen könnten.
Dennoch schlägt der Zubau in diese Richtung.
So sehr diese Tatsachen manche Pro-Kernkraft-Vertreter nicht hören wollen.
Damit man allerdings nicht nur eine Quelle für diese Kostenfrage hat, greifen wir noch einen der bekanntesten Reports zu Energiefragen weltweit auf.
Den World Energy Outlook 2024 der internationalen Energieagentur (Oktober 2025 gibt es die 2025 Version, Update kommt dann:)
Der Bericht der IEA ist von Oktober 2024.
Zum Verständnis der Angaben der internationalen Energieagentur hier:
- Capacity factor – Kapazitätsfaktor bedeutet sehr vereinfacht, wie viele Vollaststunden eine Energiequelle im Schnitt hat. Wie man am Bild erkennt, ist das grade bei Wind und Solar sehr regional abhängig.
Ein Jahr hat 8760 Stunden, also bedeuten 90% Kapazitätsfaktor, dass die Energiequelle im Durchschnitt in ca. 7884 Stunden die Nennleistung erbringen kann (unter Normalbedingungen). - LCOE – Levelized Cost of Electricity oder Energy –> Stromgestehungskosten bedeutet recht simpel die Rechnung aus Kapitalkosten (Investitionen durch Fremdkapital und Finanzierungskosten), den Betriebskosten und den Brennstoffkosten über den geplanten Betriebszeitraum.
- VALCOE – Value-adjusted levelised cost of electricity –> Stromgestehungskosten (mit Systemkosten inkludiert sinngemäß) – Sehr ähnlich zu LCOE, nur soll der VALCOE auch den Kapazitätsfaktor berücksichtigen und die Kosten, die mit regenerativen Energien (z. B.) für Backup und co notwendig sind.
Der Gedanke der internationalen Energieagentur ist, dass man mit dem Wert besser die verschiedenen Arten an Stromquellen vergleichen kann.
Wie man sieht, egal, ob nach LCOE/VALCOE, regenerative Energien sind jetzt, wie auch in ca. 30 Jahren die deutlich günstigere Alternativen zu z. B. Kernkraft. MWh in KWh umzurechnen ist recht simpel. Einfach den Wert USD/MWh durch 1000 teilen, schon habt ihr die Dollarcent Kosten pro KWh.
Hat Deutschland die teuersten Strompreise?
“Deutschland hat die teuersten Strompreise weltweit!” ist eine Aussage, die man sehr häufig hört.
Praktischerweise hat die EU eine regelmäßig aktualisierte Ansicht über die Strompreise der EU-27 Mitgliedsstaaten.
Es gibt einmal die Übersicht für Privathaushalte und einmal für Industrie.
Zuerst die Privathaushalte:
Hier sieht man den Preisvergleich für Kunden mit einem Verbrauch zwischen 2500 KWh bis 5000 KWh.
Da spielen die unglaublich teuren Stromtarife im Bestand eine Rolle, denn über 20 Millionen Haushalte in Deutschland haben in 19 Jahren noch nie ihren Stromanbieter gewechselt.
Macht das. Für die Anleitung einfach diesem Link folgen.
Ja, Strom ist in Deutschland aktuell noch teuer. Das wird keiner anzweifeln. Dennoch sollte man Abstand davon halten, dass Deutschland die weltweit teuersten Strompreise hat.
Denn wenn der Strom in Deutschland grundsätzlich so teuer ist, dann müsste man das an den Großhandelspreisen sehen:
Wie man bei ACER sehen kann, passt diese Aussage nicht.
Denn viele Länder bezahlen bestimmte Abgaben, die z. B. in Deutschland direkt über den Strompreis abgerechnet werden, aus dem eigenen Haushalt und verzerren das Bild.
Oder als ein Beispiel Frankreich.
Das Land wird oft genannt, dass es signifikant günstigeren Strom hat, auch für Privathaushalte.
Puissance steht für Anschlussleistung, da man in Frankreich je nach Wohnfläche deutlich teurere Grundpreise hat.
Deutschland hat normalerweise keine Variation für private Haushalte im Grundpreis.
9 kVA mit 15,79 Euro Grundpreis findet man häufig bei einer Wohnfläche von 80-100 qm².
12 kVA mit 19,04 Euro für die mit mehr als 100 qm².
Ab 15 kVA mit 22,07 Euro Grundpreis über 160 qm².
Da bringt es, je nach Verbrauch, nicht sonderlich viel, dass der Arbeitspreis minimal günstiger (im direkten Vergleich zu Neukundenpreisen) ist, sofern dann der höhere Grundpreis die Ersparnis auffrisst.
Deshalb sind solche Aussagen des weltweit teuersten Strompreise unseriös und einfach falsch.
Seit 2023 beträgt die EEG-Umlage 0 Cent.
Sobald sich die Beschaffungskosten für Strom wieder normalisiert haben über die kommenden 12-18 Monate bei den Langzeitverträgen der Stromanbieter, ist es realistisch, dass der Strom 2024-2025 ein gutes Stück günstiger sein wird als ihr das zu den Zeiten von 2019 gesehen habt.
Anschließend die Industriepreise:
Im Falle der Industriepreise, mit Referenzverbrauch von 500 MWh bis 2000 MWh, befindet sich Deutschland auf Platz 3.
Ja, dennoch sind die Kosten in dieser Zeiteinheit beim besten Willen nicht ideal, daher gibt es für die Ampel weiterhin viel zu tun.
Aus meiner Sicht muss es so einfach wie möglich sein, solche Konzepte wie dieses zu kopieren und für so viele Industriezweige wie möglich umzusetzen.
Da gibt es allein aus bürokratischer Sicht noch genug zu tun, auch wenn die Ampel für die Energiewende bereits einiges umgesetzt hat, wie in diesem Kapitel weiter unten gezeigt wird.
Zusammengefasst: Nein, Deutschland hat nicht die weltweit teuersten Strompreise.
Vor allem, wenn man dazu noch beachtet, wie unterschiedlich das Medianeinkommen in der EU27 ist, sollte klar sein, dass DE unmöglich die teuersten Strompreise haben kann.
Wie wechsele ich meinen Stromanbieter?
Tatsächlich gibt es wenig in Deutschland, das einfacher ist als ein Strom- oder Gaswechsel.
Vorab der wichtigste Hinweis:
Nein, es gibt kein Risiko, dass man am Ende ohne Gas oder Strom dasteht.
In Deutschland gibt es eine Grundversorgungspflicht.
Selbst im chaotischsten Zwischenfall ist man immer versorgt, sofern nicht Bob der Baumeister das nahegelegende Umspannwerk umbaggert.
Deutlich vereinfacht gesagt ändert sich beim Stromanbieterwechsel allein nichts, da der Strom eben weiter durch dieselben Leitungen fließt.
Eine sichere und zuverlässige Stromversorgung ist gesetzlich gegeben und Deutschland hat das zweitstabilste Stromnetz der Welt.
Keine Sorge.
Also keine Sorge, wenn das die Angst ist, die vom Wechsel abhält, die ist völlig unberechtigt.
Wieso mache ich diese Anleitung?
Simpler Grund: Über 20 Millionen Haushalte (~50%) in Deutschland haben in den letzten 20 Jahren nie ihren Stromanbieter gewechselt.
Wahrlich frustrierend, diese Verschwendung an Geld zu sehen.
Leider lieben Stromanbieter es, ihre Bestandskunden mit überteuerten Tarifen abzuzocken und auch bei den aktuell stark fallenden Strompreisen diese Rabatte erst mit sehr langer Verzögerung weiterzugeben.
Dadurch entstehen solche Differenzen der Strompreise:
42,22 ct/kWh.
Das ist der durchschnittliche Strompreis für einen Haushalt in ct/kWh, Jahresverbrauch 3.500 kWh.
Während auf der anderen Seite Deutschland diese Neukundenpreise hat:
26,6 ct/kWh.
Wir reden hier von signifikanten Unterschieden und reden noch nicht von zusätzlichen Themen wie dynamischen Stromtarifen, die ebenfalls zu guten Einsparungen führen.
Deshalb hier ein paar Tipps zum Thema, worauf man achten sollte.
Grundsätzlich:
- Vertragslaufzeit: maximal 12 Monate.
Preise dürften über die Jahre weiter sinken, daher ergeben Verträge über 12 Monate wenig Sinn.
- Preisgarantie: maximal 12 Monate.
- Kündigungsfrist: maximal 6 Wochen.
- Falls euer (privater) Stromvertrag vor dem 1. März 2022 geschlossen wurde, wechselt dringend.
Seit März 2022 gibt es das Gesetz für fairere Verträge.
Wichtiger Bestandteil dieses Gesetzes ist, dass ab dem 1. März 2022 alle Gesetze zu regelmäßigen Dienstleistungen und Warenlieferungen mit automatischen Vertragsverlängerungen nach der ersten Vertragsverlängerung automatisch eine Kündigungsfrist von höchstens einem Monat enthalten und sich eben nicht automatisch 1 oder 2 Jahre verlängern.
Ja, das gilt für Fitnessstudio-Mitgliedschaften, für Internet/Handyverträge und auch für Strom- und Gasverträge.
Denkt dran, bei alten Verträgen vor März 2022 gilt das nicht, es lohnt sich allein dafür bei langjährigen Verträgen zu wechseln.
Bitte achtet bei Tarifen mit Bonus darauf, dass ihr diese nur wählt, sofern ihr jährlich wechselt. Diese Tarife können nach dem ersten Jahr schnell teurer sein als Alternativen.
Dank des Gesetzes für faire Verträge ist das Risiko deutlich entschärfter, dennoch relevant.
Außerdem achtet darauf, ob der Bonus überhaupt ausgezahlt wurde. Leider gibt es einige Anbieter, die erst fröhlich mit rechtlichen Mitteln erinnert werden müssen, was sie euch versprochen haben.Sofern ihr eine Preisanpassung nach oben ODER unten erhalten habt, könnt ihr auf ein Sonderkündigungsrecht zurückgreifen. Das müsst ihr allerdings manuell machen!
Achtung: Das bezieht sich auch bei angepassten Steuern, Umlagen oder Entgelten, natürlich aber nicht bei einer Umsatzsteuer/Mehrwertsteueranpassung.
Immer daran denken, selbst wenn dein Anbieter den Preis um fünf Cent/kWh senkt, kann es dennoch der Fall sein, dass dein bestehender Tarif viel zu teuer ist.
Kurz die Suchmaschine deiner Wahl starten und überprüfen, ob es sich lohnt.
Wie so häufig hat die Verbraucherzentrale auch für diese Frage der Sonderkündigung einen Musterbrief, welchen ihr verwenden könnt.
Zusätzlich ist es in Deutschland so geregelt, dass man abseits des Falls der Sonderkündigung für den regulären Wechsel kaum etwas machen muss.
Als Stromkunde erteilst du deinem neuen Anbieter den Auftrag, in deinem Namen zu kündigen.
Grundsätzlich hängen Grundpreis stark davon ab, in welcher Region und in welcher Postleitzahl ihr lebt.
Das kann ich euch pauschal nicht beantworten, was da normal ist.
Dennoch sollte euer Grundpreis nicht über 13~15 Euro im Monat sein.
Beim Arbeitspreis sollte es idealerweise nicht mehr als 32 ct/kWh sein.
Darüber hinaus kann es Situationen geben, in der mehr als 15 Euro im Monat Sinn ergeben.
Beispielsweise wenn ihr einen Jahresverbrauch von 3.000 kWh zum Arbeitspreis von 18 Ct/kWh erhaltet, der Grundpreis aber bei 18,90 Euro liegt.
Überprüft bei Vergleichsportalen wie Check24 und Verivox, dass ihr den günstigsten Preis ausgewählt habt und nicht einen Unsinn mit Empfehlungen auswählt.
Dadurch fallen die guten Deals manchmal raus.
Zusätzlich solltet ihr beide Plattformen verwenden, da verschiedene Anbieter verschiedene Plattformen bevorzugen.
Was sind dynamische Stromtarife?
Ihr werdet bei der Suche über dynamische Stromtarife stolpern.
Bei diesen Stromtarifen seid ihr von den Börsenstrompreisen abhängig.
Sind die Preise wegen viel Wind- oder PV-Strom sehr niedrig, erhaltet ihr günstige Preise.
Gilt ebenso für Zeiten mit hohen Strompreisen.
Dank des Zubaus von regenerativen Energien dürfte die Variation des Preises ansteigen und daher ordentlich Geld gespart werden.
Mit einem Smartmeter profitiert ihr am meisten davon. Ohne diese wird es mit den monatlichen Durchschnittswerten berechnet.
Anekdotisch gibt es in meinem Umfeld einige Leute, die von dynamischen Tarifen schwärmen.
Persönlich fahre ich mit diesen auch gut, nur das müsst ihr selbst entscheiden.
Vorteil der meisten dynamischen Anbieter: Ihr seid meist ohnehin nur einen Monat Vertragslaufzeit gebunden und daher könnt ihr recht schnell wieder wechseln, sofern eure Erfahrung negativ ist.
2025 sind alle Anbieter gezwungen, dynamische Stromtarife anzubieten.
Nein, ihr müsst die nicht auswählen, hier geht es um die Option.
Auch diese Regeln wurden durch Habecks Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende eingeführt. Da ich ein großer Freund von Optionen bin, begrüße ich diese Entwicklung sehr.
Kann mich der Stromanbieter nicht ablehnen, wenn ich zu oft wechsele?
Problematisch kann es sein, wenn man zu oft den Stromanbieter wechselt.
Potenziell kann ein Stromanbieter dann den Wechsel ablehnen.
Kontraktionszwang/Vertragszwang gibt es ausschließlich für die Grundversorgung.
Ablehnungsmotivation ist leicht zu erklären. Falls man jährlich die Boni mitnehmen möchte, kann man als Kunde für Anbieter, welche sehr knapp die Preise kalkulieren, ein Verlustgeschäft werden.
Wie so häufig spekulieren auch Stromanbieter darauf, dass man zu faul zum Wechseln ist und den Vertrag endlos laufen lässt.
Mit Verweis zum Anfang des Beitrages habe ich euch bereits gezeigt, dass wir hier von stabilen ~20 Millionen Haushalten (!) sprechen, die offensichtlich genau zu dieser Beschreibung und Kalkulation passen.
Glücklicherweise gibt es allerdings den guten alten Datenschutz.
Ja, ausnahmsweise ist der nicht vorgeschoben als Ausrede, weil jemand nicht arbeiten will und einen Kunden verarschen will, sondern er hilft auch hier immens.
Verwendet einen Musterbrief der Verbraucherzentrale bei eurem alten Anbieter und verlangt die Löschung personenbezogener Daten nach Artikel 17 Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO).
Europäische Bürger haben ein Recht auf Vergessenwerden. Nutzt die Vorteile der EU.
Hört sich möglicherweise schräg an, nur das hat einen logischen Hintergrund.
Ablehnungen aufgrund der häufigen Wechsel können vom Anbieter nur erfasst werden, wenn sie überhaupt Daten zu euch haben.
In der DSGVO gibt es natürlich auch Fristen, wie lange Buchungen/Rechnungsunterlagen aufbewahrt werden.
Immerhin lasst ihr diese aber durch den Musterbrief der Verbraucherzentrale (Danke für eure wichtige Arbeit!) auch diese sperren.
Dadurch hat zwar der Anbieter die Rechnungsdaten, für die Abfrage beim Stromanbieterwechseln können diese nicht verwendet werden. Hoppla.
Voilà, ihr könnt fleißig weiterwechseln.
Wir reden von einem der einfachsten Prozesse in Deutschland.
Aus meiner Sicht ist es Bürgerpflicht, diese ordentlich auszunutzen.
Hat Habeck bei der Kernkraftabschaltung gelogen?
Alle sechs Monate kommt die Kernkraftdebatte zurück.
War die Kernkraftabschaltung ein Fehler? Sollte man sie rückabwickeln?
Ärgerlicherweise eine Diskussion, die selten inhaltlich oder konstruktiv geführt wird.
Diesmal schwirrt diese Story durch die Medienlandschaft:
Schauen wir uns den Fall genau an.
Zuerst verweist Cicero auf eine Mail von Markus Krebber.
Erstaunlich, dass dieser Teil im Beitrag so kurzgehalten wird.
Es wird davon gesprochen, dass sich das Papier neutral lese.
Was steht denn auf diesen drei Seiten, die ihr hier findet, noch?
Geprüft werden müsste auch, ob und inwieweit für einen mittel- bis langfristigen Weiterbetrieb nach 2022 Nachrüstungen notwendig wären, die für den aktuellen Restbetrieb bis Ende 2022 nicht mehr erforderlich waren.
Kurzfristig wären etwaige Nachrüstanforderungen vermutlich kaum umsetzbar.
Daher müsste dann ein aufsichtlich zugelassener Weiterbetrieb mit darauf angepassten Sicherheitsanforderungen geprüft werden.
Eine Laufzeitverlängerung durch lediglich Streichung der atomrechtlich bestehenden Laufzeitbegrenzungen erscheint zudem verfassungsrechtlich nicht unkritisch.
Die Anlagen verfügen über keine frischen Brennelemente mehr. Eine Beschaffung, Herstellung und atomrechtliche Freigabe zur Herstellung eines funktionsfähigen Reaktorkerns beträgt etwa 1,5- 2 Jahre.
Selbst bei sofortiger Bestellung und beschleunigter Abwicklung ist deshalb mit einer Nutzung nicht vor Ende 2023 zu rechnen.
Fazit: Ein Weiterbetrieb der Kernenergie wäre mit erheblichen juristischen und ökonomischen Risiken verbunden.
— (Mutmaßlich) RWE-Chef Markus Krebber
Zusammengefasst liest sich das doch absolut nicht neutral.
Man ahnt, dass sich dieser irreführende Spaß durch den gesamten Bericht zieht und dieser “Skandal”, wie so oft, komplett überzogen wurde, um erneut Panik und Wut zu schüren.
Die Links zu den gesamten PDFs ohne Paywall aufrufbar.
Vom Beginn des Artikels:
Der mit Grünen-Parteisoldaten besetzte Führungszirkel des Wirtschafts- und des für nukleare Sicherheit zuständigen Umweltministeriums hat alle wesentlichen Schritte unter sich ausgemacht.
— Cicero Autor
Ist der Autor ernsthaft überrascht darüber, dass ein von den Grünen geführtes Ministerium auch ggf. Mitarbeiter aus dem grünen Umfeld beinhaltet?
So läuft das in der Realpolitik immer, seit Jahrzehnten.
Manchmal fragt man sich doch ein wenig, ob manche Autoren ihre Leser für dumm verkaufen wollen.
Persönlich stört mich an diesem Artikel sehr, dass es um das Veröffentlichen von internen Akten und Informationen geht, die einen Missstand aufklären sollen.
Transparenz ist ein wichtiges Gut, ich bin sogar ein großer Freund von radikaler Transparenz, damit man als Bürger besser durchblicken kann, falls Unsinn angestellt wird.
Sofern du von Steuerzahlern bezahlt wirst, hast du, aus meiner Sicht, transparent zu sein.
Hier allerdings hören wir im Artikel nebulös angedeutete Verläufe der Staatssekretäre, die durch die zitierten Beiträge und veröffentlichten Auszüge nicht ersichtlich sind.
Ominöse Annahmen, die durch die Veröffentlichungen null gedeckt sind.
Oder anders gesagt, warum zur Hölle wird so absurd selektiv veröffentlicht?
Wenn schon beim Beispiel weiter oben so bizarr geschnitten wird, um komischerweise die negativen Attribute zu verschweigen, was bedeutet das potenziell für die Teile, die Cicero nicht teilt?
Dieser Abschnitt ist sehr ironisch.
Denn der Autor bei Cicero verbreitet hier selbst die Unwahrheit.
Cicero zitiert es so:
Es gehört zur Prüfungsaufgabe auch meines Ministeriums, auch diese Frage zu beantworten, antwortete er und fügte schnell hinzu, dass eine Laufzeitverlängerung für den kommenden Winter nicht helfen würde, da die Atomkraftwerke nur unter höchsten Sicherheitsbedenken und möglicherweise mit noch nicht gesicherten Brennstoffzulieferungen weiterbetrieben werden könnten.
— Robert Habeck (Cicero)
Jetzt das Originalzitat (Ab 05:39) aus Bericht aus Berlin
Es gehört zur Prüfungsaufgabe auch meines Ministeriums, auch diese Frage zu beantworten. Und wie es die drei großen Betreiber von Atomkraftwerken, die wir noch haben, gestern öffentlich gemacht haben, würde uns das für den Winter 2022/2023 nicht helfen, weil die Vorbereitungen der Abschaltung bereits fortgeschritten sind, dass die Atomkraftwerke nur unter höchsten Sicherheitsbedenken und möglicherweise mit noch nicht gesicherten Brennstoffzulieferungen weiterbetrieben werden könnten.
— Robert Habeck (Bericht aus Berlin)
Inwiefern jetzt Robert Habeck damit “entweder absichtlich oder weil er es nicht besser wusste” die Unwahrheit verbreitete, bleibt offen.
Inhaltlich macht es einen essenziellen Unterschied, ob man suggeriert, dass der Wirtschaftsminister diesen Eindruck verfolgt wegen der Beratung des eigenen Hauses oder ob das (auch) wegen der Eindrücke der Betreiber erfolgt ist.
Denn erstens sagt das der RWE-Chef oben ebenfalls als Fazit von Punkt 2 und 3 in den Quellen des Autors, der das souverän unterschlägt, und zweitens hat Preussenelektra tatsächlich zur Zeit des Beitrages genau das gesagt, was Habeck im Beitrag behauptet.
Geschenkt hatte sich die Position der Kernkraftbetreiber über die kommenden Monate mehrmals verändert und so ganz entscheiden konnte sich keiner, ob es nun geht oder nicht geht, nur E.ON mit Preussenelektra und der RWE-Chef hatten deutliche Worte gefunden.
Warum soll bitte der Wirtschaftsminister zu der Höhezeit der Krise, vier Tage nach Vollinvasion der Ukraine, annehmen, dass die Kernkraftbetreiber im Laufe der Monate ihre inhaltlichen Bewertungen des Betriebes ändern?
Außerdem finden die nächsten Kritikpunkte des Autors im Laufe des Artikels zeitlich im März 2022 statt, nach dem Bericht aus Berlin Beitrag.
Potzblitz!
Diese Grünen können jetzt noch nicht einmal eine Zeitreise durchlaufen und vorab hellsehen, was die Mitarbeiter später fertig geschrieben haben.
Gehen wir zum nächsten Teil:
Hier habe ich wenig Beschwerden.
Klar, es fehlt die Differenzierung im Artikel zwischen der Verwendung von Gaskraftwerken für wenige Stunden oder gar Tage, nur das ändert die Kernerkenntnisse des Beitrages nicht.
Lest die vier Seiten nach, das geht schnell.
Es ist 100% korrekt, dass Kernkraftwerke im Kontext der Merit-Order Ersparnisse bringen.
Meistens beziehen sich Leute auf eine Kurzstudie von Veronika Grimm vom Oktober 2022, welche man hier findet.
Kleiner Hinweis, warum diese Studie für die “Ersparnisse” nur wenig eignet.
Überprüft die Methodik auf ihre Annahmen.
Ergeben die angenommenen Werte zur Zeit der veröffentlichten Studie Sinn oder waren die realen Werte bzw. Preise in diesem Kontext schon kurz nach Veröffentlichung weit unter den vermuteten Werten der Studie?
Grimm und die anderen Wissenschaftler rechneten mit Gaspreisen von 120,3 Euro/MWh (optimistisch) und 243,7 Euro/MWh (pessimistisch) für das Jahr 2024.
Wie sehen die Preise tatsächlich aus?
Kein Monat nach Veröffentlichung der Kurzstudie war der Preis weit unter den Annahmen der Studie, im Jahr 2023 war der Preis im Schnitt bei unter der Hälfte des optimistischen Szenarios.
2024 ist der Wert nicht einmal bei einem Drittel (!) der Prognose.
Es ist, aus meiner Sicht, absurd irreführend und eine Beleidigung eurer Intelligenz, wenn euch Leute diese Studie von Grimm vorlegen. Diese hat spannende Erkenntnisse und Rechnungen, nur sind die Annahmen eben absurd veraltet und nicht anwendbar, außer du willst Leute verunsichern.
Jetzt kommt einer der absurdesten Teile des Artikels, der Teil über das Umweltministerium und deren Referenten.
Im Artikel wird angesprochen, dass es zwei Dokumente gab, welche über den Weiterbetrieb der Kernkraftwerke sprechen, die inhaltlich drastisch unterschiedlich wären.
Aus Sicht der Grünen hat sich diese Personalentscheidung gelohnt. Denn kaum im Amt, zeigte Niehaus, wozu er geholt wurde: Als Abteilungsleiter schrieb er einen Vermerk der ihm untergebenen Fachleute so um, dass er zum politisch vorgegebenen Ziel passte. Wer die beiden Versionen nebeneinanderlegt, kommt ins Staunen.
— Cicero
Eine Sache ist korrekt, der erste Teil auf der ersten Seite wurde geändert und der Hinweis, dass die GRS und Arbeitsgruppe S III 2 beteiligt waren, fehlt. So weit ist der Teil richtig.
Jetzt kommt allerdings der Teil, bei dem dieser Beitrag völligen Schwachsinn erzählt.
Die Verfasser beschreiben einen Weiterbetrieb der damals noch laufenden Atomkraftwerke „über mehrere Jahre“ als „mit der Aufrechterhaltung der nuklearen Sicherheit vereinbar“ und legen dar, welche Schritte dazu notwendig wären.
— Cicero
In der neuen Version vom 3. März – die nicht mehr namentlich, sondern nur mit „Abteilung S“ gezeichnet ist – fehlte die Aussage, dass eine echte Laufzeitverlängerung mit neuen Brennstäben für mehrere Jahre sicherheitstechnisch möglich wäre.
— Cicero
Haben es die Autoren mit Absicht nicht geschafft, mehr als EINE EINZIGE SEITE dieser beiden Dokumente (Version 1 mit vier, Version 2 mit sechs Seiten) zu lesen?
Für den geneigten Leser finden sich Version 1 hier und für Version 2 einfach da klicken.
Spezifisch wird sich über das Vorwort des Vermerks beschwert.
Wenn man sich allerdings daran erinnert, dass eine Maus tatsächlich ein Mausrad besitzt oder sich die Pfeiltasten an der Tastatur überraschenderweise zum Navigieren durch Dokumente eignen, findet man Folgendes heraus:
Ironischerweise findet sich in beiden Versionen der Hinweis, dass die Option einer langjährigen Verlängerung möglich ist.
Beide Versionen sind von den einzelnen Betrachtungspunkten sogar großteils unverändert, weshalb der Hinweis im Artikel, dass die GRS nicht erneut befragt wurde, völlig unsinnig ist.
Ja, nicht wenige ihrer Beiträge wurden 1 zu 1 übertragen.
Natürlich braucht man da nicht nochmal denselben Input innerhalb von zwei Tagen.
Version 1 stammt vom 01.03.2022, Version 2 vom 03.03.2022.
Als Leser sollte man sich wirklich fragen, was die ganze Zeit überhaupt gemacht wurde, wenn bei diesen beiden Dokumenten mit weniger als elf Seiten solche groben Fehler begangen werden.
Zusätzlich ein weiteres Zitat, was ich spannend finde:
Die von Abteilungsleiter Niehaus hineingeschriebene Behauptung, dass nicht einmal eine Kurzzeitverlängerung um wenige Monate sicherheitstechnisch vertretbar sei, war offenkundig falsch
— Cicero
In Version 2 wird am Ende davon gesprochen, dass es eine Abwägungssache ist und unter anderem “der geringe Beitrag der drei Atomkraftwerke für die Stromversorgung (…)” dazu führt, dass eine Laufzeitverlängerung abzulehnen sei.
Persönlich stimme ich der Sorge um die Sicherheit ebenfalls nicht zu, nur ist die Annahme, dass der Anteil der Kernkraft im Strommix zu gering ist, als dass es für die Stabilität relevant wäre, korrekt.
Außerdem befinden wir uns eine längere Zeit nicht mehr in der Krise, um genau das nachträglich zu bestätigen.
Sei es der Winter 2023/2024 oder die Zeit nahe Frühling 2023.
Es wurde klar, dass auch ohne Kernkraftwerke die Stromversorgung stabil bleiben, würde aufgrund des milden Winters.
Ist etwas mit den Kernkraftwerken passiert? Nein.
Waren sie allerdings für die Sicherheit nötig? Ebenfalls nein.
Daher ist das Thema unsinnig.
Zusätzlich möchte ich darauf aufmerksam machen, dass die Beschwerde über Version 2 etwas absurd wirkt.
Beginnen wir mit der Tatsache, dass auf Seite 1 von drei Szenarien gesprochen wird, die im Sinne der nuklearen Sicherheit ist. Szenario A bedeutet wortwörtlich die Abschaltung.
”Endgültige Abschaltung” gibt es bei Version 2 nicht.
Absurderweise ist die Version der Aufsicht, die nach einigen Menschen bösartig umgeschrieben wurde, eher realistischer.
Endgültige Abschaltung war sogar im März 2022 unrealistisch und wurde als Option gestrichen.
Final greift die Abteilung auf, dass es sich aufgrund des geringen Beitrags der drei Atomkraftwerke für die Stromversorgung nicht lohnt, das erhöhte Risiko in Kauf zu nehmen.
September 2022 sah Habeck das immerhin schon anders.
Am Ende wurde Szenario B (Version 1) oder Szenario A (Version 2) umgesetzt, Streckbetrieb.
Unabhängig von den Kosten.
Wie die GRS auf Seite 3+4 korrekt beschreibt, sind die Kosten für Instandhaltung/Ersatzteilbevorratung und Personal nicht gering und es ist unklar, wieso gerade Deutschland alle sechs Monate diese unsinnige starre Ansicht auf die Kernkraft hat.
Immerhin zeigt der globale Trend, wo es hingeht.
In den neusten Berichten sind Photovoltaik + Speicherprojekte der IEA wirtschaftlich (nach VALCOE) signifikant günstiger als Kernkraftanlagen.
Mir ist schon klar, dass auch diese Desinformationsschleuder erneut verwendet wird, um gegen den weltweiten Trend zu argumentieren.
Kann man machen, ist wirtschaftlich allerdings absolut unsinnig.
Zum Finale geht es um den veröffentlichten Prüfvermerk auf der Webseite des Bundeswirtschaftsministeriums inklusive FAQ.
Bevor Staatssekretär Tidow diese wichtigen Korrekturen übernehmen und an Patrick Graichen weiterleiten konnte, hatte dieser seinen fehlerhaften Entwurf schon längst an den Minister geschickt. „Stefan Tidow wird noch ein paar Ergänzungen vornehmen, aber im Grunde kann das dann auch die Basis für die Kommunikation der beiden Häuser nächste Woche sein“, schrieb er dazu am Freitagabend an Robert Habeck. Und der hatte am Wochenende nichts Besseres zu tun, als den im Bürokratendeutsch verfassten Vermerk in einen ausschweifenden Frage-und-Antwort-Text umzudichten
— Cicero
Möglicherweise habe ich eine etwas ungewöhnliche Anspruchshaltung an Politiker, nur bin ich persönlich ein Freund davon, wenn Politiker bei solchen historischen Krisen tatsächlich auch am Wochenende arbeiten und sich vorbereiten, und Notizen schreiben.
Für den Cicero Autor möglicherweise ungewöhnlich, dass Inhalte vorbereitet werden bei der katastrophalen Recherche, nur dafür werden Politiker von Steuergeldern bezahlt.
Meine größte Überraschung des Beitrages bleibt der Aiwanger Brief.
Auf Seite 2 behauptet Aiwanger, dass die Bundesregierung fehlinformiert sei, ”(…) dass Uran nur aus Russland bezogen werden könne”.
Nach Aussage von Aiwanger wegen des Prüfvermerks wirkt das ebenfalls irreführend.
Nur steht das gar nicht im Prüfvermerk, da steht etwas Gas und bei anderen Beiträgen von Kohle mit Bezug auf Kompensationsmöglichkeiten.
Uran aus Russland ist da nicht Thema.
Also ist unklar, wieso Aiwanger das so konkret als Beispiel benennt.
Trotzdem lobe ich gerne Aiwanger.
Die Gutachten bezüglich ISAR 2 und Gundremmingen C waren vorausschauend und eine richtige Entscheidung, für den Fall der Fälle etwas in der Hand zu haben.
Nach diesen negativen Zeilen möchte ich auch positive Punkte benennen.
Was ist jetzt das Fazit dieser ganzen Nummer?
Abschließend bleibe ich bei meiner Position.
Radikale Transparenz bei Politikern und Entscheidungen ist eine gute Sache.
Dieser Beitrag von Cicero ist ein Desaster.
Selektive Veröffentlichung der Unterlagen, einfach komplette Falschaussagen, um von einer massiven Täuschung zu reden, die mit der Realität kaum was zu tun hat.
Der verzweifelte Schrei der Pro-Kernkraft-Fraktion, die einen derben Skandal erschaffen wollen, während die Realität gezeigt hat:
Gasmangel gab es keinen, die Speicher waren deutlich gefüllter als gedacht.
Kohlekraftwerke mussten über den Winter kaum laufen und nicht wenige Kraftwerksblöcke wurden April 2024 abgeschaltet.
Es ging auch ohne die Kernkraftanlagen und auch ein Jahr nach der Abschaltung sehen die Daten der Nettostromerzeugung nicht so schlimm aus, wie es gern dargestellt wird.
Mit 121,6 TWh (2024) gegenüber 121,1 TWh (2023) steigert sich auch die Last, während der Strommix immer sauberer wird.
Passiert in ganz Europa, auch wenn das manche Menschen nicht hören wollen.
Also setzen wir uns an die Herausforderungen der Energiewende und blicken in die Zukunft, nicht in die Vergangenheit mit Kernkraft.
UPDATE 1
Tatsächlich geht die Sage weiter.
Mit einem neuen Artikel sollen weitere Details der Habeck AKW-Files enthüllt werden.
Zu Beginn geht es um die Sondersitzungen der jeweiligen Ausschüsse, die Licht ins Dunkel der Situation bringen sollten.
Eine erstrebenswerte Sache, denn radikale Transparenz der Regierung ist zu begrüßen.
Fangen wir direkt mit einer Aussage im neuen Artikel an, die eigenartig ist:
Doch was Robert Habeck inhaltlich in dieser Sitzung zu bieten hatte, war dermaßen widersprüchlich und zum Teil schlicht falsch, dass der Eindruck entstand: Hier verstrickt sich ein Geschichtenerzähler in seine eigenen Märchen.
— Cicero
Weder im Artikel vom 26.April 2024, noch im aktuellen Artikel wird konkret, ob andere Aussagen außerhalb des Artikels vom 30.04.2024 gemeint sind.
Falls es sich nur auf eine Aussage gegen Ende des Beitrages bezieht, findet ihr meinen Kommentar dazu weiter unten.
Zusätzlich muss ich klarstellen, dass es nicht ganz klar ist, wann Habeck in dieser Form in den Akten oder seit Veröffentlichung der Berichterstattung gesagt hat, dass eine Laufzeitverlängerung nicht möglich sei.
Im ‘Bericht aus Berlin’-Beitrag weiter oben war das eben nicht die Aussage, sondern dass es für das Lösen der Gasproblematik im Winter 2022/2023 nicht reichen würde und unter nur “hohen Sicherheitsbedenken” erfolgen müsste.
Könnte sich auf die RWE-Chef-Aussage beziehen, der von erhöhten Risiken spricht, nur ist die Spekulation.
Direkt verlinkt wird ärgerlichweise nicht - wie so häufig bei nebulösen Aussagen.
Vom Zeitpunkt her könnte Cicero eine “Pressekonferenz” nach den Sondersitzungen meinen, immerhin gab es dort ein Statement von Habeck.
Bei Minute 2:09 wird darüber gesprochen, dass es schriftliche Unterlagen von E.ON. geben würde, die meines Wissens noch nicht von Cicero oder dem Ministerium veröffentlicht wurden.
Auch hier wird das so nicht formuliert.
Wie schon weiter oben kritisiert, wirkt das sehr skandalisierend, ohne ausreichende Substanz zu haben.
Bei der Veröffentlichung dieser ganzen Dokumente dürfte doch nennenswerter Sprengstoff dabei sein, würde man meinen.
Fahren wir fort:
RWE, E.on und EnBW hätten ihm im Frühjahr 2022 mitgeteilt, dass die vorhandenen Brennelemente nur noch bis Jahresende ausreichten und die Beschaffung neuer Brennelemente anderthalb Jahre dauern würde. Eine Laufzeitverlängerung sei daher nicht möglich.
— Cicero
Schon wieder dieser Spaß:
Es wurde bereits im Hauptteil dieses Beitrages erklärt, dass mindestens der RWE-Chef-Krebber und der Betreiber PreussenElektra die konträre Position zur Zeit des BaB-Beitrages hatten, dass das Verlängern ohne ggf. kostenintensive Maßnahmen nicht umsetzbar sind:
Fazit: Ein ununterbrochener Welterbetrieb der am 31.12.2022 außer Betrieb gehenden Anlagen ist nicht mehr möglich, ein späterer Weiterbetrieb würde mit erheblichen Anstrengungen verbunden sein und darauf angepasster Sicherheitsanforderungen bedürfen.
— Markus Krebber
Die Anlagen verfügen über keine frischen Brennelemente mehr. Eine Beschaffung, Herstellung und atonrechtliche Freigabe zur Herstellung eines funktionsfähigen Reaktorkerns beträgt etwa 1,5- 2 Jahre.
— Markus Krebber
Der in Deutschland beschlossene Ausstieg aus der Nutzung der Kernenergie wurde ja schon 2010 gesetzlich verankert. Daher bereiten wir uns schon seit Jahren sowohl technisch als auch organisatorisch auf die Stilllegung unserer Anlagen vor. Dies hat zur Folge, dass wir nicht mehr über Brennelemente verfügen, die wir für einen Weiterbetrieb von Isar 2 bräuchten
— PreussenElektra
Natürlich ist es richtig, dass das keine Laufzeitverlängerung ausschließt, nur muss man die zeitliche Abfolge im Kopf behalten.
Schon im Hauptbeitrag hatte Cicero, aus meiner Sicht, unsauber gearbeitet und Aussagen der Betreiber nach dem Bericht aus Berlin Beitrag als Kritikpunkt für die Aussage im BaB-Beitrag verwendet, die so in der Form zeitlich nicht nachweisbar von allen drei Anbietern gefallen sind, wie weiter oben bereits erklärt.
Dazu passt auch ein wunderbares, neues Dokument von ENBW, welches Cicero erst jetzt veröffentlicht.
Transparenz ist schön, selbst wenn sie interessanterweise so scheibchenweise stattfindet.
Der Vorschlag des Energiekonzerns lautet: Die Kraftwerksleistung im Sommer und Herbst (wenn viel Strom aus Photovoltaik und Windkraft zur Verfügung steht) zu drosseln, um mit den vorhandenen Brennelementen über den Winter 2022/2023 hinweg mehr Strom produzieren zu können. Und gleichzeitig sofort neue Brennelemente bestellen, damit diese für den Winter 2023/2024 zur Verfügung stehen.
— Cicero
Aus meiner Sicht gibt es nichts zu meckern, die beiden Seiten sagen das, was die Visualisierung darstellt. Nur wieso erst jetzt die Veröffentlichung?
Klar, am Ende kann es auch wieder der Fall sein, dass dieser Brief von 02.03.2022 ein Widerspruch zu anderen Aussagen von ENBW sind, die vorher gefallen sind bzw. in direkten Gesprächen andere Aussagen gefallen sind.
Möglicherweise erfahren wir das erst wieder in einer Woche.
Nur zeigt dieser Teil auf Seite 2 von 2, wieso die Mitarbeiter im Wirtschaftsministerium und Umweltministerium bei der Einschätzung skeptisch geblieben sein könnten.
Jetzt erneut diese Debatte aufzumachen und schon wieder potenziell Milliarden für die Technologie rauszuwerfen, wirkt nicht zielführend.
Fahren wir fort:
Dass die lange Beschaffungsdauer neuer Brennelemente ein unüberwindbares Hindernis für eine richtige Laufzeitverlängerung um mehrere Jahre gewesen wäre, wie es Robert Habeck nun wieder behauptet hat, ist falsch.
— Cicero
Woher kommt denn jetzt schon wieder diese steile These?
Erstens: Mitarbeiter von ENBW und der RWE-Chef sagen, der Zeitraum sei korrekt.
Zweitens: Im E-Mail-Verkehr (siehe Screenshot unten) sprechen auch beteiligte Beamte/Mitarbeiter darüber, dass mit Fristen von 15-18 Monate kalkuliert wurde.
Drittens: “Ein unüberwindbares Hindernis” wirkt - erneut - meiner Auffassung nach, nach Skandalisierung, welche in den bisher veröffentlichten Dokumenten gar nicht veröffentlicht und belegt wurden. Selbstverständlich möchte ich nicht anzweifeln, dass diese in nachfolgenden Beiträgen noch folgen könnten, nur dann folgt erneut die Frage, wieso das nicht direkt veröffentlicht wurde?
Danach wird angesprochen, dass auch tatsächlich Mitarbeiter aus Habecks Ministerium probiert haben, über verschiedene Wege rechtzeitig Brennelemente zu besorgen.
Im ersten Moment mag es absurd klingen, dass man die Brennelemente aus verschiedenen Reaktoren untereinander austauschen würde, nur kann das in der Theorie tatsächlich passieren, sofern es derselbe Reaktortyp ist und wir von derselben Größe und Zusammensetzung der Brennelemente sprechen.
In der Praxis ergibt das natürlich selten bis nie Sinn und hinsichtlich des Verlauf der Mails wirkt es auch so, als sei es wenigstens angesprochen worden. Leider wurde durch den Artikel nicht bekannt, ob das beim Umweltministerium weiter angesprochen wurde.
Ich lasse das jetzt mal auf sich beruhen, weil das BMUV sicherlich ohnehin entsprechend informiert ist.
— Christian Maaß
Jedenfalls wird behauptet, dass das BMUV (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz) informiert wäre.
Selbstredend kann man kritisieren, dass nicht ausreichend hinterhergerannt wurde, nur war es im Sommer, verhältnismäßig früh, klar, dass Deutschland eher den Pfad des Streckbetriebs einschlägt.
Gegen Ende findet man anscheinend die Information, die zu Beginn dieses Updates bzw. des Artikels angedeutet wurde.
Doch was Robert Habeck inhaltlich in dieser Sitzung zu bieten hatte, war dermaßen widersprüchlich und zum Teil schlicht falsch, dass der Eindruck entstand: Hier verstrickt sich ein Geschichtenerzähler in seine eigenen Märchen.
— Cicero
Diese Aussage des Widerspruchs ist zu Beginn des Artikels gefallen.
Aus meiner Sicht kann ich nicht ganz folgen, inwiefern das jetzt eine Verstrickung in eigene Märchen sein soll.
Nach Aussage von Cicero soll Graichen die Information nicht weitergeleitet haben, ein Umstand, den man definitiv kritisieren kann. Nur er und die Leute (hier Fachebene), die ihm das zugeschickt haben, sollen das diskutiert haben.
Inwiefern ist das jetzt ”(…) dermaßen widersprüchlich und zum Teil schlicht falsch (…)?”
Das weiß wohl nur Cicero.
Was wäre mein Fazit zu diesem Update?
Grundsätzlich finde ich den ENBW-Beitrag sehr interessant.
Wieso dieser erst Tage später veröffentlicht wurde, bleibt mir ein Rätsel.
Denn im Gegensatz zur z. B. irreführenden Darstellung des Briefes des RWE-Chefs Krebber kann man durchaus valide Kritik herauslesen.
Nur stimme ich weiterhin nicht dem Eindruck einiger Nutzer auf Social Media und in der Presselandschaft zu, dass von Habeck massiv gelogen und Informationen unterschlagen worden seien.
Sobald man sich detailliert in die Unterlagen einarbeitet, ergibt das auch herzlich wenig Sinn.
Insbesondere da sich der Wirtschaftsminister für den Streckbetrieb von 2 Kernkraftwerken eingesetzt hatte, spezifisch Isar 2 und Neckarwestheim 2.
Mein Eindruck ist, dass das eben auch anhand der Informationen erfolgte, die nach Ende Februar 2022 aufgetrieben wurden.
Klar, das ist Spekulation auf meiner Seite, nur sehe ich in den Unterlagen von Cicero eben nicht nennenswerte Gegenargumente zu dieser These.
Das Fazit vom Hauptartikel bleibt aktuell (Ende April 2024) bestehen.
Der Bild-Unsinn und das interne Preussenelektra-Dokument.
Natürlich beteiligt sich die BILD doch noch an diesem Fest von Desinformationen.
Diesmal zitiert die Bild ein internes Schreiben von PreussenElektra mit folgendem Inhalt:
In einer Sondersitzung des Bundestagsausschusses für Klimaschutz und Energie bezog Bundeswirtschaftsminister Habeck am vergangenen Freitag Stellung zu den Vorwürfen in Folge der Berichterstattung des Magazins “Cicero”. Im Kern geht es um die Frage, ob die Entscheidung über den befristeten Weiterbetrieb der Kernkraftwerke tatsächlich auf einer technologie- und ergebnisoffenen Prüfung beruht. Habeck erklärte am Freitag, er und sein Ministerium hätten die Frage eines Weiterbetriebs der Kernkraftwerke “sorgfältig und sachorientiert” geprüft.
Auf Nachfrage verwies Habeck auf den Anfang März 2022 von den Kraftwerksbetreibern geäußerte Endlichkeit der Brennelemente mit den Worten: ”(…) die Brennelemente sind auf das Ende des Jahres 2022 konfiguriert. Mehr ist nicht drin.” Damit wird der Sachverhalt erheblich verkürzt und wesentliche Argumente, die die Machbarkeit eines Weiterbetriebs belegen, werden ausgeblendet. Zum anderen wird nun der Eindruck erweckt, wir hätten uns grundsätzlich einem längerfristigen Weiterbetrieb verschlossen. Dies können wir nicht stehenlassen. Wir als PreussenElektra haben uns zu jeder Zeit offen für eine Prüfung und Umsetzung eines Weiterbetriebs gezeigt und dies - wo immer möglich - artikuliert. Darauf verweisen wir derzeit auch gegenüber anfragenden Medien.
Fazit: Unser Angebot, den Weiterbetrieb von KKI 2 zu prüfen und umzusetzen, stand. Es fehlte jedoch am notwendigen politischen Willen dazu, was auch durch die prompte Veröffentlichung des ministeriellen Prüfvermerks belegt, ist.
— Preussenelektra intern
Daraus zieht die BILD, dass E.ON sich nicht verweigern würde, wenn die Bundesregierung es nur möchte.
Mittlerweile wissen wir allerdings etwas mehr, was den Aussagen von Preussenelektra einige Fragezeichen verpasst.
Habeck hatte angekündigt, dass die Unterlagen dem Wirtschaftsausschuss zur Verfügung gestellt werden sollte, um das Cicero-Drama um die AKW-Files aufzuklären.
Genau das wurde auch gemacht:
Ja, 305 Dokumente wurden veröffentlicht und werden auch im nächsten Update aufgearbeitet.
Auch wenn manche der Dokumente absurderweise eine (also wirklich 1) Seite haben und viele davon wenig Erkenntnisgewinn für die Diskussion haben, gibt es dennoch einige, welche durchaus spannend sind.
Zurück zum Thema.
Am 24.02.2022, direkt am Tag der Vollinvasion der Ukraine, gab es also direkt die ersten Briefe, die Cicero entweder nicht hatte oder nicht veröffentlicht hat und, welch Überraschung, tatsächlich steht auch von E.ON sehr eindeutig, dass die Bestellung der Brennelemente “normaler Weise 18Monate plus” dauern.
Außerdem sind die Aussagen “Wir müssten unsere Ausrichtung der letzten 10 Jahre auf Laufzeitende und Rückbau umdrehen” und “Passt nicht zu unserer strategischen Ausrichtung” schon etwas deutlich, dass E.ON aus meiner Sicht aufgrund der diversen Herausforderungen eher auf das langfristige Weiterbetreiben verzichten möchte .
Darauffolgend ein weiterer spannender Punkt:
Innerhalb der veröffentlichten Unterlagen kristallisiert sich ein klares Bild.
Was die Betreiber nach außen kommunizieren wollen und was sie dem Ministerium mitteilen, ist offensichtlich vehement unterschiedlich.
Resultierend daraus haben wir den Salat aktuell.
Viel “HABECK HAT GELOGEN” als Meinung mit wenig Fakten dahinter.
Lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen, inwiefern vom Wirtschafts- wie auch Umweltministerium gelogen wurde oder massiv die Bevölkerung in die Irre geführt wurde - Bisher gab es herzlich wenig, was diese Einschätzung rechtfertigen würde.
Gibt dem ganzen Thema zum Start der AKW-Files noch einmal einen anderen Klang. Dennoch ist mir nicht bekannt, ob dieser Brief Cicero auch vorlag.
Wieso genau soll jetzt dieser Brief bei den Fakten ein Problem für Habeck darstellen?
Es ist schon seit einer Weile im Protokoll der Telefonschaltkonferenz zur Frage der Verlängerung der Laufzeiten der Atomkraftwerke zum 7.3.2022 dokumentiert,, dass man als E.ON die Aussagen akzeptiert, die Habeck in der Öffentlichkeit zu der Zeit gesagt hat.
Zusätzlich finde ich das Protokoll immens wichtig, abseits der Konterfunktion für den BILD-Artikel.
Bitte lest euch diesen Teil durch.
Die Atomkraftwerkbetreiber wollten bei diesem technisch machbaren Szenario den Staat als “Eigner” sehen, der vollen Kontrolle über das Verfahren in Umfang und Tiefe haben würde und gleichzeitig Investitionen, Kosten, Erträge tragen bzw. erhalten würde.
Tatsächlich eine Verstaatlichung der Kernkraftanlagen.
Solange der Staat nach dem 2,4 Milliarden Desaster erneut beträchtlich Geld verschwendet, um die Anlagen weiterzubetreiben, haben die Anbieter Interesse, klar.
Nur sollten wir bedenken, wie problematisch allein die Haushaltsstreitigkeiten letztes Jahr oder auch die Bauernproteste gezeigt haben, dass das Rauswerfen von Milliarden an Euros potenziell keine so gute Idee ist, wenn günstigere Alternativen im Raum stehen.
Im Diskurs um die AKW-Files ändern sich regelmäßig die konkreten Aussagen, wieso Habecks Ministerium oder er selbst gelogen haben soll. Achtet mal spezifisch darauf, wenn euch Leute sagen, dass das Ministerium gelogen hat, was damit gemeint ist.
Wie in diesem Beitrag und den Updates oder auch in den neuen 305 Dokumenten schon erklärt, ergibt das wenig Sinn.
Ist Deutschland bei Energiethemen ein Geisterfahrer?
Aktuell hört man im Diskurs häufig, dass der Fokus auf regenerative Energien eine Eigenheit von Deutschland sei. Ohne China, ohne USA und ohne den Rest der Welt ist der Weg von Deutschland ein Irrweg.
Sobald es um Fakten geht, stellt man schnell fest, dass im Gegensatz zur gängigen Rhetorik von AfD und CDU tatsächlich die gesamte Welt sehr radikal umstellt und regenerative Energien zubauen.
Selbst falls man detailliert in die Entwicklungen größerer Nationen schaut.
In den USA findet man ebenfalls einen sehr deutlichen Trend. Wie hier gezeigt haben Kernkraftprojekte in den USA Schwierigkeiten. Insbesondere die, für Kernkraftfreunde, aufregenden kleinen modularen Kernkraftanlagen bestehen bisher noch aus Träumen und Wünschen und scheitern in der Realität zuverlässig.
Auch in anderen Nationen wird also eher auf regenerative Energien gesetzt.
Kein Alleingang von Deutschland.
Auch in China explodieren die Zubauten an regenerativen Energien.
91% des weltweiten Zubaus in der ersten Halbjahreshälfte 2023.
Also nein, auf gar keinen Fall kann man behaupten, dass nur Deutschland viel macht.
Überraschenderweise ist eher das Gegenteil der Fall.
Es sollte bei der aktuellen Diskussion darum gehen, so schnell wie möglich die Missstände der letzten zehn Jahre aufzuholen und nicht zurückzufallen.
Dann das finale populäre Argument.
”Alle um Deutschland bauen Kernkraftanlagen ohne Ende. Das ist pur deutsche Ideologie.”
Also. Wenn seit 2007 kein einziger Baustart von AKW in der EU27 (also um Deutschland herum) stattgefunden hat, ist diese These etwas schwer vermittelbar. Im Diskurs fällt deutlich auf, dass gerne von Projekten gesprochen wird, die irgendwann beginnen sollen.
Wie man im Kernkraftkapitel genau nachlesen kann, dauern neue Kernkraftanlagen sehr lange, gerne 9+ Jahre für neue KKW oder 6-9 Jahre für neue Blöcke bei bestehenden Anlagen. Das sind nur die Bauzeiten, nicht die vorbereitete Zeit davor.
Folgend kann man sich denken, dass bei der Geschwindigkeit des Zubaus von regenerativen Energien die Rolle von Kernkraft immer weiter sinken wird.
Selbst falls überraschenderweise jedes Land auf dem Planeten spontan entscheidet im großen Stil in Kernkraft reinzuinvestieren, was bei den VALCOE-Kostenprognosen (Gestehungskosten, der den Kapazitätsfaktor berücksichtigt) der IEA eher absurd wirkt, spricht die Zeit dagegen.
Kosten von PV- und Windkraftprojekten sind eben deutlich niedriger.
Sonst würde die gesamte Welt nicht soviel zubauen.
Wie sieht die momentane Nettostromentwicklung seit 2002 aus?
Energy-Charts ist eine hervorragende Webseite, die eine umfassende Übersicht über die Energieversorgung verschiedener Länder bietet. Wärmstens zu empfehlen.
Klickt auf das Bild, falls ihr diese Informationen sucht.
Nun zur historischen Betrachtung der Nettostromentwicklung:
Dieses Bild findet man auf Seite 17 und zeigt, wie viel bereits, trotz massiver Ausbremsung seit 2012 von CDU/FDP, erreicht wurde und dass das Ziel nicht unmöglich ist.
Die Grafik zeigt die Nettostromerzeugung aus Kraftwerken zur öffentlichen Stromversorgung. Das ist der Strommix, der tatsächlich aus der Steckdose kommt.
Die Erzeugung aus Kraftwerken von „Betrieben im verarbeitenden Gewerbe sowie im Bergbau und in der Gewinnung von Steinen und Erden“, d.h. die industrielle Erzeugung für den Eigenverbrauch, ist bei dieser Darstellung nicht berücksichtigt.
Diese Bilder nutzen das 1 Halbjahr 2024 zur Übersicht. Seite 6 des Links.
Beim Anklicken solltet ihr automatisch zur entsprechenden Seite gebracht werden.
Wie viel Strom importiert bzw. exportiert Deutschland?
Deutschland ist grundsätzlich eine Nettoexportnation, was bedeutet, dass mehr Strom exportiert als importiert wird.
Außerdem muss man daran denken, dass es nichts Schlimmes ist, wenn Strom importiert wird. Das ist beabsichtigt im europäischen Verbundnetz ENTSO-E und völlig normal.
Wie man sieht, hat Deutschland grade im Winter einen gewaltigen Stromüberschuss.
Das lässt sich damit begründen, dass Wind mehr Volllaststunden hat als Solar (da Wind auch nachts gerne mal weht, hingegen Solar nachts eher weniger funktioniert)
2023 hat Deutschland zum ersten Mal in 20 Jahren mehr importieren als exportieren müssen.
Strom ist nach der Energiekrise 2022 deutlich günstiger geworden und auch das Importieren aus Nachbarländern ist günstiger geworden.
Durch den aggressiven Zubau von regenerativen Energien ist es durchaus realistisch, dass DE auch bis 2024 deutlicher Nettoimporteur ist. Nicht, weil die Kapazitäten fehlen, denn Deutschland kann sich zu 100% selbst versorgen, selbst in Dunkelflauten, nur ist es günstiger, den Stromhandel zu nutzen.
Nun gibt es mehr Daten zum Stromaustauschsaldo:
Wenn euch Leute erzählen wollen, dass Deutschland ein Stromproblem und ohne Kernkraft zerbricht, dann wird euch Nonsens erzählt.
Basierend darauf, dass Deutschland auch Januar 2024 noch nicht zerbrochen ist und auch keinerlei flächendeckende Blackouts stattgefunden haben, dürfte sich diese Annahme bestätigt haben.
Deutschland kann auch gut ohne Kernkraft überstehen und wie die Internationale Energieagentur bereits wiederholt festgestellt hat (Ja, das beinhaltet auch die Berücksichtigung des Kapazitätsfaktors, daher auch der VALCOE-Wert), ist Kernkraft die teurere Stromversorgung in der EU.
Denn wie die letzten 13 Jahre immer wieder festgestellt werden konnte: Trotz zunehmenden Anteiles von regenerativen Energien im Strommix ist die Stabilität des Stromnetzes nicht automatisch in Gefahr, sondern kann dennoch eines der Zuverlässigsten der ganzen Welt sein. Dies zeigt das Forum Netztechnik/Netzbetrieb im VDE in der „durchschnittlichen Strom-Unterbrechungsdauer pro Kunde“ – Übersicht.
Zur Erinnerung: 2022 hat sich die Menge an Strom aus Kernkraft halbiert und Deutschland exportiert mehr Strom als 2020 oder 2021.
Deutschland bezieht einen Großteil des importierten Stroms aus Dänemark, Norwegen, Schweden und begrenzt Polen/Niederlande.
Also auch der übliche Spruch “Deutschland holt sich dreckigen Strom aus Polen oder ““teuren”“ Strom aus Frankreich” ist, wenn man nüchtern die Fakten betrachtet, völliger Unsinn.
Mit dem Ausstieg aus der Kernkraft zum 15.04.2023 gab es die Sorge, ob Deutschland dadurch zum Nettoimportland beim Thema Strom wird. Das ist 2023 auch der Fall gewesen.
Durch den aggressiven Zubau von regenerativen Energien in der gesamten EU sind die Börsenpreise signifikant gefallen.
Dadurch ergibt es für Deutschland Sinn mehr Strom aus den Nachbarländern zu importieren, wenn es ohnehin günstiger als Gas- oder Kohlekraft ist.
Auch wenn im allgemeinen Diskurs jede importierte KWh scheinbar zu minimaler Panik oder Empörung sorgt, das ist nichts besonderes.
Es ist nicht schlecht.
Sollte Deutschland weit mehr in Akkuspeicher und Wasserstoffkraftwerke investieren, um dann überschüssigen Strom zwischenzuspeichern? 100%.
Nur das ist ein längerer Weg dahin.
Auch die Aussage, dass Deutschland günstig Strom verkauft und teuer Strom importiert, hält sich sehr stur im allgemeinen Diskurs.
Hier findet man die Daten dazu.
Auch war es die letzten Jahrzehnte nicht der Fall, dass Deutschland mehr Kosten als Einnahmen im Außenhandel hat.
Auch das findet man gut dokumentiert.
Deutschland verscherbelt seinen Strom und kauft ihn teuer ein?
Sobald es um die deutsche Energiewende geht, wird ein Argument gerne angebracht, was einen Funken Wahrheit beinhaltet, nur dennoch in der Realität völlig falsch präsentiert ist.
Das BILD-ähnliche Magazin NZZ demonstriert das ausgezeichnet in dieser Überschrift:
Grundsätzlich ist das Angebot des europäischen Supernetzes ENTSO-E ganz klassisch nach Angebot und Nachfrage aufgebaut.
Sofern ein Land mehr Strom erzeugt als es verbraucht, kann es passieren, dass an bestimmten Stunden mit negativen Strompreisen zu rechnen ist.
Tatsächlich wird dann Kunden teilweise sogar Geld angeboten, um Strom, welcher sonst nicht verwertet werden kann, abzunehmen.
Also gibt es solche Beispiele aus dem Juli 2023:
Nur ist das ein ausschließliches Problem von Deutschland?
Im europäischen Supernetz, in dem Länder regelmäßig Strom importieren oder exportieren, sollte man dazu ja mehr Informationen finden.
Wie sah es eigentlich am zweiten Juli 2023 in Europa generell aus?
Nun.
Die Negativpreise in den Niederlanden und in Dänemark waren deutlich schlimmer und zusätzlich waren die Preise in Belgien, Frankreich, Österreich, Schweiz ebenfalls im Negativbereich.
Jetzt kann man als Gegenargument zu Recht einbringen, dass es die Situation nicht verbessert, wenn andere ähnliche Probleme haben wie Deutschland.
Allerdings kann man ein Problem nicht ordentlich lösen, wenn man keine ernsthafte Betrachtung der Situation durchführt und schaut, ob das tatsächlich ein Problem allein für Deutschland ist oder ob mehrere Nationen ähnliche Schwierigkeiten haben.
Da spezifisch an diesem Tag auch einige Nationen mit Kernkraft Probleme mit der Preisentwicklung hatten, kann das nicht am angeblichen Sonderweg Deutschlands liegen.
Nur ist Juli 2023 etwas länger her, schauen wir doch ins Jahr 2024 rein, wie sah es z. B. am 12 Mai 2024 aus?
Deutschland ist erneut nicht das Land mit den größten Problemen mit negativen Preisen.
Ja, es ist richtig, für die Verbraucher sind negative Strompreise super, grade wenn man dank dynamischer Stromtarife von diesen Umständen profitiert.
Nur für den Staat und die Betreiber der Anlagen kann das schnell problematisch werden.
Jede Form der Stromerzeugung hat Betriebskosten und unter diesen Betriebskosten zu verkaufen kann auf Dauer nicht gut gehen.
Denn diese Mengen an Strom sollten idealerweise in Akkuspeichern eingespeichert oder durch Wasserstoff langfristig eingespeichert werden, sodass man sie in Zeiten geringerer Stromerzeugung aus regenerativen Quellen nutzen kann.
Idealerweise hat man einen Strompreis, welcher konstant niedrig ist und dennoch noch Profite einbringen kann, sodass Bürger günstigen Strom beziehen und Unternehmen wie Industrie dank niedriger Strompreise günstig profitieren können.
Negative Strompreise sind da keine gute Sache.
Nur wie sieht es denn jetzt konkret über das gesamte Jahr 2023 betrachtet aus?
ACER, nicht zu verwechseln mit dem Monitorhersteller, ist die Agentur für die Zusammenarbeit der Energieregulierungsbehörden (“The European Union Agency for the Cooperation of Energy Regulators”) und dieser Bericht zeigt die Tatsachen der Stunden mit negativen Strompreise.
Stunden mit negativen Strompreisen sind ein allgemeines Problem.
Ironischerweise fällt besonders Finnland als absoluter Rekordhalter auf.
Im Diskurs wird gerne Finnland als alternatives Konzept zur Energiewende benannt, da sie dort ebenfalls auf Kernkraft gesetzt haben mit *Olkiluoto-3, welches 17 Jahre gebaut werden musste.
Nur als Rekordhalter der negativen Strompreise in Kombination zu der Tatsache, dass genau dieses Kernkraftwerk die Stromproduktion im Sommer 2023 wegen dieser niedrigen Preise drosseln musste, wirkt es besonders merkwürdig, dass ausgerechnet das deutsche Modell und nicht eher der finnische Weg kritisch gesehen wird.
Ironischerweise treten auch Mitte November 2024 erneut unerwartete Zwischenfälle bei besagten finnischen Kernkraftwerk auf, weshalb es für einige Tage ausfällt.
Finnland hat dadurch häufig zu große Stromerzeugungskapazitäten mit negativen Preisen oder höhere Preise, weil diese Kapazitäten teils ganz ausfallen.
Dabei sollte Kernkraft doch eher zuverlässig sein bei den immensen Kosten.
Nun.
Zurück zum Thema:
Exportiert Deutschland oft billig den Strom und importiert ihn teuer zurück?
Auch dazu gibt es Daten:
Offensichtlich nicht.
Ja, es mag sein, dass es Stunden mit negativen Preisen gibt, immerhin zeigt das der ACER-Bericht weiter oben detailliert.
Dennoch ändert das nichts an den Durchschnittsverkaufszahlen über das Jahr verteilt.
Deutschland erhält mehr Euro pro MWh für das Verkaufen des Stroms, als es Euro pro MWh für das Einkaufen pro MWh bezahlen muss.
Wie die 600 Milliarden Euro Lüge oder die angeblichen 60 Milliarden Euro für Reservekraftwerke Geschichte, ist auch dieser Teil der Stromversorgung gefühlt von Informationen ohne Kontext.
Deutschland sollte selbstredend dennoch mehr Speicher zubauen, die Stromnetze aggressiv ausbauen und sicherstellen, dass der kommende erhöhte Strombedarf auch gedeckt werden kann.
Diese Punkte sind kein Widerspruch und wie die Übertragungsnetzbetreiber aktuell lernen, explodiert die Nachfrage nach Batterie-Anschlussanfragen, was eine sehr positive Entwicklung ist.
Anschlussanfragen bedeutet nicht, dass diese Leistung oder Kapazität auch tatsächlich gebaut wird, nur es zeigt einen eindeutigen Trend, der sich in auch in anderen Ländern findet.
Also sollten wir uns alle an die Arbeit machen, in die Zukunft zu blicken und diese Zukunft erfolgreich umzusetzen.
Sonst fällt Deutschland weiter zurück.
Was hat die Ampel seit Ende 2021 für die Energiewende getan?
Bei aller Kritik, die man zu Recht der Ampelkoalition seit ihrem Amtsantritt vorwerfen kann, ist die Frage, was die Ampel überhaupt bisher getan hat, sehr sinnvoll.
Im öffentlichen Diskurs gehen viele der sinnvollen Gesetze unter, die bereits beschlossen wurden.
Daher gibt es eine Auswahl an sinnvollen Gesetzen zur Energiewende, die seit Ende 2021 durchgesetzt wurden und aus meiner Sicht eine deutliche Verbesserung zur Situation davor sind.
Bedenkt bitte, dass das nicht alle Gesetze sind, da selbstverständlich das Wirtschaftsministerium weit mehr Gesetze ( z. B. zur Gasbeschaffung und Sicherung oder auch Beschaffungsbeschleunigung für die Bundeswehr) neben weiteren Formulierungshilfen und Verordnungen beschließt.
Es geht mir um eine Liste von Gesetzen, die durchaus einen Nutzen für die Energiewende haben.
Für das Jahr 2024
Verordnung zur Änderung der Verordnung über Allgemeine Bedingungen für die Versorgung mit Fernwärme und zur Aufhebung der Verordnung über die Verbrauchserfassung und Abrechnung bei der Versorgung mit Fernwärme oder Fernkälte
Sinnvolle Veränderung, bei der etwas mehr Kontext notwendig ist.
Fernwärme bedeutet erst einmal nichts anderes, als dass die Wärmequelle nicht im eigenen Gebäude, sondern etwas weiter entfernt ist und diese Wärme per Rohre von z. B. Müllverbrennungsanlagen, Datenzentren oder auch aus nahegelegenden Flüssen via Großwärmepumpe in dein Gebäude bzw. deine Wohnung transportiert.
Sofern sich genug Haushalte anschließen, kann das deutlich kostengünstiger sein als eigene Öl/Gas oder gar Wärmepumpen.
Risiko darin ist die Abhängigkeit von diesem einen Anbieter.
Genau wegen dieses Problemes gibt es eine neue Verordnung von Habecks Ministerium.
Falls du die gesamte Verordnung lesen willst:
Falls du diesen Text liest, habe ich die falsche Version der Quellenliste hochgeladen. Gar nicht beachten, das fällt mir morgen bestimmt auf.
Falls nicht, dann hoppla.
Verordnung zur Neuordnung des Ladesäulenrechts
ENDLICH.
Habecks Ministerium setzt mit dieser Verordnung das Update der EU-Verordnung 2023/1804 Reform zur Alternative Fuels Infrastructure Regulation (AFIR) um.
Zur Erklärung, warum das durchaus eine gute Sache für E-Auto-Fahrer in Deutschland ist:
Erstens geht es hier um einheitliche Preise, die alle in Kilowattstunden angegeben werden müssen, das war bei älteren Ladesäulen tatsächlich ein Problem, dass da teils sehr wirre Abrechnungen durchgeführt wurden und für sämtliche Anlagen ab 13.04.2024 müssen diese nun einen gemeinsamen Standard haben. Überall in der EU.
Abseits davon sind viele der Vorgaben in dieser Verordnung schnell aufgelistet:
Eine Übersicht, was alles als Ladepunkt in Frage kommt, wer diese reguliert, wer als Betreiber in Frage kommt und sehr grundlegende Vorgaben bezüglich Anzeige- und Nachweispflichten.
Verordnungen sind häufig eher kurzer Natur und daher wird auch diese Erfolgsmeldung kürzer gehalten.
Beim Ad-hoc-Laden muss überall die Möglichkeit existieren mit Karte zu bezahlen.
Ja, das mag für nicht E-Auto-Fahrer schräg klingen, nur das war ein bekanntes Problem bei der Infrastruktur und jetzt gibt es diesen gemeinsamen Standard in den 27 EU-Staaten, was das eigene E-Auto für Reisen in der EU natürlich optimiert und Kopfschmerzen verringert.
Außerdem findet man bei Ladepunkten mit einer Ladeleistung von weniger als 50 KW die Abrechnung über einen QR-Code ermöglicht werden, was u. A. bei Supermarktbesuchen praktisch sein kann, sodass man leichter die Übersicht hat, wie es mit dem Ladestatus aussieht, während man einkaufen würde.
Jetzt der wichtigste Punkt: Roaming-Anbieter spielen keine Rolle mehr und man muss sich diesen nicht mehr unterwerfen.
Hier eine Visualisierung zur Erklärung:
Kurzfassung, wie es auch wunderbar in diesem Heise-Artikel erklärt wird:
Das Prinzip: die vielen Zwischenverdiener wie die sogenannten CPO-Aggregatoren fallen einfach weg. Im Ergebnis hat der CPO eine höhere Marge; er verdient also mehr und kann zugleich dem Endkunden einen viel besseren Preis machen.
— Heise
Das wird durch diese Verordnung ermöglicht:
Durch die Pflicht eines Bezahlterminals und einheitlicher Standards wird es mehr solcher Konstrukte geben, wodurch die Gewinnmarge für Anbieter steigt und im Preiskampf wieder mehr Spielraum vorhanden ist.
Ein konkretes Beispiel findet sich bei Aldi Süd, welche für DC-Laden 39 Cent/kWh und für AC-Laden 29 Cent/kWh verlangen (_ DC-Laden ist häufig schneller als AC-Laden_)
Selbst wenn diese Entwicklung erst ab Mitte 2025 spürbarer wird, ist es nur ein weiterer Erfolg für diese Regierung, die Stück für Stück die E-Mobilität vorantreiben kann.
Dank dieser EU-Harmonisierung wird es immer klarer, welche Form der Mobilität dominieren wird in Zukunft.
Entwurf eines Gesetzes zur Beschleunigung von Genehmigungsverfahren für Geothermieanlagen, Wärmepumpen und Wärmespeichern sowie weiterer rechtlicher Rahmenbedingungen
Erneut ein phänomenales Gesetz und massiver Bürokratieabbau mit Halbierung der Genehmigungsdauer.
Vorzeitige Gewässerbenutzung oder Ausführung des Vorhabens, bevor die Behörden final entschieden haben, überragendes öffentliches Interesse und Genehmigungsfiktion.. Viele sehr erstrebenswerte Beschleunigungen, die sich jede Branche in Deutschland an Bürokratieerleichterung wünscht.
Schauen wir uns die Verbesserungen im Detail an:
Was wird hier überhaupt geregelt?
Konkret behandelt das Gesetz Zulassungen von Tiefengeothermie, oberflächennahe Geothermie, Wärmepumpen und Wärmespeicher inklusive derer notwendiger Bohrungen.
In Deutschland gibt es ein großes Problem mit der Dauer der Genehmigungsverfahren und Überforderung der Behörden mit Erdwärmeprojekten.
Effektiv alles, was Erdwärme und Wärmespeicher behandelt.
Vom Marktpotenzial sprechen wir allein bei der Tiefengeothermie von weit über 300 TWh Jahresarbeit bzw. 70 GW installierter Leistung (ca. 25% des Gesamtwärmebedarfs) laut Fraunhofer IEG für Deutschland.
Sollte man unter keinen Umständen unterschätzen oder gar ignorieren.
Was genau wird besser durch das Gesetz?
Seit die Ampel angetreten ist, hört man oft vom überragenden öffentlichen Interesse bei Gesetzen.
Damit soll klargestellt werden, dass solche Projekte für die Sicherheit und Stabilität des Landes entscheidend sind und viele Gegenargumente gegen Bauprojekte wie Wohnhäuser, welche rechtlich angewendet werden, um einen Bau zu stoppen, untergeordnet werden. (Man denke an die Umsiedlungen ganzer Dörfer für den Kohleabbau durch das Bundesbergbaugesetz)
Da Fernwärme oder teils Stromerzeugung durch Erdwärme gefördert werden soll und auch Wärmespeicher, welche man aus Finnland kennen kann, immer mehr in den Fokus einiger Orte in Deutschland gerät, ergibt es Sinn, dass auch diese Projekte einen besseren Status erhalten.
Meines Erachtens sollte ein Projekt an wirtschaftlichen oder technologischen Werten oder Hindernissen gemessen werden und nicht ausgerechnet wegen Bürokratie scheitern, das sollte in unser aller Interesse sein.
Vorzeitiger Beginn ist recht selbsterklärend, es wird leichter für Erdwärmeprojekte in Zukunft vorzeitig zu starten, bevor die Genehmigung erteilt wurde, sofern ein öffentliches/berichtigtes Interesse vorliegen sollte. Spart Zeit und Nerven für alle, gut so.
Zusätzlich soll für diesen vorzeitigen Beginn nur noch nötig sein, dass eine Entscheidungsprognose wahrscheinlich positiv ist und ggf. keine signifikanten Beeinträchtigungen vorliegen, die nicht wiedergutzumachen sind.
Wie oft passiert bei Baustellen kaum etwas, da man auf Genehmigungen wartet oder man im Rechtsstreit ist? Genau das soll bei diesem Gesetz möglichst verringert werden. Meiner Meinung nach sehr erstrebenswert.
Deshalb wird das geändert:
In Zukunft haben Anfechtungsklagen gegen Zulassungsentscheidungen keine aufschiebende Wirkung mehr.
Übersetzt in Worte, die man auch ohne Googeln versteht, heißt das: In der Vergangenheit konnte man mit Klagen den Prozess der Genehmigung verzögern oder gar komplett blockieren, bevor ein Urteil des Gerichts gefällt wurde. Das passiert jetzt nicht mehr, sodass die Behörden weiterarbeiten können oder ggf. durch Genehmigungsfiktion und vorzeitigen Beginn die Projekte starten können.
Zusätzlich sind jetzt Oberverwaltungsgerichte als erste Instanz für Streitigkeiten zuständig.
Zur Erklärung: Es gibt Verwaltungsgerichte (VG), dann Oberverwaltungsgerichte (OVG) und final das Bundesverwaltungsgericht (BVerwG).
Wieso also weist Habecks Ministerium jetzt OVG diese Aufgabe zu?
Simpel erklärt: Beschlüsse vom Oberverwaltungsgericht sind in den meisten Fällen nicht anfechtbar. Natürlich kann man Rechtsmittel bzw. Beschwerden beim Bundesverwaltungsgericht einreichen, das ändert allerdings den Beschluss an sich nicht zwangsläufig.
Verwaltungsgerichte sind häufiger anfechtbar und dadurch kann der gesamte Prozess gerne deutlich zeitintensiver werden.
Gerichte sind in Deutschland notorisch überlastet und das Überspringen der Verwaltungsgerichte ist eine gute Idee aus meiner Sicht.
Final in den konkreten Änderungen findet man meine sehr geliebte Genehmigungsfiktion.
Bürokratie ist in Deutschland ein Albtraum, wie den meisten von euch längst bekannt ist und die simple Tatsache, dass im Falle von Überlastung oder zu langsamen Abläufen in den Behörden durch fehlende Digitalisierung durch das nicht umgesetzte Onlinezugangsgesetz solche Fristen existieren, damit man bestimmte Projekte nach Ablauf besagter Fristen einfach umsetzen kann, ist überfällig und ausgezeichnet.
Selbstverständlich sollte man auch nach dem Vorbild von Estland an signifikanter Digitalisierung arbeiten, nur ist das ein wichtiger und richtiger Zwischenschritt.
Ebenfalls eine sehr populäre Änderung, die man in Habecks Wirtschaftsministerium in Gesetzen häufiger sieht.
Behörden können nicht endlos ihre Fristen verlängern, sondern längstens drei Monate und müssen die Umstände genau rechtfertigen.
Man würde meinen, dass sowas nicht unbedingt erwähnenswert ist, sofern man aber die Statements der Bundesverbände in Deutschland in dieser 707 Seiten langen Verbändeabfrage durchgearbeitet hat, stellt man ziemlich schnell fest, dass genau diese Änderung dringend notwendig ist.
Neben weiteren kleineren Anpassungen findet man in diesem Gesetz grundsätzlich nur gute Ideen aus meiner Sicht.
Abschaffen von bestimmten bergrechtlichen Betriebsplänen nach einer Frist oder das Entfallen von Genehmigungsverfahren für bestimmte Wärmepumpen sollte normalerweise für niemanden negativ sein.
Keinerlei neuer Aufwand für die Verwaltung, sondern Wegfall an Arbeit und Digitialisierungsvorgaben + Ersparnis an Zeit und Geld. Gute Sache.
Zusätzlich finde ich den Gedanken, dass Erdwärmekollektoren bis zu einer Verlegetiefe von 4 Metern erlaubnisfrei gestellt werden, sehr gut. Anekdotisch höre ich aus meinem Umfeld und den Zuschauern auf Twitch ab und zu, dass tatsächlich die Genehmigung für solch kleine Projekte im eigenen Haushalt über 50% der Zeit frisst, um Erdwärme daheim verwenden zu können.
Ein weiterer Zeitfresser, der Geschichte ist mit dem Gesetz. Sehr gut.
Gesetz zur Verbesserung des Klimaschutzes beim Immissionsschutz, zur Beschleunigung immissionsschutzrechtlicher Genehmigungsverfahren und zur Umsetzung von EU-Recht
Tatsächlich ist dieses Gesetz eines der größten Beschleunigungspakete seit langer Zeit, auch wenn der Titel das nicht umbedingt andeutet.
Zu den Highlights gehören:
- Genehmigungsfristen können in Zukunft nur einmal für drei Monate verlängert werden. Vorher gab es das Problem, dass gerne mal Fristen wiederholt verlängert wurden, um Projekte zu verzögern. Mit dieser Reform entfällt diese bürokratische Unsinnsoption.
- Ein vereinfachtes Verfahren zum vorzeitigen Baubeginn, sodass viel Zeit beim Aufbau von Windkraft-, Photovoltaik- und Industrieanlagen gespart wird, die man normalerweise auf die finale Genehmigung warten würde. Gleichzeitig fällt die Prognoseentscheidung bei Änderungsgenehmigungen weg, wodurch Verfahren deutlich beschleunigt werden.
- Unterlagen, die für die Beurteilung der Genehmigungsfähigkeit nicht unmittelbar relevant sind, können nachgereicht werden und die Behörden sollen ab sofort unverzüglich informieren, wenn alle Unterlagen eingereicht wurden. Das war bizarrerweise vorher nicht die Norm. Bürokratie. Ein Traum.
Völlig absurd, dass das Habeck und Lemke erst einführen müssen.
- Digitalisierung. Tatsächlich war es bisher nicht so, dass ein elektronischer Antrag der Standard ist für die Unterlagen. Papierform soll nur noch die absolute Ausnahme sein. Konkret spricht das Gesetz davon, dass auch Übersendung und Protokolle/Kopien in digitaler Form angeboten werden soll.
Mehr als überfällige Änderung im Jahr 2024.
- Repowering (Ersetzen von alten Windkraft- oder Photovoltaikanlagen durch neuere/leistungsstärkere Anlagen) wird vereinfacht, da die Deltaprüfung zum Regelverfahren wird und Erörterungstermine in Zukunft deutlich weniger aufwändig sind.
Gleichzeitig werden Probleme der Typenänderung endlich gelöst und keine Betreiberidentität zwischen Altanlagen- und Neuanlagen-Betreiber mehr notwendig sein. Mag im ersten Moment nicht wichtig klingen, das blockiert in der Praxis viele Projekte über viele Monate.
Unmissverständlich bringt diese Reform einiges an Verbesserungen.
Im Gegensatz zu einigen der Gesetze in dieser Quellenliste sorgt dieses Gesetz weit über Energie hinaus Verbesserungen.
Viele der Vorgaben hier betreffen auch sämtliche Industrieanlagen, die dadurch schneller genehmigt und gebaut werden können.
Sollte recht klar sein, wieso das für so ziemlich jeden in Deutschland ein deutliches Plus bedeutet.
Als die Ampel angetreten ist, hatte ich gehofft, dass neben den Grünen, die bei ihren Ministerien solide abliefern, auch SPD und FDP gleichermaßen abliefern.
Schade, dass das bisher nicht ebenbürtig der Fall ist.
Gesetz zur Modernisierung und zum Bürokratieabbau im Strom- und Energiesteuerrecht
Lindners Ministerium hat ein gutes Gesetz vorgelegt. Ja, das ist nicht falsch geschrieben.
Ein massives Problem bei Speichern ist die Doppel- bzw. Mehrfachbesteuerung von ein- und ausgespeistem Strom, was die Wirtschaftlichkeit von diversen Projekten bei regenerativen Energien einschränkt.
Mit diesem Gesetz soll Bürokratie deutlich abgebaut werden.
Das Ministerium selbst benennt folgende Vorteile und ich kommentiere die einzelnen Punkte zusätzlich.
- Im Bereich der Elektromobilität soll die aus dem Energiewirtschaftsrecht bekannte Letztverbraucherfiktion an Ladepunkten unter Beachtung der stromsteuerrechtlichen Systematik auf das Stromsteuerrecht übertragen werden. Fortan entfallen damit Einzelfallprüfungen von komplexen Geschäftsmodellen „innerhalb der Ladesäule“.
Kurzfassung, wieso das gut ist:
Je nachdem, ob du ein Betreiber, ein Versorger oder ein Letztverbraucher/Endkunde bist, hast du unterschiedliche Rechte und Pflichten und absurde Steuerpflichten.
Mit dieser Reform gibt es deutlich weniger Papierkram.
Sollte jede Person gut finden.
Diese Regelung ist immens wichtig für die Diskussion für Vehicle-To-Home,, Vehicle-To-Business und das bidirektionale Laden, was in Zukunft sehr wichtig sein wird, sobald immer mehr E-Autos diese Funktion anbieten.
Grade weil es sehr viel einfacher ist, solche Projekte wirtschaftlich zu planen, auch mit Blick auf Mieterstrom bzw. gemeinschaftliche Gebäudeversorgung aus dem Solarpaket 1.
- Für das bidirektionale Laden werden klare Vorgaben geschaffen. Diese verhindern, dass Nutzer von E-Fahrzeugen zum Versorger und Steuerschuldner werden, wodurch bürokratischer Aufwand entfällt.
Bisher war bidirektionales Laden nicht ordentlich definiert.
Offensichtlich ändert sich das mit dieser Reform und auch das hier ist sehr wünschenswert.
Denn wer schon mit Behörden arbeiten musste, weiß ganz genau, wieso nicht definierte Verwendungszwecke automatisch viel zusätzliche Zeit benötigen.
Zusätzlich muss nicht mehr überprüft werden, ob man ein Versorger ist mit bidirektionalen Ladesäulen. Nahezu ein Gamechanger für Ladesäulen in der Zukunft.
Gute Änderung!
- Stromspeicher werden technologieoffen neu definiert. Mehrfachbesteuerungen für ein- und ausgespeisten Strom werden somit vermieden.
Auch wenn der Begriff technologieoffen gerne für absoluten Unsinn verwertet wird, ergibt es hier durchaus Sinn.
Insbesondere Wärmespeicher finden sich in diversen Ländern wie z. B. in Österreich mit ihrem “Riesenkochtopf” oder in Finnland.
Solche Projekte können durch den Wegfall der Mehrfachbesteuerungen ansprechender werden.
Daher eine sehr nützliche Änderung.
- Im Stromsteuerrecht wird die sogenannte Anlagenverklammerung bei der dezentralen Stromerzeugung aufgehoben und für die Beurteilung der Steuerbefreiungen künftig durch einen einheitlichen Anlagenbegriff auf den Standort der jeweiligen Stromerzeugungsanlage abgestellt.
Kurzfassung, wieso das nützlich ist:
Die Anlagenverklammerung bedeutet, dass in bestimmten Situationen verschiedene kleinere Erzeugungsanlagen zusammengerechnet werden mussten, selbst wenn die nicht unbedingt verbunden waren.
Vorteil davon ist, dass man bestimmte steuerliche oder auch bürokratische Vereinfachungen wieder beanspruchen kann, selbst wenn auf demselben Grundstück viele kleine Anlagen vorhanden sind.
Selbstverständlich heißt das nicht, dass man Anlagen nicht zusammenführen kann, nur wird Bürokratie so abgebaut, indem man nicht unnötige Prüfungen mit dem Zoll durchführen muss.
Deutschland liebt seine Prüfungen und solche Optionsfreiheiten sind ohne jeden Sarkasmus eine Zeitersparnis, die sehr willkommen ist.
- Die mit dem Strompreispaket beschlossene Ausweitung der Steuerentlastung nach § 9b StromStG bei Beibehaltung der Antragsschwelle von mindestens 250 Euro Entlastung pro Jahr wird die Anzahl der Entlastungsanträge ab 2025 vervielfachen. Es erfolgen daher rechtliche Anpassungen, wie beispielsweise eine Online-Antragspflicht, um eine vereinfachte Antragstellung und erstmals auch eine weitgehend automatisierte Bearbeitung von Anträgen ab 2025 zu ermöglichen.
Nun, hier dürfte kein großer Kommentar nötig sein.
Fokus auf digitale Antragspflichten ist aus meiner Sicht eine sinnvolle Sache, sofern die Behörden die Möglichkeiten haben, diese Anträge auch bei den Zollämtern digital zu bearbeiten.
Deutschland hat viel aufzuholen, daher ist der Gedanke, diese Fristen vorzuziehen und digitale Bearbeitung weiter voranzubringen eine gute Idee.
Man kann nur hoffen, dass das auch bei den Behörden ebenso machbar sein wird.
- Das Strom- und Energiesteuerrecht wird zudem an EU-rechtliche Vorgaben angepasst und im Bereich der Regelungen im Zusammenhang mit der Stromerzeugung verschlankt. Im Energiesteuerbereich wird dazu der EU-rechtlich vorgegebene Grundsatz der Befreiung aller zur Stromerzeugung eingesetzten Energieerzeugnisse vereinheitlicht. Zudem ist Strom aus Biomasse, Klär- und Deponiegas künftig wieder rechtssicher in Anlagen bis 2 Megawatt elektrischer Leistung von der Stromsteuer befreit.
Liest sich etwas eigenartig im ersten Moment, es handelt sich hier um eine Aktualisierung, da 2013 es eine EU-beihilferechtliche Genehmigung gab und diese teilweise gar nicht mehr notwendig ist, da es auf EU-Ebene am 30.September 2023 reformiert wurde.
Sinnvolle Änderung, da auch einige Sonderregelungen aufgehoben werden, die man durch die EU-Reform gar nicht braucht.
- Zusätzlich werden zum Zwecke des Bürokratieabbaus Anzeige- und Berichtspflichten verringert (z. B. in Mieterstromkonstellationen).
Kurzfassung: Lindners Ministerium streicht viele der Anzeige- und Meldepflichten steuerfreie Strommengen für Anlagen bis 1 MW bei Leistung in Kundenanlagen.
Für Mieterstrom und gemeinschaftliche Gebäudeversorgungskonzepte ist das eine große Verbesserung der Situation.
Oft werden Mieterstrom Konzepte gar nicht durchgesetzt, da es zu viel Aufwand für die Betreiber wäre.
Somit fällt viel Potential bei Quartieren oder Mehrfamilienhäuser flach, die von deutlich günstigerem Strom profitieren könnten. (Durch Mieterstrom/gemeinschaftliche Gebäudeversorgung können Netzentgelte gespart werden, was beim Arbeitspreis durchaus zu einer Ersparnis von 10-11 Cent/kWh führen kann.)
Was ist mein Fazit?
Beim Durchlesen des Gesetzes stelle ich wieder fest, dass es ärgerlich ist, wie viel Zeit die Ampel mit unsinnigem Kindergarten bei manchen Themen verschwendet (wie beim GEG oder dem Kernkraftausstieg) und teilweise über ein halbes Jahr sich die Köpfe einschlägt, statt mehr Gesetze dieser Art rauszuhauen.
Es ist gut. Das ist ein wichtiger Schritt nach vorn für eine Energieversorgung der Zukunft.
Als Ende 2021 die Ampel angetreten ist, war meine Hoffnung, dass wir von der FDP solche Entbürokratisierungsgesetze häufiger sehen würde, daher ist es ernüchternd, dass in meiner Übersicht für Energiegesetze bzw. Ampelerfolge nicht so viel zu finden ist aus den von der FDP geführten Ministerien.
Dennoch: Gute Arbeit an das BMF.
Gerne mehr von dieser Art Gesetze.
Gesetz zur Änderung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes und weiterer energiewirtschaftsrechtlicher Vorschriften zur Steigerung des Ausbaus photovoltaischer Energieerzeugung – Solarpaket 1
Besonders das Solarpaket 1 ist eins der größeren Gesetzespakete, welches für regenerative Energien noch einmal einen gewaltigen Turbo auslösen kann.
Aus meiner Sicht sind einige sehr großartige Verbesserungen für Deutschlands Zukunft zu erwarten, denn in diesem Paket findet sich u. A.:
- Steckersolar (Balkonkraftwerk) erhalten mit 800 Watt eine neue Obergrenze zum Einspeisen ins Stromnetz (Wechselrichterleistung). Der Wert vorher waren 600 Watt.
Zusätzlich müssen Steckersolaranlagen nicht mehr beim Netzbetreiber, sondern nur noch mit wenigen Daten beim Marktstammdatenregister eingetragen werden. Damit entfällt unnötige Zeitverschwendung in Form von doppelter Bürokratie. Zusätzlich werden ab 2024 rückwärtsdrehende Zähler (temporär!) geduldet, bis ein geeichter Zweirichtungszähler installiert wird. - Mieterstrom soll vereinfacht werden, diese Konzepte beinhalten die Verwendung des PV-Stroms vom Dach des Vermieters, wodurch man teurere Netznutzungsentgelte sich sparen kann. Da kann man gut und gern von 5-7 Cent/KWh Ersparnis reden. Mit diesem Paket sollen viel Papierkram entfallen mit diesem neuen Mieterstrom Model namens „Gemeinschaftliche Gebäudeversorgung“. Wenn da Bürokratie zu Vertragsinformationen, Rechnungslegung und Verbrauch verringert wird, werden diese Modelle attraktiver für Bürger in Deutschland. Mit dem Gesetz werden zusätzlich Möglichkeiten geschafft, dass man gewerbliche Gebäude und Nebenanlagen wie Garagen ebenfalls dafür verwerten kann. Ein weiterer Aspekt, der unfassbar wichtig ist, ist Absatz 3 von § 42 b. In der Vergangenheit gab es Probleme für Mieterstromprojekte, Teilversorgung durchzubekommen und den Rest der Versorgung durch den Netzbetreiber zu handhaben. Diese Netzbetreiber haben das einfach abgelehnt. Mit dem neuen Absatz ist das nicht mehr möglich und Mieterstromprojekte haben Rechtssicherheit. Sehr wichtig!
Diese Konzepte bleiben für Mieter trotz allem freiwillig, wenn man kein Geld sparen will. Kann man machen, ist allerdings etwas schräg. - Netzanschlüsse sollen erneut für PV beschleunigt werden: das vereinfachte Netzanschlussverfahren soll ab sofort für Anlagen bis 30 kWp gelten, nicht nur bis 10,8 kWp, wie es vorher der Fall war. Hier gilt erneut eine sehr praktische Neuregelung, falls der Netzbetreiber nicht fristgerecht (acht Wochen) antworten sollte, gilt die Zustimmung als erteilt und man darf selbstständig anschließen. Endlich können die Horrorstorys von installierten, aber nicht angeschlossenen PV-Anlagen enden.
- Mit diesem Paket gibt es eine Duldungspflicht für Leitungsarbeiten. Dafür bekommt der Grundstückeigner eine Entschädigung von 5% des Verkehrswertes. Vorher gab es bei diversen Projekten gerne mal sechs+ Monate Verzögerung, da man entsprechende Ankündigungen und Pläne erstmal in den Kommunen ankündigen musste, bevor an Leitungen für Wind- wie auch PV-Parks gearbeitet werden durfte. Auch so etwas ist mehr als wichtig für Infrastruktur und eher ein Schock, dass man das nicht längst vor Jahrzehnten beschlossen hatte.
- Vereinfachung von Repowering bei PV und Direktvermarktung. Man kann bei älteren Solarparks dann mit modernen Modulen eine 20-jährige Förderdauer nach dem EEG für die neue Leistung erneut erhalten. (Sofern ich das richtig verstanden habe, natürlich nicht mit den absolut übertrieben hohen Summen von 40+ Cent/KWh, sondern natürlich mit den aktuellen Fördersummen.) Dazu können Leute mit kleineren PV-Anlagen bis 25 kWp keine Vorgaben für die Direktvermarktung mehr vorweisen. Das kann insbesondere für virtuelle Kraftwerke Modelle eine gute Ergänzung sein, womit weit mehr Leute von guten Preisen für ihren Solarstrom profitieren können in Zukunft.
Zusammenfassend kann man sagen, dass das Solarpaket 1 ein gewaltiger Brocken an Vereinfachungen für Bürger sein wird.
Es ist Anfang November noch nicht durch den Bundestag beschlossen worden, das ist allerdings eine Frage der Zeit.
Die gewaltige Entbürokratisierung und Beschleunigung von Prozessen dürfte keinen der Ampelpartner stören und selbst Opposition sollte kein Problem damit haben.
Außer man ist vollständig bescheuert und behauptet, dass Steckersolaranlagen eine Balkonverschandlung sind. Nur das würde natürlich niemand mac—. Och, nicht schon wieder diese Genies.
Für das Jahr 2023
Gesetz zur Änderung des Raumordnungsgesetzes und anderer Vorschriften (ROGÄndG)
Ein gewaltiges Gesetz, was der Name nicht verrät.
Es basiert auf einer Notfallverordnung der EU zur Energiekrise.
Änderungen beinhalten:
- Netzausbauprojekte oder Wind- bzw. PV-Projekte, die bereits eine strategische Umweltprüfung durchlaufen haben, benötigen keine Umweltverträglichkeitsprüfung und artenschutzrechtliche Prüfung mehr.
Dies war in diesem Gesetz ursprünglich bis zum 30.06.2024 limitiert, allerdings wurde diese Grenze einige Monate später aufgehoben von der EU.
Durch diese Änderungen können gerade beim Netzausbau ein Jahr an Planungszeit eingespart werden, was bei den gewaltigen Projekten auch mehr als notwendig ist. - Genehmigungsverfahren von Solarenergieanlagen sollen auf drei Monate gedeckelt werden. Zusätzlich gilt bei Anlagen unter 50 kWp eine Genehmigungsfiktion (d. h., dass nach Ablauf der Zeit eine stille Genehmigung angenommen wird, falls es keine Antwort gibt.)
- Genehmigungen für Wärmepumpen sollen ebenfalls bei Leistungen unter 50 MW auf einen Monat begrenzt werden, bei Erdwärme auf drei Monate. Ergänzend gibt es ein Anschlussrecht für Wärmepumpen bis 12 kW bzw. 50 kW im Eigenverbrauch etabliert.
- Auch gibt es bei Repowering eine Verbesserung. Bei Repoweringprojekten benötigt man nur noch eine Deltaprüfung, was ebenfalls die benötigte Zeit zum Planen und Genehmigen der Windkraft- wie auch PV-Projekte massiv reduziert.
Allein das Etablieren der stillen Genehmigungen ist ein gewaltiger Fortschritt.
Die Albträume bei Genehmigungen oder Änderungsanträge bei Behörden ist vielen Menschen mehr als ausreichend bekannt, daher ist diese Änderung einer der Haupttreiber für den sprunghaften Anstieg an Repowering-Projekten in Deutschland.
Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende
Das ist ein sehr wichtiges Gesetz. Das behandelt den Smart-Meter-Rollout in Deutschland.
Wie man in diesem Bild sieht, war Deutschland mit der Entscheidung bei der Smart-Meter-Debatte im EU-Vergleich sehr langsam, da die Regierungen der Vergangenheit absolut inkompetente Gesetze auf den Weg gebracht hatten.
Mit diesem Gesetz wurde Deutschlands größter Missstand beim Netzausbau der Zukunft repariert.
Vorher war es aus Kostengründen schwierig, einen Smart-Meter (oder auch intelligente/moderne Messeinrichtung) zu vermitteln, da man pro Jahr gerne mal 100 Euro mehr zahlen sollte. Diese Kosten werden auf 20 Euro pro Jahr gedeckelt.
Damit lohnt es sich für fast jeden.
Zur kurzen Erklärung, was ein Smart-Meter überhaupt für Vorteile hat:
- Keine Notwendigkeit mehr, Stromzählerstände dem Anbieter zu schicken, der sieht sie dann so oder so.
- Deutlich präzisere Stromrechnungen und keine unnötigen Überraschungen mehr, wie viel du verbraucht hast und wie viel das kostest, du kannst es bei vielen Anbietern mit Apps z. B. auf die Minute genau sehen. Keine harten Jahresnachzahlungen mehr durch präzise Monatsabschläge. So können potenzielle Probleme beim Verbrauch rechtzeitig bemerkt und behoben werden.
- Dynamische Stromtarife. Damit sind Stromtarife gemeint, welche den Börsenpreis unmittelbar an dich weitergeben. Wenn z. B. während bestimmter Stunden (im Sommer mittags) oder ganzer Tage, wenn der Wind besonders stark weht, der Strompreis niedriger ist, wird das direkt an dich weitergegeben. Falls du zusätzlich Wäsche oder Spülmaschine zeitlich daran koppelst, kannst du so mit Verschiebung der Lasten einiges an Geld sparen.
Deshalb benötigt man Smart-Meter flächendeckend, damit das zuverlässig funktioniert. - Mit Smart-Metern ist eine erheblich geringere Investition in den Netzausbau nötig, da so gezieltes und gesteuertes Laden gefördert werden kann. Es gibt eine Verteilernetzstudie aus 2021, welche festgestellt hat, dass der Flexibilitätseinsatz um 52 (!) % verringert werden kann gegenüber des Basisszenarios C240. Im Kontext der Studie sind die Einsparungen von fast 6 Milliarden Euro eine nicht unwichtige Tatsache.
Die Ausbaukosten würden so oder so von uns Stromkunden getragen werden, also sollten so Einsparungen allein aus wirtschaftlicher Sicht ein sehr relevanter Aspekt sein.
Konkret sieht man bei der Visualisierung, bis wann die Smart-Meter verteilt werden sollen in Deutschland.
Fragt euren Messstellenbetreiber, wann ihr euren Smart-Meter bekommen könnt.
Die Vorteile sind es wert und ihr werdet dadurch profitieren.
Gesetz zur Steigerung der Energieeffizienz und zur Änderung des Energiedienstleistungsgesetzes
Bei diesem Gesetz bin ich zwiegespalten.
Grundsätzlich geht es darum, eine EU-Richtlinie von 2021 umzusetzen, bei der es darum geht, möglichst effizienter Abwärme und Energie einzusparen, wo es möglich ist bzw. durch umweltfreundliche Möglichkeiten zu ersetzen.
Nach den Begriffsbestimmungen zählt nämlich Umgebungswärme oder -kälte sowie Solarthermie nicht zur Endenergie, die eingespart werden müssen. Bei der Erklärung im Gesetz wird außerdem klargestellt, dass Wärmepumpen, wie auch Solarthermie spezifisch bevorzugt behandelt werden.
Das kann bei der Industrie in vielen Branchen Sinn ergeben, da Großwärmepumpen in der EU immer mehr im Kommen sind. Auch Studien unterstützen diese Idee und zeigen, dass dieser Wunsch der EU und Ampel absolut umsetzbar ist.
Nochmal eine Übersicht, wie viel welches Bundesland einsparen muss.
Keine große Überraschung, wenn man Industrie und Wertschöpfungsstandorte in Deutschland beachtet.
Außerdem kann man positiv hervorheben, dass auch die öffentliche Hand klar in Verantwortung genommen wird, als Vorbild zu agieren.
Ein Problem, was ich habe, ist die Nutzung von Rechenzentren bzw. deren Abwärme. Das ist ein Konzept, was in der Theorie gut klingt, in der Praxis allerdings kaum Nachfrage, geschweige denn Interesse existiert bei Fernwärmeanbietern.
Das wirkt etwas unsinnig als Ergänzung im Gesetz. Keine Katastrophe, keine Sorge, nur eine etwas ungewöhnliche Wahl.
Gesetz zur Änderung des LNG-Beschleunigungsgesetzes und zur Änderung des Energiewirtschaftsgesetzes und zur Änderung des Baugesetzbuchs
Falls ihr euch wundert, wieso jetzt doch ein Gesetz zu Gas bzw. LNG zu finden ist, hat das einen konkreten Grund.
Denn Teil dieses Gesetzes ist eine Änderung, welche Kommunen die Erlaubnis geben, eigenständig Flächen für Windkraft zur Verfügung zu stellen, falls die Regionalplanungen gar keine Windflächen nahe der Kommune vorgesehen haben.
Der Gedanke dahinter betrifft erneut Bürgerenergiegenossenschaften, die dadurch mit Gemeinden viel simpler Konzepte unbürokratisch und flexibler umsetzen können als es vorher der Fall war.
Diese Regelungen gab es für PV-Parks bereits und würde ergänzt.
Ein kleiner Teil des Gesetzes, der durchaus viel Potential in Deutschland aktivieren kann.
Mehr Optionen für Gemeinden und Kommunen sollte für jede Person eine erstrebenswerte und gute Sache sein.
Verordnung zur Änderung der Elektrotechnische-Eigenschaften-Nachweis-Verordnung - NELEV
Diese Verordnung ist erstaunlich gut, das hängt aktuell noch von der Zustimmung der EU-Kommission ab, was allerdings Formsache sein soll.
Konkret geht es um zwei wichtige Elemente:
- Die Ausnahme von der Zertifizierungspflicht für Netzanschlüsse für installierte Leistung von bis zu 500 Kilowatt und eine maximale Einspeiseleistung von 270 Kilowatt.
Hier spielt es keine Rolle, welche Spannungsebene (also Mittelspannung oder Niederspannung z. B.) im Fokus steht.
Das betrifft Erzeugung – wie auch Speicheranlagen, wobei der zweite Typ an Anlagen eine größere Relevanz hat für die Zukunft.
Ein wichtiger und sinnvoller Schritt, um weitere Blocker bei der Energiewende erfolgreich abzubauen. - Die Schaffung eines verpflichtenden digitalen Registers für Einheiten- und Komponentenzertifikate, wonach die gesamte Energiebranche seit über 10 Jahren fragt.
Das Problem davor war, dass die Nachweise für Anlagenbetreiber, Netzbetreiber wie auch Zertifizierungsstellen nicht einheitlich gelöst war, sondern jeder seine eigene Extrawurst haben wollte mit Datenbanken, die auch nicht kompatibel zueinander waren. Daher ist ein einheitliches digitale Register allein wegen des gemeinsamen Standards eine massive Entbürokratisierung für Deutschland.
Auch das kann einen gewaltigen Boost für die Energiewende bringen, wenn alle Teilnehmer transparent und eindeutig wissen, was für ein Betriebserlaubnisverfahren notwendig ist. Dieses Register kommt wohl ab dem 01. Quartal 2024.
Gesetz zur Änderung des Gebäudeenergiegesetzes, zur Änderung des Bürgerlichen Gesetzbuches, zur Änderung der Verordnung über Heizkostenabrechnung, zur Änderung der Betriebskostenverordnung und zur Änderung der Kehr- und Überprüfungsordnung - GEG
Zum Gebäudeenergiegesetz habe ich alles in diesem Kapitel gesagt.
Kurzfassung: Ich finde es schade, dass es so abgeschwächt wurde.
Da war weit mehr Potential drin und viel an Kritik und Diskurs dazu war völlige Zeitverschwendung.
Dinge wurden kritisiert, die vom ersten Entwurf an bereits drinstanden (Wasserstoff/Biomasseheizungen) oder Dinge wurden kritisiert, die nie drinstanden (Zwangsaustausch der Heizungen)
Für mehr bitte das Kapitel öffnen.
Gehört für mich in dieser Liste zu den schlechtesten Gesetzen der Ampel und das nicht wegen der Gründe, die man oft im Diskurs dazu gehört hat.
Die Desinformationsmaschine war leider sehr erfolgreich.
Gesetz zur Beschleunigung von verwaltungsgerichtlichen Verfahren im Infrastrukturbereich
Ein Grundgedanke hinter diesem Gesetz aus dem Justizministerium soll es sein, dass Gerichtsverfahren, welche Infrastruktur (also auch Windkraftprojekte z. B.) betreffen, ein Vorrang- bzw. Beschleunigungsgebot erhalten.
Dies hört sich durchaus nicht verkehrt an, dass damit zuerst sich um Infrastrukturprojekte gekümmert wird.
Dennoch gibt es durchaus Zweifel an diesem Gesetz, ob es diesen positiven Effekt haben wird.
Neuntes Gesetz zur Änderung des Regionalisierungsgesetzes (Deutschlandticket)
Aus meiner Sicht sollte es in Deutschland niemanden geben, der das Deutschlandticket oder das 49-Euro-Ticket als schlechte Änderung ansieht.
Das Entwirren des Tarifdschungels ist eine wichtige Errungenschaft und ich bin sehr froh, dass es passiert ist.
Selbstverständlich kann ein niedrigerer Preis und ein deutlicher Ausbau der ÖPNV-Infrastruktur dieses Gesetz verbessern.
Zudem ist mir als kleiner Kritikpunkt unklar, warum es nicht möglich ist, direkt für einen Monat ohne Abo zu bezahlen.
Es ist in Ordnung, Abos ohne Papierform zu bevorzugen, aber eine Option für ein einmonatiges Abonnement wäre wünschenswert.
Gerade ältere Menschen könnten davon profitieren, da es einfacher zu handhaben wäre als die aktuelle Lösung.
Als Pendler hätte ich dadurch vor einigen Jahren monatlich eine beträchtliche Ersparnis erzielt. Als jemand, der genau zwischen drei Tarifzonen wohnte und dadurch absurd hohe Preise bezahlen musste, kenne ich das fürchterliche System vorher noch sehr gut.
Unabhängig davon, ob ich die FDP und ihre Blockadehaltung und Verzögerungen bei vielen Gesetzen kritisiere, muss ich zugeben, dass phänomenale Arbeit der Ampel und auch konkret von Wissing geleistet wurde.
Für das Jahr 2022
Gesetz zur Absenkung der Kostenbelastungen durch die EEG-Umlage und zur Weitergabe dieser Absenkung an die Letztverbraucher.
Eine Änderung, die mehr als überfällig war.
Wie man sehen kann, war die EEG-Umlage eine der größten Kostenposten, die man als Stromkunde in Deutschland bezahlen musste.
Zum 1. Juli 2022 musste man sie nicht mehr bezahlen. Ab 2023 war sie vollständig abgeschafft.
Gesetz zur Änderung des Energiewirtschaftsrechts im Zusammenhang mit dem Klimaschutz-Sofortprogramm und zu Anpassungen im Recht der Endkundenbelieferung.
Dieses Gesetz nimmt 19 neue Netzausbauvorhaben auf und beschleunigt grundsätzlich den Netzausbau.
Behandelt sehr viele Detailfragen, wie z. B. die Möglichkeit der digitalen Netzanschlussprozess über eine gemeinsame Plattform der Verteilernetzbetreiber. Denn sowas muss ebenfalls rechtlich geregelt werden. Außerdem werden Teile der Bürokratie für den Netzausbau über die Bundesnetzagentur vereinheitlicht geregelt, da Netzausbau über Landesgrenzen gerne durch Föderalismus ausgebremst wurden historisch.
Außerdem gab es für Energielieferanten die Pflicht, drei Monate im Voraus, Kunden und die Bundesnetzagentur zu informieren, wenn sie insolvent gehen. Damit soll die Pleitewelle von 2021-2022 vermieden werden, bei der viele Bürger in teurere Grundversorgungstarife geworfen wurden. Also auch eine gute Änderung.
Wieso man das die ganzen Jahrzehnte vorher nicht gemacht hat, bleibt mir ein Rätsel. Hat die Ampel dennoch umgesetzt und das ist gut.
Zweites Gesetz zur Änderung des Windenergie-auf-See-Gesetzes und anderer Vorschriften.
Bei diesem Gesetz wurden die Ausbauziele für Windkraft massiv erhöht für Windkraft auf der See.
Im Jahr 2022 befindet sich die Windkraft auf See Kapazität bei 8,15 GWp, welche 24,8 TWh Strom erzeugen und soll auf 30 GWp bis 2030, 40 GWp bis 2035 und 70 GWp bis 2045 angehoben werden.
Also eine Vervielfachung der bisherigen Kapazitäten.
Zusätzlich wird das viel zu komplexe und lange Planfeststellungverfahren durch ein Plangenehmigungsverfahren (die deutsche Sprache ist ein Träumchen.) ersetzt. Ebenso die Netzanbindung der Offshore Projekte kann direkt vergeben werden nach Aufnahme der Fläche.
Das bedeutet allein eine Ersparnis um mehrere Jahre und die Fachaufsicht wird ebenfalls gebündelt behandelt, damit das nicht wieder so lange dauert.
Gesetz zu Sofortmaßnahmen für einen beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien und weiteren Maßnahmen im Stromsektor.
Das ist eins der zentralen Gesetze zum Osterpaket.
278 Seiten voller Vereinfachungen.
Nur die Highlights.
- Regenerative Energien sind im überragenden öffentlichen Interesse und können nicht mehr so einfach von anderen Interessen wie Artenschutz oder gebietsschutzrechtliche Belange geblockt oder begrenzt werden.
- Grundannahme, dass bis 2035 nahezu 100% des Stroms aus regenerativen Energien bestehen soll, 80% bis 2030.
- Solarkonstrukte wie „Agri-PV“, „Floating-PV“, „Moor-PV“ oder „Parkplatz-PV“ werden in die Ausschreibungen integriert und ermöglicht. Allein diese Änderung sorgt dafür, dass Deutschland eine Vervielfachung an Potential erhält, siehe das PV-Kapitel in dieser Quellenliste.
- Bürgerenergiegenossenschaften werden von den Ausschreibungen (bei PV/Wind) (bis 18 MWp bei Windkraft und PV bis 6 MWp) ausgenommen und dadurch ist es möglich, dass diese Projekte weitaus unbürokratischer umgesetzt werden können. Das spart ebenfalls Jahre bei diesen Projekten.
- Zusätzlich können Kommunen weit stärker beteiligt werden an Wind- und PV-Projekten, was bisher auf freiwilliger Basis nur möglich war. Dies kann jetzt vorausgesetzt werden.
- Außerdem werden Umlagen für Direktbelieferungen und Eigenverbräuche hinter dem Netzverknüpfungspunkt wegfallen. Sowas wie Mieterstrom, wo Mieter von PV-Anlagen der Eigentümer auf dem Dach bei Mehrfamilienhäusern profitieren können, wird dadurch stärker gefördert.
- Bei der Einspeisung von PV wird zwischen Voll- und Teileinspeisung unterschieden und falls man noch genug Platz auf dem Dach hat und diesen nicht selbst verbrauchen möchte (wieso auch immer man das tun sollte), kann man das in Zukunft mit einer höheren Förderung pro kWh machen.
Das sind nur einige der Vorteile des Gesetzes, das maßgeblich verantwortlich ist, dass Deutschland im Jahr 2023 über 40% (!) des Jahresausbauzieles bei PV bereits überschritten hatte.
Kohlendioxidkostenaufteilungsgesetz - CO2KostAufG
Beim Kohlendioxidkostenaufteilungsgesetz geht es darum, dass die CO2-Kostenaufteilung je nach Verbrauch des Gebäudes entweder vom Vermieter getragen werden muss im schlechten Zustand oder vom Mieter getragen wird, falls der Zustand gut ist.
Die Übersicht findet man beim Anklicken des Bildes unten.
Grundsätzlich ist es neben dem Klimageld, welches überfällig ist, ein gutes Ausgleichswerkzeug, damit die Kosten Mieter nicht übermäßig belastet.
Falls der Vermieter sich nicht um diese Anforderungen kümmert, können die Heizkosten um 3 Prozent gekürzt werden.
Zitat aus dem Kohlendioxidkostenaufteilungsgesetz:
(4) Bestimmt der Vermieter den auf den einzelnen Mieter entfallenden Anteil an den Kohlendioxidkosten nicht oder weist er die gemäß Absatz 3 erforderlichen Informationen nicht aus, so hat der Mieter das Recht, den gemäß der Heizkostenabrechnung auf ihn entfallenden Anteil an den Heizkosten um 3 Prozent zu kürzen.
Aus meiner Sicht eine sinnvolle Ergänzung, auch wenn die Kürzung bei Nichteinhalten der Vorgaben zu gering angesetzt sind.
Gesetz zur Erhöhung und Beschleunigung des Ausbaus von Windenergieanlagen an Land
Mit diesem Gesetz hat jedes Bundesland verbindliche Ziele (nennt sich Beitragswerte im Gesetz) für den Ausbau von Windenergie.
Gedacht ist, dass insgesamt 2% der Landesfläche in Deutschland für Windkraft ausgewiesen wird.
Zwei Prozent mag sich viel anhören, allerdings allein die Sport-, Freizeit- und Erholungsfläche in Deutschland nimmt 1,5% (2022) der Landesfläche in Anspruch und 2,6% geht für den Straßenverkehr drauf, wie man hier nachlesen kann.
Daher würde ich behaupten, dass das gar nicht viel ist im Vergleich zu den sonstigen Nutzungsarten in Deutschland.
Um einzuschätzen, was das konkret für Deutschland und die Bundesländer heißt, eine Übersicht aus dem Bund-Länder-Kooperationsausschuss von 2023.
Zusätzlich wird in diesem Gesetz Repowering (das Ersetzen alter Windenergieanlagen durch neue leistungsstärkere Versionen) massiv beschleunigt.
Ein konkretes Beispiel findet man hier.
Statt 2 Jahre konnte das Projekt in weniger als sechs Monaten durchgesetzt werden.
Das sind konkrete, massive Beschleunigungen dank der Ampel.
So sehr man die Ampel bei vielen Dingen kritisieren kann, bei der Energiewende sind diese Veränderungen bereits messbar spürbar.
Außerdem sollen pauschale Mindestabstände nur noch erlaubt werden, wenn man trotz dieser die Ziele zur Flächenausweisung erfüllt. Falls das nicht der Fall ist, sind diese nicht mehr zulässig. (Was Bayern konkret traurig machen dürfte.)
Gesetz zur Änderung des Energiesicherungsgesetzes und anderer energiewirtschaftlicher Vorschriften
Die 3.0 Formulierungshilfe dieses Gesetzes beinhaltet sehr wichtige Veränderungen.
- Mit dieser Regel wird die Abschaffung der 70%-Reglung für PV-Neuanlagen bis 25 kWp vorgezogen und umgesetzt. (Das bedeutete, dass man 70% der Wirkleistungseinspeisung begrenzen musste) Bei Bestandanlagen betrifft das alle Anlagen bis 7 kWp.
- Steckersolar (Balkonkraft) wurden einige Unsicherheiten klargestellt, damit man diese leichter verbauen kann.
- Biomasseanlagen verlieren einige der Limitationen, die man vorher noch hatte. Betreffen mehr Detailfragen und Bürokratisierung.
- Transportkapazitäten des bestehenden Stromnetzes werden erhöht. Das bedeutet, dass der Spielraum für Höchstspannungsnetze in Deutschland unbürokratischer angepasst werden können.
- Bei Windkraft können Änderungen zu den Leistungssteigerungen (sei es über Typenänderung oder Softwareupdates) unbürokratisch ermöglicht, da Änderungsgenehmigungsverfahren weit entschlackt werden.
Ein gutes Gesetz, das viele kleinere Änderungen durchsetzt.
Gesetz zur Beschleunigung des Braunkohleausstiegs im Rheinischen Revier
Der Name des Gesetzes ist Programm.
Einige Kohlekraftwerke sollen viele Jahren vorher vom Netz gehen, was durch den beschleunigten Ausbau von regenerativen Energien allerdings eh passieren würde.
Wir reden als Beispiel von Niederaußen K, Neurath F (BoA 2) und Neurath G (BoA 3), deren Stilllegung von 2038 auf 2030 vorgezogen werden.
Aus meiner Sicht Symbolpolitik. Allerdings ist auch Symbolpolitik nicht unwichtig, damit wir als Bürger sehen, dass die Zukunft immer näher kommt.
RWE u. A. würde diese Kraftwerke aufgrund von fehlender Profitabilität und weit günstigerer Solar- wie Windenergieanlagen ohnehin vor 2038 abschalten meiner Auffassung nach.
Jahressteuergesetz 2022 (JStG 2022)
Ja, das Gesetz spielt auch für die Energiewende eine Rolle.
Ab dem 01.01.2023 wurden die Grenzwerte für die Befreiung der Einkommensteuer für PV-Anlagen auf 30 kWp für Einfamilienhäuser und Mehrfamilienhäuser bis 15 kWp (pro Wohnung/Geschäftseinheit bis 100 kWp) erhöht. Vorher galt das nur bei Anlagen bis 10 kWp.
Also eine signifikante Verbesserung, da der bürokratische Aufwand bei Einkommensteuer wegfällt.
Weniger Papierkram ist (fast) immer gut.
Gleichzeitig wurde die Umsatzsteuer bzw. Mehrwertsteuer bei Lieferung und Installation für PV-Anlagen auf Wohngebäuden auf 0% reduziert, was selbstverständlich eine deutliche Kostenreduktion bedeutet. Das betrifft die Module, Wechselrichter, wie auch Stromspeicher.
Dazu dürfen mit dem Gesetz auch Lohnsteuerhilfevereine bei der Beratung helfen. Das war vorher nicht erlaubt.
2024 - Positive Nachrichten
Ein Kernproblem unserer Medienlandschaft ist, dass negative Nachrichten sich deutlich besser klicken als positive Nachrichten. Dadurch gehen positive und sehr angenehme Veränderungen gerne unter.
Dieses Problem möchte ich für den Energiebereich lösen.
In dieser Übersicht werde ich für die deutsche Energiepolitik kontinuierlich positive News auflisten, die möglicherweise durch andere Themen untergegangen sind.
Zur Erinnerung: Selbstverständlich führen alle Bilder zu den entsprechenden Dokumenten/Berichten oder Studien, also falls ihr neugierig seid, einfach draufklicken.
Kohleverstromung stürzt in Deutschland und generell Europa ab
Wer sich an die Diskussionen 2023 zum Kernkraft-Ausstieg noch erinnern kann, hat dieses Argument im Kopf:
Mit dem Ausstieg aus der Kernkraft würde Deutschland weit mehr Kohle verstromen müssen, um den Bedarf zu decken.
Denn der Bedarf wird steigen und regenerative Energien könnten nicht ausreichend mehr Strom erzeugen, um diesen Mehrbedarf zu decken.
Über ein Jahr später haben wir eine Mitteilung der Bundesnetzagentur, die diese Prognose einordnet:
Zur Einordnung:
Das Gesetz zur Reduzierung und Beendigung der Kohleverstromung (KVBG)
wurde 2020 eingeführt als “Kompromiss”, um möglichst sozialverträglich Kohleverstromung bis spätestens Ende 2038 zu beenden.
Dafür erhalten RWE und LEAG ca. 4,35 Milliarden Euro an Entschädigung. Kann man kritisieren, denn wir werden bis 2038 deutlich sehen, dass diese Entschädigung gar nicht notwendig ist.
Dennoch setzt das Gesetz voraus, dass nach und nach Kohlekraftwerke vom Netz gehen sollen und wie wir lesen können, ist zum ersten Mal in vier Jahren kein direktes Verbot nötig.
Ab 2024 werden Kohlekraftwerke ohnehin entschädigungslos ohne eine konkrete Ausschreibung, wie es 2020, 2022,2023 noch der Fall war, abgeschaltet.
Eine phänomenale Entwicklung und das erste Mal in dieser Quellenliste, dass man ohne Sarkasmus sagen kann, dass der Markt tatsächlich etwas selbst geregelt hat.
Denn wie der World Energy Outlook 2023 Bericht klarstellt, kostet eine MWh Strom (VALCOE) im Jahr 2022 aus Kohle 190$.
Aus Photovoltaik sind es nur 80$ und aus Windkraft-Auf-Land 65$ bzw. 75$ für Windkraft-Auf-See.
Tatsächlich zeigen die Daten in Deutschland genau diesen Trend.
Konkret zeigen die Daten, dass die Braun- und Steinkohleverstromung sinkt. Signifikant.
In der ersten Jahreshälfte 2023 lag die Last bei 229 TWh, 2024 231,8 TWh.
Daher kann man diese Verbesserung nicht pur auf einen Rückgang der industriellen Leistung zurückführen.
Trotz der Kernkraftabschaltung und obwohl Populisten wie Markus Söder ständig von der Sorge von flächendeckenden Stromausfällen (Blackouts) schwafeln steht Deutschland beim Thema der Kohleverstromung besser da als gedacht.
Tatsächlich ist mittlerweile dieser Erfolg des Wirtschaftsministeriums und von Robert Habecks Team auch im Ausland aufgefallen:
“We save two to three years for new [transmission] corridors,” said Werner Götz, chief executive officer of transmission grid operator TransnetBW. “It’s definitely a significant improvement.”
„Wir sparen zwei bis drei Jahre für neue [Übertragungs-]Korridore“, sagte Werner Götz, Vorstandsvorsitzender des Übertragungsnetzbetreibers TransnetBW. “Das ist definitiv eine deutliche Verbesserung.“
— Werner Götz
Viel von diesem Erfolg hängt mit den ganzen Gesetzen und Verordnungen zusammen, die in dieser Quellenliste detailliert aufgeschlüsselt werden.
Tatsächlich zahlt es sich aus, wenn ordentlich Bürokratie abgebaut wird, auch wenn traurigerweise ein signifikanter Teil der Bevölkerung wohl nie davon hören wird.
All diese Gesetze sparen immens Zeit ein, wie z. B. statt mehrere Jahre nur noch sechs Monate beim Aufbauen von Windparks oder beim Aufbau von Industrieanlagen mit Fokus auf Klimatechnologie eine Zeitersparnis von durchschnittlich 10 Monaten.
Tatsächlich verzeichnet 2024 nicht nur Deutschland solche Erfolge.
Nächstes Beispiel Dänemark:
Mit der Abschaltung der Esbjerg Power Station hat Dänemark nahezu keine Kohlestromerzeugung mehr. Nur noch eine Anlage bleibt bestehen, welche spätestens 2028 vom Netz geht.
Natürlich sieht man am Strommix weiter oben, dass Dänemark ebenfalls mehr auf regenerative Energien setzt und auch kommende Projekte wie der Offshore-Windpark Thor werden in Kombination mit Akkuspeichern fossile Stromerzeugung ersetzen.
Gut so.
Darüber hinaus findet man diesen Trend auch in Großbritannien:
Wie man sehen kann, soll das letzte Kohlekraftwerk in Großbritannien in Ratcliffe Ende September 2024 abgeschaltet werden.
Auch Großbritannien baut viel Windkraft zu und arbeitet mit regenerativen Energien als Alternative zu fossiler Erzeugung.
Denn auch wenn euch möglicherweise Leute erzählen wollen, dass Deutschland die dümmste Politik Europas sei, kann da etwas nicht stimmen.
Sonst würden nicht viele Länder ihre Kohleverstromung signifikant senken oder gar nahe 0 runterbringen.
Selbst außerhalb Europas findet man ebenfalls diesen Trend in Australien:
Zum ersten Mal hat Australien sieben Tag lang weniger als 50% Kohle im Strommix.
Selbstverständlich ist das kein idealer Wert, dennoch zeigt der Trend auch in Australien, dass Kohle immer weniger Relevanz hat.
Von 87% Anteil am Strommix 2006 zu 56% 2023 ist eine solide Entwicklung und mit absurd großen Akkuspeichern dürfte Kohle immer schneller verdrängt werden.
Abschließend findet man diesen Trend sogar in China:
Neue Genehmigungen von Kohlekraftwerken sind um 83% abgestürzt im ersten Halbjahr 2024 im Vergleich zum ersten Halbjahr 2023.
Kohleverstromung ist vom Juni 2023 zum Juni 2024 durch den Zubau von über 400 GWp Zubau an Photovoltaik und Windkraft um sieben Prozent gesunken.
Für das Land mit dem größten Stromhunger sind sieben Prozent weniger Kohle ein immenser Erfolg und für das weltweite Klima prima.
Mittlerweile sind die Kosten von regenerativen Energien so stark abgestürzt, dass auch Akkuspeicher Projekte der neusten Technik eingesetzt werden.
Dieser kleine Exkurs soll nur zeigen, dass Deutschland absolut etwas zu feiern hat und in die richtige Richtung fährt.
So sehr man die Ampel-Regierung in diversen Bereichen zu 100% kritisieren kann und sollte, Habecks Wirtschaftsministerium fährt mit der Verringerung der Kohleverstromung
und sehr aggressiven Zubau an regenerativen Energien und Entbürokratisierung eine positive Bilanz bis zur nächsten Wahl zurücklassen wird.
Stromnetzausbau kommt schneller voran als erwartet
Wer diese Quellenliste aufmerksam liest oder mir auf Twitch zuhört hat schon öfter gehört, dass meine größte Sorge bei der Energiewende der Netzausbau ist.
Vorgängerregierungen haben gerne zehn+ Jahre an Arbeit verschlafen, sodass die Ampelregierung die Scherben wie beim Rollout der Smartmeter aufarbeiten musste.
Daher freut es mich, dass auch viele der Gesetze und zusätzliche Kooperationsprojekte zwischen Bund und der Bundesländer zum Beschleunigen des Netzausbaus eine Wirkung haben:
Bürokratie ist bei vielen Themen die zentrale Hürde, rechtzeitig mit einem Projekt fertigzuwerden.
Laut interner Daten erwartet die Behörde, die dem Bundeswirtschaftsministerium unterstellt ist, für dieses Jahr 1872 und das kommende Jahr 1607 neu genehmigte Kilometer. Damit hätten die Behörden zwischen Anfang 2023 und Ende 2025 rund 4383 Kilometer neue Kabel freigegeben. Das würde vor allem beim Ausbau der Höchstspannungstrassen Ultranet, SuedLink und SuedOstLink helfen: Diese sollen Elektrizität aus dem windreichen Norden nach Süden transportieren und Engpässe beseitigen.
— Spiegel
Visuell sieht das so aus:
Was weiterhin ärgerlich bleibt, ist, dass die Ampel-Regierung und ihre Fraktionen so inkompetent in ihrer Kommunikation nach außen sind.
Selbst Habecks Ministerium, der sich bei der absoluten Mehrheit der Gesetze nicht verstecken muss, da diese signifikanten Verbesserungen zum Status Quo bringen, kann diesen Zustand nicht allein kompensieren.
Denn diese News hier ist phänomenal.
Ein Jahr schneller zu starten, geht in die richtige Richtung.
Am liebsten wäre mir weiterhin, dass man die LNG-Geschwindigkeit während der Energiekrise auf das Netz überträgt.
Der Netzausbau ist die größte Hürde der Energiewende, unabhängig davon, ob man sie mit überwiegend regenerativen Energien oder Kernkraft umsetzen möchte.
Auch Strom aus Kernkraft muss aus der Höchst- oder Hochspannung in der Niederspannung bei dir zuhause ankommen, noch ist Strom kein Feenstaub.
Zum 31.12.2023 sind etwa 6.235 KM im oder vor dem Planfeststellungs- oder Anzeigeverfahren.
Hoffentlich schafft die Ampel es noch, mit einigen Gesetzen deutlich mehr Tempo reinzubringen.
Immerhin läuft es schon schneller als geplant, nur ist jeder weitere Geschwindigkeitsbonus erstrebenswert und gut.
Dennoch eine gute News, über die man sich freuen kann.
Erneut gute News für PV
Zum 30.04.2024 veröffentlichte die Bundesnetzagentur die Ausschreibungsergebnisse für PV-Freiflächenanlagen.
Erneut gab es eine deutlich größere Nachfrage als Angebot.
Ausgeschrieben waren 2.231 MWp, insgesamt gab es 569 Gebote mit 4.100 MWp.
Grundsätzlich ist das immer ein gutes Zeichen, wenn die Nachfrage so immens hoch ist.
Wie schon bei der letzten PV-Ausschreibung liegen die Zuschlagswerte auf einem sehr guten Niveau.
5,11 ct/kWh als durchschnittlicher menschengewichteter Zuschlagswert sind niedrig.
Zur Erinnerung: Diese 5,11 ct/kWh EEG-Förderung sind eine Mindestvergütung.
Sofern der Marktwert von PV höher ist als der Wert der Mindestvergütung, muss der Staat für diese Anlagen nichts zusätzliches in Form der EEG-Vergütung, bezuschussen.
Daher ist es erstrebenswert, dass der besagte Wert der Mindestvergütung so niedrig wie möglich ist - oder im Idealfall, wie in Langenenslingen, komplett auf 0 gesetzt wird bzw. förderfrei betreibt.
Dank der fallenden Preise von PV-Modulen und Komponenten ist davon auszugehen, dass die Förderfreiheit im Laufe des Jahres immer häufiger stattfinden wird und mehr Projekte wie in Bruchsal auch gleich einen Akkuspeicher beinhalten werden.
In Anbetracht der steigenden Minusstunden über die Jahre (Stunden, in denen der Strompreis an der Börse einen negativen Wert erreicht) und § 51 EEG 2023 gibt es mehr wirtschaftliche Argumente für diese Hybrid-Projekte.
Deutschland ist, auch wenn manche Menschen das gerne erzählen, nicht allein mit dieser Entwicklung.
Neue Kraftwerksprojekte bestehend aus PV+Speicher sind in
- Indien bereits deutlich günstiger als Kohlekraftwerke.
- in China ab 2025 günstiger.
- in den USA ist es bereits günstiger als Kohle und wird 2025 günstiger als Gaskraftwerke sein.
Speicher könnten grundsätzlich die Systemkosten signifikant (in Form von Redispatch) senken.
Dank der Preisabstürze der letzten Monate bzw. Jahre erwarte ich persönlich, dass das ohnehin zum Selbstläufer wird.
Mit Blick auf kommende Natrium-ion Akkus, die als Heimspeicher ebenfalls gut geeignet sind, dürften die Preise weiter fallen.
Es ist interessant, dass Schleswig-Holstein Platz 2 wurde.
Passiert selten, da man dieses Bundesland mit absurd hohen Windkraft-Zubau verbindet und in den letzten fünf Jahren bei der Bundesnetzagentur kaum bei Photovoltaik zu sehen war.
Schleswig-Holstein verfügt bereits über einen gewaltigen Ertrag aus Windenergie mit nahezu dekarbonisierten Strommix wie das folgende Bild der gesamten Nettoerzeugung 2023 belegt:
Daher könnte der Photovoltaik-Zubau helfen, im Sommer Erzeugungslücken zu kompensieren, denn die alte Regel gilt auch im Norden:
Windkraft ist im Winter besonders stark, Photovoltaik im Sommer.
Windkraftausbau darf gerne grundsätzlich in Deutschland aufholen, denn Photovoltaik läuft 2024 weiterhin phänomenal.
Doppelbesteuerung bei Speichern wird abgeschafft
Lindners Ministerium hat ein gutes Gesetz vorgelegt.
Ja, das ist ernst gemeint.
Ein massives Problem bei Speichern ist die Doppel- bzw. Mehrfachbesteuerung von ein- und ausgespeisten Strom, was die Wirtschaftlichkeit von diversen Projekten bei regenerativen Energien einschränkt.
Mit diesem Gesetz soll Bürokratie deutlich abgebaut werden.
Das Ministerium selbst benennt folgende Vorteile und ich kommentiere die einzelnen Punkte zusätzlich.
- Im Bereich der Elektromobilität soll die aus dem Energiewirtschaftsrecht bekannte Letztverbraucherfiktion an Ladepunkten unter Beachtung der stromsteuerrechtlichen Systematik auf das Stromsteuerrecht übertragen werden. Fortan entfallen damit Einzelfallprüfungen von komplexen Geschäftsmodellen „innerhalb der Ladesäule“.
Kurzfassung, wieso das gut ist:
Je nachdem, ob du ein Betreiber, ein Versorger oder ein Letztverbraucher/Endkunde bist, hast du unterschiedliche Rechte und Pflichten und absurde Steuerpflichten.
Mit dieser Reform gibt es deutlich weniger Papierkram.
Sollte jede Person gut finden.
Diese Regelung ist immens wichtig für die Diskussion für Vehicle-To-Home,, Vehicle-To-Business und das bidirektionale Laden, was in Zukunft sehr wichtig sein wird, sobald immer mehr E-Autos diese Funktion anbieten.
Grade weil es sehr viel einfacher ist, solche Projekte wirtschaftlich zu planen, auch mit Blick auf Mieterstrom bzw. gemeinschaftliche Gebäudeversorgung aus dem Solarpaket 1.
- Für das bidirektionale Laden werden klare Vorgaben geschaffen. Diese verhindern, dass Nutzer von E-Fahrzeugen zum Versorger und Steuerschuldner werden, wodurch bürokratischer Aufwand entfällt.
Bisher war bidirektionales Laden nicht ordentlich definiert.
Offensichtlich ändert sich das mit dieser Reform und auch das ist sehr wünschenswert.
Denn wer schon mit Behörden arbeiten musste, weiß ganz genau, wieso nicht definierte Verwendungszwecke automatisch viel zusätzliche Zeit benötigen.
Zusätzlich muss nicht mehr überprüft werden, ob man ein Versorger ist mit bidirektionalen Ladesäulen. Nahezu ein Gamechanger für Ladesäulen in der Zukunft.
Gute Änderung!
- Stromspeicher werden technologieoffen neu definiert. Mehrfachbesteuerungen für ein- und ausgespeisten Strom werden somit vermieden.
Auch wenn der Begriff technologieoffen gerne für absoluten Unsinn verwertet wird, ergibt es durchaus Sinn.
Insbesondere Wärmespeicher finden sich in diversen Ländern wie z. B. in Österreich mit ihrem “Riesenkochtopf” oder in Finnland.
Solche Projekte können durch den Wegfall der Mehrfachbesteuerungen ansprechender werden.
Daher eine sehr nützliche Änderung.
- Im Stromsteuerrecht wird die sogenannte Anlagenverklammerung bei der dezentralen Stromerzeugung aufgehoben und für die Beurteilung der Steuerbefreiungen künftig durch einen einheitlichen Anlagenbegriff auf den Standort der jeweiligen Stromerzeugungsanlage abgestellt.
Kurzfassung, wieso das nützlich ist:
Die Anlagenverklammerung bedeutet, dass in bestimmten Situationen verschiedene kleinere Erzeugungsanlagen zusammengerechnet werden mussten, selbst wenn die nicht unbedingt verbunden waren.
Vorteil davon ist, dass man bestimmte steuerliche oder auch bürokratische Vereinfachungen wieder beanspruchen kann, selbst wenn auf demselben Grundstück viele kleine Anlagen vorhanden sind.
Selbstverständlich heißt das nicht, dass man Anlagen nicht zusammenführen kann, nur wird Bürokratie so abgebaut, indem man nicht unnötige Prüfungen mit dem Zoll durchführen muss.
Deutschland liebt seine Prüfungen und solche Optionsfreiheiten sind ohne jeden Sarkasmus eine Zeitersparnis, die sehr willkommen ist.
- Die mit dem Strompreispaket beschlossene Ausweitung der Steuerentlastung nach § 9b StromStG bei Beibehaltung der Antragsschwelle von mindestens 250 Euro Entlastung pro Jahr wird die Anzahl der Entlastungsanträge ab 2025 vervielfachen. Es erfolgen daher rechtliche Anpassungen, wie beispielsweise eine Online-Antragspflicht, um eine vereinfachte Antragstellung und erstmals auch eine weitgehend automatisierte Bearbeitung von Anträgen ab 2025 zu ermöglichen.
Nun, dürfte kein großer Kommentar nötig sein.
Fokus auf digitale Antragspflichten ist aus meiner Sicht eine sinnvolle Sache, sofern die Behörden die Möglichkeiten haben, diese Anträge auch bei den Zollämtern digital zu bearbeiten.
Deutschland hat viel aufzuholen, daher ist der Gedanke, diese Fristen vorzuziehen und digitale Bearbeitung weiter voranzubringen eine gute Idee.
Man kann nur hoffen, dass das auch bei den Behörden ebenso machbar sein wird.
- Das Strom- und Energiesteuerrecht wird zudem an EU-rechtliche Vorgaben angepasst und im Bereich der Regelungen im Zusammenhang mit der Stromerzeugung verschlankt. Im Energiesteuerbereich wird dazu der EU-rechtlich vorgegebene Grundsatz der Befreiung aller zur Stromerzeugung eingesetzten Energieerzeugnisse vereinheitlicht. Zudem ist Strom aus Biomasse, Klär- und Deponiegas künftig wieder rechtssicher in Anlagen bis 2 Megawatt elektrischer Leistung von der Stromsteuer befreit.
Liest sich etwas eigenartig im ersten Moment, es handelt sich um eine Aktualisierung, da 2013 es eine EU-beihilferechtliche Genehmigung gab und diese teilweise gar nicht mehr notwendig ist, da es auf EU-Ebene am 30.September 2023 reformiert wurde.
Sinnvolle Änderung, da auch einige Sonderregelungen aufgehoben werden, die man durch die EU-Reform gar nicht braucht.
- Zusätzlich werden zum Zwecke des Bürokratieabbaus Anzeige- und Berichtspflichten verringert (z. B. in Mieterstromkonstellationen).
Kurzfassung: Lindners Ministerium streicht viele der Anzeige- und Meldepflichten steuerfreie Strommengen für Anlagen bis 1 MW bei Leistung in Kundenanlagen.
Für Mieterstrom und gemeinschaftliche Gebäudeversorgungskonzepte ist das eine große Verbesserung der Situation.
Oft werden Mieterstrom Konzepte gar nicht durchgesetzt, da es zu viel Aufwand für die Betreiber wäre.
Somit fällt viel Potential bei Quartieren oder Mehrfamilienhäuser flach, die von deutlich günstigeren Strom profitieren könnten. (Durch Mieterstrom/gemeinschaftliche Gebäudeversorgung können Netzentgelte gespart werden, was beim Arbeitspreis durchaus zu einer Ersparnis von 10-11 Cent/kWh führen kann.)
Was ist mein Fazit?
Beim Durchlesen des Gesetzes stelle ich wieder fest, dass es ärgerlich ist, wie viel Zeit die Ampel mit unsinnigen Kindergarten bei manchen Themen verschwendet (wie beim GEG oder dem Kernkraftausstieg) hat und sich teilweise über ein halbes Jahr pro Thema die Köpfe einschlägt, statt mehr Gesetze dieser Art zu präsentieren.
Inhaltlich gibt es von meiner Seite wenig zu kritisieren.
Höchstens der Teil der strengeren Überprüfungen durch das Hauptzollamt ist etwas mehr Aufwand an Bürokratie, kann man kritisieren. Werde ich persönlich nicht, da die freigegebenen Ressourcen der Beamten eher für die Kontrolle von potenzieller “Steueroptimierung” verwendet werden kann.
Das halte ich für positiv, die Energieanbieter eher weniger.
Es ist gut. Das ist ein wichtiger Schritt nach vorn für eine Energieversorgung der Zukunft.
Als Ende 2021 die Ampel angetreten ist, war meine Hoffnung, dass wir von der FDP solche Entbürokratisierungsgesetze häufiger sehen würde, daher ist es ernüchtend, dass in meiner Übersicht für Energiegesetze bzw. Ampelerfolge nicht soviel zu finden ist aus den von der FDP geführten Ministerien.
Dennoch: Gute Arbeit an das BMF.
Gerne mehr von dieser Art Gesetze.
Deutliche Beschleunigung bei Netzausbau und Offshore-Windkraftausbau
Zu Beginn Februar hat Habeck die deutsche Umsetzung der RED III Richtlinien der EU vorgestellt.
Aktuell geht es im ersten Schritt um Offshore-Windkraft und den Netzausbau, während ein folgendes Gesetz Onshore-Windkraft und Speicher spezifisch beschleunigen soll.
Kurzgefasst:
Antragssteller können bei Anträgen endlich digital Anträge einreichen und Behörden können untereinander digital kommunizieren. Ja, das war traurigerweise an einigen Stellen vorher nicht möglich.
Ich wünschte, das wäre ein Witz, dass das Habeck im Jahr 2024 erst umsetzen muss. Konkret ist das eins der vielen Beispiele, die die Ampel an unsinnigen Missständen und Unsinn aufarbeiten darf, der letzten Jahrzehnten.
Zusätzlich kann mit dieser Reform das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (ab jetzt BSH abgekürzt) Beschleunigungsflächen definieren und zusätzlich die Vereinfachungen der Umweltverträglichkeits- wie auch artenschutzrechtlichen Prüfung umsetzen. Konkreter heißt das, dass diverse Verfahren und Prüfungen zusammengeführt werden.
Gleichzeitig werden Zulassungen der Standorte für Konverterplattformen auf hoher See und Offshore-Anbindungsleitungen erleichtert, indem z. B. Strategische Umweltprüfungen nur noch nötig sind, falls diese im Verfahren des Flächenentwicklungsplans noch nicht durchgeführt wurden. Mehr als notwendig, da das gerne mal doppelt oder dreifache Verfahren/Prüfungen sind für … dieselbe Fläche.
Ebenso ändert dieses Gesetz in Zukunft, dass bei Erweiterungen von bereits existierenden Windparks nur noch eine vereinfachte Prüfung nötig wird, d.h. man muss nicht alle Prüfungen bezüglich Umwelt exakt wiederholen.
In der Praxis können sowas bei Erweiterungen mehrere Jahre einsparen, Bürokratieabbau wird umgesetzt.
Diese Veränderung findet man ebenfalls für Netzausbauprojekte.
Dort ist jede Beschleunigung dringend erforderlich.
Konkret also eine Entlastung der Genehmigungsbehörden.
Je schneller diese arbeiten können, desto besser aus meiner Sicht.
Final ist die Klassifizierung von Energiegewinnungsanlagen zur Erzeugung von Wasserstoff und Anlagen zur Übertragung von Wasserstoff als überragendes öffentliches Interesse eine nennenswerte Entwicklung.
Vorteile dadurch hat man bereits bei bisherigen PV- und Windkraftprojekten seit 2022 gesehen und diese Einstufung ergibt viel Sinn.
Wasserstoff ist als eine Säule der Zukunft geplant, wie auch im Wasserstoffkapitel erklärt.
Januar Rekord bei PV
Am 31.01.2024 veröffentlichte die Bundesnetzagentur die Ausschreibungsergebnisse für PV-Freiflächenanlagen.
Bei diesen Solaranlagen des ersten Segments gab es die größte Menge an Geboten jemals.
5,48 GWp an Geboten würde bedeuten, dass allein in dieser einen vierteljährlichen Ausschreibung genug Nachfrage bestand, um nahezu den gesamten PV-Zubau der Jahre 2014 - 2017 (für die vier Jahre wären das 5,6 GWp) zu übertreffen. In einem Quartal.
Obwohl in der Ausschreibung nur 1,61 GWp der 5,48 GWp verteilt werden, ist das höhere Zubauziel für 2024 durchaus erreichbar, wie die Nachfrage zeigt.
Dank dieser massiven Nachfrage konnten Zuschlagswerte zwischen 4,44 ct/kWh und 5,47 ct/kWh erreicht werden, was deutlich unter dem Wert der Vorrunde (6,47 ct/kWh) liegt.
Es sollte für jeden in Deutschland erstrebenswert sein, dass die Strom- und Energieversorgung immer günstiger wird.
Bei der EEG-Förderung spricht man von einer Mindestvergütung.
Vereinfacht gesagt stellen die Übertragungsnetzbetreiber bei Netztransparenz.de monatlich berechnete Marktwerte und die Differenz der Einspeisevergütung zu den Marktwerten wird vom Steuerzahler über das EEG-Konto aufgefangen mit staatlichen Zuschüssen (oder bis 2022 mit der EEG-Umlage).
Konkret enthält das Bild eine monatliche Übersicht und laut Netztransparenz.de betrug der Jahresmarktwert 2023 8,003 ct/kWh.
Es ist wichtig zu betonen, dass die Marktwerte 2022 und 2023 aufgrund der Energiekrise deutlich höher waren. Darüber hinaus ist es bekannt, dass diese Krise durch den Angriffskrieg Russlands in der Ukraine ausgelöst wurde.
Sofern die Mindestvergütung für EEG-Anlagen immer weiter sinkt, was durch den Preisverfall der letzten 12 Monate grade bei gewerblichen/größeren Anlagen durchaus nicht unrealistisch ist, ist das für den Steuerzahler in jeder Hinsicht wirtschaftlich eine gute Entwicklung, selbst wenn die Marktwerte für Solar zwangsläufig weiter fallen.
Komplett förderfrei (also 0 ct/kWh EEG-Förderung) findet man in Deutschland ebenfalls immer häufiger wie z. B. im Solarpark Weesow-Willmersdorf oder auch im Agri-PV Tützpatz.
Daher lassen diese Entwicklung in meinen Augen immer häufiger die Hoffnung aufkommen, dass Strompreise weiter sinken werden.
Modulpreise fallen seit über 10 Jahren in einer atemberaubenden Geschwindigkeit, wie man sehen kann.
Am Ende setzt sich die Stromversorgung durch, die am wirtschaftlichsten ist.
Wie man beim weltweiten Zubau der Stromversorgung in dieser Antwort sehen kann, geht die Reise in eine Richtung.
Im Gegensatz zu großspurigen Ankündigungen der Kernkraftindustrie, deren Projekte viel zu lange dauern und gerne doppelt oder gar dreifach so teuer werden, werden PV- und Windkraftprojekte weltweit bevorzugt gebaut und die Preise fallen beständig und zuverlässig.
Sofern man sich ernsthaft mit der Zeit seit 2008 beschäftigt, lesen sich diese Prognosen und Strategien aus dem Frühling 2008 sehr lustig.
Italien ist auch 11 Jahre nach dieser Einschätzung nicht zurückgekehrt.
Großbritannien hat es immerhin geschafft, mit Hinkley Point C 1 Kernkraftwerk (mit 2 Blöcken) von 10 zu bauen.
Gut, dieses wird eine Einspeisevergütung von 15 ct/kWh erhalten in Großbritannien und kostet bereits 33 Mrd Pfund statt 18 Mrd Pfund, nur ich bin mir sicher, die anderen 9 Kernkraftwerke (oder ggf. 8 Blöcke, was plausibler wäre zur Zeit 2008) werden bestimmt auch noch gebaut werden. Klar.
Frankreichs einziger EPR-Reaktor ist seit Dezember 2007 im Bau und weiterhin nicht fertig.
Auch über 15 Jahre später läuft die Prognose eher schlecht. Ankündigung gab es viele. Baustarts nicht.
Finnland hat immerhin seinen Kernkraftreaktor nach 18 Jahren zum Laufen bekommen.
Einen zweiten sieht man dennoch nirgends.
Schweden plant tatsächlich, seine Kernkraftkapazitäten zu erhöhen. Hier ist die Übersicht aller schwedischen Kernkraftreaktoren.
Nun, auch über 15 Jahre später bleibt Forsmark-3 (Baustart 1979) das letzte Projekt in Schweden.
Schweiz hat sich ebenfalls nichts verändert.
Zusammengefasst: Meine Abneigung, als ehemaliger Pro-Kernkraft-Aktivist, beruht auf der simplen Tatsache, dass neben großspurigen Versprechen und Plänen der Kernkraftindustrie in der Praxis kaum etwas ankommt.
Wirtschaftlich ergibt es, in meinen Augen, keinen Sinn, auf neue Kernkraftprojekte zu setzen.
Forschen an etwas wie Kernfusion ist aus meiner Sicht erstrebenswert für die langfristige Zukunft.
Kernkraft selbst? Wird es die kommenden Jahren immer schwerer haben, sich durchzusetzen.
Sieht man auch an aktuellen Schwierigkeiten mit SMR (Small Modular Reactor = Kleinen Modularen Reaktoren), die ja der neue Liebling der Kernkraftindustrie ist.
Dekarbonisieren des Energiesystems ist eine Herkulesaufgabe und Kernkraft verkompliziert das Thema nur unnötig weiter.
Lieber auf die Zukunft setzen.
Ältere Beitrage und Faktenchecks
Im Archive sollen in Zukunft Faktenchecks und Beiträge landen, die älter als sechs Monate sind und nicht regelmäßig aktualisiert werden müssen.
Das dient der Übersicht, da sich über die letzten zwei Jahre doch einige Beiträge gesammelt haben.
Sämtliche Links dazu sollten unverändert funktioniert.
Falls das nicht der Fall ist, sendet mir eine Nachricht auf einer der Social Media Kanäle im Vorwort.
2024. Bisher ein phänomenales Jahr in Deutschland.
Das erste Halbjahr 2024 ist vorbei.
Eine kurze Analyse zu der bisherigen Entwicklung in Deutschland.
Mittlerweile sind die Kernkraftanlagen seit über einem Jahr abgeschaltet, also haben wir tatsächlich eine gute Vergleichsgrundlage zu vielen der Aussagen von 2022 und 2023.
Zum Beispiel gab es die große Sorge, dass mit Abschaltung der Kernkraftanlagen deutlich mehr Kohle- oder/und Gasverstromung stattfinden würde, um Kernkraft zu kompensieren.
Ist das denn passiert?
Schauen wir uns die Fakten an:
Fangen wir einmal mit der offensichtlichsten Erkenntnis an:
Kohleverstromung ist signifikant eingebrochen, dieses Szenario von erhöhter Kohleverstromung ist nicht eingetreten.
Stromerzeugung aus Windkraft ist mittlerweile relevanter als alle fossilen Quellen zusammen.
Photovoltaik hatte ebenfalls solides Wachstum mit 4.2 TWh Mehrerzeugung, was den Eigenverbrauch der Industrie/Gewerbe nicht beinhaltet, was im 2023 Beitrag erklärt wurde und dadurch sogar noch höher sein dürfte.
Wasserkraft ist dieses Jahr glücklicherweise nicht durch immense Dürren betroffen wie 2022 und 2023 und steht daher auch positiv in der Übersicht.
Zusätzlich zur Perspektive gibt es eine Übersicht über die Erzeugung aus Braun- und Steinkohle von 2015 bis 2024:
Ein eindeutiges und absolutes Rekordtief an Kohleverstromung. Top.
Aus meiner Sicht wären jetzt ein sehr aggressiver Netzausbau und Speicherausbau in Deutschland oberste Priorität.
Netzausbau läuft tatsächlich schneller als erwartet, das ist gut und ausbaufähig.
Speicherausbau mit Blick aufkommende Natrium-Ion-Akkuspeicher sollte ebenfalls immer mehr in den Fokus geraten.
Darauffolgend ein kurzer Kommentar zur Last (also Stromverbrauch und Netzverluste):
Mit 233,224 TWh ist die Last ca. 2% höher als 2023 und der stark schrumpfende Teil an Kohleverstromung kann nicht erneut auf einen Rückgang der Industrieleistung deuten.
Zur Erinnerung: Eigenverbrauch wird beim öffentlichen Stromverbrauch nicht berechnet, sofern Unternehmen wie die Siegfried Jacob Metallwerke große Akkuspeicher an ihre gewaltige Photovoltaik-Dachanlage koppeln, um etwas weniger abhängig vom öffentlichen Netz zu werden.
Was das bedeutet? Last aus dem öffentlichen Stromnetz könnte also ohne diese Speicher noch höher sein.
Jetzt folgt der Wert der regenerativen Energien an der öffentlichen Nettostromerzeugung:
Mit 65% Anteil regenerative Energien an der öffentlichen Nettostromerzeugung wurde im ersten Halbjahr 2024 ein gewaltiger Meilenstein erreicht.
2030 soll der Bruttostromverbrauch zu mindestens 80% aus regenerativen Energien gedeckt werden.
Sofern die Ampelregierung weiterhin sinnvolle Gesetze wie die Reform des Bundes-Immissionsschutzgesetz oder das Solarpaket 1 2024 und 2025 raushaut, ist das absolut erreichbar. Das stimmt einen positiv!
Bevor wir zu der Preisentwicklung gehen, ein kleiner Hinweis an die Menschen, welche behaupten, dass Deutschland energiepolitisch eine Geisterfahrt durchführt:
Dafür, dass angeblich Deutschland völlig allein dasteht mit seiner Energiewende, zeigen die -20% an Kernkraftstromerzeugung seit 2015 vs. +107% Stromerzeugung aus Wind- und Solar ein anderes Bild.
Im Detail wurde dieser Mythos im Bauen alle Nachbarn Deutschlands Kernkraftanlagen? widerlegt, nur sollte man sich das immer im Kopf behalten.
Auch im Jahr 2024 kann man im Juli längst nicht von einer Renaissance der Kernkraft sprechen und Deutschland muss sich für seine Entscheidung nicht schämen, immerhin muss EDF in Frankreich bereits drei Kernkraftanlagen regelmäßig runterfahren + drei weitere ebenfalls drastisch anpassen, da regenerative Energien zu günstig sind.
Nun zum Thema der Preise:
Offensichtlich sind die Preise nicht völlig normal im Vergleich zu den zehn Jahren vor 2021, dennoch bewegt es sich wieder in eine normale Richtung trotz steigender CO2-Abgaben.
Mit mehr regenerative Energien werden die alten Preise leichter erreicht und unterschritten werden, da Wind- und Solarstrom deutlich günstiger sind als Gas, Kohle oder Kernkraft.
Erdgaspreise haben sich ebenfalls signifikant normalisiert.
Dafür, dass regelmäßig argumentiert wurde, dass ohne russisches Gas in Deutschland keine günstigen Preise möglich sind, zeigen die realen Preise in der echten Welt dieses Bild nicht.
Geht also in die richtige Richtung.
Strompreise für die Industrie befinden sich mittlerweile unter dem Niveau von 2017. Beschaffung/Netzentgelt/Vertrieb sind zwar weiterhin erhöht, bewegen sich mittlerweile trotzdem in die richtige Richtung, und zwar in die günstige Richtung.
Im ersten Halbjahr 2025 dürften wir sehen, dass die Industriepreise signifikant niedriger als 2017 sind.
Zur Erinnerung: Der Durchschnittspreis ist nur so hoch, weil 50% der Haushalte in Deutschland in viel zu teuren Verträgen feststecken und unironisch zu faul sind zu wechseln.
Neukundenverträge sind deutlich günstiger, wie im Stromwechsel Beitrag ausführlich behandelt wurde.
Wir reden von Milliarden an Euros, die Haushalte in Deutschland verschwenden, weil man nicht bereit ist, einmal im Jahr fünf Minuten zu investieren.
Neukundenpreise sind bei (Stand 5. Juli 2024) 25,8 Cent/kWh (Arbeitspreis) angekommen und bis die durchschnittlichen Preise beim BDEW sich an diese Werte annähern dauert es leider eine Weile.
Denn selbstverständlich werden Grundversorger und einzelne Unternehmen ihre Kunden abzocken, wenn sie ihre eigenen Rechte nicht wahrnehmen wollen.
Das ist sehr ärgerlich, nur ist es eben lösbar.
Wechselt euren Stromtarif. Bitte.
Völlig hanebüchener Unsinn, dass bei nicht wenigen Menschen in Deutschland der Strompreis immer noch bei über 40 Cent/kWh (Arbeitspreis) liegen soll.
Nirgends in Deutschland ist das notwendig.
Nirgends.
In nahezu 75% der Gebiete in Deutschland gibt es MEHR ALS 100 LIEFERANTEN.
An der Anbietervielfalt kann es nicht liegen.
Hoffnungsblick ist dieser Beitrag von SMARD, in dem gezeigt wurde, dass 2023 sechs Millionen Stromkunden den Lieferanten wechseln, was ein Allzeit-Hoch-Wert ist.
2024 wird dieser Wert hoffentlich noch höher sein.
Beenden wir diese kurze Übersicht über das erste Halbjahr 2024 mit dem Import und Exportzahlen:
Klar ersichtlich wird mehr importiert, da es günstiger ist als mehr Kohle- oder Gasverstromung zu betreiben.
Um das deutlich zu sagen: Das europäische Verbundsystem (ENTSO-E) ist dazu da, dass länderübergreifend günstig Strom gehandelt werden kann über die EU hinaus und gehört zu den größten Errungenschaften des europäischen Kontinents, völlig ohne Sarkasmus.
Eine sehr populäre Ansage ist so etwas:
Unabhängig davon, dass die Aussage höchstens absolut korrekt ist, da relativ (also in Prozent von der Stromerzeugung) gesehen Italien, Portugal, Großbritannien, Irland, Kroatien deutlich mehr Strom importiert haben im Juni, spielt das keine Rolle.
Erstens kann Frankreich nicht einfach den Strom abstellen, da das im ENTSO-E gar nicht so gedacht ist.
Zweitens hätte Frankreich ein massives Problem beim Aussteigen aus dem ENTSO-E:
Im Sommer hat Frankreich ein massives Überangebot, wodurch EDF bereits 3 bis 6 (!) Kernkraftanlagen runterfahren musste, da diese Anlagen sonst nicht kostendeckend produzieren können.
Im Winter eine massive Mangellage, da Frankreich historisch meist im Winter VIEL Strom importiert dank eines hohen Anteils an Stromdirektheizungen und Wärmepumpen.
Drittens war nicht einmal das Ziel, möglichst wenig Emissionen zu erzeugen?
Seit wann ist also der Import von regenerativen Energien aus Norwegen, Dänemark oder Kernkraft aus Frankreich ein Problem?
Wir sehen weiter oben in diesem Beitrag, dass Deutschland deutlich mehr Strom aus regenerativen Quellen erzeugt und den Verlust der Kernkraftanlagen in kurzer Zeit kompensieren konnte.
Meiner Ansicht nach kann man es als Problem ansehen, wenn man mehr importieren als exportieren muss.
Nur ist der Lösungsansatz des aggressiveren Netz- und Speicherausbaus weit schneller umsetzbar und zielführender als plötzlich davon zu sprechen, man möge die alten Kernkraftanlagen wieder anschalten.
Dauert viel zu lang und ist viel zu teuer, da ein Wiederanschalten garantiert erneut an Schadensersatzzahlungen gekoppelt sind wie die [2,4 Milliarden Euro im Jahr 2021.]
Stecken wir das Geld lieber in den Netzausbau.
Fassen wir das erste Halbjahr 2024 im Vergleich zum ersten Halbjahr 2023 also zusammen:
Trotz des Ausstieges aus Kernkraft fällt die fossile Stromproduktion auf ein weiteres Allzeit-Tief.
Stromerzeugung aus Windkraft ist höher als Braun- , Steinkohle und Erdgas zusammengerechnet.
Photovoltaikerzeugung ist ebenfalls deutlich gestiegen und die Gesetze von Habecks Wirtschaftsministerium wirken sehr positiv.
Deutschland importiert deutlich mehr Strom aus dem Ausland, da regenerative Energien in der gesamten EU-27 aggressiv ausgebaut wurden und Kohle- und Gasverstromung im gesamten EU-Block verdrängt.
Preise in allen Kategorien fallen signifikant, sind aber durchschnittlich immer noch höher als sie sein sollten, da noch nicht genug Haushalte regelmäßig den Anbieter wechseln.
Sehr gute Nachrichten für Deutschland.
Natürlich geht da noch mehr und die Herausforderungen sind groß.
Dennoch ist es Zeit zum Durchatmen, es wird besser.
Warum Strom langfristig teuer bleiben dürfte?
Selbstverständlich gibt es auch 2024 wissenschaftliche Arbeiten zur Entwicklung des Strompreises.
Um die Einschätzungen der Wissenschaftler zu verstehen, empfiehlt es sich, diese Arbeiten selbst zu lesen.
Worum geht es?
Eine der Wirtschaftsweisen Grimm ist an diesem Policy Brief beteiligt, was zu spannenden Medienüberschriften wie folgenden führte:
Grundlegend geht es um diesen kurzen Policy Brief , der erklärt, dass die Stromgestehungskosten allein kein guter Ratgeber ist, wie teuer der Strom in Zukunft sein wird.
An sich ist das eine richtige Aussage.
Bei der Betrachtung eines Landes müssen Upgrades der Netzinfrastruktur berücksichtigt werden. (durch Smart-Meter) oder Back-Up-Kapazitäten wie Gaskraftwerke und Akkuspeicher kosten.
Wieso ihre Analyse aus meiner Sicht trotzdem irreführend ist, folgt jetzt:
Zu Beginn: Die Quelle ihrer Rechnung für 2021 ist dieser Beitrag des Fraunhofer ISE, welcher methodisch in meinen Augen top ist.
Dennoch, wie bereits erklärt wurde, ist diese Quelle nach der Energiekrise 2022 in Folge des Ukraine-Krieges nicht mehr ideal und es ist ratsam, auf aktuellere Quellen zurückzugreifen, wie den World Energy Outlook 2023 der internationalen Energieagentur.
Zusätzlich kann man sagen, dass in der Entwicklung von PV- und Akkuspeicherpreise viel Bewegung reingekommen ist die letzten 2-3 Jahre, weshalb Angaben wie CAPEX sehr schnell hinfällig sein können.
Hier findet sich ein Beispiel:
Mit dieser Grafik will ich aussagen, dass die Preise (insbesondere Investitionsausgaben) sehr schnell abstürzen und eine drei Jahre alte Quelle schnell deutlich höhere notwendige Kosten suggerieren als man wirklich braucht.
Jetzt konkret zur Methodik:
Grimms Team arbeiten mit 600 Euro/kWh (2021) und 285 Euro/kWh (2040) für die Investitionskosten bei Batteriespeichern.
Bei aktuelleren Quellen wie dem World Energy Outlook 2023 der internationalen Energieagentur finden sich für 2030 bereits Werte von 175-185$/kWh und mit den aktuellen Entwicklungen bei E-Autos dieses Jahr, welche den Preis für E-Auto-Akkus 2024 auf 70$/kWh runterdrücken und bis 2025 mit Preisen von 36$/kWh rechnen.
Ja, natürlich sind die Beschaffungskosten bei E-Autos nicht die gesamten CAPEX/Investitionskosten, nur zeigt es ziemlich deutlich, in welche Richtung die Reise geht.
Optimistisch stimmt einen die aktuelle Entwicklung mit Natrium-Akkus, welche vollständig in Deutschland produziert werden können und nach LiFePO4 den nächsten Schritt in die Zukunft darstellen, der im Gegensatz zu diversen “Super-Akkus” der letzten Jahrzehnte auch kommerziell tatsächlich produziert und verkauft wird.
Allein das sorgt dafür, dass Annahmen wie 32,76 ct/kWh für den LCOLC-Wert der Studie völlig überzogen sind, wenn mindestens die Investitionskosten für Speicher fast doppelt so hoch angesetzt sind (sofern man die jetzigen die letzten Jahre verwendet) oder gar statt 2040 mit 285 Euro/kWh bereits 175-185$/kWh im Jahr 2030 erreicht werden. Zehn Jahre früher als erwartet.
Auf Seite 13 der Arbeit findet sich zusätzlich ein merkwürdiger Beitrag:
Hier wird erklärt, dass in nachfrageseitigen Flexibilitäten zu investieren mit hohen Kosten verbunden wäre.
Seit Jahren gibt es immer wieder Studien, die das Gegenteil suggerieren.
Unabhängig, ob wir von USA oder Deutschland sprechen, fast überall findet man Aussagen, die stark konträr zu der Aussage in Grimms Policy Brief stehen.
Flexibilität, egal in welchem Sektor, ist eine gute Möglichkeit, deutlich weniger Geld in Kraftwerke und Stromnetze investieren zu müssen.
Beispiele finden sich in dieser Studie.
Aus meiner Sicht sind bis zu 70% (!) weniger Kosten (aus Systemsicht) für ein Elektroauto oder bis zu 24% weniger Kosten für Wärmepumpen durchaus nicht unwichtig.
Wir reden immerhin von größeren Milliardenbeträgen und da sind solche Einsparungen sehr willkommen und eine gute Idee.
Als letzten Punkt könnte man ebenfalls auf Sektorkopplung und weitere Integration in das europäische Stromnetz eingehen, das macht die Studie allerdings auch nur im Nebensatz.
Konkreter verstärkter grenzübergreifender Netzausbau kann sich auszahlen, wie man sieht:
Sofern Portugal und Spanien mit Deutschland zusammenarbeiten und mehr Kapazitäten durch die Nachbarstaaten aufbauen, kann Deutschland davon profitieren, wenn in Spanien viel regenerativer Strom verfügbar ist und so profitieren alle europäischen Staaten. Win-Win.
Solche Projekte sind geplant vom ENTSO-E mit Blick auf Offshore-Windkraft, wie ihr hier sehen könnt:
Ja, das sieht deutlich chaotischer aus, als es wirklich ist.
Grundsätzlich erklären die europäische Netzbetreiber in sehr detaillierten Berichten, wie weit diese Projekte fortgeschritten sind und welche Hinternisse noch existieren.
Abschließend kann man sagen, dass die Einschätzung, dass der Strom “teuer bleibt” sehr irreführend ist.
Wir sehen, dass die Situation, bereits jetzt, deutlich entspannter ist.
Natürlich hat die Ampel-Regierung noch genug zu tun und der Netzausbau darf gerne doppelt so schnell in Deutschland vorangehen.
Trotzdem wird der Strom nicht teuer bleiben, wie es das Handelsblatt formuliert hat und die Studie von Grimm hat recht, dass man nicht nur die Gestehungskosten für die kommenden Strompreise verwenden sollte im politischen Diskurs.
Nur war das in ernsthaften pragmatischen Diskussionen auch gar nicht der Fall, weder von der Bundesnetzagentur, vom Bundeswirtschaftsministerium oder den hier verlinkten wissenschaftlichen Arbeit der Fall.
Kostet die Energiewende ernsthaft 1.200 Milliarden Euro bis 2035?
Angst einjagen mit großen Zahlen, ein Spaß für die ganze Familie.
1.200 Milliarden Euro - Über eine Billion Euro.
Oder 721 Milliarden bis 2030.
Solche Zahlen erschlagen einen im ersten Moment.
Jedes Jahr seit 2023 bringt Ernst and Young (ab sofort mit EY abgekürzt) ihren Fortschrittsmonitor
in Kooperation mit dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e. V. (ab jetzt mit BDEW abgekürzt) heraus, um den Fortschritt der Energiewende zu bewerten.
Natürlich findet man dazu entsprechende Überschriften in den Medien.
Nur was sagt der Fortschrittsmonitor und rechnet sich das für Deutschland trotzdem?
EY spricht von klaren Erfolgen in diesem Bericht z. B. beim Anteil der regenerativen Energien:
Relativ gesehen bewegt sich der Anteil der Gesamtstromerzeugung auf einen guten Weg.
Rückgang fossiler Brennstoffe und von Kernkraft: Durch die Abschaltung der letzten Kernkraftkraftwerke im April 2023 und dem gesunkenen Stromverbrauch generell liegt der Anteil fossiler Brennstoffe und der Kernkraft in der Stromerzeugung insgesamt erstmals bei unter 50 %.
— EY
Photovoltaik befindet sich weit vor der Planung und ist sehr erfolgreich.
Windkraft auf Land und See laufen bisher nicht nach Plan und Elektrolysekapazität ist weit vom Ziel entfernt.
Stromnetze als Thema waren 2023 weiterhin eine große Herausforderung wie auch die Deutschlandkarte bezüglich der Verteilung der Netzentgelte zeigt.
Mittlerweise hat die Bundesnetzagentur einen Lösungsansatz gefunden, mit der diese Kosten angeglichen werden sollen. Nach Planung der Bundesnetzagentur soll diese Angleichung zum dritten Quartal 2024 erlassen werden.
E-Autos, Wärmepumpen, elektrifizierte Industrie und auch regenerative Energien brauchen ein deutlich moderneres und umfassenderes Stromnetz. Übertragungsnetzbetreiber und Verteilernetzbetreiber werden nach den Anforderungen der Bundesnetzagentur bedeutend mehr investieren müssen, um diese Nachfrage zu bedienen.
Zur E-Mobilität finden sich mehrere spannende Erkenntnisse:
Ladesäulen sind aktuell in Deutschland tatsächlich kein Problem und Deutschland überschreitet die EU-Ziele (2,6 GW war das Ladeleistungsziel für 2023 und 4,5 GW sind installiert) massiv. Mit jedem Jahr steigert sich die Ladeleistung pro Ladepunkt, was ebenfalls eine positive Entwicklung ist.
Sollte dieser Trend der steigenden Ladeleistung weitergehen, dürfte die gängige Beschwerde der langen Ladezeiten ein Ende haben.
Final zu E-Autos finden sich noch die Informationen zur Belegung der Ladeinfrastruktur.
Konkret überschreitet die Belegung der öffentlichen Ladepunkte 2023 nie 20%.
Hinsichtlich aktueller Trends, dass die Ladegeschwindigkeiten von E-Autos immer schneller werden, sodass erste E-Autos in 10 Minuten 600 KM Reichweite nachladen können, darf man davon ausgehen, dass pro entsprechend schneller Ladesäule mehr E-Autos bedient, werden können.
Reden wir jetzt über die Kostenfrage:
Vollständige Gesamtinvestitionen bis 2035 betragen 1.213.907.000.000 Euro oder 1.214 Billionen Euro.
So setzen sich diese Kosten zusammen:
- Stromerzeugungskapazitäten 568.977.000.000 Euro
- Transportnetze (Strom und Gas) 250.844.000.000 Euro
- Verteilnetze (Strom und Gas) 222.465.000.000 Euro
- Fernwärmenetze 71.808.000.000 Euro
- Grüne Gase 45.901.000.000 Euro
- Speicher 34.125.000.000 Euro
- H2-Kernnetz 19.787.000.000 Euro
Natürlich kann man nicht nur Investitionen aufstellen, ohne die potenziellen Einsparungen aufzulisten, sonst findet man schlecht heraus, ob sich diese Investitionen rechnen.
Dafür schauen wir uns die Werte von Destatis an zu den jährlichen Rohöl- und Erdgasimporten:
Zusätzlich kann man die Importe von 6 Milliarden Euro an Steinkohle hinzurechnen.
Dennoch selbst wenn wir zwischen 60-70 Milliarden Euro an wegfallenden Importen annehmen würden sich die Investitionen über die kommenden 20 Jahren klar rechnen.
Außerdem führt eine Zukunft mit überwiegender regenerativen Energien im Strommix zu günstigeren Strompreisen, was selbstverständlich ebenfalls eine sinnvolle Investition ist, um weltweit am Markt günstig industriell zu produzieren.
Um eine Kritik vorwegzunehmen:
Nein, auch mit großem Anteil an Kernkraft fallen viele dieser Kosten nicht einfach weg.
ÜNB bzw. Transportnetze für Strom (Höchstspannung) kann man durchaus kleiner dimensionieren, sofern man mehr zentrale Stromerzeugungsquellen verwendet.
Allerdings gilt das nicht für VNB bzw. Verteilnetze (Hochspannung, Mittelspannung und Niederspannung), da auch bei 100% Kernkraft der Strom vom Kraftwerk (mit Hochspannung) zu euch nach Hause (Niederspannung) kommen muss.
Fernwärmenetze, Wasserstoffinfrastruktur kann man ebenfalls nicht nennenswert einsparen bei Kernkraftfokus.
Logischerweise kosten Kernkraftanlagen immens viel Geld.
Hinkley Point-C lasse ich für die Berechnung aus, da das neben Flamanville-3 in Frankreich ein planungstechnischer Totalschaden ist und somit unseriöse Werte ausspuckt.
Olkiluoto-3, das neuste Kernkraftwerk in Finnland, produziert nach Aussage des Betreibers 12 TWh in einem Jahr mit Kosten von ca. 11 Milliarden Euro.
Angenommen auf magische realitätsferne Weise könnten bis 2030 ausreichend Kernkraftwerke gebaut werden, um den deutschen Gesamtstrombedarf (487,8 TWh im 2023, nach Seite 34 rechnet EY und BDEW mit 658 TWh Bruttostromverbrauch für 2030) zu decken, bräuchte Deutschland stabile 55 Kernkraftwerke dafür.
Bei ca. 11 Milliarden mit 55 Kernkraftwerken reden wir hier von 605 Milliarden Euro.
Völlig absurde Vorstellung, das ist mir durchaus bewusst.
Angenommen wir rechnen Rabatte für mehrere Blöcke an einem Standort und Lerneffekte rein wären die Kosten ggf. bis 25-30% niedriger, nur das ignoriert natürlich die Realität, dass häufig Kernkraftwerke verzögert sind oder völlig scheitern wie im Nuscale-Fall.
Für eine elektrifizierte Zukunft ist ein Ausbau der Stromerzeugungskapazitäten in jedem Fall notwendig und mit Blick auf die ganze Welt investiert die ganze Welt deutlich aggressiver in regenerative Energien inklusive China und USA.
Abschließend sind diese 1,2 Billionen Euro erst einmal angsteinflößend, nur nach genauer Betrachtung eine eindeutig sinnvolle Investition, die vorangetrieben werden muss.
Der Strommangel von Oranienburg?
Unfassbar, dass das überhaupt nötig ist.
Mit Oranienburg haben wir wieder ein geniales Beispiel, wie Desinformation im Bereich der Energiewende abläuft.
Was ist überhaupt passiert?
Nach den Beiträgen von einzelnen Medien, Desinformationsschleudern und Populisten könnte man meinen, dass in Deutschland tatsächlich das Limit der Energieversorgung erreicht wäre.
Dabei ist es ein einfacher Fall.
Wir können einfach die Stadtwerke Oranienburg selbst fragen:
Einfach gesagt gibt es einen Übertragungsengpass.
Daher ist jede einzelne Person, die behauptet, die Energiewende sei schuld an diesem Problem, automatisch vom Diskurs disqualifiziert.
Auch bei Frankreichs Stromerzeugung, welche 2023 zu 67,3% aus Kernkraft stammt, muss der Strom transportiert werden.
Strom ist kein Feenstaub und braucht Leitungen, wie auch im Detail in dieser Pressemitteilung erklärt wird.
Der Lieferengpass aus dem vorgelagerten Hochspannungsnetz hat jetzt Auswirkungen auf aktuelle Anschlussbegehren im Versorgungsgebiet der Stadtwerke in der Oranienburger Kernstadt sowie im Ortsteil Sachsenhausen.
— Stadtwerke Oranienburg
Daher hat das nichts mit der Bundesregierung zu tun, sondern mit kommunaler Fehlplanung.
Planmäßig soll Ende 2026 das neue Umspannwerk laufen, also kann man nur hoffen, dass mit der aktuellen Problematik etwas mehr Tempo reingebracht wird.
Wie konnte das überhaupt passieren?
Ironischerweise aus einem sehr guten Grund: Verdammt gute Einwohnerentwicklung und Wachstum.
Über 20% Wachstum in 10 Jahren ist viel. Sowas verändert Ortschaften deutlich.
Sofern man da nicht mitplant, kommen die Verteilnetze (damit meint man Hochspannung, Mittelspannung und Niederspannung) an ihr Limit.
Hauptproblem hier war das Wachstum mit Einwohnerzahlen und die wachsende Industrie, welche massiv auf die Mittelspannung angewiesen ist.
Weiter oben wird von den Stadtwerken spezifisch auf ”(…) Lieferengpass auf dem vorgelagerten Hochspannungsnetz (…)” hingewiesen, was auf den Übergang von Hochspannung auf Mittelspannung bezogen ist.
Logischerweise hat auch das eine gewisse Kapazität, was mit Wachstum oder auch Schrumpfung angepasst werden muss.
Das ist nicht passiert.
Zusätzlich hat sich die Bundesnetzagentur mittlerweile eingemischt.
Welch Überraschung.
Der Ausbau oder Anschluss von Wärmepumpen oder Wallboxen spielt nur eine untergeordnete Rolle.
— Bundesnetzagentur
Der Großteil des Mehrbedarfs stammt aus der Industrie, Gewerbe und aus neuen Baugebieten.
Wie so häufig sieht man, es ist sehr ratsam, die Primärquellen zu überprüfen, bevor man sich in Panik geraten lässt durch Populisten und Desinformationsschleudern.
Denn die Schuld bei der Ampel zu suchen, wenn kommunale Planung gescheitert ist, wirkt nicht sehr sinnvoll.
Genauso wenig sind die regenerativen Energien an sich bzw. die Energiewende Schuld, denn auch Kernkraft benötigt Stromleitungen und sind kein Feenstaub.
Lasst uns sinnvoll über Probleme reden und pragmatische konstruktive Lösungen finden.
Das ist wichtig.
Das Problem ist temporär gelöst.
Kurzes Update hier:
Anschlüsse für Wohnbebauung, Wärmepumpen und Ladeinfrastruktur sind wieder möglich.
Nach den Stadtwerken Oranienburg und den Versorgungswerken E.DIS arbeitet man an einem temporären Ersatz-Umspannwerk + den Neubau des eigenen Umspannwerkes, was ohnehin bis 2026 in Betrieb gehen sollte.
Wir werden solche Meldungen über das Jahr 2024 und auch darüber hinaus noch öfter lesen, da könnt ihr euch sicher sein.
Kommunale Fehlplanung ist kein seltenes Phänomen und man kann dafür in kurzer Zeit Lösungen finden, wie man hier sieht.
Was hat der Bundesrechnungshof wirklich zur Energiewende gesagt?
Kritik ist wichtig.
Nur mit Kritik können die meisten Probleme und Missstände ausreichend identifiziert und gelöst werden.
Diese Aufgabe erfüllt der Bundesrechnungshof zur Politik der Bundesregierung.
Genau darum geht es bei diesem Thema, der Bundesrechnungshof hat einen Sonderbericht zur Energiewende rausgegeben und das wurde in Medien ungefähr so vorgestellt:
Wie schon bei allen anderen Fragen dieser Quellenliste schauen wir uns die Kernkritiken des Originalberichts an.
Kritikpunkte 1:
Konkret kritisiert der Bundesrechnungshof, dass Windkraft an Land nicht schnell genug ausgebaut wird, Backup-Kapazitäten nicht ausreichend schnell gebaut werden und der Netzausbau sieben Jahre und 6000 km hinter der Planung zurückliegt.
Zur Windkraft an Land: Keine Kritik meinerseits. Das ist korrekt.
Wie man sieht, steigt die jährliche Zubaumenge an Windkraft deutlich an, nur ist das dennoch von den selbstgesetzten Zielen entfernt.
Dennoch ist es so, dass Habecks Ministerium einiges an Beschleunigung vorangebracht hat durch Gesetze wie dem Gesetz zur Erhöhung und Beschleunigung des Ausbaus von Windenergieanlagen an Land oder Gesetz zur Beschleunigung von verwaltungsgerichtlichen Verfahren im Infrastrukturbereich, was konkret zu Situationen wie dieser hier in Schleswig-Holstein geführt hat. Statt mehrerer Jahre auf Genehmigungen zu warten, hat das komplette Verfahren keine sechs Monate gedauert nach der Projektleitung.
Natürlich muss noch sehr viel getan werden, dennoch kann man grade dieser Regierung nicht vorwerfen, bei Energiethemen untätig zu sein. Verweise dafür gerne auf diese Liste hier.
Quantität wie Qualität dieser Gesetze habe ich die 16 Jahre der verschiedenen Merkelregierungen nicht gesehen.
Zur Kritik der Backup-Kapazitäten: Das ist nicht ohne Grund im Konjunktiv geschrieben.
Eine Kraftwerkstrategie wurde im Februar 2024 vorgestellt, wie auch im Bundesrechnungshofbericht erwähnt wird auf Seite 20.
Tatsächlich erschließt sich mir bei dem Bericht gar nicht die Einschätzung, dass das Ziel bis 2030 nicht erreicht wird.
Zitiert wird ein Artikel von Energate-Messenger, bei dem es um die EU-Taxonomie geht und dass dadurch nicht automatisch Gaskraftwerke wirtschaftlich werden.
Kleiner Hinweis: Der Artikel ist vom Januar 2022, vor der Energiekrise.
Wirtschaftlichkeitsrechnungen damit zu bestimmen, wirkt besonders bizarr.
Was hat das mit der Reservekapazität zu tun?
Es geht darum, dass die kommenden Gaskraftwerke für die bereitgestellte Leistung vergütet werden.
Daher wird die Wirtschaftlichkeit völlig anders berechnet.
Das Argument, dass die Kraftwerke stillstehen, ist irrelevant, da dies nicht ihre Funktion ist.
Völlig unklar, wie man auf dieses Argument kommt.
Zusätzlich widersprechen auch die Zeitpläne von Plänen kommender Gaskraftwerke, wie es in Baden-Württemberg der Fall ist.
Beschleunigung findet statt, weil effektiv nur Turbinen ausgetauscht werden (Kohle zu Gas - Fuel Switch) und dadurch die Bauzeit selbstverständlich weit schneller erledigt ist, das erste soll 2025 schon fertig sein.
Damit kann man weit schneller diese Ziele erreichen, daher ist das eher fragwürdig zu bewerten.
Zur Kritik des Netzausbaus: Völliger Unsinn.
So sehr ich bei Windkraft und auch minimal, wenn auch sehr begrenzt, die Kritik bei Backup-Kapazitäten verstehe, beim Netzausbau ergibt die Kritik des Bundesrechnungshofs absolut keinen Sinn.
Im Detail stört mich dieses Bild:
Zuerst: Wenn die Zeitplanung sieben Jahre hinter dem Plan liegt, ist es ohnehin schwierig, den Missstand pur auf diese Regierung zu münzen, der Referenzbericht, auf den der Bundesrechnungshof sich bezieht, stammt immerhin von 2010.
Immerhin wurden diese Pläne mehrmals seit damals verändert und angepasst, das ergibt als Referenzwert keinen Sinn mit den Monitoring-Berichten 2022+2023.
Noch wichtiger ist das hier:
Logischerweise kann der Bundesrechnungshof nicht immer die neusten Informationen verarbeiten, solche Berichte müssen einen Punkt haben, an dem neue Daten ausgelassen werden, um mit der Auswertung zu beginnen.
Nur diese Kritik ist aus meinen Augen nicht angemessen.
Nach dem eigenen Anspruch und geplanten Genehmigungen bzw. Leitungskilometern auf Bundesnetzagenturebene ist man durchaus vor der eigenen Planung.
Unter anderem A-Nord in Kombination mit Ultranet zeigt ein Beispiel, bei dem der Baubeginn bereits ein Jahr früher startet als geplant.
Sollte man beim Netzausbau dieselbe Geschwindigkeit wie bei den LNG-Terminals während der Energiekrise verwenden? Ja, das wäre sehr hilfreich.
Ist das realistisch? Nein, natürlich nicht.
Aus meiner Sicht gibt es deutlich mehr positive Entwicklungen, als der Bundesrechnungshof suggeriert.
Da dieser Kritikpunkt auch nicht weiter ausgeführt wird, kann man nicht mehr dazu sagen, als dass es inhaltlich nicht der Realität standhält.
Grundsätzlich nennt der Bundesrechnungshof bei seinen Berichten Vorschläge, wie man Probleme lösen sollte.
Eine der Empfehlungen sticht besonders heraus.
Wer diese Quellenliste schon länger nutzt, kennt ggf. meine Kritik an neugebauten Kernkraftwerken aufgrund ihrer fehlenden Wirtschaftlichkeit und Schwierigkeiten, pünktlich gebaut zu werden.
Komplexität des Netzausbaus zu benennen und dann ausgerechnet die Stromerzeugungsquelle zu benennen, die bekanntermaßen bei fast jedem Bau weltweit stark verzögert und von Problemen geplagt wird, erscheint besonders absurd, zumal selbst nach dem Willen einiger EU-Staaten neue Kernkraftwerke frühestens in 9-12 Jahren in Betrieb gehen werden, was für europäische Projekte noch optimistisch ist.
Deutschlands Kurs mit regenerativen Energien ist weltweit kein Sonderfall und das zeigt sich bei jeder Auswertung der letzten zwei Jahre, dass der Zubau von regenerativen Energien unaufhaltsam ist.
Selbst falls absolut mehr Kernkraft erzeugt wird, wird der Importmix aus anderen Ländern sich eher Richtung regenerativen Energien entwickeln und daher ist diese Annahme, mehr Strom aus Kernkraft zu importieren, bei aktuellen Zubauraten im ENTSO-E-Gebiet unmöglich.
Auch mit kleinen modularen Reaktoren (SMR) sieht die Bilanz aktuell nicht gut aus, wie hier spezifisch erklärt wird.
Kritikpunkte 2 betrifft das Thema Bezahlbarkeit der Stromversorgung:
Spezielle Kritikpunkte zur Bezahlbarkeit sind die generellen Strompreise, Investitionskosten des Ausbau der Stromnetze bis 2045 und Netzengpassmanagementkosten, welche stark ansteigen sollen.
Zur Kritik der Strompreise: Theoretisch verständlich, nur was soll die Alternative sein?
Mir ist nicht klar, ob irgendwas beim Bericht schiefgelaufen sein muss, da die Formulierung “Den Zubau der 10 GW H2-
ready-Gaskraftwerke im Zuge der KWS plant die Bundesregierung über eine Förderung aus
dem KTF anzureizen” etwas absurd wirkt, da dieser Bericht bereits auf das Gerichtsurteil verweist, welches den KTF effektiv als verfassungswidrig deklariert hat.
Daher ist das, selbstverständlich, nicht der Plan der Ampel-Regierung zum Zeitpunkt des Berichts.
Bei den Kritikpunkten 1 weiter oben habe ich bereits angesprochen, dass man nicht immer topaktuelle Informationen nutzen kann, nur wieso denn bitte so ein Schnitzer bei der alten Information?
An sich ist die Kritik valide, dass Deutschland teure Strompreise hat, auch wenn es weit von den teuersten in Europa entfernt ist. Nur stimmt das eben nur bei bestehenden Verträgen.
Ja, das sind viele Zahlen und erschlägt einen im ersten Blick.
Nur mir geht es konkret darum, dass man heutzutage in Deutschland ohne Probleme weit günstigere Neukundenverträge abschließen kann und mit diesen durchaus im EU-Schnitt gut mithalten kann, teils sogar günstiger rauskommen kann, sofern dynamische Tarife möglich sind.
Meiner Ansicht nach wäre eine sinnvollere Kritik gewesen zu kritisieren, dass die Ampel-Regierung nicht eine großangelegte Aufklärungskampagne gestartet hat, um Leute zu überzeugen, ihren Stromanbieter zu wechseln. Denn es ist korrekt, dass nicht wenigen Leuten eine Preiserhöhung vom Stromanbieter an den Kopf geworfen wurde.
Nur wie auch schon die Verbraucherzentrale klar definiert, wechseln lohnt sich. Ersparungen von vielen Euros sind bei den meisten Menschen drin.
Traurigerweise lassen sich nicht wenige Bürger in Deutschland beim Gas- wie Stromanbieter effektiv verarschen.
Dieser Wert steht für den Versorgerwechsel der Haushalte in Deutschland. Stand 2023 lag dieser grade mal bei 49,9% (Mehrfachwechsel werden nur einmal erfasst.), also kann man sich vorstellen, wie dieser hohe Durchschnittswert überhaupt entstehen konnte.
Außerdem kritisiert der Bundesrechnungshof, dass die Bundesregierung nicht definiert, was eine bezahlbare Stromversorgung sein soll.
Ehrlich gesagt kann ich der Kritik nicht einmal folgen.
So eine Formulierung ist so super vage und unkonkret, da man natürlich klarstellen muss, für wen oder in welcher Relation etwas bezahlbar sein soll.
Kann man natürlich machen, wäre für mich allerdings eine recht schwache Kritik.
Jetzt muss gefragt werden, was zur Hölle soll die Alternative sein?
Kernkraft wie es vorher angedeutet wurde? Welche in Frankreich, Finnland und Großbritannien zu absurd teuren Desastern werden?
Weiter auf Gas- und Kohlekraftwerke setzen?
Welche durch den ETS II zwangsläufig teurer und unbezahlbar werden?
Denn bei Kapitel 4 ist die Empfehlungsübersicht recht dünn, was nicht überraschend ist, da der Weg an regenerativen Energien nicht vorbeiführt, wenn man das selbstgesetzte Ziel des Bundesrechnungshofes erreichen soll.
Bezahlbarkeit gewährleisten, ohne massiv auf regenerativen Energien zu setzen, ist weltweit nicht sehr realistisch.
Genau diese Lektion macht grade Frankreich, bei der die staatliche ARENH-Subventionsstruktur ausläuft und jetzt nach und nach reguläre Preise ankommen.
Abschließend ist das keine überzeugende Kritik.
Zur Kritik des Netzausbaus: Nachvollziehbar zu einem Grad.
Etwas unklar bei der Kritik ist dieser Punkt:
Wir sehen eine deutliche Steigerung der Netzausbaukosten, die durch ansteigende Elektrifizierung auf Deutschland zukommt. (durch die bewusste Wahl von Erdkabeln, Freiluftleitungen wären deutlich günstiger.)
Bizarr, dass der Bundesrechnungshof mit Verweis auf den Deutschlandfunk die 150 Milliarden für Verteilernetze auf 250 Milliarden erhöht.
Bei einem 18 Minuten Beitrag kann es etwas unklar sein, welcher Teil des Beitrages zu der Einschätzung geführt hat, also das Zitat von Minute 16-18:
Kurze Frage: Wieso genau wird bei Verteilernetze die Summe massiv erhöht und bei Übertragungsnetzen der Wert nicht um 63 Milliarden gesenkt, wenn man sich schon auf eine abweichende Spanne von Experten bezieht?
Klar, es wäre dennoch statt 463,7 Milliarden 500 Milliarden, nur so wirkt es natürlich noch schlimmer als es sein sollte.
Cherrypicken, das spezifische Rauspicken von Aussagen, die die eigene Aussage stützt, während man widersprechende (…innerhalb einer Minute?) Aussagen einfach ignoriert, ist schlechte Form und würde ich nicht vom Bundesrechnungshof erwarten.
Also dieser Teil der Kritik ist nicht sonderlich überzeugend.
Zur Kritik an Netzengpassmanagement: Keine Kritik. Das ist 100% korrekt.
Fangen wir mit dem Anfang an: Diese Prognose stammt von dieser Quelle.
Netzbetreiber in Deutschland sind, wie schon im Titel angedeutet, nach dem EnWG verpflichtet, jährlich eine Prognose für die kommenden fünf Jahre anzugeben.
Generell gibt es mehrere Ansätze, wie Lastverschiebung und das Verwenden von dynamischen Stromtarifen.
Auch die Netzbetreiber haben mit Redispatch 3.0 bereits konkrete Ideen vorgelegt, wie man die ganzen neuen Wärmepumpen und E-Autos netzdienlich verwenden kann, um eben die Kosten für Netzengpassmanagements zu vermeiden und minimieren.
Weitere Quelle zu dieser Frage ist Mehrwert dezentraler Flexibilität im Auftrag des Verbandes der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI e. V.) zeigt auch, wie diese Lastverschiebung die Kosten für Wärmepumpen um 24% oder im Falle des E-Autos um mehr als 70% senken kann.
Etwas schräg, dass weder Habecks Ministerium noch Bundesrechnungshof diesen Ansatz in ihrer Kritik oder Statements verwendet.
Wäre ein konstruktiver Kritikansatz gewesen, bei dem man mehr Tempo fordern kann, nur versucht das der Bundesrechnungshof gar nicht.
Habecks Ministerium hat bereits mehrere Ansätze umgesetzt, vom Anpassen und Zur Verfügung stellen von dynamischen Netznutzungsentgelten in überlastetenden Gebieten oder völlig überfälligen Gesetz zum flächendeckenden Verwenden von Smartmetern, was Missstände der letzten 16 Jahre nach und nach aufholt, denn während Nachbarländer wie Dänemark oder Niederlande bereits bei nahezu 100% Smartmeterquote in den Haushalten liegt, hat Deutschland grade erst angefangen.
Problematisch und valide Kritik, nur da sehe ich eben, dass die Ampel-Regierung endlich Probleme angeht und nach und nach löst.
Ein finaler Kritikpunkt, der mir beim abschließenden Statement aufgefallen ist, betrifft diesen Punkt:
So ist das nicht korrekt.
Kontext: Das Bundeswirtschaftsministerium argumentiert in seinem Statement, dass Ersparnisse bei fossilen Energieträgern gegenüber gestellt werden müssen, um den Stromnetzausbau zu rechtfertigen, da diese fossilen Importe nicht mehr nötig wären.
Bedeutet im Detail nach Statista, die sich auf Destatis beziehen, dass Deutschland die 67,4 Milliarden Euro an Importkosten nach und nach abschaffen kann.
Bundesrechnungshof widerum argumentiert, solange nicht vollständig der Strom durch regenerative Energien gedeckt wird, bestimmen die Kosten fossiler Kraftwerke den Börsenstrompreis.
Allerdings funktioniert die Merit-Order nicht so.
Erstens: Es gibt, dank der Preisstürze bei Windkraft und PV, heutzutage immer mehr PPA (direkte Stromverträge mit Firmen z. B.), die selbstverständlich mit der Merit Order überhaupt nichts zu tun hat und Importe weniger notwendig machen. Diese Ersparnis kann man schlecht mit der Argumentation verschwinden lassen.
Zweitens: Sofern immer mehr Firmen, wie Privatpersonen, sich teils selbst versorgen können mit einer eigenen PV-Anlage, in Form von gemeinschaftlichen Gebäudeversorgung in Mehrfamilienhäusern, in Form von Bürgerenergiegenossenschaffen oder gar, wie in Österreich, in Energy Sharing Gemeinschaften, fallen diese Nutzer teils aus dem Merit-Order-Marktsystem raus und diese zwangsläufige Einschätzung hat mit den Fakten wenig zu tun.
Die weiter oben genannten Studien zu Redispatch 3.0 oder Mehrwert dezentraler Flexibilität erklären das ja im Detail, wie enorm die Ersparnis von netzdienlicher Verwendung dieser Verbraucher sein kann in Zukunft.
Natürlich macht man sich Gedanken darüber und die Stellschrauben in Form von Gesetzen wird vorangebracht.
Drittens: Wortwörtlich BWL 101. Angebot und Nachfrage. Sofern weniger Kohle und Gas verwendet wird, sinkt die Nachfrage und wenn die Nachfrage bei gleichem Angebot sinkt, fallen Preise.
Selbst mit Verweis auf den europäischen Zertifikate-Handel (ETS II) sind die aktuellen Ausbaugeschwindigkeiten der gesamten EU so massiv im Bereich der regenerativen Energien, dass mir nicht ganz klar ist, wie man diese Prognose und Aussagen tätigen kann.
Merkwürdigerweise fehlt auch jeder Verweis auf nur eine Primärquellen, die die Position des Bundesrechnungshofes verständlich macht.
Aus meiner Sicht ein sehr bizarrer Bericht.
Fehlen Deutschland 60 Milliarden Euro für Reservekraftwerke?
Dieses Thema ist frustrierend und fasst eine zentrale Problematik der Wissenschaftskommunikation und Medienkompetenz zusammen.
Katastrophale Recherche.
Zuerst die Überschriften, die zeigen, welche Ängste bei diesem Thema geschürt wurden:
Ob Handelsblatt, Tagesspiegel oder Springerformat Welt, überall ist zu hören, dass Deutschland 60 Milliarden Euro fehlen, um ausreichend Backup-Kraftwerke aufzubauen.
Tagesspiegel und Welt beziehen sich auf das Handelsblatt, die das widerum auf einer Analyse des Energiewirtschaftlichen Instituts der Uni Köln (EWI) bezieht.
Besonders im Energie Diskurs beziehen sich Back-Up-Kraftwerke auf Kapazitäten der Stromerzeugung, die laufen sollen, falls PV- und Windkraft wetterbedingt nicht funktionieren.
Daher redet man im deutschen Diskurs oft von Akkuspeichern für sehr kurze Zeit und Wasserstoff in Form von wasserstofffähigen Gaskraftwerken für längere Zeiten, z. B. Dunkelflauten.
In diesem Zusammenhang kann man entweder von Akkuspeichern oder Gaskraftwerken als BACK-UP-KRAFTWERKEN sprechen.
Die Analyse vom Energiewirtschaftlichen Instituts findet ihr hier.
Ironischerweise reicht für das Problem der katastrophalen Recherche oft schon die grobe Zusammenfassung auf der Downloadseite aus.
Der Fehler des Handelsblatts und anderer Seiten, die das unüberprüft abgeschrieben haben, findet sich in diesem Teil:
“Für den Zubau könnte bis 2030 eine Finanzierungslücke von knapp 60 Mrd. Euro entstehen, wobei insbesondere die Finanzierung von Gaskraftwerken in Höhe von 6 Mrd. Euro unsicher ist (…)”
Auf Seite 17 der Analyse wird die Aussage noch deutlicher.
60 Milliarden bezieht sich auf alle Kraftwerkskapazitäten bis 2030, die möglicherweise nicht ohne Probleme am Strommarkt finanziert werden können.
Dennoch ist wichtig zu beachten, dass knapp 90% der Kosten für Windkraft oder PV anfallen und somit wenig mit Reservekraftwerken zu tun haben.
Meiner Meinung nach ist der Unterschied zwischen 6 Milliarden und 60 Milliarden bis 2030 erheblich und beeinflusst die Bewertung, ob der Staat die Kosten stemmen kann.
Leider führen solche Fehler zu Panik in der Bevölkerung, dass sie sich dumm und dämlich bezahlen müssen, damit das mit der Energiewende funktioniert.
Falls, nachvollziehbarerweise, die Sorge herrscht, was denn mit den Kapazitäten bei Windkraft und PV sein soll, die auch unsicher finanziert werden können, kann ich mit folgender Grafik mindestens bei PV beruhigen.
Modulpreise bei PV stürzen weiterhin stark ab, was preissenkend bei den Investitionskosten dienen sollte.
Auch wenn das bei der Grafik so wirkt, würde ich nicht unbedingt großartig länger warten, dass die Preise noch weiter abstürzen, denn die PV-Überproduktionskrise in China ist im vollen Gange.
China hat über die letzten zwei Jahre ihre Kapazitäten viel zu stark angezogen, sodass aktuell der PV-Markt dort verändert wird.
Würde nicht erwarten, dass dieser Preissturz so weitergeht.
Trotzdem zeigt sich allein der stärkere Trend zu förderfreien Solarparks , dass die Investitionskosten der Analyse ggf. zu hoch angesetzt sind.
Zusätzlich fallen auch die Preise für Akkuspeicher immer aggressiver, wie man seit einer Weile bereits sehen kann:
Außerdem sieht man in China bereits, wie hart der Kampf um günstigere Akkupreise gekämpft wird.
Schätzungen gehen davon aus, dass die LFP-Akkupreise in China von 70$/kWh auf 36$/kWh fallen werden.
Da Akkus bei E-Autos gerne 30-40% des Preises ausmachen, kann man sich auf deutlich günstigere Preise freuen. Betrifft dann auch Großprojekte und Heimspeicher.
Daher sehe ich die Sorge, ehrlich gesagt, gar nicht so groß, dass man so eine große Menge an Back-Up-Reserven brauchen wird, falls Hybridprojekte immer lukrativer werden und damit die Belastung des Stromnetzes verringert wird.
Gibt selbstverständlich genug Herausforderungen für die Energiewende, nur sollten wir uns auch auf die echten konzentrieren und nicht mit falsch zitierten Artikeln Panik schüren.
An dieser Stelle eine Erinnerung, dass die Autoren der EWI-Analyse nicht kritisiert werden von mir. Fehlerhafte Zitate, sofern der Originaltext diese nicht hergeben, sind natürlich nicht die Schuld der Wissenschaftler.
Sollte selbstverständlich sein, möchte das im Text allerdings einmal klarstellen.
Abschließend: Optimistisch bleiben und konstruktiv kritisieren.
Wir schaffen das.
Wird ab 2024 in Deutschland der Strom gedrosselt?
Jedes Jahr finden sich neue abenteuerliche Geschichten über den Zustand der deutschen Stromversorgung.
Der “heiße Winter” 2023 ist diesmal:
Um eine Sache direkt klarzustellen:
Der normale Haushaltsstrom ist in keiner Form betroffen.
In dieser Geschichte geht es um eine Änderung, die ab 01. Januar 2024 in Kraft tritt.
Bisher gab es das Problem, dass in einzelnen Regionen Firmen wie Privatpersonen Wärmepumpen oder Wallboxen nicht angeschlossen werden, da einer der 890 Netzbetreiber vor lokaler Überlastung warnt.
Genau dieses Problem soll mit einer neuen Regelung gelöst werden.
Konkret dürfen steuerbare Verbrauchseinrichtungen, das sind (private) Ladesäulen/Wallboxen, Wärmepumpen unter Einbeziehungen von Notheizvorrichtungen, Klimaanlagen und Stromspeicher vom Netzbetreiber temporär gedrosselt werden, wenn das regionale Verteilnetz überlastet ist.
Hier geht es also nicht um die Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsnetze, falls sehr viel Windenergie im Norden verfügbar ist und die Leitungen im Süden nicht ausreichend dimensioniert sind, sondern regionale Limitationen.
Die gedrosselte Leistung beträgt 4,2 Kilowatt (kW), womit als Mindestleistung Wärmepumpen weiterbetrieben werden können und E-Autos in der Regel 50 KM alle zwei Stunden nachladen können.
Zur Erinnerung für E-Auto-Fahrer: Das gilt ausschließlich für private Ladesäulen/Wallboxen, wie hier klargestellt wird.
Also selbst falls es passieren sollte, dass man in der Region des Verteilnetzes temporär gedrosselt wird, kann man bei öffentlichen Ladesäulen in der eigenen Umgebung weiterhin ohne Einschränkung aufladen.
Für bereits bestehende Anlagen mit speziellen Wärmepumpentarifen (Netzbetreiber können jetzt schon eingreifen, dafür kriegst du Rabatte bei den Netzentgelten, deshalb sind diese Tarife auch gerne 15-20% günstiger) gibt es Übergangsfristen bis zum 31.12.2028.
Falls ihr bei bestehenden Anlagen keinerlei spezielle Verträge oder Regelungen mit euren Netzbetreibern habt, seid ihr permanent ausgenommen. Außer ihr wechselt freiwillig in diese Tarife/Regelungen. Das soll auch noch kommen und ist aus meiner Sicht ratsam.
Ebenso sind Nachtspeicherheizungen grundsätzlich von diesen neuen Regelungen ausgenommen.
Also lauten die Verbesserungen bzw. Vorteile:
- Eine Garantie, dass man seine eigene Wärmepumpe, Speicher, Klimaanlage (Luft-Luft-Wärmepumpe) oder Wärmepumpe anschließen kann.
- Massive Einsparungen für Kunden, die betroffen sind.
Bevor wir über die Rabatte sprechen, eine Übersicht, wie sich der Strompreis zusammensetzt nach dem Monitoringbericht 2023
Die Bundesnetzagentur stellt sich drei verschiedene Module vor.
Modul 1 stellt sich eine jährlich eine Reduzierung von 80 Euro (brutto) zuzüglich einer netzbetreiberindividuellen Stabilitätsprämie vor.
Zusätzlich sollte es klar sein, dass die Reduzierung nicht dazu führt, dass man negative Netzentgelte erreicht, also niedriger als 0 Euro im Jahr kann der Preis nicht fallen.
Laut der Bundesnetzagentur soll der Rabatt am Ende zwischen 110-190 Euro im Jahr betragen.
Da wir tatsächlich von einem Netzentgeltrabatt von 50-95% sprechen (falls man ca. 2500-3000 kWh Verbrauch von E-Autos ausgeht), ist das bereits ein sehr guter Deal.
Als Vergleich die Situation davor.
Es gab eine Spanne zwischen 3% bis 85% (!) Rabatt der Netznutzungsentgelte.
Zusammenfassend kann man sagen, Modul 1 ist eine deutlich bessere Lösung mit klareren Vorteilen für uns Stromkunden.
In erster Linie nutzt Modul 2 eine prozentuale Arbeitspreisreduzierung als Alternative zum Ansatz in Modul 1, welche die Netzentgelte senken möchte.
Gedacht ist bundeseinheitlich 40% des Arbeitspreis, wenn dieses Modul gewählt wird.
Dieses Konzept gab es bereits vorher über § 14a Netzorientierte Steuerung von steuerbaren Verbrauchseinrichtungen und steuerbaren Netzanschlüssen; Festlegungskompetenzen des Energiewirtschaftsgesetz.
Nur wird mit diesem Modul ein gemeinsamer Standard geschaffen, der deutlich transparenter und einfacher verständlich umgesetzt wird.
Laut Bundesnetzagentur ist ein weiterer Vorteil, dass diese Variante mit der Umlagebefreiung für Wärmestrom kombiniert werden kann, was sich auf die KWK- und Offshore-Umlage, Umlagebefreiung nach EnFG bezieht.
Das war 2022 Thema und ist zum 01.01.2023 in Kraft getreten.
Mit dieser Variante werden Wärmepumpen immer attraktiver, da die Abgabenbelastung durch Netzentgelte, wie auch (andere) Abgaben drastisch sinken.
Folgend dazu kommt noch ein weiteres Modul ab 2025.
Ab dem 01.04.2025 müssen Netzbetreiber dieses zeitvariables Netzentgelt bzw. Modul 3 als Option anbieten.
Zusätzlich gibt es diese Lösung nur in Kombination mit Modul 1 und mit Smart Meter.
Ohne intelligente Stromzähler (bzw. Smart Meter)
Es gibt drei Tarifstufen:
- Standardtarif (ST)
- Hochtarif (HT)
- Niedertarif (NT)
Jährlich sollen diese Tarifstufen definiert werden und ab 15.10.2024 transparent ausgewiesen werden.
Durch so ein Konzept kann man, ähnlich wie Stromgedacht, Menschen sensibilisieren und gleichzeitig einen wirtschaftlich eindeutigen Vorteil schaffen, sodass mehr Menschen von einer Energiewende profitieren können.
Für Nutzer von E-Autos, Wärmepumpen und/oder Akkuspeichern werden so weitere Anreize geschaffen und das ist gut.
Falls ihr darauf Einfluss habt, besorgt euch bitte einen Smart-Meter.
Deutschlands Tiefschlaf dank GroKo (CDU+SPD) hat dafür gesorgt, dass konkret bei den Gesprächen der Bundesnetzagentur mit den Verteilnetzbetreibern klar dargestellt wurde, dass in vielen Gebieten ein Mangel an Informationen herrscht, welche andere Länder wie Dänemark, Schweden, Spanien, Italien, Norwegen aufgrund des hohen Anteils an Smart-Metern im Bestand einfach nicht haben.
Der offizielle Rollout hat dank Habecks Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende zwar endlich begonnen, nur gibt es im Energiemonitoring 2023 Bericht ein eher düsteres Zeichen.
Endlich geht es mit den Smart-Metern voran, nur ist der Startpunkt sehr düster.
Die Pläne für Smart-Metern sehen vor, dass zum 31.12.2025 20% der Verbraucher (bis 100.000 kWh) einen Smart-Meter haben.
Fragt bei euren Netzbetreiber nach. Ihr könnt nur zu 100% scheitern, falls ihr es erst gar nicht probiert.
Falls ihr euch Sorgen um die Kosten macht, dank Habecks neuen Gesetz wurden die Kosten auf 20 Euro pro Jahr maximal gedeckelt.
Wenn ihr euch Modul 1 noch einmal anschaut in Kombination mit den Kosten für Netzentgelte und Modul 3 könnt ihr euch vorstellen, dass das Potential zum Einsparen weit größer ist.
Ihr werdet es nicht bereuen.
Fassen wir die grundsätzlichen Punkte nochmal zusammen:
Nein. Hausstrom ist nicht betroffen.
Nein. Netzbetreiber können euch höchstens für zwei Stunden täglich und nicht permanent drosseln.
Nein. Deutschlands Stromnetz bricht nicht zusammen durch die Regelungen, sondern wird eher noch stabilisiert.
Nein. Diese Regelungen sind tatsächlich eine gewaltige Verbesserung, denn jetzt kann euch der Netzbetreiber nicht mehr abhalten, eure Wallbox oder Wärmepumpe zu installieren.
Ja. E-Auto-Fahrer können auch trotz der Drosselung an öffentlichen Ladesäulen ungedrosselt schnell laden. Die Drosselung gilt nur für private Ladesäulen/Wallboxen.
Ja. Ihr erhaltet eine sehr großzügige Entschädigung, falls ihr gedrosselt werdet, die mindestens 100 Euro pro Jahr betragen würde.
Ja. Holt euch bitte intelligente Stromzähler (Smart Meter). Grade in Hinblick auf 2025 wird das sehr lukrativ, falls ihr darauf Einfluss haben könnt.
2023 - Ein Rückblick
2023 war in vielerlei Hinsicht ein spannendes Jahr.
Wie bereits 2022 gab es die Befürchtung vor den flächendeckenden Stromausfällen (Blackouts), deren Risiko laut deutscher Netzbetreiber für Winter 23/24 nicht sonderlich hoch waren.
Natürlich gab es Bedenken, dass die Strompreise auch im Jahr 2023 absurd hoch bleiben würden, aber das hat sich als falsch erwiesen.
Durch den Wegfall der EEG-Umlage im Jahr 2022, die immerhin 6,5 Cent der Abgabenbelastung des Strompreises ausmachte, und zurückgehende Beschaffungskosten gab es zum Ende des Jahres 2023 wieder Lichtblicke. Die Preise haben bereits das Niveau von 2021 erreicht und liegen laut Verivox auch bei Neukundenpreisen mit Referenz auf die historischen Daten von BDEW bei einem ~2015-2016 Level.
Deutlich bessere Ergebnisse, als ich mit Blick auf all diese Krisen erwartet habe.
Wie man großartig sehen kann, gab es dieses Jahr wesentlich mehr Strom aus Windenergie, minimal weniger Strom aus PV und nahezu kein Strom aus Kernkraft und viel weniger aus Braun- wie Steinkohle.
Nach 2020 ist 2023 also das zweite Jahr, in der Windkraft mehr Strom erzeugt als Kohlekraft.
Dieser Trend wird sich fortführen bei den geplanten Zubauraten.
Im Jahr 2023 gab es bei PV 1,4 TWh mehr Eigenverbrauch (6,4 TWh) gegenüber 2022 (5 TWh).
Dieser Eigenverbrauch wird in der Nettostromerzeugung nicht erfasst, also müsste man genauer sagen, dass die PV-Erzeugung minimal im Plus ist mit 0,6 TWh. Macht allerdings auch keinen Braten fett.
Basierend an Storys wie dieser aus NRW von Anfang Januar 24, bei der selbst energieintensive Unternehmen sich mit gewaltigen 9,22 MWp nach eigener Aussage selbst versorgen können dank eines großen Akkus gehe ich stark davon aus, dass der Trend der Eigenversorgung bei vielen Konzernen fortgeführt wird.
Modulpreise sind im freien Fall und sobald die Lager in Europa geleert sind und diese neuen günstigeren Preise von Großkunden aufgekauft werden, gibt das erneut viel Optismus für die Zukunft.
Die Kohleverstromung hat das Niveau von 1959 erreicht. Dies ist kein Tippfehler.
Mit 21,9% Volllaststunden für Steinkohle (im Vergleich zu 34,7% im Jahr 2022) und 49,7% Volllaststunden für Braunkohle (im Vergleich zu 66,2% im Jahr 2022) neigt sich das Zeitalter der Kohleverstromung endlich seinem Ende zu.
Wir gehen bei den aktuellen Werten zurück in eine Zeit, in der Fidel Castro die Kubanische Revolution erst durchgesetzt hat. Absurd.
Eine der Entwicklungen, die nicht positiv zu sehen ist, dürfte die Entwicklung der Last sein.
Mit 456,8 TWh 2023 vs. 482,6 TWh 2022 sieht man einen ziemlich deutlichen 5,35% Abfall.
Nach AG Energiebilanzen e.V. hört man ebenfalls, dass dieser Rückgang der Stromerzeugung oder im Fall von AG Energiebilanzen des Primärenergieverbrauches ebenfalls auf zurückgehende wirtschaftliche Leistung in Deutschland zu führen sei.
Sowas ist selbstredend kein guter Grund, denn natürlich können die 17,3 TWh Mehrerzeugung aus Windkraft die massiven Rückgänge bei Kernkraft und Kohle allein aktuell nicht auffangen und die Energiekrise aus 2022, die sich auch im Jahr 2023 noch zeigte, tut der deutschen energieintensiven Industrie nicht gut.
2024 erwartet man keinen Angebotsschock (z. B. Ausstieg aus der Kernkraft in Deutschland 2023 oder Kernkraftkrise in Frankreich 2022) und bei zunehmenden Ausbaugeschwindigkeiten in der ganzen EU sieht die Zukunft deutlich günstiger und rosiger aus.
Ja, es ist korrekt. Deutschland wurde dieses Jahr zum ersten Mal in 20 Jahren zum Nettoimporteur an Strom.
Wie man deutlich an den Zahlen sehen kann, summiert sich die Summe an Importüberschussen aus:
- Dänemark 10,7 TWh
- Norwegen 4,6 TWh
- Schweden 2,9 TWh
- Niederlande 2,1 TWh
- Schweiz 1,0 TWh
- Frankreich 0,4 TWh
Hier folgt eine bildliche Übersicht, wie diese Länder 2023 ihren Strom erzeugen.
Wie immer sind sämtliche Bilder anklickbar und führen zur Quelle der Daten.
Zusammengefasst: Wenn es um die CO2-Belastung geht, waren die Importe auf jeden Fall kein Schaden und wie man mehr als nur deutlich erkennen kann, bestand ein Großteil dieser Importe nicht aus Kernkraft, sondern eher aus regenerativen Energien.
Es war einfach günstiger, aus dem ENTSO-E Verbundsnetz zu importieren, als die eigenen Kohle- oder Gaskraftwerke zu verwenden.
2023 war der Zubau regenerativen Energien nicht ausreichend, um die wegfallenden Kernkraftwerke vollständig zu kompensieren, daher gab es in Kombination mit günstigen Preisen und immer teureren CO2-Zertifikaten eine höhere Menge importierten Stromes.
Hier habt ihr einen Überblick, wie es im Rest von Europa aussieht.
Zusätzlich würde ich betonen, dass es wichtig ist, zu bedenken, wie groß der Anteil von importierten Strom an der eigenen Stromversorgung ist.
Beispiele (gerundet):
Italien mit 51,7 TWh oder 23,33%.
Portugal mit 39,4 TWh oder 25,13%
Großbritannien mit 313 TWh oder 7,86%
Meine Aussage soll sein, dass 11,7 TWh oder 2,68% als Import kein Genickbruch ist.
Beim besten Willen nicht ideal, nur spätestens Ende 2024 werden wir sehen, dass dieser Zustand behoben ist.
Die Kosten für Einfuhr (Import) beträgt 95,5 Euro/MWh und 101,1 Euro/MWh für die Ausfuhr (Export).
Auch 2023 ist es weiterhin ein Märchen, dass Deutschland den gesamten Strom billig verscherbelt und teuer einkauft.
Was korrekt ist, dass es mit 301 mehr Minusstunden als vorher gibt.
Ebenfalls ist korrekt, dass es einzelne Tage gibt, bei denen die Strompreise gewaltig ins Minus gehen.
Dennoch sind Berichte, dass z. B. am 02.07.2023 Deutschland andere Länder gewaltig bezahlen musste, um den Strom loszuwerden ein wenig bizarr, da an diesen Tag u. A. Dänemark und Niederlande mit noch absurderen Preisen auftraten.
Wie man am Link sehen kann, war auch der Lieblingsnachbar Frankreich zu der Zeit (minimal) im Minus, wie auch Schweiz, Österreich, Belgien und wie vorher gesagt, Dänemark und Niederlande.
Diese Werte sollte Deutschland selbstredend gelöst bekommen, also den Strom im eigenen Land in Akkuspeichern oder z. B. für die eigene Wasserstoffproduktion aufwenden.
Zusätzlich hat Habecks Ministerium im EEG 2023 die Regelung für die Verringerung der Vergütung so angepasst, dass ab 2024 und 2025 keine Vergütung mehr auftritt, falls die Spotmarktpreise drei Stunden lang im Minus sind.
Ab 2027 wäre die Spitze erreicht und jede Minusstunde würde keine Vergütung mehr erhalten.
Mit dieser Änderung schafft man weitere Anreize für Projekte von Wind- und PV-Parks, diese Parks mit größeren Akkuspeichern zu versehen, die sehr günstigeren Strom einspeichern, um diesen zu späteren Zeiten mit höheren Preisen zu verkaufen.
Der jährliche Zubau von Photovoltaik kann sich sehen lassen.
Mit dem Zubau im Jahr 2023, der sogar höher als das Ziel für 2024 ist, kann man sich wirklich nicht beschweren.
Man kann die Daumen drücken, dass der Zubau diese Geschwindigkeit beibehält und mit entsprechenden zusätzlichen Entbürokratisierungsgesetzen weiter beschleunigt wird. Wäre für Deutschland ein großer Mehrwert.
Gut, sieht man recht deutlich, dass bei Windkraft das Bild nicht so gut aussieht wie bei Photovoltaik.
Natürlich ist es dennoch mehr als im Jahr 2022, nur das ist keine Kunst und auch nicht die Menge, die man für die Energiewende benötigt.
Einige der Entbürokratisierungsgesetze greifen erst ab 1.1.2024, also sollte man ab diesem Jahr auch einiges an Mehrzubau sehen. Das wird sich bis Ende des Jahres zeigen.
Kapitel 2: Aber was ist mit Land X?
Was ist mit China?
Sobald es um die Energiewende geht, gibt es in Diskussionen zwangsläufig eine Form dieser Aussage:
“Aber Deutschlands CO2-Emissionen sind doch irrelevant, ohne Länder wie China oder USA bringt alles, was Deutschland macht nichts?!”
Ja. Grundsätzlich ist das keine falsche Aussage.
Allerdings suggeriert die Aussage, dass Deutschland nicht immens von regenerativen Energien profitiert und andere Länder nichts machen würden.
Photovoltaik und Windkraft gehören zu den günstigsten Stromerzeugungsquellen, die man weltweit auftreiben kann.
VALCOE berücksichtigt auch den Kapazitätsfaktor/die Volllaststunden der Erzeugungsquellen in USD/MWh, was insbesondere für PV + Windkraft sehr wichtig ist.
Capital costs/CAPEX steht für die Investitionskosten in USD/kW, also wie viel (einmalig) zum Kaufen der Grundstücke, Gebäude und Equipment investiert werden muss.
Capacity factor steht für den Kapazitätsfaktor bzw. die Volllaststunden in Prozent, folglich wie viele Stunden im Jahr diese Geräte ihre “maximale” Leistung erbringen können.
Fuel, CO2, O&M/OPEX steht für die Betriebskosten der Anlagen in USD/MWh.
Logischerweise sollte man das auch bei den Kapazitätszubauzahlen global sehen.
Voilà:
Diese Diskussion bezüglich der Energiewende ist sehr eigenartig, sofern man sich ernsthaft pragmatisch und inhaltlich mit dem Thema beschäftigt.
Schaut euch die Bilder einfach an, der globale Zubau geht eindeutig in eine Richtung und auch wenn man den Kapazitätsfaktor von Photovoltaik und Windkraft beachtet, ist es eindeutig.
473 GWp an regenerativen Energien vs. 5,5 GWp in Kernkraft für das Jahr 2023.
Ernsthaft, wie deutlich muss der Abstand noch werden?
Insbesondere in China fließen absurde Menge an Geld in saubere Energien - 2023 waren es ganze 676 Milliarden Dollar.
Tatsächlich muss man sagen, dass die Erzeugungskapazitäten in China auf einem völlig anderen Level sind.
Sei es, dass China 2023 mehr Photovoltaik-Kapazität zugebaut hat als jedes andere Land überhaupt insgesamt hat.
Ja, es ist korrekt, dass China auch Kohlekraft zubaut, nur wie bereits im Wasserkraftkapitel erklärt, wird das vom Zubau von regenerativen Energien verdrängt.
Zusätzlich zu den Erzeugungskapazitäten dominiert China bei der Frage der E-Auto-Verkaufszahlen.
China verfügt über den größten Automobilmarkt weltweit und ist bei der E-Mobilität die führende Kraft, sofern man China mit Europa oder USA vergleicht.
Sieht man auch beim Verband der Automobilindustrie (VDA) eindeutig.
Als Vergleich seht ihr jetzt die deutschen PKW-Zulassungszahlen:
Deutschland muss dringend aufholen bei E-Auto-Zulassungszahlen.
Aus meiner Sicht müssen E-Autos ca. 20-30% nach Automobilkategorie günstiger werden, damit es zum Selbstläufer wird.
Mit kommenden Fahrzeugen wie dem Citroën ë-C3 oder Renault R5, die endlich die Einstiegspreise von 25.000 Euro bzw. darunter erreichen.
Wichtiger Schritt, dass die Preise fallen, damit außerhalb von China E-Autos einen größten Marktanteil erreichen.
2023 waren folgende Firmen die Top 10 für E-Auto-Akkus:
Konkret hat China auch bei der E-Mobilität-Fertigung einen immensen Vorsprung.
CATL hat 18.000 Mitarbeiter angestellt, die ausschließlich für die Forschung und Entwicklung neuerer Akkus zuständig sind.
Sowas führt dann zu Akkus wie der Shenxing Plus, die mutmaßlich über 1000 Kilometer Reichweite erreichen und an schnellen Ladesäulen 600 KM in 10 Minuten nachladen.
Neben E-Auto-Akkus sieht das bei generelleren Akkuspeicherfertigungen nicht anders aus:
Ja, das lest ihr völlig richtig.
Sofern diese Ausbaupläne umgesetzt werden, würde die weltweite jährliche Produktion an Akkuspeichern (7,9 TWh) entschieden die Nachfrage (1,6 TWh) übersteigen.
Im Bloomberg-Artikel wird ausgeführt, dass selbstredend nicht alle diese Projekte umgesetzt werden, da logischerweise die meisten Firmen diese Situation ebenfalls einschätzen können.
Hinzukommend entstehen in Ländern wie Deutschland, USA und selbstverständlich auch China zusätzliche Kapazitäten für Natrium-Ion-Akkus.
Natrium-Ion-Akkus sind insofern interessant, weil Natrium als Ressource nahezu überall auf der Welt verfügbar ist.
Tatsächlich besteht die Erdkruste zu 2,36% aus Natrium.
Damit man ein Bild vor Augen hat, was das für die Materialförderung bedeutet:
Eisenerz (5,63% der Erdkruste) ist die Ressource unter den Metallen, die weltweit am meisten gefördert wird mit einem gewaltigen Abstand, seht selbst:
Lithium findet ihr sehr weit unten in dieser Übersicht und mit der Perspektive der Vorkommen bei Eisenerz könnt ihr euch vorstellen, warum sehr viele Länder Natrium-Ion-Akkuspeicher im Blick haben.
Nach dem Fraunhofer Institut FFB können Natrium-Ion-Akkus vollständig, ohne Abhängigkeiten aus dem Ausland, in Europa gefertigt werden.
Statt Kupfer Aluminium verwenden zu können oder Preußisch Blau als Aktivmaterial in der Kathode zu verwerten, führt zu einer immensen Kosteneinsparung.
China spielt auch bei diesem Thema eine große Rolle und investiert viel Geld.
Bis 2030 wird Natrium-Ion eine signifikante Rolle annehmen, allein aus wirtschaftlichen Gründen.
Abschließend muss man deutlich sagen, dass insbesondere “Aber China?!” als Argument komplett bescheuert ist, wenn man sich die Fakten anschaut.
China baut in einer Geschwindigkeit regenerative Energien in jeder Form zu, was auch völlig Sinn ergibt, denn die geringeren Abhängigkeiten aus dem Ausland sind auch für ein energiehungriges Land selbstverständlich ein wichtiger Aspekt.
Klar, günstiges Gas aus Russland ist praktisch, noch günstigere regenerative Energien sind noch praktischer - Zeigt sich auch an den Milliardeninvestitionen.
Europa und insbesondere Deutschland muss dringend das Tempo beim Aufbauen eigener Produktions- und Forschungskapazitäten anziehen, damit man bei der Energiewende nicht von anderen Nationen vollständig abgehängt wird.
Natrium bietet eine Gelegenheit, das Ruder rechtzeitig rumzureißen.
Es lohnt sich.
Was ist mit den USA?
Als wirtschaftlich stärkste Nation des Planeten spielen die Vereinigten Staaten von Amerika eine signifikante Rolle, was die CO2-Emissionen und wirtschaftliche Entwicklungen im Bereich der Energieindustrie betrifft.
In dieser Quellenliste habe ich bereits im Was ist mit China? oder Ist Deutschland bei Energiethemen ein Geisterfahrer? Artikel aufgegriffen, dass in der Welt allgemein beachtlich viel Geld in regenerative Energien gesteckt wird.
Betrifft das auch die USA?
Schauen wir uns die Fakten an.
Vorab: Die EIA (Energy Information Administration) veröffentlicht eine Statistik zu geplanten Stromerzeugungskapazitäten, welche ihr hier findet.
Eine Erklärung:
Wir suchen nach Planned Net Change, was den Nettozubau (Zubau - Rückbau) an Kapazität die nächsten 12 Monate zeigen soll basierend an Berichten an die EIA.
Konkret beträgt der Zubau der Stromerzeugungskapazitäten (ich zähle ab 400 MWp) diese 12 Monate:
Windkraft auf Land - 5,49 GWp
Windkraft auf See - 0,93 GWp
Photovoltaik - 34,46 GWp
Akkuspeicher - 16,67 GWp
Gas - 0,45 GWp
Kohle - -2.86 GWp
Erdöl - -0,52 GWp
Also tatsächlich regenerative Energien dominieren mit absurden hohen Abstand.
Wir reden von 57,55 GWp regenerative Energien und (-2,93 GW) Zubau (Rückbau) in den USA.
Sofern es um Kernkraft geht, ging Vogtle-4 am 6. März nach knapp 10,5 Jahren ans Netz.
Ein weiteres großes Kernkraftprojekt für USA ist aktuell (Stand 22.08.2024) nicht im Bau.
Nun weiter zu den generellen Stromerzeugungstrends in den USA:
Zu Beginn kann man festhalten, dass auch in den USA regenerative Energien wachsen.
Kohleverstromung stürzt rasant ab, während die Gasverstromung wächst.
Kernkraft stagniert seit 20 Jahren, da Neubauprojekte gerne mal 10 oder 11 Jahre Bauzeit benötigen und die Alternativen aus Wind- und PV-Strom deutlich günstiger sind.
Selbst wenn wir uns die Hochburg der Republikaner, Texas, anschauen, sieht man diesen Trend eindeutig.
Texas, ausgerechnet Texas zeigt, wie schnell sich ein Strommix verändern kann.
Hier geht es pur um wirtschaftliche Vorteile, weshalb nicht Kernkraft, sondern PV/Solar + Windkraft und begrenzt Strom aus Erdgas dominiert. Kohle und Kernkraft spielen weniger eine Rolle.
2024 wird sich das natürlich nicht ändern, wie schon im Aber China Beitrag angesprochen, fließt eine Menge Geld:
Laut BloombergNEF investiert die USA 303,1 Milliarden Dollar in saubere Energien mit einem Löwenanteil an Investitionen für Stromnetze und Kapazitäten an regenerativen Energien.
Außerdem wirkt der Inflation Reduction Act von 2022 und dieses Gesetz sorgte allein für ca. 250,6 Milliarden Dollar an Investitionen mehreren hunderten Milliarden an Subventionen für den Energiesektor.
Ja, all dieses Geld hat zu Resultaten geführt.
Wenn man sich die geplanten Projekte für das Jahr 2024 anschaut, wird man förmlich erschlagen:
94%. 94% der geplanten Kapazitäten im Stromsektor sind regenerative Energien.
Der Anteil von neugebauter Kernkraft beträgt 2% und da geht es um Vogtle-4.
Natürlich muss man bei den verschiedenen Stromerzeugungsquellen die Volllaststunden berücksichtigen, dennoch zeigen all diese Trends der Energy Information Administration (EIA), wohin die Reise für die USA geht. Eindeutig in Richtung der regenerativen Energien.
Dazu findet man in den USA ein spannendes Beispiel, wie Akkuspeicher als Kurzzeitspeicher funktionieren können, da die USA bereits sehr aggressiv in diese Projekte investiert:
Offensichtlich investiert die USA nicht wenig Geld in Akkuspeicher.
Aus meiner Sicht könnte man sich etwas Gedanken machen, wieso Länder wie China und USA so viele Milliarden in diese Sektoren stecken und ,dass das vielleicht doch wirtschaftlich eine gute Idee ist.
Zur Erklärung, wie das mit Akkuspeichern abläuft, schauen wir nach Kalifornien:
Kalifornien verfügt über die größte Menge an Akkuspeichern und zeigt, dass über den Tag die Akkuspeicher aufgeladen werden, damit abends bis in die Nacht Strom wieder ins Netz eingespeist werden kann.
In anderen Beiträgen dieser Quellenliste habe ich bereits angesprochen, dass die letzten Jahre die Preise für Akkuspeicher von ca. 800 Dollar pro kWh 2013 zu unter 140 Dollar pro kWh 2023 gefallen sind und mit Blick auf Natrium-Ion-Akkus, welche kein Lithium, Nickel oder Kobalt benötigen, werden die Preise weiter fallen.
Zu E-Autos halte ich mich kurz:
Auch die USA hat eine Vorgabe in einigen Bundesstaaten, dass ab 2035 100% der PKW-Erstzulassungen Zero-Emission-Vehicle (ZEV) sein sollen - Damit sind Verkäufe gemeint, nicht der Bestand.
Normalerweise würde ich mir wünschen, dass man das gar nicht erklären müsste, nur selbstverständlich heißt das nicht, dass ab 2035 Leute mit einer Armbrust durch die Straße laufen und mit einem EMP-Pfeil eure Verbrenner zerstören.
Ihr könnt die so lange fahren, wie ihr wollt, da geht es nur um Erstzulassungen wie in der EU.
Entweder E-Autos oder Brennstoffzelle, wobei es in dieser Frage einen eindeutigen Sieger gibt.
Am Ende kann auch die USA Physik nicht überwinden, deshalb läuft es bei dieser Gesetzesvorgabe für die Bundesstaaten Kalifornien, Maryland, Massachusetts, New Jersey, New York, Oregon, Rhode Island, Vermont, Virgina, Washington und der District of Columbia auf 100% - E-Autos hinaus.
Sofern man also besorgt ist, ob Deutschlands Pfad zu regenerativen Energien und E-Autos unsinnig ist, weil die USA nicht mitmacht, kann man beruhigt sein.
Offensichtlich macht die USA nicht nur mit, sondern versucht mit absurd viel Geld ganz vorne mitzuspielen.
Denn regenerative Energien sind günstiger - Das hat man in den USA verstanden.
Deutschland sollte mitziehen und nicht zurückfallen.
Was ist mit Frankreich?
Im Diskurs um die Energiewende sagen Leute gerne sinngemäß:
“Hallo, Frankreich hat viel weniger Emissionen mit Kernkraft?! Wieso macht man das nicht genauso in Deutschland?!”
War dieser Kurs richtig und sollte Deutschland diesen übernehmen?
Ich werde in diesem Beitrag erklären, wieso das in der heutigen Zeit ein Fehler ist bzw. wäre.
Frankreich hat in Energiefragen eine signifikant andere Richtung eingeschlagen als Deutschland mit Fokus auf Kernkraft.
Gigantische Investitionen in Kernkraft durch den Messmer-Plan kurz vor der ersten Ölpreiskrise 1973 zur Überkapazitätskrise 1988 (61% Auslastung der Kernkraftwerke gegen Westdeutschlands 74% zur Zeit, da Frankreich den Mehrstrombedarf massiv falsch eingeschätzt haben) zum aktuellen Status Quo:
Basierend an den CO2-Emissionen ist Frankreich deutlich besser positioniert als Deutschland bei der Stromerzeugung, daran kann man auch als Freund der regenerativen Energien kaum anders argumentieren:
Jetzt kommt allerdings der zentrale und wichtigste Punkt, welcher vor zehn Jahren mich vom ehemaligen Kernkraftunterstützer zum Kernkraftgegner verändert haben: Wirtschaftlichkeit.
Zu Beginn eine Übersicht über die Stromerzeugungsentwicklung in Frankreich:
Selbstverständlich sind die absoluten Mengen drastisch unterschiedlich, nur sieht man recht eindeutig, dass Kernkraft in Frankreich stagniert, während regenerative Energien ausgebaut werden.
Kernkraft ist nach neun Jahren immer noch nicht auf demselben Wert von 2015 zurückgekehrt.
Wie lange soll das eigentlich noch dauern?
Zusätzlich hat der Zubau regenerativer Energien bereits jetzt signifikante Auswirkungen auf den französischen Strommarkt:
Regenerative Energien treiben den Strompreis so weit runter, sodass drei Kernkraftanlagen temporär runtergefahren werden müssen + drei zusätzliche während des Wochenendes.
Zur Erklärung, wieso das problematisch ist:
Logischerweise haben alle Kraftwerke Betriebskosten, welche man als OPEX benennt, die durch den Strommarkt oder den Staat getragen werden.
Nach dem World Energy Outlook 2024 der internationalen Energieagentur betragen die OPEX-Kosten in der europäischen Union 35$ die MWh für Kernkraft.
Jetzt folgt eine Visualisierung, wieso Kernkraft aktuell in der EU so eine schwere Zeit hat.
Kurze Erklärung, was das bedeutet:
Minuspreise bedeutet, dass ein Überangebot an Strom durch zum Beispiel Wind- und Photovoltaikstrom verfügbar ist und nicht verwertet werden kann und dir als Privat- oder Gewerbekunde Geld angeboten wird, um den Strom abzunehmen.
Negative Strompreise sind für die Betreiber und das eigene Land offensichtlich nicht gut, da man diesen Strom besser in Energiespeichern verwerten sollte oder damit ggf. Wasserstoff erzeugen sollte statt ein anderes Land zu bezahlen, dass dieser den Strom abnimmt.
Wie man im Bild des EPEX-Spotmarktes sieht, ist das kein spezifisches Problem von Frankreich oder Deutschland, sondern aktuell eine Schwierigkeit der gesamten europäischen Union und den Mitgliedsstaaten des ENTSO-E außerhalb der EU.
Regenerative Energien haben nach dem World Energy Outlook 2023 signifikant niedrigere Betriebskosten als Kernkraft mit 10$/MWh für Photovoltaik und 15-20$/MWh für Windkraft gegen Kernkraft, benötigen dafür allerdings größere Investitionen in Übertragungsnetz- und Energiespeicherkapazitäten.
Trotz dieser größeren Investitionen ins Stromnetz und Energiespeicherkapazitäten zeigen die Entwicklungen der letzten neun Jahre der Stromerzeugungskapazitäten und Stromerzeugungsmengen nicht, dass Frankreichs Kernkraftkurs weitergetragen wird. Selbst von Frankreich selbst.
Jedes Kernkraftwerk erhält einen Namen, also falls euch Leute erzählen, dass angeblich so viele Kernkraftwerke zugebaut werden, fragt sie einfach nach den Namen der Anlagen.
Denn wenn man sich jedes Kernkraftwerkprojekt der letzten vier Jahre anschaut, rätselt man wirklich, woher dieses Gerede von “Alle setzen auf Kernkraft” kommt.
Am Ende zählen nur konkrete Bauprojekte, nicht großspurige Ankündigungen, von denen nicht wenige eingestellt werden.
Seit Dezember 2007 gab es keinen einzigen Baustart eines Kernkraftwerkes in Frankreich. Fast 17 Jahre ist das her.
Flamanville-3 ist nicht einmal fertig zum Zeitpunkt (Ende Juli 2024) des Beitrages.
Da deutlich mehr Windkraft und Photovoltaik zugebaut wird, wirkt es in der Praxis eher so, als sei regenerative Energien die Zukunft, sogar in Frankreich.
2022 hatte Macron angekündigt, 14 neue Kernkraftreaktoren bauen zu lassen, um einerseits einige der älteren Kernkraftwerke ersetzen zu können und den höheren Strombedarf der elektrifizierten Welt auffangen zu können.
Wollt ihr raten, wie viele dieser Projekte bereits einen Baustart hatten?
Korrekt. 0.
Selbst wenn man annimmt, dass Flamanville-3 ein Ausreißer wäre, zeigen die Fakten eine andere Sprache:
- Vogtle-4 in den USA: 11 Jahre
- Olkiluoto-3 in Finnland: 18 Jahre
- Shin-Hanul-1 in Südkorea: 10 Jahre
- Shidao-Bay-1 in China: 11 Jahre
Bedenkt bei diesen Werten: Das sind nur die Bauzeiten.
Häufig liest man bei Leuten, dass Windenergieanlagen auch gerne fünf Jahre dauern, da dort Genehmigungsdauer oder Zeit seit Ankündigung des Projekts weit vor Baustart als Referenz gewählt wird.
Mit Verweis auf die 2022er Ankündigung von Macron verwende ich bewusst nicht diese Grundlage, da die reine Baudauer von Windenergieanlagen oder Photovoltaik einfach massiv niedriger ist und mit Blick auf Genehmigungen Kernkraftanlagen auch viele Jahre brauchen.
Man denke nur an Sizewell-C in Großbritannien, welche 2015 angekündigt wurde und erst im Mai 2024 die besagte Genehmigung erhalten hat.
Meiner Meinung nach reicht die reine Baudauer als Gegenargument bezüglich Kernkraft absolut aus und das Verwenden von Genehmigungsdauer sorgt nur für unseriöse Vergleiche zwischen Demokratien und Autokratien, die keiner einzigen Person in einer faktenbasierten Diskussion helfen.
Nehmen wir also meine 9-12 Jahre Annahme durch die ganzen Beispiele oben als Maßstab und die Ankündigung von Macron, dass der Baustart der sechs neuen Kernkraftanlagen erst ab Mai 2027 beginnen, können wir also erwarten, dass frühstens 2036-2039 die neuen Kernkraftanlagen fertig sind.
In dieser Quellenliste habe ich wiederholt (z. B. im Aber USA Beitrag) darüber gesprochen, dass Akkuspeicherpreise die letzten 12 Monate stark am Fallen sind und selbst die IEA in ihrem Batteries and Secure Energy Transitions die Situation so beschreibt:
Batterien in Kombination mit Photovoltaik sind auch im Vergleich zu anderen emissionsarmen Stromquellen, die heute kommerziell verfügbar sind, äußerst wettbewerbsfähig.
Die wertbereinigten Stromgestehungskosten von Photovoltaik plus Batteriespeicher sind in den meisten Märkten heute deutlich niedriger als die von Kernenergie, in China wird diese Schwelle jedoch erst um 2025 in der STEPS überschritten.
— Internationale Energieagentur
Dieser Bericht stammt vom April 2024 und ist sehr lesenswert (klickt auf das Bild, der sollte euch zur konkreten Seite und dem besagten Bericht führen) und zeigt genau diese These, die ich vertrete.
Noch schlimmer wird es, wenn man sich die aktuellen Preise für Akkuspeicher in China anschaut:
Mein Gedanke zu diesem Thema ist leicht zu erklären:
Bei der Menge an Geld, die in Akkuspeicherforschung und Kapazitätenaufbau gesteckt wird und zusätzlich durch die fallenden Fertigungskosten durch Effizienzsteigerungen und neue Fertigungsverfahren die Wirtschaftlichkeit jedes Jahr verbessert wird.
Wie soll Kernkraft bis 2036 bis 2039 auch nur ansatzweise eine Chance haben?
Mai 2024 wurde der erste Natrium-Ion Speicher in China ans Netz angeschlossen, welche ebenfalls noch günstiger sind, da Natrium 100-150 Mal häufiger im Erdmantel verfügbar ist und grundsätzlich eine der häufigsten Ressourcen des Planetens ist.
Osteuropa hat aktuell eine Welle an Problemen mit Finanzierungen von Kernkraftanlagen und dieses Schicksal sehe ich persönlich auch für Frankreich kommen.
Mit jedem Jahr wird es schwerer Kernkraftanlagen ohne immense staatlichen Hilfen zu betreiben.
Abschließend eine kleine Zusammenfassung:
War die Entscheidung von Frankreich richtig, vor Jahrzehnten mehr auf Kernkraft zu setzen?
Aus meiner Sicht Ja.
Ergibt das heutzutage Sinn mit Blick auf regenerative Energien diese Route zu heutigen Konditionen zu wiederholen?
Aus meiner Sicht eindeutig Nein.
Ein Messmer Plan würde heute viel zu viel kosten, es würde zu lang dauern und selbst Frankreich als Kernkraftvorzeigeland hat massive Probleme, bereits erreichte Stromerzeugungsmengen vor neun Jahren (!) zu erreichen.
Unabhängig wie man zum Thema Müll aus Kernkraftanlagen oder Sicherheit steht, die Wirtschaftlichkeit ist das unausweichliche Problem von Frankreich.
Selbst Frankreich baut mehr Windkraft und Photovoltaikanlagen zu, also muss sich Deutschland da nicht verstecken.
Kapitel 3: Photovoltaik
Worauf soll ich beim Photovoltaik-Kauf achten?
Photovoltaik ist in aller Munde dank massiv gefallener Preise, sodass sich Photovoltaik-Anlagen an immer mehr Orten lohnen, egal ob als Gartenzaun, als zusätzliche Einnahmequelle für Landwirte oder gar als Abdeckung für Kanäle, um die Verdunstung des Wasser zu verringern.
Selbstverständlich möchte man sich keine schlechten Module besorgen, welche dann frühzeitig kaputt gehen.
Trotz der günstigen Preise bleiben Photovoltaik-Anlagen eine Investition, die sich erst nach einigen Jahren rechnet. Glücklicherweise bei gerne mal 40+ Jahre Lebenszeit kein Problem.
Zuerst empfehle ich ein Solarkataster zu befragen, sofern euer Bundesland oder (im Fall von Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und bizarrerweise Schleswig-Holstein) Gemeinde über so etwas verfügt.
Konkretes Beispiel aus Rheinland-Pfalz:
Hier bekommt ihr grobe Angaben, wie viele m² an Modulen ihr verbauen könntet, wie die nutzbare Einstrahlung aussieht und welche besonders wichtig sind, die maximale Leistung in kWp und der potenzielle Stromertrag pro Jahr in kWh.
Die Links zu euren Bundesländern:
PV-Kataster Thüringen
PV-Kataster Sachsen
PV-Kataster Saarland
PV-Kataster Rheinland-Pfalz
PV-Kataster Nordrhein-Westfalen
PV-Kataster Hessen
PV-Kataster Hamburg
PV-Kataster Bremen
PV-Kataster Brandenburg
PV-Kataster Berlin
PV-Kataster Bayern
PV-Kataster Baden-Württemberg
Für die anderen Bundesländer gibt es keine landesweiten PV-Kataster, dennoch haben viele Städte und manche Gemeinden eigene regionale Lösungen, schaut hier vorbei, vielleicht findet ihr eure Stadt/Landkreis oder hier mit einigen Beispielen für Österreich und die Schweiz.
Jetzt, wo ihr wisst, ob sich die Anlage lohnt und wie viele ihr euch besorgen könnt und wollt, die nächste Frage:
Sollte man sich PV-Anlagen mieten oder kaufen?
Pauschal: Bitte mietet euch keine PV-Anlagen.
Ich bitte euch darum, bitte macht das nicht. Lieber spart euch nach und nach das Geld an.
Dank der ganzen Jahre Erfahrung und dutzender Kostenvoranschläge verschiedener Zuschauer sind Mietkonzepte oder auch Mietkaufkonzepte nahezu immer wirtschaftlich sehr negativ für euch.
Natürlich bedeutet das nicht, dass das in absolut jeder Situation korrekt ist, nur bei den aktuell fallenden Preisen der Module ist das Kaufen eine erstrebenswertere Sache.
Um es stumpf zu sagen, mir ist kein Fall bekannt, bei dem das wirtschaftlich nicht ein Totalschaden ist. Ihr könnt euch teilweise durch das gesparte Geld die doppelte Menge Module besorgen, so schlimm sind diese Konstrukte heutzutage.
Mittlerweile gibt es glücklicherweise auch Erfahrungen und Rechner der Verbraucherzentrale NRW:
Fairerweise ist diese Rechnung noch einmal eine Spur extremer als ich sie in den meisten Kostenvoranschlägen kenne, nur ca. 20-50% Aufpreis wäre auch mein Erfahrungswert für effektiv keinen Vorteil.
Seit 2020 konnte mir kein einziger Anbieter auf direkte Nachfrage ernsthaft erklären, wieso man diesen Aufpreis akzeptieren sollte.
Lasst euch da auch nicht verunsichern durch angeblich steigende Strompreise oder eine viel zu hohe gerechnete Autarkie.
Bezüglich steigender Strompreise halte ich die Angst, mit Blick auf die kommende Smart-Meter und dynamische Stromtarife-Zeit, für völlig hanebüchen.
Wechselt/Überprüft außerdem einmal im Jahr eure Stromanbieter, das gehört zu den einfachsten Dingen, die man in Deutschland machen kann und euch kann da nichts passieren.
Autarkie kann man meiner Erfahrung nach durchschnittlich mit einem Autarkiegrad von ca. 30-40% (ohne Akkuspeicher) und ca. 60-70% (mit Akkuspeicher) rechnen.
Bedenkt allerdings hier, dass es durchaus Abweichungen +-10% geben kann, je nach eurer Dachausrichtung und Verbrauch. Falls euch allerdings von 100% (über das gesamte Jahr) Autarkie und nahezu keinem Netzbezug erzählt wird, dann ist das meist ziemlicher Unfug.
Winterzeit kann man, so schön es wäre, leider nicht mit der eigenen PV-Anlage decken.
100% ist nur mit wenigen sehr teuren Lösungen möglich, wie z. B. einem eigenen Wasserstoffspeichersystem wie PICEA.
Allerdings reden wir bei solchen Lösungen von kaum wirtschaftlichen Anwendungen für den privaten Zweck.
Falls man gerne so wenig Netzbezug wie möglich haben möchte, spricht dagegen nichts. Nur ist das eben absolut nicht wirtschaftlich begründbar bei den hohen Anschaffungskosten.
Nun da geklärt ist, dass Mieten der Anlagen keine gute Idee ist, zur nächsten Frage:
Ist ein Akkuspeicher eine gute Idee?
Bis vor 2023 war diese Frage tatsächlich deutlich komplexer als man meinen würde, wirtschaftlich gab es Studien z. B. von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin.
Zitat: “Batteriespeicher verschlechtern das wirtschaftliche Ergebnis der PV-Anlage. Lediglich in der Kombination eines kleinen Speichers mit einer großen PV-Anlage lässt sich überhaupt eine schwach positive Rendite erzielen.”
Zur Erklärung für diese etwas ungewöhnliche (und auch jetzt veraltete) Aussage:
Kosten pro kWh waren deutlich höher und Lebensdauer der Akkuspeicher waren deutlich niedriger.
Wie bereits hier geklärt wurde, fallen die Akkupreise signifikant schnell die letzten Jahre.
Ähnlich wie die PV-Überproduktionskrise in China entwickelt sich durch das Aufkommen von Natrium-Ion-Akkuspeichern und auch die kommende absurde Überproduktion im Lithium-Bereich sorgt dafür, dass die Preise 2025 bis 2026 stark fallen werden.
Bei Photovoltaik sprechen wir von ca. der dreifachen Menge an Modulen an Angebot, als global überhaupt an Nachfrage vorhanden ist.
Sofern man dieses Bild oben betrachtet, sieht man sehr deutlich, wie sich die Überproduktion bildet.
Selbstredend wird nicht alles an geplanter Kapazität überhaupt starten, nur werden neue Anbieter es unfassbar schwer haben und Preisschlachten ohne Ende erwarten uns.
Meine Priorität und Empfehlung wäre aktuell (14.04.2024):
So viele PV-Module wie möglich aufs Dach hauen (da ein weiterer Preisverfall bei Modulen kurzfristig nicht zu erwarten ist) und sobald das erledigt ist, dann erst zeitlich schauen, welcher Akkuspeicher in Frage kommt.
Welcher Akkuspeicher wäre also eine gute Idee, falls man nicht warten will und jetzt schon ranmöchte?
Da verweise ich gerne auf die Stromspeicher-Inspektion 2024.
Grundsätzlich sind Lithium-Eisenphosphat-Akkus (LiFePO4) immer zu empfehlen.
Längere Lebenszeit (durch Zyklenfestigkeit) und der größere Platzbedarf bei geringerer Energiedichte ist im Gegensatz zu E-Autos kein Problem bei Heimspeichern.
Dazu ist das Brandrisiko bei Lithium-Eisenphosphat niedriger als bei klassischen NMC-Lithium-Ion-Akkus, selbst wenn wir hier von einem Brandrisiko von 0,008% im Jahr 2023 (bis Oktober) sprechen.
Achtet da bitte darauf.
Ob ihr euch einen deutschen Anbieter oder nicht deutschen Anbieter aussucht, ist eine Sache der eigenen Priorität, grundsätzlich sind die Qualitätsunterschiede nicht so dratisch, dass man das spezifisch erwähnen müsste.
Jetzt zur finalen Frage: Worauf muss man bei Photovoltaik-Modulen achten?
Direkt eine Warnung zu Beginn: Falls euch einer Dünnschicht-Module verkaufen will, rennt weg.
Diese Art von Photovoltaik-Module sind seit über zehn Jahre nicht mehr Stand der Technik fürs eigene Dach und werden bizarrerweise trotzdem teilweise von Handwerkern angeboten.
Zusätzlich eine weitere Warnung: Es gibt gerne Angebote für “Indach-Solarmodule”
Nutzt das ggf. für Parküberdachungen oder Carports, nicht für euer Eigenheimdach.
Um es sehr simpel zu formulieren: Ihr bezahlt mehr Geld, da es komplexer zu installieren ist, die Wärmeabführung ist schlechter und habe über die Jahre ab und an von Dichtigkeitsproblemen mit den Dächern gelesen. Der ästhetische Effekt ist sehr begrenzt für diese potenziellen Probleme. Vermeidet das.
Viele Module heutzutage haben einen sehr ähnlichen Standard, da achte ich persönlich auf diese Faktoren:
- Glas-Glas-Modul (nicht Glas-Folie, die zwar günstiger, allerdings auch nicht ganz so langlebig sind. Lieber die Langlebigkeit mitnehmen!)
Degradationsrate von unter 0,35%
- Es müssen schwarze monokristallinen (nicht bläulich schimmernd, das wären Polykristallin) Module sein.
Ja, das sind tatsächlich die einzigen “Must-Haves” aus meiner Sicht.
Natürlich gibt es noch mehr Punkte, die man beachten kann z. B.
- dass die Module im TOPCon-Verfahren statt PERC gefertigt sind.
- Oder auch, dass der Temperaturkoeffizient-Wert niedrig ist.
- Garantie von 25+ Jahren. Leider wie bei allem schwer einzuschätzen, welche Firmen in 25+ Jahren noch bestehen und nicht zugrunde gegangen sind. Daher kein Must-Have.
Allerdings sind das Faktoren, die für mich nicht essenziell oder entscheidend sind.
Während Photovoltaik so im Hype sind, gibt es immer wieder Trittbrettfahrer, die einem billigen Schrott verkaufen, also achtet einfach auf die Must-Haves und ja, Trina, Maxeon, Panasonic und Canadian Solar sind als Marken grundsätzlich okay.
Wenn ihr unbedingt eine europäische Firma unterstützen wollt, 1Komma5 ist ein Start-Up, welche in Deutschland produzieren wollen.
Muss aber trotzdem deutlich sagen, dass es für neue Anbieter wegen der besagten PV-Überproduktion-Krise weiter oben ziemlich schwer für sie sein wird, auf dem Markt zu bestehen. Als Warnung bezüglich Garantie.
Falls weitere Fragen vorhanden sind, stellt diese Frage auf Instagram oder bei Twitch im Chat.
Diese Antwort spezifisch wird über die kommenden Monate Stück für Stück erweitert werden.
Worauf sollte ich beim Balkonkraftwerk-Kauf achten?
Da mittlerweile sogar bei Supermärkten regelmäßig mit Steckersolar bzw. Balkonkraftwerken geworben wird, lohnen sich ein paar Sätze zur Kaufberatung.
Ich werde im Kontext dieser Frage ab jetzt von Steckersolaranlagen sprechen, da das die Bezeichnung aus dem Solarpaket 1 und manchen Förderungen ist.
Grundsätzlich immer daran denken:
Steckersolaranlagen können auch im Garten, an Fassaden bei Häusern ohne Balkon und am Balkon angebracht werden.
Die Geräte sind am Ende sehr flexibel und eure Kreativität ist der einzige limitierende Faktor.
Zusätzlich: Schaut bitte bei euch in der Gemeinde/Stadt oder auch im Bundesland nach, ob Steckersolaranlagen gefördert werden.
Als konkretes Beispiel fördert Schleswig-Holstein Balkonkraft-PV mit 200 Euro.
Auch Berlin hat ein konkretes Förderprogramm für diesen Zweck mit maximal 500 Euro Förderung.
Gerade wenn es um die Frage der Wirtschaftlichkeit geht, können diese 200 Euro oder gar bis zu 500 Euro Förderungen dafür sorgen, dass sich die Anlagen bei euch einige Jahre vorher rechnen werden.
Ein weiterer Aspekt, der bei Steckersolar- wie auch PV-Anlagen gilt, ist die Ausrichtung und Systemmontage:
Idealerweise habt ihr eine südliche Ausrichtung mit einer Neigung von 30 Grad.
Westlich und Östlich ist auch okay, da redet man gerne von ca. 10-20% weniger Ertrag. Das ist kein gewaltiges Problem.
Falls ihr nur eine nördliche Ausrichtung haben solltet, dann lohnt es sich in den meisten Fällen nur sehr eingeschränkt.
Komplett nutzlos ist es nicht, wie oft behauptet wird, nur je nach Neigungswinkel geht schon viel vom jährlichen Ertrag verloren.
Zusätzlich empfehle ich den Stecker-Solar-Simulator der HIW Berlin.
Dieser gibt euch sehr hilfreiche Richtwerte für euer Projekt.
Grundsätzlich in meiner Erfahrung ergeben Akkuspeicher nur in sehr wenigen Fällen wirtschaftlichen Sinn für Balkonkraftanlagen.
Bei Dach-PV ist es absolut erstrebenswert und sinnvoll, mit Akkuspeichern zu planen. Sei es wegen der Nutzung dynamischer Tarife oder auch höherer Autarkie.
Dagegen ist diese Situation bei Steckersolar selten gegeben, da man üblicherweise den Strom selbst verbraucht und große Überschüsse zum Einspeichern eher selten sind.
Geräte, die ich gut finde, sind z. B.
das Yuma Balcony 90° (840+) Bifazial
- Es nutzt einen Hoymiles Wechselrichter.
Diese haben historisch einen guten Ruf und haben keine Schwierigkeiten wie DEYE vor kurzem.
Auch wenn die Probleme bei DEYE behoben wurden, ist es immer eine gute Option, wenn der Händler nicht negativ aufgefallen ist. - Das sind bifaziale Module. Vereinfacht gesagt kann auch Sonnenlicht, welches die Modulrückseite trifft, verwertet werden. Dadurch steigert sich der Ertrag.
Zusätzlich dazu sind das Glas-Glas-Module, welche Glas-Folie-Modulen überlegen sind. Belastbarer, langlebiger und das bessere Produkt. - Yuma bietet 30 Jahre Garantie an und die Module haben eine Degradationsrate (das bedeutet, wie viel Leistung pro Jahr nach dem ersten Jahr die Module verlieren) von 0,4%.
Hier muss man sagen, dass 0,4% Leistungsverlust bei normalen PV-Modulen für das eigene Dach zu schlecht wäre, je niedrigerer, desto besser. Bei Steckersolar ist das in Ordnung.
Zur Erklärung: Eine niedrigere Degradationsrate ist immer erstrebenswert, da nach es durchaus einen großen Unterschied macht, ob ein Modul nach 30 Jahren 93,2% (0,2% pro Jahr + 1% bei Jahr 1) oder 87,4% (0,4% pro Jahr + 1% bei Jahr 1).
dieses Komplettset
- Wechselrichter ist hier auch gut.
- Preis ist schon sehr gut, auch wenn die Leistung und insbesondere Degradationsrate der Module mit der Yumalösung nicht mithalten kann.
Kurzfassung:
Bei Balkonkraftwerken sollte der Wechselrichter stimmen (Hoymiles Geräte haben einen guten Ruf), idealerweise Degradationrate bei 0,4% oder niedriger liegen (oder der Preis ist dafür unschlagbar niedrig.) und Glas-Glas-Module (lest ihr stattdessen Glas-Folie, haltet Abstand.) verwendet werden.
Das wären die Merkmale, auf die ich persönlich achten würde.
Alles über 600 Euro bei aktuellen Preisentwicklungen halte ich für absurd teuer.
Mit Förderungen kann man ggf. Produkte noch unter diese Grenze setzen, nur da der Markt förmlich geflutet wird, sollte man aus meiner Sicht diese Marke für Modul+Wechselrichter nicht überschreiten müssen.
Stand April 2024 kann man sagen, dass die Preise bei Steckersolar fröhlich fallen und man diese Grenze locker unterschreiten sollte, deshalb ist meine alte Grenze von 800 Euro auf 600 Euro gefallen.
Es ist nicht zu erwarten, dass die Preise erneut ansteigen, da die Produktskapazitäten in China und dem Rest der Welt mittlerweile den Markt überfluten.
Die 0% MWsT bzw. Umsatzsteuer für PV-Produkte und Dienstleistungen ist ebenfalls unbefristet, sollte also auch keinen plötzlichen Preisanstieg mehr auslösen.
Muss man in Deutschland Angst vor Hagel haben?
Grundsätzlich eine nicht unlogische Frage, da die Herstellergarantie nicht für Hagel ausgelegt ist und sogar spezifisch ausschließt.
Ihr findet in den Garantiebestimmungen oft Formulierungen wie bei Maxeon:
Maxeon ist nicht verantwortlich oder haftbar gegenüber dem Kunden oder Dritten für Schäden, die sich aus der Nichterfüllung oder Verzögerung der Erfüllung von Verkaufsbedingungen, einschließlich dieser eingeschränkten Garantie, durch höhere Gewalt, Krieg, Unruhen oder Streiks, Feuer, Überschwemmungen, Epidemien oder Pandemien (einschließlich ohne Einschränkung COVID-19) oder andere Ursachen oder Umstände, die außerhalb der angemessenen Kontrolle von Maxeon liegen, ergeben.
— Maxeon
Daher ist die Frage verständlich.
In Europa verkaufte Module verfügen meist über das Zertifikat IEC 61215, was Hagelwiderstandsklasse 2 entspricht.
Teilweise gibt es noch höhere Standards, das findet ihr bei den Modulen in den Datenblättern z. B. bei Maxeon 7 435-445 W Power mit 25 mm bis 23 m/s unter dem Begriff “Schlagfestigkeit.”
Nach einer Studie der IEA-PVPS mit dem Namen “Assessment of PV-Module Failures in the Field” ist das Risiko von Hagel nahezu irrelevant:
Andere Ereignisse wie Blitzschlag, Sturm und Hagel führen nur bei weniger als 10% der Module der Anlage zu einem Stromausfall. Auf weniger als 10 % der Module der Anlage und scheinen weniger als 1 % der Gesamtleistung des Systems zu beeinträchtigen Leistungsabgabe
— IEA-PVPS
Also spielt Hagel keine nennenswerte Rolle selbst mit Verweis auf ganz Europa.
Ein gewisses Risiko gibt es immer, dass im nächsten Jahr, genau das eine Extremwetterereignis die eigene Landschaft erwischt.
Unmittelbar nach einem Hagelsturm schadet es nicht, die Module zu überprüfen und ggf. nach Sprüngen im Glas zu suchen.
Sofern tatsächlich ein sichtbarer Schaden vorhanden ist, sollte man die Solar-Fachbetriebe um Rat bitten.
Dennoch sollte man seriös bleiben und die eigene Situation einschätzen.
Fragt also bei eurem Wohngebäude- oder Hausratversicherer nach, wie viel eine Versicherung kostet und vergleicht das mit Angeboten im Internet. Je nach Summe spricht nichts dagegen, diese Versicherung mitzunehmen.
Nur wie in dieser Quellenliste wiederholt erwähnt, würde ich darauf hinweisen, einmal genau durchzulesen, was in der Versicherung versichert wird.
Aus anekdotischer Erfahrung im familiären Umfeld lieben Versicherungen, im letzten Moment abzuspringen dank der hanebüchensten Begründungen.
Denkt dran, eure PV-Installation bei der Versicherung anzugeben, sonst kann das zu Problemen führen.
Balkonkraftwerke werden seit November 2023 häufig in Hausratsversicherungen von vornherein inkludiert.
Kurzfassung:
Versicherungen können Sinn ergeben, sofern sie nicht zu teuer sind.
Das Risiko von Hagelschäden ist in Deutschland gering.
Hat Deutschland genug Platz für Photovoltaik, um 100% des Strombedarfes abzudecken?
Drei sehr kurze Videos, die euch zeigen, was Agri-PV sein soll und was die Vorteile sind, bevor wir die Frage im Kern beantworten:
Zur Einordnung, laut Fraunhoferinstitut hat Deutschland genug Potential für Agri-Photovoltaik (= Doppelnutzung Landwirtschaftlicher Flächen mit Photovoltaik) 1700 GWp.
Deutschland erzeugte 2023 mit 81,8 GWp Kapazität insgesamt 59,9 TWh Strom.
Wenn man also die 1700 GWp allein als Potential Rechnung vereinfacht hochrechnet, sieht man recht schnell, dass die bisherigen 490 TWh, die Deutschland insgesamt benötigte im Jahr 2022, erreicht werden können.
Damit könnte man also bilanziell die Mengen an Power To Gas (/Wasserstoff), die 108,12 TWh an zusätzlichen Strom für 100% elektrifizierte PKW und auch die zusätzliche Menge an Strom für Wärmepumpen (ca. 150-200 TWh für 100% Wärmepumpen) abdecken.
Leichter gesagt als getan, dennoch ist eine der Kernbotschaften, dass man nicht genug regenerativen Strom erzeugen könnte in Deutschland, offensichtlich Unfug.
Wie viel Potential es laut einer Greenpeace Studie noch zusätzlich gibt
Natürlich gibt es neben Landwirtschaft noch andere Flächen, die schon versiegelt sind und in Frage kommen würden.
Man sollte es sehr schnell sehen können.
Vom Potential hat Deutschland mehr als genug Flächen, um den eigenen Energiebedarf zu decken, falls man das als Ziel setzt und nein, man muss natürlich nicht 10% der Landesfläche vollkleistern mit Photovoltaikanlagen.
Nicht mal ansatzweise.
Wie lange halten Photovoltaikmodule heutzutage?
Beispiel 1: Sunpower Maxeon 6 AC (40 Jahre Garantie)
Beispiel 2: Belinus Knight IBC (35 Jahre Garantie)
Es sind selbstverständlich nur zwei Beispiele. Es gibt häufig Aussagen von Leuten mit etwas veralteten Wissenstand, dass PV-Anlagen nur 20 Jahre halten würden.
Basierend an Beispielen wie hier ist das offensichtlich Nonsens.
Die Sorge, dass die Garantie nur so lang sei, weil die Firmen nach 30 Jahren bankrott gehen, deckt sich glücklicherweise nicht mit der Realität.
Diese Anlage produziert immer noch mit ~80% der Leistung Strom und das mit sehr alter Technik und viel teureren Preisen.
Es ist zu erwarten, dass nicht wenige Photovoltaikanlagen potenziell ihre Besitzer überleben werden.
Falls die Anlagen dann dennoch kaputt gehen, wie siehts aus mit Recycling?
Für das Recycling von PV gibt es seit 2010 ein herstellerübergreifendes System (PV-Cycle), um genau das Problem so problemlos für uns Kunden zu gestalten.
Damit ist es möglich, seine PV-Module kostenfrei zurückzunehmen.
Die EU hat dafür mit der WEEE-Richtlinie eine einheitliche Regel eingeführt, damit das nicht nur in Deutschland so abläuft.
Im Recyclingprozess kann unter anderem Aluminium und Glas von den restlichen Ressourcen getrennt werden.
Dazu gibt es bereits Projekte, die Solarzellen aus 100% recyceltem Silizium herstellen.
Die Forschung kommt gut voran und das Problem des Abfalls ist grade bei Photovoltaik überschaubar. Man darf es natürlich nicht unterschätzen, nur gibt es weder beim Material für die Anlagen, noch bei der Kreiswirtschaft ernste Sorgen.
Das ist gut für die Energiewende.
Gibts einen Mangel an Ressourcen für Photovoltaik?
Grundsätzlich sieht man, dass die Ressourcen, die man für Photovoltaik braucht, überschaubar sind. (CdTe = Dünnschichtmodule | C-Si = Waferbasierende Module vereinfacht ausgedrückt)
Von den Ressourcen ist effektiv Silber ein Problemfaktor, über den man nachdenken muss. Glas, Aluminium,
Polymers und natürlich Polysilizium gibt es in sehr großen Mengen, da braucht man keinerlei Angst zu
haben.
Zu Silber gibt es bereits Projekte, um (allein aus Kostengründen, da Silber 9-23% des Modulpreises ausmacht bei der absurd kleinen Menge) Alternativen zu finden, z. B. hier
Man hört häufiger, dass Ressource X oder Y nahe am Limit läuft und deshalb die Kapazitäten für Photovoltaikanlagen
irgendwann gedrosselt werden durch besagte Flaschenhalse.
Wie man an dieser Visualisierung des IEA Photovoltaic Power Systems Programmes sieht, gehen die jährlichen Zubauten weltweit exponentiell nach oben.
Wie sieht es mit der Brandgefahr bei Photovoltaik aus?
Die Verbraucherzentrale in Schleswig-Holstein hat dazu ein recht deutliches Fazit.
“Laut der umfangreichen Recherche des vom TÜV Rheinland, Fraunhofer ISE und Bundeswirtschaftsministerium geförderten Leitfadens Brandrisiko haben etwa 0,016 Prozent der bis 2013 der in Deutschland verbauten Anlagen tatsächlich einen Brand verursacht”
Also eher weniger.
Da muss man deutlich sagen, wenn bei ca. 1.3 Millionen Anlagen nicht mal 1000 Fälle auftreten, dann ist das Risiko nun wirklich absurd gering.
Es ist vernünftig, sich Gedanken um die eigene Sicherheit zu machen.
Um das Risiko zu minimieren, ist ein Feuerwehrschutzschalter oder Feuerwehrtrennschalter die beste Option.
Dieser ist kostengünstig und hilft der Feuerwehr im Falle eines Brandes enorm.
Wenn man sich Sorgen um Brände bei Akkuspeichern macht, sollte man darauf achten, LFP-Akkus (Lithium-Eisenphosphat-Akkumulator) zu kaufen.
LFP-Akkus haben aufgrund ihrer Zellchemie ein deutlich geringeres Brandrisiko als klassische Lithium-Ionen-Akkus, die häufig NMC-Akkus sind.
Obwohl das Risiko bei NMC/Lithium-Ionen-Akkus im Allgemeinen nicht hoch ist, sind LFP-Akkus in der Regel kostengünstiger und haben eine höhere Lebensdauer mit mehr Ladezyklen.
Aus wirtschaftlicher Sicht sind sie ohnehin empfehlenswert und bieten zusätzliche Sicherheit.
Braucht man mehr Strom zur Produktion von Photovoltaik als sie produzieren?
Nein, der Mythos hält sich nur in wenigen Kreisen, nur die Energy Payback Time (also wann sich das energetisch amortisiert hat) ist super niedrig.
In Deutschland geht man von knapp über einem Jahr aus. Das wird immer weniger mit kommenden Modulen aufgrund von Effizienzsteigerungen. Die Module halten 30-40 Jahre.
Mir ist nicht bekannt, woher dieser absurde Mythos herkommt, denn dieser war schon vor 15 Jahren inhaltlich nicht haltbar.
Wie man auf Seite 34 des Reports sieht, rechnen sich Photovoltaik-Module immer schneller und erreichen Rekordwerte alle paar Jahre. Also kann man diesen Mythos spielend als Unfug abstempeln.
Lohnt sich Photovoltaik nicht nur im Süden?
Für diesen Zweck benötigen wir die Strahlungskarten für Deutschland.
Im Vergleich zu Deutschland weist Australien deutlich höhere Strahlungswerte auf (ca. 50-90% mehr kWh/m² im Jahresdurchschnitt), was effektiv zu einer höheren Leistung pro Quadratmeter führt (ohne Berücksichtigung von Temperaturunterschieden).
In Deutschland ist dieser Unterschied im Norden zum Süden jedoch vernachlässigbar. Auch direkt an der Küste in Norddeutschland ist der Unterschied nur gering (ca. 10-15%).
Damit ihr mal sehen könnt, was für ein Unterschied das global in Wahrheit sein kann. Klickt hier für die phänomenale Übersicht bei Bloomberg.
Denn tatsächlich, je nach Region, ist Photovoltaik nicht nur gut, sondern ein absurd großartiger Deal.
Wie schnell kann Photovoltaik ausgebaut werden (weltweit)?
Hier sieht man, wie die globalen PV-Kapazitäten die nächsten Jahre ausgebaut werden.
Ja, das sieht man richtig. Faktor 15 in fünf Jahren für die globalen Lieferketten bei dem Thema.
Das würde bedeuten, dass auch Länder wie USA oder China deutlich schneller dekarbonisiert werden.
Dieser Situation ist in China bereits der Fall. Diese Prognose ist dort bereits eingetreten und sie treffen ihre Ausbauziele für Wind und Solar fünf Jahre früher
Einer der Gründe, warum ich sehr optimistisch beim Thema Energiewende bin und der Meinung bin, dass die ambitionierten Ziele der Ampel-Regierung erfüllt werden können, wenn sie politisch den Willen zeigen.
In Deutschland, Stand 10.12.2024, befindet sich der Solarausbau bei einem weiterhin beeindruckenden Tempo.
Habeck liefert also weiterhin mit seinem Ministerium genug Anreize, dass mehr Unternehmen wie die Siegfried Jacob Metallwerke sich gigantische Photovoltaik-Dachanlagen auf das Dach hauen können, um sich großteils selbstzuversorgen.
Unabhängig von Sympathie und Meinung sind das klare Erfolgsergebnisse bei Solar, die Deutschland absolut feiern kann. Es geht in die richtige Richtung, trotz aller negativen Nachrichten.
Nur in Kombination mit sehr aktuellen News mache ich mir keine Sorgen bei Photovoltaik.
Auch 2024 kann man ohne jeden Zweifel behaupten, dass die Nachfrage ungebrochen groß ist und kommende Gesetze wie das Solarpaket 1 und 2 sollten einen weiteren Turbo zünden können.
Die Nachfrage ist immens, größer als die Bundesnetzagentur und Ampel-Regierung eingeplant hat.
Glücklicherweise scheint das Bundeswirtschaftsministerium erfolgreich daran zu arbeiten, bürokratische Hinternisse der letzten 16 Jahre abzubauen.
Solar ist eine Erfolgstory. Ganz klar.
Also stellen wir fest, die Nachfrage ist da. Der politische Wille ist da. Die Lieferketten sind da.
Optimismus ist angebracht.
Das ist immens. Dazu gab es auch beim PVPS-Bericht der Internationalen Energie Agentur eine schöne Übersicht der letzten 30 Jahre. Das sind kontinuierliche aggressive Ausbauten der Kapazitäten.
Daran sieht man, dass es absolut machbar ist, da die gesamte Welt den Nutzen und Reiz von regenerativen Energien sieht und die Wirtschaftlichkeit klar belegt ist. Es wird aggressiv ausgebaut, sodass auch Länder wie China und US ihren Teil an der Energiewende beitragen. Spiegelt sich auch in der Leistung im Vergleich US/Europa/China wieder.
Wir werden 2025 und 2030 sehen, wie aggressiv diese Branchen (Photovoltaik wie Windenergie) gewachsen sind. Freue mich schon drauf.
Ist Photovoltaik wirtschaftlich?
Für die, die es an der Börse verkaufen können, absolut. Man sieht es ja deutlich, die Marktpreise übersteigen die Einspeisevergütungen.
Um das genauer zu demonstrieren, paar Beispiele:
Förderfrei bedeutet, dass effektiv 0 Cent / KWh vom Staat als Einspeisevergütung bezuschusst wird und die Projekte sich selbst tragen über Marktpreise.
Ähnlich wie bei Offshore-Windparks finden sich solche Projekte immer häufiger in Deutschland, auch wenn sie weiterhin nicht die Mehrheit ausmachen.
Im Gegensatz zum Kernkraftreaktor Hinkley Point C, welches ursprünglich 14 Milliarden Pfund kosten sollte und jetzt
bei stabilen 40 Milliarden Kosten liegt aufgrund zahlloser Schwierigkeiten, würde ich eher in Solar und Windparks investieren.
Geht schneller, sind weniger komplex und können sehr viel simpler in eine Kreislaufwirtschaft gebracht werden.
Als Privatperson erklärt sich das nach diesem Kapitel von selbst.
Moderne Photovoltaikmodule erhalten teils 30-40 Jahre Leistungsgarantie, haben eine maximal jährliche Degradation (Leistungsverlust recht einfach ausgedrückt) von 0.20 bis 0,4%.
Es wäre ein Wunder, wenn man ein Szenario findet, in welchem sich das, grade bei aktuellen Preisen für sonstige Energie, nicht zwangsläufig rechnen wird.
Da das allerdings sehr stark von Angebot und Nachfrage abhängt und jetzt (Stand: November 2023) die Nachfrage nach Solar absurd durch die Decke geschossen ist, kann ich da keine pauschale Beratung geben, wie lange es dauern sollte.
Das Angebot hat sich seit Oktober 2022 massiv verbessert.
Das bedeutet, ihr könnt teils deutlich günstiger und sehr viel zuverlässiger an PV-Anlagen rankommen und ebenfalls vom massiven Solarhype profitieren.
Aus meiner Sicht gibt es mittlerweile keinen Grund mehr, auf weitere Preisnachlässe zu warten. Auch wenn durch die chinesischen Überkapazitäten die Preise etwas fallen könnten, findet ihr in dieser Antwort.
Ein guter Tipp ist das Video von Andreas Schmitz. Er ist ein guter Ratgeber für Grundlagen meiner Meinung nach. Ich halte es für persönlich sehr gelungen.
Zugefasst: Die Kosten für Photovoltaik sind arg gesunken in den letzten 13 Jahren
Ich freue mich auf die Zukunft der Energiewende.
Kann die Eigentümergemeinschaft/mein Vermieter meine Steckersolaranlage verbieten?
Nein.
In diesem kommenden Entwurf vom Bundesjustizministerium werden Steckersolaranlagen in den Katalog der priviliegerten Maßnahmen aufgenommen.
Das heißt, dass es nicht grundlegend verboten werden darf.
DENNOCH bitte denkt daran, dass durch diese Änderung nur die Frage nach dem “Ob man es darf” beantwortet wurde.
Die Wohneigentümergemeinschaft oder euer Vermieter darf euch trotzdem hinweisen, wie ihr das machen sollt.
Selbstverständlich nur insofern das die Installation nicht unmöglich macht, denn solche Vorgaben sind nicht zulässig.
Kapitel 4: Windenergie
Wie viele Windenergieanlagen können ein Kernkraftwerk ersetzen?
Ein sehr beliebtes Argument gegen Windkraft ist, dass ein Kernkraftwerk 1.250 Windenergieanlagen ersetzen könnte und deshalb ein Kernkraftwerk vom Ressourcenbedarf viel besser wäre.
Als Beispiel für die konkreten Vorwürfe eine visuelle Darstellung der Mittelstands- und Wirtschaftsunion aus 2022:
Fangen wir erst einmal mit den Sachen an, die korrekt sind.
Konkret wurde dieser Beitrag Ende 2022 auf Twitter veröffentlicht, spricht also von den drei Kernkraftwerken Neckarwestheim-2, Isar-2 und Emsland.
Betrachtet man also die Erzeugungsdaten der Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO), sind die 10 TWh Stromerzeugung für Kernkraftanlagen durchaus plausibel.
Bei Isar 2 könnte man sogar bei 11 TWh im Durchschnitt rechnen.
Nun schauen wir uns an, ob wirklich 1250 Windkraftanlagen benötigt werden.
Damit man den Jahresertrag einer variablen Quelle wie Windkraft überhaupt berechnen kann, benötigt man die Volllaststunden eines Landes bzw. der entsprechenden Fläche und die Leistung (bei Windkraft in MWp) der Windenergieanlage.
Beginnen wir mit einer Übersicht der Volllaststunden von Windkraft-Auf-See und Windkraft-Auf-Land:
Da es eine deutliche Differenz zwischen den Volllaststunden im Norden nahe der Küste gibt und Süddeutschland, nutzen wir für die Übersicht die Durchschnittswerte für ganz Deutschland.
Grundsätzlich braucht man im Norden weniger und im Süden mehr Anlagen zum Ausgleichen, sofern man die Stromerzeugung eines Kernkraftwerks ausgleichen will.
Zusätzlich wird es noch komplizierter, da die Gesamthöhe der einzelnen Anlagen einen signifikanten Unterschied auf die Anzahl der Volllaststunden hat.
Kleine Übersicht dazu, wieso besonders die Gesamthöhe so relevant ist:
Im ersten Bild des Berichtes zum Abbau von Hemmnissen beim Repowering von Windenergieanlagen des Umweltbundesamt sieht man, dass immer größere Windkraftanlagen gebaut werden und kleinere Varianten kaum noch eine Rolle spielen.
Je höher die Windkraftanlage gebaut wird, desto gleichmäßiger und schneller werden die Windgeschwindigkeiten.
Wenn sich die Windgeschwindigkeit verdoppelt, steigt der Ertrag einer Windenergieanlage um das Achtfache. (!)
Warum erkläre ich euch das?
Kurzgesagt: Rechnungen im Bild der Mittelstands- und Wirtschaftsunion arbeiten häufig mit alten Anlagentypen, die relativ niedrig gebaut wurden.
8 GWh findet man bei eher bei 3,6 MWp Anlagen.
Mittlerweile gibt es 7,2 MWp
StromertragWind = Leistung x Kapazitätsfaktor x Stunden pro Jahr
StromertragWind = 7,2 MWp x 0,195 x 8670 Stunden = 12,17 GWh pro Jahr.
Bei 10 TWh pro Kernkraftwerk und 12,17 GWh pro Windenergieanlage braucht man 899 Windenergieanlagen, um ein Kernkraftwerk zu ersetzen.
Durchaus eine deutlich kleinere Zahl als die Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) verbreiten wollte.
Insbesondere, da meine Rechnung sogar noch sehr pessimistisch ist.
Je nach Standort ändert sich die Diskussion sehr schnell:
Nach diesen Volllaststunden brauchst du bei 2500 Volllaststunden (also 0,25 Kapazitätsfaktor) und 15,77 GWh Jahresertrag nur 634 Windenergieanlagen und beim Extremfall der 3200 Volllaststunden und 19,98 GWh nur 500 Windenergieanlagen.
Zusätzlich wie es oben ausgeführt wurde, dürften die Volllaststunden bei der steigenden Höhe noch weiter steigen.
Repowering, das Ersetzen von 25 Jahre alten Windenergieanlagen durch neuere leistungsstärkere Anlagen zeigt eben genau diesen Faktor:
Konkret wird in diesem Beispiel des Windpark Elster 50 Windenergieanlagen (0,6 MWp) durch 18 (6,6 MWp) ersetzt.
Verglichen zum Zustand vorher hat man nur etwas mehr als ein Drittel der Anlagen, 30% weniger Gesamtfläche des Parks und dennoch sieben Mal mehr erzeugten Strom.
Natürlich hängt das auch mit der deutlich höheren Gesamthöhe der neueren Anlagen zusammen, wie weiter oben mit dem Bild erklärt.
Die Volllaststunden des Parks müssten mutmaßlich bei 2.247 Stunden liegen erwartetem Ertrag von 267 GWh mit 118,8 MWp Leistung.
Am Ende ist Deutschland noch lange nicht mit Windkraftanlagen, denn in Brandenburg entstehen bereits Tests zu Windenergieanlagen der nächsten Generation mit einer Gesamthöhe von 365 Meter.
Aktuell wird natürlich erst experimentiert, wie gut das funktioniert, da solche Höhen natürlich auch eine immense Belastung für Material und Technik darstellt, nur spekuliert man bei dieser Höhe durchaus von Jahreserträgen von 30 GWh.
Sofern das jemals Realität ist, braucht man nur noch 333 Windenergieanlagen für ein Kernkraftwerk wie Emsland. Nicht mehr 899 oder gar diese absurde 1250 Zahl der ewiggestrigen Union.
Zusammengefasst:
Häufig werden im politischen Diskurs und auf Social Media alte Zahlen verwendet, um das eigene Argument zu stützen.
In dieser Quellenliste versuche ich regelmäßig darauf aufmerksam zu machen, dass Quellen von vor zwei Jahren im Energiesektor meist stark veraltet sein können.
Wie viele Windenergieanlagen braucht man also für ein Kernkraft?
Im Durchschnitt der neueren Anlagen 899 Windenergieanlagen, sofern die meisten in Norddeutschland sind sogar noch 634 Windenergieanlagen.
Mit kommenden Windenergieanlagen, welche aktuell untersucht werden, könnten es in der Zukunft nur noch 333 sein.
Wie groß ist der Flächenbedarf von Windkraft wirklich?
Häufig liest man über den Flächenverbrauch von Windkraft- und Photovoltaikanlagen.
Aus meiner Sicht ist es wichtig, dass man darstellt, wieviel Platz von Deutschland für welchen Zweck verbraucht wird.
Zusätzlich kann man gut zeigen, dass der Platzverbrauch von Windenergieanlagen nicht ansatzweise so groß ist, wie es häufig beschrieben wird.
Abgesehen davon, dass bei insgesamt 28.611 Windenergieanlagen in ganz Deutschland (Stand 30.06.2024) viele Menschen selbst einen Windpark in der Nähe haben sollten und dadurch den Flächenverbrauch besser einschätzen könnten, wäre das für die Transparenz nicht schlecht.
Fangen wir mit den Angaben für die Flächennutzung in Deutschland an:
Zur Einordnung: 357.595 km² (Quadratkilometer) sind 35.759.500 ha (Hektar)
50,4% Landwirtschaftsfläche
29,9% Windfläche
14,5% Fläche für Siedlung und Verkehr
2,9% Sonstige Flächen einschließlich Abbauland, Unland und Gehölz
2,3% Wasserfläche
Oder in einer anderen sehr visuell verständlicheren Version durch Christian Victor:
Fußballfelder gibt es ca. 65.000, die pro Feld 0,71 ha benötigen. Also 46.150 ha.
Weihnachtsbaum Flächenbedarf wird mit ca. 30.000-50.000 ha geschätzt, im Bild mit 30.000 ha bestimmt.
Golfplätze benötigen ca. 48.000 ha Platz in Deutschland.
Windenergieanlagen benötigen ca. 0,4 ha oder 0,004 km² an Exklusivfläche (also die, die tatsächlich versiegelt wird, das wird später noch wichtig)
Für das Bild wird mit 37.000 Anlagen mit 3 MWp gerechnet, das ist aus meiner Sicht etwas zu gering für die Anlagen, nur grob passt es.
Wir reden von 14.800 ha Flächenbedarf.
Das ist alles.
Dieses Bild, selbst wenn es teilweise Näherungswerte aus der GENESIS-Datenbank sind, hilft beim Verständnis, von was für Größenordnungen wir reden.
Windenergieanlagen oder auch Photovoltaikanlagen benötigen eine absurd geringere Fläche in der Realität.
Photovoltaik Platzbedarf ist ohnehin völlig absurd, da diese sehr simpel doppelt verwendet werden können für Agri-PV mit Landwirtschaft oder auf gigantischen Gewerbe/Industriedächern.
Spezifisch für Windkraft ist der reale Platzbedarf sogar noch signifikant niedriger als er im Bild gezeigt wird.
Nun reden wir über den Platzbedarf der einzelnen Windenergieanlagen:
Konkret braucht man:
- 0,05 ha für das Anlagenfundament
- 0,15 ha für die Kranstellfläche
- 0,10 ha für den Sockel der Anlage
Abseits davon braucht man Zufahrtsstraßen, welche natürlich dauerhaft frei sein müssen mit einer groben Breite von fünf Metern.
Zusätzlich muss man zu diesem Flächenthema auch erneut klarstellen, dass die Diskussion wenig Sinn ergibt mit Blick auf Biomasse, wie das Thünen-Institut in Braunschweig für das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft erfasst hat.
Pro Hektar an landwirtschaftlicher Verlustfläche geht es darum, dass man mit Windkraft im Vergleich zur Biomasse 720-mal (!) mehr Strom erzeugen kann.
Dabei wurden bereits Speicherverluste zur Lastenglättung berücksichtigt.
Photovoltaik kann immerhin 28-mal mehr Strom erzeugen als Biomasse.
Daher ist diese Diskussion leicht zu beenden, da erstens ein Großteil der 2% für Windenergieanlagen gar nicht versiegelt sind und ein signifikanter Teil erneut aufgeforstet wird und zweitens Deutschland absolut kein Flächenproblem hat, wenn man das mit anderer Nutzung vergleicht.
Zusätzlich lohnt es sich aus meiner Sicht wichtig zu betonen, dass Repowering (Kurzgesagt: Eine alte Windenergieanlage wird durch eine neue leistungsfähigere ersetzt) einen Großteil des Platzproblems lösen kann.
Beim Windpark Elster werden 50 Windenergieanlagen mit 0,6 MWp Leistung jeweils durch 16 Anlagen mit 6,6 MWp pro Anlage (!) Leistung ersetzt.
Trotz der weit geringeren Anzahl der Windenergieanlagen wird sechs Mal mehr Strom erzeugt.
Logischerweise verringert sich dann auch signifikant der Platzbedarf und auch die Rechnung, wieviel mehr Strom durch Windenergieanlagen pro Hektar erzeugt wird, ändert sich drastisch.
Also falls euch Leute erzählen wollen, dass diese 2% die Landschaft komplett verspargeln, könnt ihr mit diesen Flächenvergleich belegen, dass das völliger Unsinn ist.
Selbst mit dem 2030 Ziel für Windenergieanlagen.
Gibt es ein Materialabrieb Problem bei Windkraft?
Nachdem viele der anderen Mythen bezüglich Windkraft widerlegt wurden, gibt es die letzten Jahre immer häufiger den Punkt des Materialabriebes.
Konkrete Behauptung ist:
Oder grober gehalten:
Durch Wind und Regen erodieren Windkraftanlagen/Windenergieanlagen und problematische Stoffe (PFAS, Mikroplastik, Epoxidharz etc.) und vergiften die Umwelt.
— Windkraftgegner zum Materialabrieb
Stimmt das? Oder ist das genauso irreführend wie die Geschichte um Schwefelhexafluorid (SF6)?
Schauen wir uns die Fakten an:
Bei den Quellen von Mikroplastik in Ozeanen ist der Anteil so gering, dass er nicht einmal als 0,X % ausgewiesen werden kann.
In der Windkraftindustrie ist Erosion ein bekanntes Thema, da Schäden an den Flügel nach kurzer Zeit zu 3%-5% Ertragsverlust führen kann und sofern nicht behandelt dank Praxiserfahrungen **auf bis zu **50% Ertragsverluste** ** ansteigen kann nach 13 Jahren.
Nehmen wir willkürlich an, dass eine moderne Anlage (7,2 MWp) 18-25 GWh Strom pro Jahr erzeugen kann, reden wir bei 18 GWh und 4 Ct/kWh Einspeisevergütung bei 2% von 14.400 Euro und bei 50% von 360.000 Euro.
Daraus folgt, dass die Betreiber einen immensen wirtschaftlichen Anreiz pro Windenergieanlage haben, diese ausreichend zu warten, da erodierte Flügelblätter nur noch 1/3 Leistung bieten.
Nachdem jetzt klargestellt wurde, dass diese hohen Werte gar nicht auftreten, da allein aus wirtschaftlichem Interesse die meisten Betreiber regelmäßige Wartung betreiben.
Zurück zur Menge an Mikroplastik:
Ein Beispiel der ganzen Social Media Posts scheint auf eine Story in Finnland zurückzuführen.
Da ging es um darum, dass die Rotoren Blätter nach 10 Jahren Betrieb einer Anlage in Vasa 2 Tonnen weniger wiegen würde.
Unabhängig davon, dass … Windenergieanlagen in keinem Land des Planeten mitten im Betrieb gewogen werden führt Finnland außerdem Buch darüber, welche Windenergieanlagen der letzten 33 Jahre (die erste wurde in Korsnäs, Vaasa 1991 ans Netz angeschlossen und 2017 abgebaut) auf- und abgebaut wurde.
Es gab erst 2012 eine Windenergieanlage in genau der Region. Diese wurde selbstverständlich auch nie offline genommen, um sie zu wiegen, da dieses Konzept gar nicht existiert für reguläre kommerzielle Anlagen.
Dazu gibt es aus Norwegen mehr konkrete Angaben und Schätzungen bezüglich der Mikroplastikbelastung.
Die Schätzung betrifft dort 200 GRAMM je Windenergieanlage.
Wenn wir jetzt die 1400 Windenergieanlagen in Norwegen als Referenz nehmen bedeutet das für Norwegen eine Belastung von 280 kg.
Für 1400 Windenergieanlagen.
Hier visuell im Vergleich mit anderen Quellen:
Für Deutschland gibt es eine Kurzinformation der wissenschaftlichen Dienste des Bundestages zum Thema
Diese nutzen eine Fraunhofer Studie von 2018 als Referenz mit jährlichen Abriebwerten von Reifen mit 102.090 Tonnen pro Jahr und Schuhsohlen mit 9.047 Tonnen pro Jahr, während bei allen 31.000 Windenergieanlagen (2019 - Im ersten Halbjahr 2024 gab es nur noch 28.611 Windenergieanlagen) die gesamte Beschichtung erodiert vorgefunden werden muss für 1.395 Tonne Abrieb im Jahr.
Zur Erinnerung:
Wie weiter oben erklärt, würde das niemals passieren, da diese Rotorblätter nur noch 1/3 der Leistung liefern könnten und das wirtschaftlich niemals toleriert wird vom Betreiber.
Der reale Wert wäre also signifikant niedriger.
Ein Gegenargument, was du vielleicht im Kopf hast:
Ja, es gibt auch weit mehr Reifen auf den Straßen und weit mehr Schuhsohlen, die wir tragen als Windkraftanlagen. Wenn Deutschland mehr zubaut, dann gibt es auch mehr Windkraftanlagen.
Grundsätzlich keine falsche Annahme, nur wie ich in diesem Beitrag über 100% Windenergie erklärt habe, gibt es gar keine Notwendigkeit für eine absolute Zunahme der Windenergieanlagen über die nächsten Jahre.
50 Windenergieanlagen, wie im Windpark Elster mit 0,6 MWp können durch 16 Stück mit 6,6 MWp ersetzt werden und trotz deutlich geringerer absoluter Zahl erzeugen diese Anlagen sechs Mal so viel Strom dank der größeren Anlagen und der gleichmäßigeren und schnelleren Windgeschwindigkeiten, je höher die Anlagen gebaut werden.
Daher ist die Annahme, dass automatisch mehr Anlagen gebaut werden für Windkraft nicht zwangsläufig der Fall, da Repowering zu gewaltig mehr Stromerzeugung aus Windkraft führen kann.
Moderne Anlagen erzeugen deutlich mehr Strom pro Anlage und der wirtschaftliche Schaden bei fehlender Wartung wäre höher, daher gibt es aus meiner Sicht wenig Gründe anzunehmen, dass das ausgelassen wird.
Also zu Mikroplastik können wir zusammenfassen:
Es gibt eine Belastung durch Materialabrieb, diese würde pro Anlagen stark ansteigen, falls man sie nicht durch Wartung beheben würde.
Da diese allerdings zu immensen wirtschaftlichen Schäden bei den Betreibern führen, sind die realen Belastungen im Gramm bis unteren Kilogrammbereich für einzelne Windenergieanlagen und nahezu unwahrnehmbar gegenüber allen anderen Quellen.
Bei den Verhältnissen in Deutschland oder Norwegen als Referenz wirkt es auf mich nach einem ähnlichen Unsinn wie bei SF6.
Fünkchen Wahrheit, die massiv verzerrt dargestellt wird.
Nun zu Carbonfasern:
Carbonfasern der Windenergieanlagen im normalen Betrieb sind vom Durchmesser gar nicht lungengängig und erreichen überhaupt nicht die Tiefen der Lunge, um krebserregend zu wirken.
Dennoch findet man in Studien zum Thema Arbeitsplatzsicherheit die Angabe, dass im Fall eines Brandes oder beim Abbauprozess durchaus Carbonfaser-Bruchstücke auftreten könnten, die gefährlich sein können.
Wir reden aber davon, dass die Konzentration schon bei 3 Metern Abstand auf 4% der Konzentration abfällt, die man bei 15 Zentimeter Abstand erhält.
Zur Erinnerung: Die durchschnittliche Nabenhöhe einer Windenergieanlage im ersten Halbjahr 2024 beträgt 144 Meter.
Daher ist das erneut ein “die Dosis macht das Gift” - Szenario.
Ein wahrer Kern der Botschaft, dass Carbonfasern in einer bestimmten Situation gefährlich sein kann, im normalen Betrieb und selbst im Extremfall eines Brandes gar nicht auftreten kann.
Schutzmaßnahmen für das Personal sind sehr sinnvoll, für uns Bürger, die die Windenergieanlagen aus vielen Metern Distanz betrachten, ist es irrelevant.
Jetzt zu PFAS:
PFAS oder Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen sind ein ernstes Thema. Wir reden hier mehr als 10.000 verschiedenen Stoffen und werden durch den Menschen seit den 1940er Jahren produziert.
Vorteile davon sind ihre wasser-, fett- und schmutzabweisenden Eigenschaften, weshalb wir das in der Allgemeinheit nahezu überall finden.
Nachteile sind unser fehlendes Wissen über die Wirkung auf Flora und Fauna auf lange Sicht, was bei der Langlebigkeit von kurzkettigen PFAS ein Problem darstellen kann.
Grundsätzlich ist das kein generelles Problem von Windenergieanlagen, da das nichts ist, was durch Abrieb in die Umwelt gerät, wird allerdings bei bestimmten Kabeln oder Turbinen an sich verwendet.
Es gibt neue Gesetze in den USA und der EU, um besagte Verbindungen bzw. Substanzen zu beschränken.
Aufgrund der Vielzahl der PFAS versucht die EU Stück für Stück Alternativen zu finden und aus bestimmten Produkten diese Ewigkeitschemikalien zu entfernen.
Eindeutig nachweisbare Schäden durch Windkraft aufgrund von PFAS konnte ich nicht finden.
Das bedeutet allerdings nicht, dass es die potenziell nicht geben kann, hier zeigt sich der Mangel an Forschung.
Nur würde ich erwarten, dass bei der Menge an Substanzen im Umlauf bei all den Produkten, die wir alltäglich nutzen, dass diese eher einen Einfluss auf uns haben, ähnlich zum Mikroplastik Thema weiter oben.
Daher würde ich das weit unten ansiedeln.
Letzter Punkt dieser Materialabriebsdiskussion: Bisphenol-A:
Ab und zu hört man im Diskurs, dass Epoxidharz gefährlich sei, da dieses giftig ist und durch den Abrieb ebenfalls in die Natur gerät.
Nur ist das irreführend bei Windenergieanlagen.
Grundsätzlich: Flüssiges Epoxidharz ist gefährlich, ja. Gut dokumentiert über die letzten Jahre kann Bisphenol A problematisch sein, da es immer noch einige Epoxidharz beschichteten Dosen gibt.
Diesbezüglich gibt es von der EU ebenfalls einen neuen Entwurf, der das Problem für Lebensmittel verringern soll in den 27 EU-Staaten.
Kernelemente dieser Verordnung: (freundlich ausgeborgt von Özdemirs Ministerium)
Das Verbot soll die absichtliche Verwendung von Bisphenol A bei der Herstellung von Lebensmittelbedarfsgegenständen aus Kunststoffen, Lacken und Beschichtungen, Ionenaustauscherharzen, Gummi, Druckfarben und Klebstoffen umfassen.
Für einzelne Verwendungsbereiche, für die es noch keine geeigneten Alternativen gibt, sollen z. B. längere Übergangsfristen (bis zu 36 Monate) als die allgemeine Frist von 18 Monaten eingeräumt werden, damit eine sachgerechte und vor allem sichere Umstellung der Produktion solcher Lebensmittelkontaktmaterialien erfolgen kann. Das betrifft zum Beispiel Beschichtungen in Metallverpackungen für besonders säurehaltige Lebensmittel, die eine höhere Beständigkeit aufweisen müssen, oder in Produktionsgerätschaften für die Lebensmittelherstellung fest einzubauende Elemente wie Ventile, Sichtfenster oder Messgeräte. Die Übergangsfristen betreffen das erstmalige Inverkehrbringen. Für bereits im Verkehr befindliche Produktionsgegenstände soll ein Bestandsschutz von 10 Jahren gelten.
Für die Verwendung der Substanz Bisphenol-A-diglycidylether (BADGE) zur Herstellung von sehr strapazierfähigen Beschichtungen ist eine Ausnahmereglung enthalten. Die Verwendung ist zulässig, es darf aber kein freies Bisphenol A vorhanden sein, kein Übergang auf Lebensmittel erfolgen und es dürfen keine Reaktionen (z. B. Hydrolyse) stattfinden, die Bisphenol A entstehen lassen.
Polysulfonmembranen, die beispielsweise zur Klärung von Fruchtsäften oder zur Entfernung von Alkohol aus Wein und Bier verwendet werden, sind mangels vorhandener Alternativen und vernachlässigbarer Bisphenol A Freisetzung nicht von dem Verbot erfasst.
Ein Monitoring von Bisphenol A ist für Lebensmittelkontaktmaterialien aus Papier/Pappe (Bisphenol A kann dort als Verunreinigung aus Altpapier vorkommen), in BADGE Beschichtungen und Polysulfonmembranen vorgesehen.Die Verwendung anderer, in Anhang VI der Verordnung über die Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen (CLP-Verordnung (EG) Nr. 1272/2008) als CMR (kanzerogen, mutagen, reproduktionstoxisch) oder endokrine Disruptoren gelisteter Bisphenole und Bisphenolderivate ist nur möglich, wenn diese nach dem in der Verordnung (EG) Nr. 1935/2004 vorgesehenen Verfahren für Lebensmittelkontaktmaterialien risikobewertet und zugelassen sind. Anträge sind innerhalb von neun Monaten nach Anwendbarkeit der Regelung zu stellen.
Kurzfassung: Bisphenol A gibt es in vielen Produkten und ist eine problematische Sache.
Das gilt aber nicht für Windenergieanlagen, da diese feste Epoxidharze verwenden.
Windenergieanlagen benutzen eine nicht giftige Beschichtung von BPA, die eben diese vorher benannten giftigen Eigenschaften des flüssigen Zustandes nicht mehr hat.
Also woher stammt diese Behauptung bezüglich Bisphenol A (BPA)?
Soweit ich beurteilen kann, beziehen sich mehrere Personen auf einen Bericht der Gruppe The Turbine Group (TTG) aus dem Jahr 2021:
In diesem Bericht wird eine Studie von Großbritannien als Referenz genutzt, um diese Werte zu belegen.
Wenn man sich jetzt noch an den Mikroplastik Teil oben erinnert, wirkt es nach Déjà-vu.
Auch hier in diesem Bericht wird angenommen, dass die Windenergieanlagen nie gewartet werden, vollständig abgetragen werden und im schlimmsten Umstand 25 Jahre lang betrieben werden.
Zusätzlich verwenden die meisten Windkraftturbinen-Anbieter mehrere Beschichtungen, sodass selbst ohne Wartungen diese Szenarien unrealistisch sind.
Dazu gab es zusätzlich von den Autoren der besagten Studie aus Großbritannien eine Korrektur und einen Kommentar:
„Wir begrüßen zwar die fortgesetzte Forschung zur Nachhaltigkeit von Windturbinenblättern, können aber die Erosionsprognosen im Bericht „Forurensing fra vindturbinvinger“ nicht unterstützen, der einige Karten aus einer aktuellen Arbeit der University of Strathclyde enthält, die die wichtigen Auswirkungen von Klimavariablen auf die Erosionsraten zeigen. Unsere Forschung simulierte Worst-Case-Szenarien der Erosion der Vorderkante (der Blattspitze) an einem unbeschichteten, zentimetergroßen Blattsegment in einer Laborumgebung. Wir haben festgestellt, dass die Autoren des Berichts die Gesamterosionsraten der Blätter möglicherweise überschätzt haben, da sie nur von einem Erosionsverhalten der Vorderkante ausgegangen sind. Wir freuen uns zwar sehr, dass sie sich für unsere Forschung und unser Papier interessieren, möchten aber klarstellen, dass ihre Berechnungen deutlich nach unten korrigiert werden müssen.“
- Professor Margaret Stack, Tribology group, University of Strathclyde
Abschließend ist also auch diese Thematik völlig realitätsfern und hat mit den Fakten nichts zu tun.
Bisphenol A (BPA) ist in der Tat problematisch, deshalb gibt es in den USA und EU auch entsprechende Gesetze zur Verringerung dieses Stoffes.
Wenn es um Windenergieanlagen geht, spielt es allerdings eine zu vernachlässigende Rolle.
Lasst euch nicht unnötig Angst einjagen, Materialabrieb spielt bei Windkraft kaum eine Rolle, egal, von welcher Ressource wir sprechen.
Wurde in Frankreich Windkraft komplett eingestellt?
Selbstverständlich gibt es nicht nur in Deutschland Desinformationen zu Energiethemen, auch Nachbarländer wie Frankreich geraten ab und zu ins Visier.
Konkret geht es in dieser Story um dieses Thema:
Kurzfassung: Das ist natürlich wieder völliger Unsinn.
In Frankreich gibt es den Staatsrat, der in seiner Form in Deutschland, Österreich und Schweiz nicht existiert. Dessen Aufgaben beinhalten eine beratende Funktion bei Gesetzen, bevor sie dem Parlament vorgelegt werden und gleichzeitig die höchste Instanz in Fragen des Verwaltungsrechts wie das Bundesverwaltungsgericht.
Könnte man als Art Bundesministerium der Justiz + Bundesverwaltungsgericht ansehen.
Besagter Staatsrat hat ein Urteil gefällt:
Fangen wir an:
In Frankreich gibt es, wie in Deutschland, Vorgaben, wie laut eine Windenergieanlage sein sollte.
35 dB(A) wäre der Wert der
Umgebungslautstärke, der nicht um 5 db(A) zwischen 7-22 Uhr und 3 dB(A) zwischen 22-7 Uhr abweichen
soll. Maximalwerte sind 70 dB(A) tagsüber
und
60 dB(A)
während der Nacht.
Nach der Inbetriebnahme von Windenergieanlagen muss innerhalb von 12 Monaten nach Artikel 12 (Sektion 4) die Lautstärke der Anlage überprüft werden.
Problem an dieser rechtlichen Grundlage?
Es wird gar nicht erklärt, wie konkret diese Kontrolle durchgeführt werden soll, nur dass man sicherstellen soll, dass sie effektiv ist. Großartig, sehr nützlich.
Auch Frankreich hat realisiert, dass das potenziell problematisch ist, wenn gar nicht bekannt ist, wie das geregelt ist und dafür eine Richtlinie in Form eines Protokolls präsentiert:
Für den Kontext dieses Beitrages sind die genauen Vorgaben, wie diese Lautstärke wie regelmäßige Zertifizierungen der Mikrofone erfasst werden, nicht relevant. Daher gehe ich auf die Seiten diesmal nicht ein.
Was hat der Staatsrat denn nun gemacht im Urteil?
Kurzgefasst: Es wurde vergessen, die Öffentlichkeit vorher zu befragen zum Protokoll.
In Deutschland ist das ähnlich, dass zu Gesetzen Verbände/Personen/Firmen die Gelegenheit gegeben werden muss, sich dazu in einer Stellungsnahme zu äußern.
Unabhängig davon, ob die besagten Personen Wünsche/Kritik/Wut auslassen möchten, diese Gelegenheit muss gegeben werden.
Genau da ist der Knackpunkt, das wurde ausgelassen.
Die Entscheidungen vom 10. Dezember 2021, 31. März 2022 und 11. Juli 2023, mit denen das Protokoll genehmigt wurde, sind daher als Pläne und Programme anzusehen, die gemäß den in Randnr. 6 genannten Bestimmungen einer Umweltprüfung unterzogen werden müssen. Folglich sind die Klägerinnen berechtigt, geltend zu machen, dass das Fehlen einer solchen Prüfung vor dem Erlass dieser Rechtsakte diese mit einer Unregelmäßigkeit behaftet, die der Öffentlichkeit eine Garantie vorenthalten hat und geeignet war, einen Einfluss auf den Inhalt der angefochtenen Rechtsakte auszuüben.
— Staatsrat
Mehr ist das nicht.
Aus meiner Sicht eine berechtigte Kritik, dass auch bei einem Protokoll, welches so viel Einfluss auf die Genehmigungen nehmen kann, diese Zeit gegeben werden sollte.
Frankreich setzt voraus, dass die Öffentlichkeit mindestens 21 Tage Zeit hat, um sich zu äußern
Woher jetzt einige der Newsseiten hernehmen, dass dieses Urteil rückwirkend Genehmigungen rauszieht, ist mir ein Rätsel.
Immerhin gilt der 2011er Erlass, da dort kein Formfehler vorliegt.
Sagt der Rat auch selbst, dass der gar nicht über andere Klagengründe entscheiden muss:
Aus dem Vorstehenden folgt, dass die angefochtenen Handlungen im Umfang der Anträge in der Klageschrift für nichtig zu erklären sind, ohne dass über die anderen Klagegründe entschieden zu werden braucht.
— Staatsrat
Nichts an diesem Urteil redet von einem Ende der Windkraft in Frankreich, geschweige denn Rückbau.
Panik mit Rückbau oder Rausreißen von bereits gebauten Objekten hatten wir erst vor einer Weile bei der Panikmache mit Wärmepumpen und der F-Gas-Verordnung, welche selbstverständlich nicht rausgerissen werden müssen.
Ironischerweise ist das Protokoll von 2021, welches wiederholt verschärft wurde, strenger als der 2011er Erlass.
Daher hat Frankreich Windkraft nicht eingeschränkt, sondern temporär damit vereinfacht.
Nur dafür müssten die “Medienhäuser” oben mehr als zehn Sekunden lesen, was überhaupt das Thema war und nicht direkt irgendwas übertragen, was sie auf Social Media aufgeschnappt haben.
Fairerweise lässt sich damit nicht so leicht Panik schüren und Leute verunsichern, daher nicht so überraschend, dass das ausgelassen wurde.
Zusätzlich kleiner Hinweis an die Menschen, die davon ausgehen, dass Frankreich weniger Windkraft zubauen würde:
16 GWp an Kapazität ist durchaus eine Ansage.
Also daher ist die Annahme, dass Frankreich sich von Windkraft entfernt, realitätsfern und absoluter Schwachsinn.
Klar, die Pläne sind nicht besonders flott und Deutschlands Pläne sind deutlich aggressiver, nur steigt die Nettostromerzeugung Frankreichs aus regenerativen Energien kontinuierlich an:
Im Gegensatz zu Projekten wie Flamanville-3, welche ärgerlicherweise nach über 16 Jahren Bauzeit immer noch nicht fertig sind, kann man PV- und Windkraft sehr schnell aufbauen.
Ergo erwarte ich, dass Frankreich schnell eine Reform des Protokolls präsentieren wird und sich hoffentlich diesmal an ihren Gesetzgebungsprozess halten wird.
Wie problematisch ist Neodym?
Seltene Erden sind im Energiediskurs häufig ein Thema.
Dennoch wissen viele Menschen nicht, dass Metalle der Seltenen Erden eine bestimmte Gruppe von chemischen Elementen, die zusätzlich nicht einmal selten sind.
Konkret handelt es sich um die Metalle Scandium , Lanthan, Cer, Praseodym, Neodym, Promethium, Samarium, Europium , Yttrium, Gadolinium, Terbium, Dysprosium, Holmium, Erbium, Thulium, Ytterbium, Lutetium.
Nein, Lithium, Nickel oder Kobalt sind keine seltenen Erden, selbst wenn sie wichtige Ressourcen sind, welche für eine Energiewende kaum vermeidbar sind.
Ärgerlicherweise finden sich solche unsauberen Auflistungen auch beim Deutschlandfunk, daher kann ich die Verwirrung in der Bevölkerung nachvollziehen.
Wieso heißen seltene Erden denn dann seltene Erden?
Selbst wenn Metalle wie Neodym häufiger auf der Erde vorkommen als z. B. Blei, wird Neodym in Kombination mit anderen seltenen Erden oder anderen Metallen abgebaut.
Daher stammt der Name, es gibt selten wirtschaftliche Vorkommen, die ausschließlich diese Erze/Metalle vorrätig haben, sondern man findet sie überwiegend als chemische Verbindung mit Bastnäsit und Monazit.
Jetzt eine Übersicht, welche Nationen große (bekannte!) Vorkommen an seltenen Erden hat, darunter Neodym:
Tatsächlich erkennt man deutlich, wieso China (aktuell) den größte Anteil der Förderung von seltenen Erden hat.
Basierend an den (bisher bekannten) Reserven verfügt China über die weltweit größten Vorkommen dieser relevanten Ressourcen.
Immer daran denken, sofern mehr Geld in einen Sektor fließt, wird gleichzeitig mehr Ressourcen in weitere Untersuchungen gesteckt und neue große Reserven gefunden, wie u. A. November 2023 in Schweden in Blötberget oder Januar 2024 in Kasachstan mit gleich 15 separaten Vorkommen.
Die Aussage, dass über 90 % der Ressourcen seltener Erden aus China stammen, ist zwar zehn Jahre korrekt gewesen, allerdings zeigt eine aktuelle Visualisierung, dass auch andere Länder, darunter die USA, Myanmar, Australien und Madagaskar, eine größere Rolle bei der Förderung seltener Erden spielen.
USA insbesondere sieht das mittlerweile als Sache der nationalen Sicherheit an, weshalb deutlich mehr Geld in die Hand genommen wird, dass diese Abhängigkeit von China verringert wird.
Brasilien startet seit Januar 2024 mit der ersten Phase der Förderung von seltenen Erden in Minaçu
Beispiele für die Förderung von Neodym findet ihr z. B. hier bei 60 Minutes Australia.
Am Ende nicht drastisch anders als ein klassischer Tagebau.
Dazu muss ich auch einmal einordnen, was das in absoluter Menge überhaupt bedeutet, wenn wir von seltenen Erden Förderung sprechen, von denen Neodym eine der 17 Stück sind, siehe die folgende Visualisierung:
Ja, das seht ihr richtig. 300.000 Tonnen Förderung bezieht sich auf sämtliche seltenen Erden.
Wichtig zu betonen, auch wenn es für die Neodym Frage eher nebensächlich ist, von was für drastisch unterschiedlichen Dimensionen wir sprechen, sobald es um das Thema Förderung von Metallen/Ressourcen geht.
Dies ist insbesondere relevant, da nahezu jeder Prognosen zufolge die Förderung von Lithium, Kupfer und seltenen Erden im Rahmen der Energiewende in den kommenden Jahren erheblich zunehmen wird.
Wenn euch also eine Person erzählen möchte, man könne unmöglich die Energiewende von den Ressourcen her stemmen, zeigt ihnen diese Visualisierung.
Es ist machbar, selbst mit den aktuell bekannten Reserven.
Recycling zusätzlich kann eine solide Menge des europäischen Neodym-Bedarfes (neben Praseodym und Dysprosium) abdecken, wie in dieser Studie des Joint Research Centre (JRC) schon 2020 festgestellt wurde
Ja, die Studie ist von 2020, dennoch wird durch aktuellere Studien der Nutzen von Recycling von seltenen Erden nicht widerlegt.
Innerhalb der EU gibt es mit SUSMAGPRO eine Übersicht von verschiedenen Forschungsprojekten, die genau dieses Recycling Thematik seit Jahren testet und verschiedene Verfahren auf Wirtschaftlichkeit und Nützlichkeit untersucht, also wie so oft passiert etwas bei dem Thema.
Auch wenn weiterhin viel Arbeit in diesem Bereich nötig ist und selbstverständlich nicht alles gelöst ist.
Wie groß ist der Verbrauch der Neodym bei Windenergieanlagen überhaupt?
Die Recherche nach Daten über Neodymium erweist sich überraschenderweise als deutlich schwieriger als angenommen. Bezüglich seltener Erden als gesamter Block ist das leichter, allerdings ist die Angabe von 17 verschiedenen Rohstoffen kaum aussagekräftig, wenn es darum geht, die Verwendung der Ressource Neodym allein zu erfassen.
Folgende Übersicht für die EU-28 (damals noch mit Großbritannien) zeigt, dass der Bedarf an Neodym für Windkraft in Europa gering ist.
Dies lässt sich auf eine einfache Tatsache zurückführen:
Anbieter wie Enercon verwenden kein Neodym für ihre Windenergieanlagen.
Selbstverständlich gilt das nicht für alle Anbieter, denn z. B. Siemens Gamesa weicht auf andere Anbieter in Australien aus, damit sie nicht so abhängig von China sind, verwenden allerdings trotzdem Neodym.
Auch bei einer anderen Studie mit Blick auf der USA sieht es so aus, als würde Neodym als Ressource eher einen kleineren Teil des globalen Bedarfs abdecken und wie so häufig wird die Problematik auf Windenergieanlagen in den Fokus gesetzt, während es mit Enercon Windenergieanlagen durchaus einen Anbieter gibt, der diese Ressource gar nicht verbaut und der übrige Verbrauch wird konsequent ausgeblendet.
Wie in vielen anderen Fällen gibt es auch bei der Neodym-Förderung Verbesserungspotenzial, um die schädlichen Effekte auf die Umwelt einzudämmen. Dazu ist jedoch der politische Wille und das Interesse der Bevölkerung erforderlich
Unwahrscheinlich, dass dies in China ausreichend geschehen will.
Stattdessen sollte man Projekte außerhalb Chinas fördern und dadurch zuverlässiger entsprechende Sicherheits- und Umweltstandards erfüllen.
Das Drama um Schwefelhexafluorid (SF6-Gas)
Wenn es um Windkraft geht, wird oft gefragt: “Was ist mit SF6 in Windenergieanlagen?”
SF6 wird als Isoliergas und Löschmedium eingesetzt.
Es ist geruchlos, farblos, nicht brennbar, unlöslich in Wasser, ungiftig und reaktionsträge, wodurch es chemische Reaktionen zuverlässig verhindert.
Daher eignet es sich gut zur elektrischen Isolation.
Bei dieser Beschreibung könnte man schnell den Eindruck gewinnen, dass dieses Gas nicht ausschließlich im Energiesektor verwendet wird. Dieser Eindruck ist korrekt.
Immer wieder hört man von der großen Menge an SF6, das durch Windenergieanlagen vermehrt benutzt wird.
Die Fakten sprechen eine sehr andere Sprache.
Auch in einem Beitrag des wissenschaftlichen Dienstes findet man die Aussage, dass 2019 der absolute Anteil der in Deutschland verwendeten SF6-Menge der Energieversorger ein Prozent beträgt.
Nicht nur Windkraft, alle Kraftwerkstypen.
Aufgrund der Entwicklung seit 2019 ist davon auszugehen, dass dieser Anteil heute noch geringer ist, da der Bedarf der Halbleiterindustrie weiter gestiegen ist, während der Bedarf der Energieversorger eher rückläufig ist.
Zusätzlich findet man im Abschlussbericht eines Konzeptes zur SF6-freien Übertragung und Verteilung elektrischer Energie von 2018 eine Übersicht der Emissionen in Deutschland.
In dieser Quelle wird deutlich, wo die Probleme mit SF6-Emissionen aktuell liegen.
Die Entsorgung von Schallschutzfenstern ist das größte Problem.
Seit 2006 wurde die Verwendung von SF6 in der EU verboten.
Allerdings rechnet man, dass diese Emissionen erst 2030 aus der Bilanz verschwinden, da natürlich Fenster erst Stück für Stück durch moderne Fenster ersetzt werden.
Klar kann man sagen, dass der Trend der SF6-Emissionen rückläufig ist. Sie nehmen ab.
Das hängt auch mit kommenden EU-Richtlinien zusammen, nach denen bis 2030 SF6 aus Schaltanlagen immer weiter verschwinden soll.
Nebenbei bemerkt ist das dieselbe Richtlinie, die gerne im Kontext von Wärmepumpen falsch zitiert wird.
Es gibt bereits Alternativen für SF6, wie zum Beispiel Vakuumschalter oder Luftisolierung.
Allerdings sind die Kosten für die Luftisolierung höher als für die Gasisolierung mit SF6.
Ein weiterer Vorteil von gasisolierten Schaltanlagen ist, dass sie kompakter gebaut werden können.
Natürlich sollten wir weiterhin daran arbeiten, SF6 schrittweise zu ersetzen. Obwohl es nur einen geringen Anteil hat, sollte man die Auswirkungen nicht unterschätzen.
Es ist jedoch von immenser Bedeutung, dass man die Probleme konstruktiv angeht und nicht durch populistischen Unsinn plötzlich Windenergieanlagen für einen Aspekt verantwortlich gemacht werden, an dem sie nicht einmal zu 1% insgesamt beteiligt sind.
Dank der EU kommt endlich Bewegung in dieses Thema und das ist gut so.
Kann Deutschland 100% des eigenen Strombedarfes durch Windenergie decken?
Zu Beginn: Es ergibt nicht sehr viel Sinn, aus einer Quelle 100% des Strombedarfes zu decken.
Wind ist im Winter effektiver. Solar im Sommer.
Dennoch um diese Frage zu beantworten: Ja, Deutschland kann seinen Strombedarf zu 100% aus Windenergie beziehen.
Zum Verständnis Beispiele vorab:
Das ist ein Windpark, der 2001 in Betrieb genommen wurde. Dieser verfügt über 4 GE General Electric GE 1.5sl Windenergieanlagen.
Mein absolutes Lieblingsbeispiel. 50 Windenergieanlagen mit 0,6 MWp Leistung werden durch 16 Stück mit 6,6 MWp (!) Leistung ersetzt.
Das heißt vereinfacht, mit einem Drittel der absoluten Anlagen wird sechs Mal soviel Windenergie erzeugt/umgewandelt.
Zur Erklärung: Neuere Windenergieanlagen werden ja deutlich höher gebaut als ältere Anlagen.
Dadurch hat man, obwohl die Kapazität nur um knapp mehr als 3 steigt, einen sechs Mal höheren Ertrag.
Windparks vor 20 Jahren wurden grundsätzlich an windreichen und idealen Standorten gebaut mit der Technik zu der Zeit, daher profitieren insbesondere Repoweringprojekten von idealen Standorten, die noch bessere Erträge bringen können.
Je höher du baust, desto schneller und insbesondere gleichmäßiger sind die Windgeschwindigkeiten.
Lohnt sich also!
Es gibt in Deutschland so unfassbar viele 22+ Jahre alte Anlagen, die durch neuere ersetzt werden können.
Mehr Geld für die Gemeinden, weniger absolute Anlagen für sehr viel mehr Ertrag.
Beispiel 3: Windpark Habscheid-Kesfeld
Im Windpark Habscheid-Kesfeld finden sich Windenergieanlagen mit 0,6 MWp und z. B. welche mit 2 MWp.
Jetzt als Beispiel neuste Windenergieanlagen auf dem Land.
Wie man sehen kann, gibt es mit der V172-7.2 MW, der SG 7.0-170 und E-175 EP5 Anlagen mit 7,2 MWp, 7,0 MWp und 6 MWp.
Was dieses Kapitel erklären soll: In den letzten 20 Jahren hat sich bei Windkraft immens viel getan.
Deutschland verfügte 2023 über 28.677 Windenergieanlagen.
Man sieht, es gibt mindestens 7.624 Windenergieanlagen, die bereits über 20 Jahre alt sind.
Es gibt sehr häufig die Aussage, dass man noch zehntausende vollständig neue Windenergieanlagen bauen muss, um den Strombedarf Deutschlands decken zu können.
Meine Gegenthese ist, dass man allein mit Repowering (das Abbauen alter Windenergieanlagen und Aufstellen neuer moderner Anlagen an derselben Stelle) ohne Probleme die dreifache Menge (wenn nicht sogar deutlich mehr) Menge an Strom erzeugen kann.
Der Bedarf von 50-60% des Strombedarfes Deutschlands durch Wind kann allein durch Repowering alter Anlagen erreicht werden.
Zusammengefasst: Durch Repowering könnte man deutlich mehr Strom erzeugen und gleichzeitig weniger Windenergieanlagen an einer Stelle benötigen als es vor 20 Jahren der Fall war.
Oder genauer: wenn laut dem Bundesverband WindEnergie 28.230 Anlagen mit Gesamtleistung von 56.130 MWp an Land installiert sind, bedeutet das (sehr vereinfacht), dass die durchschnittliche Kapazität einer Windenergieanlage ca. 1,98 MWp wäre.
Eine Steigerung Faktor 3+ des erzeugten Stroms ist also durchschnittlich möglich.
Je nach Alter der Anlage nach Region ist deutlich mehr machbar.
Selbstverständlich gibt es je nach Region Deutschland unterschiedliche Wind-Vollaststunden, deshalb ist die Menge an jährlich erzeugten Stroms unterschiedlich.
Diese Fortschritte sieht man bei Offshore (Windparks im Ozean) extremer.
Der Offshore-Windpark Amrumbank West wurde Oktober 2015 vollständig ans Netz angeschlossen.
Mit 80 Turbinen SWT-3,6-120 bzw. 3,6 MWp Windenergieanlagen für ca. 302 MW installierte Leistung.
Der Offshore-Windpark Kaskasi wurde Ende 2022 vollständig ans Netz angeschlossen werden.
Mit 38 Turbinen SG 8.0-167 DD Flex bzw. 8 MWp bis zu 9 MWp für ca. 342 MW installierte Leistung. (Sogar mit den ersten vollständig recyclebaren Rotorblättern!)
Das sind die Fortschritte in sieben Jahren.
Auch sieht man, dass man mit deutlich weniger Anlagen sogar deutlich mehr Leistung erreichen kann.
Dazu ein Ausblick, wohin die Reise aktuell geht.
Richtig, 15 MWp V236-15.0 MW oder 14 MWp-Anlagen SG 14-222 DD sind bereits auf dem Weg.
Das ist ein Motiv, welches sich durch die gesamte Energiewende zieht.
Im Gegensatz zur Kernkraft entwickelt sich die Photovoltaik wie auch die Windenergie sehr schnell weiter, ist kosteneffizienter und benötigt im Gegensatz zu einem neuen Reaktor und Jahrzehnten für den Rückbau keine 9-12 Jahre.
Abschließend kann man dank Agri-PV und regulärer Photovoltaik und diesem Kapitel sagen:
Es ist es absolut machbar, 100% Strom aus regenerativen Energien zu erzeugen.
Selbstredend gilt das auch für den Strombedarf für 100% elektrifizierte Mobilität und 100% elektrifizierte Wärme.
Wie man sieht, ist Aufklärung eines der wichtigsten Elemente.
Wenn jeder sieht, wie sehr sich die letzten Jahre entwickelt haben und was allein durch Repowering möglich ist, sollte die Akzeptanz deutlich steigen.
Wie siehts mit der Verteilung von Windenergieanlagen in Deutschland aus?
Oben findet sich die Kapazitätsübersicht.
Unten findet sich die Anzahl der Windenergieanlagen nach Bundesland aus dem Kooperationsausschuss 2023
Grundsätzlich sieht man sehr deutlich an den Bildern das berüchtigte